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Wie Portugal die kleinen Leute auspresst

AW: Wie Portugal die kleinen Leute auspresst

Hallo,
der Artikel ist echt gut, er beschreibt das ganze Regierungssystem in drei Saetzen.
Ich frage mich schon seit langen Jahren, etwa kurz nach der Euro Einfuehrung, was koennen wir tun?????
Eine Verfassungsklage bei den Europagerichtshof einlegen, nicht moeglich da dies mit hohe Kosten verbunden ist. Allein ein Anwalt hier in Portugal zu finden, vergiss es.
Also was denn?????
:confused:
 
AW: Wie Portugal die kleinen Leute auspresst

dem Artikel ist kaum noch hinzuzfügen.
Vielleicht noch, das es auch die etwas grösseren Betriebe genauso trifft.
 
AW: Wie Portugal die kleinen Leute auspresst

dem Artikel ist kaum noch hinzuzfügen.
Vielleicht noch, das es auch die etwas grösseren Betriebe genauso trifft.


könntest Du mal mit ein paar Worten beschreiben, was Du meinst? Wie sieht es in Deiner täglichen Praxis denn so aus?

Und: Dass die großen Firmen ihre Adressen in die Niederlande verlegen, um Steuern zu sparen, hatten wir schonmal aufgegriffen: http://www.portugalforum.org/nachri...firmen-geld-sparen.html?highlight=niederlande
 
AW: Wie Portugal die kleinen Leute auspresst

Das ist halt so gedacht, wenn man die ganzen kleinen Märkte und Tante Emma Läden platt macht, müßen die Leute zwangsläufig in den großen Supermärkten einkaufen. Bei Letzteren ist sicher gestellt, daß die auf jeden verkauften Artikel die MwSt zahlen.
Sonst kenn ich noch einen Opa, der 500,-Strafe zahlen mußte, weil er auf seinem alten Mata Velho 3 Kisten Orangen ohne Guia de Transporte mitführte.
Die GNR Fiscal hat jetzt auch noch die kleinen Alfarroba Sammler im Visier, wenn diese ihre Säcke zur Kooperative bringen.

