schneewittchen schrieb:
Also Kates Eltern haben damals gesagt, dass die Kinder so etwas regelmässig bekommen haben.
also soweit ich weiß, sind Äußerungen in diese Richtung gedeutet worden. Tatsächlich haben sie es aber meines Wissens klar bestritten und
Untersuchungen haben bei den beiden anderen Kindern auch ergeben, dass diese definitiv
keine Sedativa bekommen haben - jedenfalls nicht in diesem Zeitraum. Es ist ja nicht unwahrscheinlich, dass dann auch Maddie nichts bekommen hat.
Ich weiß leider nicht mehr genau, welche Äußerung von Kate McCann in diese Richtung interpretiert worden war - eine Interpretation war es aber allemal, gesagt hat sie es meines Wissens
niemals. Das Problem ist aber, dass nun wegen des Gerüchtverstärkers Internet jeder glaubt, es habe diese Äußerung gegeben - weil es der Sache auch eine Plausibilität verleiht. Denn die Medien haben diese Theorie damals gierig wie alles andere aufgegriffen und ständig weitergegeben und ausgeschmückt. Es war vermutlich auch wirklich die Theorie der Polizei, die die Familie damit unter Druck setzen wollte, weil Ermittlungserfolge ausgeblieben waren. Und die gängige Polizei-Lehre ist nunmal, den Täter im direkten familiären Umfeld zu suchen. Das ist in der Mehrzahl der Fälle eben auch tatsächlich so.
Die Wahrheit ist aber, dass die Kinder höchstwahrscheinlich niemals Beruhigungsmittel bekommen haben. Ein wirkliches Indiz oder gar einen Beweis dafür gibt es jedenfalls nicht.
schneewittchen schrieb:
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gonçalo Amaral derart an die Öffentlichkeit damit geht (Buch, Reportagen, Interviews), wenn er lügt oder sich seiner Sache nicht so sicher wäre. Da würde er ja einiges riskieren (nämlich selbst vor Gericht zu kommen wegen difamação).
ich kann nichts zum portugiesischen Rechtssystem sagen, aber das Risiko ist wohl eher gering. In D gibt es da [wiki]Verleumdung [/wiki]und/oder [wiki]üble Nachrede[/wiki]. Bei der Verleumdung muss man vor Gericht beweisen, dass eine bestimmte Behauptung nicht wahr ist. Die McCanns müssten also, wenn es in P sowas ähnliches gibt, gegen den Ex-Beamten vor Gericht ziehen und vor allem dem beweisen, dass er absichtlich die Unwahrheit gesagt hat. Halte ich für ausgeschlossen, er wird seine Theorie schon glauben.
Bei der üblen Nachrede ist es so, dass hier zwar die Beweislast beim Täter liegt, aber sowas nur dann strafrechtlich verfolgt wird, wenn "öffentliches Interesse" vorliegt ... schwierige Frage. Außerdem: Ich denke, dass Gonçalo Amaral seine Thesen schon so formuliert hat, dass er da juristisch halbwegs abgesichert ist. Es kommt bei sowas nämlich immer sehr auf den Wortlaut an.
Wenn man sagt: "Wir von der Polizei hatten die Beweise, dass die McCanns das Kind getötet haben", dann dürfte man mit so einem Satz ziemliche Probleme bekommen können, weil er wahrscheinlich nicht stimmt. Der Satz: "Den polizeilichen Verdacht, das Kind nicht getötet zu haben, konnten die McCanns lange nicht ausräumen", ist im Blick der Öffentlichkeit, die da meist nicht differenziert, dasselbe wie der erste Satz, aber juristisch unverfänglich.
Kai