Hallo Henning,
klar, spricht auch einiges dafür, das Original zu erlernen. Jeder wie er mag.
Ich habe vor 30 Jahren portugiesisch in Portugal gelernt. Schon damals, obwohl ich nichts mit Brasilien am Hut hatte, habe ich die paar Brasilianer, die es damals dort gab, deutlich besser als die meisten Portugiesen verstanden. Die Nordportugiesen übrigens auch, obwohl ich fast nur im Alentejo rum gehangen bin. Am schlimmsten war es bei den portugiesischen Männern. Frauen waren deutlich einfacher zu verstehen, wegen der helleren Stimme. Dann habe ich irgendwann einmal angefangen in Brasilien zu überwintern. Das "Brasilianisch" ist schöner, klarer und sehr melodisch. Man höre sich einfach einmal einen der klassischen Bossas an (oder der
Sie müssen registriert sein, um bestimmte Links zu sehen
). Das sagt mehr als Tausend Worte.
Ich gewöhne mir nun wieder eher die portugiesische Aussprache und den Wortgebrauch an und muss mal wieder mein Grammatikbuch abstauben und rein schauen (gehe bald nach PT für ein paar Jahre). Ist aber mehr meinem Ehrgeiz als einer Notwendigkeit geschuldet. In PT verstehen alle mein BR/DE/PT-Kauderwelsch und ich verstehe die Portugiesen hinreichend (Ausnahmen wie der "Drei-Zähne-Landarbeiter" bestätigen die Regel
.
Übrigens ein Tipp, wer wirklich sehr ehrgeizig ist.
Maria Teresa Hundertmark-Santos Martins, Portugiesische Grammatik.
Mein Gedankengang: "Brasilianisch" ist einfacher zu lernen, also weniger Frust am Anfang, mehr Chancen, die Durststrecke zu überwinden und dabei zu bleiben. Und das ist das Allerwichtigste. Dabei bleiben. Perfektionieren kann man es dann nach Lust und Laune, wenn man dabei bleibt.
Ach ja, der Kulturverrat. Kann man unterschiedlich sehen. So 20 Generationen Brasilianer und heute über 200 Millionen Brasilianer oder so können schon auch eine eigene Sprachkultur entwickeln, ohne die 13 Millionen Portugiesen zu verraten. Mit der brasilianischen Variante kann man da nicht so sehr daneben liegen. Ich persönlich würde den Weg einschlagen, der mir am besten liegt und der mich so schnell wie möglich ans das Ziel bringt, im Gastland "mitreden" zu können. Um Prinzipien kümmere ich mich dann als "Luxus-Zugabe", wenn ich mein Ziel erreicht habe.
Ich finde es einen tollen Zug von uns Deutschen, dass wir oft (ich generalisiere) die Sprachen unsere Gastländer erlernen. Ich freue mich über jeden, der portugiesische lernen möchte, um Land und Leute besser zu verstehen. Weiter so und nicht aufgeben!
Gruß
Stefan