LG
M
 
AW: Wie Portugal die kleinen Leute auspresst

Ich weiss wirklich nicht was an diesem Artikel interessant ist:
Fangen wir mal an:
A)Lissabon ist schon längst zu Ende wenn man über die Vasco da Gama-Brücke fährt. Nach einer Stunde Fahrt ist man schon halberwege zur Algarve. Eventuell hat sie die 25 de Abril-Brücke gemeint, wo es bis Setúbal viel Verkehr gibt und es danach ruhig wird.
Klar biegen nach Überquerung der Brücke viele LKW´s von der Autobahn ab. denn sie fahren lieber über die Mautfreie IC1. Gäbe es keine Maut,wäre die Autobahn voller, dafür die IC1 leerer und die Restaurants und Cafés, die zwischenzeitlich wieder an der Strasse geöffnet haben, Pleite und gäbe es mehr Arbeitslosen.
B)Nach der 1974 Revolution wurden Ländereien aufgeteilt und die Bauern bekamen Grundstücke. Da Geräte und Kapital fehlten konnten diese die Grundstücke nicht wirtschaftlich bearbeiten. Das heute nur Verrückten die Felder der Alentejo bearbeiten ist Unsinn. Der Alentejo ist der grösste Weinproduzent des Landes. Darüberhinaus ist der Olivenanbau in dieser Region einer der Wichtigeste in Europa.Meine Nachbarn, hier im ärmsten Teil des Alentejos sind ganz glücklich mit ihren Ergebnissen, die wie in grossen Teilen Europas mit EU-Gelder bezuschusst wird.
C) Seit der Gründung Portugals im 12. Jh war die Arbeitlosigkeit gerade unter den Jüngeren immer hoch. Sie waren es, die gegen die Mauren und Spaniern kämpften. Sie waren es die auf Entdeckungreisen gingen und die Kolonien besiedelten. Sie waren es die nach Frankreich, England, Venezuela oder Australien gingen um ihr Glück zu finden. Sich mit der Geschichte Portugal zu befassen ist schon wichtig.
D)Es haben etwa 260 Leute 1 Mio in Portugal investiert und dafür ein Dauervisa bekommen. Ist doch eine gute Sache, oder?
E) Wenn es 1 Mio Arbeitslosen gibt in Portugal und nur 290.000 Arbeitslosengeld empfangen, dann ist dies sicherlich eine traurige Angelegenheit. Man sollte aber nicht vergessen, dass viele Portugiesen die arbeitslos sind durch Schwarzarbeit so viel Geld verdienen, dass sie gerne auf den wenigen Euros Arbeitslosengeld verzichten können.
F) Es sind nicht nur die portugiesischen Unternehmen, die ihren Sitz mittels eine Briefkastenfirma in die Niederlande oder Irland verlegen. Ein Vorstand oder Geschäftsführung könnte natürlich aus moralischen Gründen sagen:'nein wir bleiben in Portugal' und verzichten auf zusätlichen Gewinnen. Ob die Anteilseigner, dass dan auch so sehen wage ich zu bezweifeln. Es ist an die Niederländer ihr Steuersystem zu ändern und die Handlungsweise ein Ende zu setzen. Soweit ich informiert bin, sind die Niederländer bereits dabei dies zu ändern.
G) Ob der Verzicht auf die Grunderwerbsteuer das Defizit in Portugal massgeblich beeinflusst wage ich zu bezweifeln
H)Eine Computerkasse ist erst notwendig bei einem Umsatz von 150.000 Euro, und wird sich später auf 100.000 Euro reduziert. Welcher Bauer erzielt auf dem Markt mit dem Verkauf von Pfirsichen à 1,20 Euro das Kilo solche Umsätze. Verschwindet ein Bauer auf einem Markt, dann ist er entweder in Rente gegangen, krank oder gestorben. Das hat nichts mit Computerkassen zu tun.
I)Die am meisten während der Krise abzugeben haben sind die Beamten. Die Regierung versucht mit allen Mitteln der Beamtenaparat zu reduzieren. Dies geschah bereit unter der Regierung Socrates. Die Entscheidungen des Verfassungsgericht waren zwar richtig haben aber nicht dazu beigetragen die Kosten für diesen Aparat zu verringern. Jerder Beamter ohne Arbeit ist übrigens ein zusätzlicher Arbeitslose.
K) Zwar gibt es viele Zeitungsspekulationen, dass Portugal mehr Geld von der EU braucht. Ein Antrag der Regierung liegt aber noch nicht vor. Also reine Spekulation. Ach ja, die Wirtschaftsprognosen für Portugal wurde letzte Woche nach oben angepasst, also so schlecht geht es in Portugal nicht.
L) Das Händler, Verkäufer, Café-Inhaber eine Quittung ausstellen müssen ist nicht mehr als Recht. Der Staat muss die Steuern eintreiben, die ihm zustehen und vom Parlament - sprich das Volk- verabschiedet wurden. In der Vergangenheit wurde hier viel zu viel geschlampert. Sich darüber aufzuregen, ist wohl eher eine Unterstützung für die Stuerhinterzieher.
Die meiste Portugiesen haben noch genügend Luft zum atmen. Mir ist noch nicht besonders aufgefallen, dass weniger geraucht oder mit dem Handy telefoniert wird und im Hochsommer läuft der Motor des Autos auf dem Parkplatz weiter, damit die Klimaanlage das Auto schön kühl hält.
Johan
 
AW: Wie Portugal die kleinen Leute auspresst

Hallo,
ich beschwere mich nicht, wenn mir die LKW- Papiere eingezogen werden, weil die Polizeit einen Fehler in der ausgestellten Guia de Tranprote festgestellt hat.
Das Kennzeichen war falsch, 75 Euro, zahlbar beim nächsten Finanzamt, in bar, sofort, wenn mann die Papiere so schnell wie möglich wiederhaben will.

Argerlicher ist dann schon, wenn man die Papiere in Olhao abholen muss, ( 100 km ).
Mit Glück haben die Beamten dem Chef am selben Tag die Papiere hingelegt, so ab 17,00 Uhr. Wenn nicht, kann man es am nächsten Tag nochmal probieren.

Seid 1. Oktober musssen wir jeden morgen unsere Transportscheine vorm Ausdrucken beim Finanzamt registrieren lassen.

Dazu sind insgesamt 37 Schritte notwendig.
Zeitaufwand pro Schein: etwa 20 Minuten.
Kosten für das EDV- Update: etwa 350 Euro

Schwierig wirds, wenn die beim Finanzamt hinterlegten DAten, Adresse, Postleitzahl, nicht mit den Angaben des _Kunden uebereinstimmen.
Dann geht nichts, das Sytem verweigert sich.

Zweite Hürde: Wir arbeiten auf wechselnden Baustellen, oft im nirgendwo, oft in Urbanisationen.
Sollte das System den Ort nicht kennen, oder noch besser, die dazugehörige Postleitzanl, geht nichts.

Was wir tun?
Tricksen, irgendeine Lieferanschrift in der Nähe angeben.

Oder aber das System funtkioniert nicht, ist überlastet, was weiss ich.
Was können wir tun. Illegal losfahren, auf Schleiwege ausweichen, über die Felder fahren?

Wohlgemerkt, wir sind ein Handwerksbetrieb mit 6 Mitarbeitern, unser Umsatz über 100000 Euro zwingt uns zu diesen Dingen.

Unsere Gewinne sind gegen null, die Umsätze gehen kontinuierlich zurück.
Aber das Kontrollsystem wird immer irrwitziger.

Wirtschaftsförderung sieht in meinen Augen anders aus.

Frank
 
AW: Wie Portugal die kleinen Leute auspresst

Der Staat muss die Steuern eintreiben, die ihm zustehen und vom Parlament - sprich das Volk- verabschiedet wurden.

:D Ja, klar... das Parlament repräsentiert das Volk und dessen Wünsche. Wo hast du denn das gelesen? In Grimms Märchen?

Ich erinnere daran, daß diese Regierung die Wahl vor drei Jahren nur mit Angstmacherei und vollmundigen Wahlversprechen (keine Steuererhöhungen, kein Abbau des Sozialstaats, etc. pp.) gewann, die bestens dokumentiert sind und allesamt nicht eingehalten wurden. Niemand hat die PSD damals gewählt, weil er immer mehr Steuern und Gebühren für immer weniger Leistung zahlen wollte.
 
AW: Wie Portugal die kleinen Leute auspresst

Hallo Johan,

Gäbe es keine Maut,wäre die Autobahn voller,

es gibt ja einige andere Länder in Europa mit Mautstrecken, da ist das seit 30-40 Jahren oder so kein Thema.


C) Seit der Gründung Portugals im 12. Jh war die Arbeitlosigkeit gerade unter den Jüngeren immer hoch. Sie waren es, die gegen die Mauren und Spaniern kämpften. Sie waren es die auf Entdeckungreisen gingen und die Kolonien besiedelten. Sie waren es die nach Frankreich, England, Venezuela oder Australien gingen um ihr Glück zu finden. Sich mit der Geschichte Portugal zu befassen ist schon wichtig.

Sorry, aber das ist Geschichtsklitterei. Es hat mit Sicherheit nicht deshalb Kampf gegen die Mauren und Eroberungen gegeben, weil es "Arbeitslosigkeit" gab. Diese ist ein neues Phänomen aus dem Zeitalter die Industriealisierung, denn wenn es keine (Fabrik)Arbeiter gibt, kann es auch keine Arbeitslosen geben. Was Du meinst, ist vielleicht Überbevölkerung, aber das ist ein gesellschaftlich völlig anderes und nicht vergleichbares Phänomen.

D)Es haben etwa 260 Leute 1 Mio in Portugal investiert und dafür ein Dauervisa bekommen. Ist doch eine gute Sache, oder?

abwarten, wie dauerhaft und nachhaltig das ist.

K) Zwar gibt es viele Zeitungsspekulationen, dass Portugal mehr Geld von der EU braucht. Ein Antrag der Regierung liegt aber noch nicht vor. Also reine Spekulation. Ach ja, die Wirtschaftsprognosen für Portugal wurde letzte Woche nach oben angepasst, also so schlecht geht es in Portugal nicht.

Johan, es gibt da wirklich mehr als nur Zeitungsspekulationen, und nicht zuletzt der Versuch, die Defizitgrenze anzuheben, den es auch gab, ist ein Versuch, an mehr Geld zu kommen.

Die meiste Portugiesen haben noch genügend Luft zum atmen. Mir ist noch nicht besonders aufgefallen, dass weniger geraucht oder mit dem Handy telefoniert wird und im Hochsommer läuft der Motor des Autos auf dem Parkplatz weiter, damit die Klimaanlage das Auto schön kühl hält.
Johan

Das sind doch situative Momentaufnahmen, die nun aber auch nichts aussagen. Was sagt das denn darüber, wie viele gar kein Auto mehr haben? Solche Aussagen empfinde ich dann als populistisch.

Kai
 
AW: Wie Portugal die kleinen Leute auspresst

es gibt ja einige andere Länder in Europa mit Mautstrecken, da ist das seit 30-40 Jahren oder so kein Thema.

Wenn ich mit meinem Pick-up von Faro nach VRS-António fahre zahle ich 9 Euro One Way. Ein Pick-up ist auf dem Land eine Notwendigkeit. 9 Euro für etwa 60km sind viel Geld, vorallem bei den Einkünften, die man in Portugal hat. Somit fahre ich Landstrasse


Sorry, aber das ist Geschichtsklitterei. Es hat mit Sicherheit nicht deshalb Kampf gegen die Mauren und Eroberungen gegeben, weil es "Arbeitslosigkeit" gab. Diese ist ein neues Phänomen aus dem Zeitalter die Industriealisierung, denn wenn es keine (Fabrik)Arbeiter gibt, kann es auch keine Arbeitslosen geben. Was Du meinst, ist vielleicht Überbevölkerung, aber das ist ein gesellschaftlich völlig anderes und nicht vergleichbares Phänomen.

Es war doch in der Geschichte von Portugal, Spanien und auch einige anderen Ländern so, dass der älteste Sohn den Hof bekam, ein weiterer wurde evtl. Priester und der Rest bekam gesagt, dass sie weg gehen sollten, da keine Arbeit für sie da war und sie das Glück irgendwo anders suchen sollten. Viele von diesen Leuten wurden Soldat. Später gingen sie an Bord der Schiffe. Heute ist es ja nicht viel anders, bloss weg Lx, Porto oder Ausland. Portugal hat noch nie genügend Arbeit für seine Einwohner gehabt. An anderer Stelle habe ich das Buch 'Alentejo que Futuro' schon mal erwähnt, wo die Geschichte seit der Römerzeit beschrieben wurde.

Johan, es gibt da wirklich mehr als nur Zeitungsspekulationen, und nicht zuletzt der Versuch, die Defizitgrenze anzuheben, den es auch gab, ist ein Versuch, an mehr Geld zu kommen.

Durch die 3 für die Regierung negativen Entscheidungen des Verfassungsgericht muss Passos Coelho andere Lösungen finden. Eine wäre die Defizitgrenze auf 4,5 % zu erhöhen,was nicht auf Begeisterung stiess bei den anderen EU-Ländern. Jetzt wird er wieder die Beamtengehälter kürzen, Witwepensionen kürzen und den Höchststeuersatz erhöhen.
Mehr Geld hat Portugal noch nicht beantragt.

Das sind doch situative Momentaufnahmen, die nun aber auch nichts aussagen. Was sagt das denn darüber, wie viele gar kein Auto mehr haben? Solche Aussagen empfinde ich dann als populistisch.

Momentaufnahmen?
Dein Kommentar in Zeit-Online kann ich auch nur zum Teil teilen.
Das die Portugiesen ihr Fitness-Abo kündigen kann ich nicht bestätigen. In Beja haben in diesem Jahr mindestens 2 neue Center aufgemacht.
Vielleicht sind die Gebrauchtwagenplätze voller, die Neuzulassungen haben in diesem Jahr aber schon 6 % zugenommen. Zugegeben auf einem niedrigen Niveau (2012 war das schlechteste Jahr überhaupt) aber es gibt eine positive Entwicklung. Es stimmt, dass in den letzten Jahren immer mehr kleine Läden geschlossen haben. Grund war oft, dass sie das Geld nicht hatten um die Steuern nachzuzahlen. Jetzt stellt man aber ein neuer Trend fest und zwar dass neue kleine Restaurants aufmachen, die auch mal was anderes auf der Speisekarte haben als die ' Cozinha tradicional' und zu günstigen Preisen.
Der Zeit-Online Artikel vermittelt m.E, ein vollkommen falsches Bild des Alentejo. Keiner fühlt sich hier tapfer oder verrückt weil er noch auf seinen Feldern arbeitet.
Ich will wirklich nicht abstreiten, dass es die Portugiesen - und auch mancher Resident- schlechter geht als vor 2 oder 3 Jahren. Nur ein Hungersnot ist hier aber auch noch nicht ausgebrochen.
Johan
 
AW: Wie Portugal die kleinen Leute auspresst

Somit fahre ich Landstrasse

wie gesagt: Woanders sieht es auf den Maut-Autobahnen anders aus. Und ich habe mich schon vor ungefähr 15 Jahren, als das mit der Maut-Autobahn zwischen Badajoz und Setubal losging, gewundert, wie leer die war.

Portugal hat noch nie genügend Arbeit für seine Einwohner gehabt. An anderer Stelle habe ich das Buch 'Alentejo que Futuro' schon mal erwähnt, wo die Geschichte seit der Römerzeit beschrieben wurde.

Ok, aber erstens kann man das nicht mit dem Begriff "Arbeitslosigkeit" beschreiben und zweitens ist das kein Grund für die die Eroberungen.


Dein Kommentar in Zeit-Online kann ich auch nur zum Teil teilen.
Das die Portugiesen ihr Fitness-Abo kündigen kann ich nicht bestätigen.

Andere schon: http://www.portugalforum.org/portugal/29845-krise-portugal-konkret.html#post212001

die Neuzulassungen haben in diesem Jahr aber schon 6 % zugenommen. Zugegeben auf einem niedrigen Niveau (2012 war das schlechteste Jahr überhaupt) aber es gibt eine positive Entwicklung.

Wie gesagt: Von einem historischen Tiefstand aus gesehen ...


Nur ein Hungersnot ist hier aber auch noch nicht ausgebrochen.

Hat das jemand behauptet? Es geht nicht um Hunger aber um Lebensqualität schon. Das muss man auch kritisieren, nicht erst, wenn Leute verhungern.

Kai
 
AW: Wie Portugal die kleinen Leute auspresst

...
Die meiste Portugiesen haben noch genügend Luft zum atmen. Mir ist noch nicht besonders aufgefallen, dass weniger geraucht oder mit dem Handy telefoniert wird und im Hochsommer läuft der Motor des Autos auf dem Parkplatz weiter, damit die Klimaanlage das Auto schön kühl hält.
...

Ich halte dich nicht für ignorant und gerade deshalb verwundert mich deine Aussage, denn sie läuft meinen Erfahrungen konträr.

Schon beim letzten Besuch von userin Bia (und der ist schon mindestens ein paar Monate her) hab ich ihr erzählt, dass die Strassen hier immer weniger befahren werden, da sich kaum noch jemand ein Auto leisten kann.
Dafür sieht man immer mehr Fussgänger, was früher nie der Fall war.
(Und diese gehen mitllerweile kilometerweit, um irgendwie zur Arbeit zu kommen, sollten sie welche haben...)

Gestern war ich auf einem Geburtstag und habe dort ein Gespräch mitbekommen, das dann trotz meines plötzlichen beiseins nicht abgebrochen wurde, da ich schon seit Jahren "wie zur Familie" gehöre.
Fazit davon ist, was eine 17-jährige aus Amadora erzählte, die ich ihr halbes Leben lang kenne:

Ihre Familie muss wohl in den nächsten Wochen die Wohnung räumen.
Noch haben sie die Wahl:
Entweder endlich Miete zahlen und nix zu essen kaufen können, oder essen kaufen, aber keine Miete zahlen...

Noch haben sie sich für das essen entschieden und fliegen somit bald aus der Wohnung.
Dann landet eine weitere Familie auf der Strasse, zwei Erwachsene und vier Kinder/Jugendliche.

Ich habe ihr dann angeboten, Nahrungsmittel für die Familie mitzunehmen, denn das ist das einzige, was ich anbieten kann.
Womit wir gleich beim nächsten Problem landeten:
der Stolz vieler Familien, die sich nicht trauen, offen ihre Armut zuzugeben.
Sie wusste nicht, ihrer Mutter die Herkunft der Kartoffeln etc zu erklären.
Auch dafür hatten wir schnell eine Lösung gefunden, aber was mich wundert:

siehst du das Elend wirklich nicht?
 
AW: Wie Portugal die kleinen Leute auspresst

Sivi, ich glaube man muss etwas unterscheiden und zwar das Leben auf dem Land und das in den Städten.
Der Artikel in der Zeitung 'die Zeit' bezieht sich auf das Leben in dem Alentejo und was dort beschrieben wird, stimmt m.E. nicht. Hier in Mértola oder auch in Beja oder Castro Verde sehe ich keine negativen Veränderungen eher positiven sogar. Und das die, die noch auf dem Land arbeiten entweder tapfer oder bekloppt sind, kann ich auch nicht bestätigen. Die Leute leben einfach und sind weiterhin gut drauf.
Das Leben in den Städten ist u.U. ein ganz anderes und bedeutend härter. Menschen, die wie von dir beschrieben im Grossraum Lx aus der Wohnung geworfen wurden und jetzt hier bei Verwandten Unterkunft gefunden haben kenne ich auch. Komischerweise haben gerade die, die in der Grossstadt arbeitslos waren hier eine Arbeit gefunden.
Wirklich Sivi, hier in der Umgebung sehe ich kein Elend. Gestern war ich in Vale de Açor, ein Monte auf dem Weg nach Beja auf einem Fest. Wie immer war viel los, es wurde gegessen und getrunken, vielleicht etwas weniger als sonst, und getanzt.
Am Serpa-Käse-Stand wurde eifrig den teuren Käse gekauft.
Johan
 
AW: Wie Portugal die kleinen Leute auspresst

Lieber Johan,

Danke für deine Antwort!

Sie macht mir Mut, denn ich erlebe alles anders als du, sowohl was das Leben der Städter, als auch der Landbewohner angeht!
 
AW: Wie Portugal die kleinen Leute auspresst

es gibt ja einige andere Länder in Europa mit Mautstrecken, da ist das seit 30-40 Jahren oder so kein Thema.

Zu dem Thema sind ja eigentlich schon genügend offizielle Zahlen veröffentlicht worden, die belegen, daß der Rückgang des Verkehrsaufkommens auf den Strecken, auf denen die Maut nun eingeführt wurde, nicht selten 40 bis 50 Prozent beträgt. Da mußte man den Kopf schon tief in den Sand stecken, um das nicht mitzubekommen. Und ein Rückgang in einer solchen Größenordnung ist nicht normal. Das Perverseste ist aber, daß man nun wegen der unglaublich blöden PPP-Verträge mit den Autobahnbetreibern über höhere Steuern deren Verdienstausfälle kompensiert.


Wie gesagt: Von einem historischen Tiefstand aus gesehen ...

Eben, diese Tatsache kann man nicht einfach ignorieren. Bin schon etwas überrascht, daß gerade Johan das tut.

Interessant war freilich auch, daß die Verkäufe on Luxusschlitten in der Zeit, als der Absatz von Klein- und Mittelklassewagen einbrach, nach oben schnellten.


Nur ein Hungersnot ist hier aber auch noch nicht ausgebrochen.

Yeah, mach uns den Fernando Ulrich hier, Johan. :D So lange es hier noch keine Hungersnöte gibt, ist doch noch Spielraum nach unten vorhanden. :fies:
 
AW: Wie Portugal die kleinen Leute auspresst

Durch die 3 für die Regierung negativen Entscheidungen des Verfassungsgericht muss Passos Coelho andere Lösungen finden. Eine wäre die Defizitgrenze auf 4,5 % zu erhöhen,was nicht auf Begeisterung stiess bei den anderen EU-Ländern. Jetzt wird er wieder die Beamtengehälter kürzen, Witwepensionen kürzen und den Höchststeuersatz erhöhen.
Mehr Geld hat Portugal noch nicht beantragt.

Nein, es sollen wieder mehr Schulden gemacht ... ähhh, Kredite aufgenommen werden:

Wenn Portugal kein Geld von Europa bekommt, versucht es eben anderswo an die Kohle zu kommen.

Kai
 
AW: Wie Portugal die kleinen Leute auspresst

So lange es hier noch keine Hungersnöte gibt, ist doch noch Spielraum nach unten vorhanden. :fies:

Hungersnot in Portugal?:D Also ich mache ja oft mittags almoço in port. Restaurants. Und wenn ich sehe, was meine Tischnachbarn da für halbvolle Teller zurück lassen, muß es allerdings noch einen erheblichen Spielraum nach unten geben, bis die mal merken, daß auch aufgegessen wird, was auf den Tisch kommt:(.
Portugal hatte letztes Jahr die höchste Neuwagen Zulassung innerhalb der EU(finde den Link dazu grade nicht).

LG
M
 
AW: Wie Portugal die kleinen Leute auspresst

Portugal hatte letztes Jahr die höchste Neuwagen Zulassung innerhalb der EU(finde den Link dazu grade nicht).

bezogen auf was? Das Jahr 2012 war in Portugal das Jahr mit den wenigsten Zulassungen seit Beginn dieser Statistik!
Kai
 
AW: Wie Portugal die kleinen Leute auspresst

bezogen auf was? Das Jahr 2012 war in Portugal das Jahr mit den wenigsten Zulassungen seit Beginn dieser Statistik!

Prozentual auf die Bevölkerungszahl wird das ,glaube ich, bezogen. Und da warens zwar wenig, aber immer noch mehr, als in Resteuropa.
In Spanien zB ist der Verkauf von Neuwagen in diesem Zeitraum um 25% zurück gegangen.

LG
M
 
AW: Wie Portugal die kleinen Leute auspresst

Prozentual auf die Bevölkerungszahl wird das ,glaube ich, bezogen. Und da warens zwar wenig, aber immer noch mehr, als in Resteuropa.
In Spanien zB ist der Verkauf von Neuwagen in diesem Zeitraum um 25% zurück gegangen.

LG
M

Und in Portugal um 38%... deine Behauptung, Portugal hätte letztes Jahr die prozentual meisten Neuwagenzulassungen innerhalb der EU gehabt, ist damit nicht in Einklang zu bringen. Und ich habe den passenden Lnk, um das zu beweisen, sogar parat:

 
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