Wir sind grad mittendrin, da ertönt eine Stimme.
Ah, eigentlich lang erwartet: wir bekommen Besuch vom Nachbarn.
Der hatte uns letztes Jahr schonmal zugewinkt bei der Hausbesichtigung.
Was bringt er mit? Einen Willkommensgruß in Form von...Alkohol.
Wir müssen probieren, er hat auch ein Plastikbecherchen dabei.
Ganz schön lecker, der Amora- Likör. Und gehaltvoll. Kommt gut in der Sonne.
Ich packe meinen extra geübten Satz aus:
"nós somos os vizinhos nuevos". Wenigstens "vizinhos" hat er verstanden.
Und dann wird sich über Gott und die Welt unterhalten.
Wir verstehen sogar grob, um was es geht und kramen unsere paar Brocken Portugiesisch aus. Unglaublich.
Manchmal hilft aber nur ein freundliches Nicken und ein "sim".
M. lebt schon seit 40 Jahren hier mit seiner Frau, war aber auch schon in fremden Ländern unterwegs.
Er hat als Busfahrer für Touristen gearbeitet. Seine beiden Söhne leben in Porto und auf Sao Miguel.
Er pflanzt jede Menge Obstsorten an, hat 2 Schweine und ein Boot zum Fischen.
Er äußert seine Ängste wegen des Virus, lobt aber die Insel und das gute Leben hier, auch wenn es oft beschwerlich ist.
Ach ja, eine kleine Adega hat er auch.
Sprachs und verschwand, um uns eine 5-Liter- Buddel seines Rotweins zu bringen. Mit Glas. Lecker, der Rebensaft.
Wir werden als bom visinhos befunden.
Er erzählt noch vom Haus, der alten Dame, die hier lebte und gibt Tipps für Fenster und Türen.
Heute wird jedenfalls nicht mehr viel geschafft.
Auf dem Rückweg sehen wir noch ein paar Leute bei der Weinlese.
Fast wie auf Postkarten...von denen wir übrigens noch keine geschrieben haben.
Nach einer Dusche beschließe ich, ein Resteessen zu kochen,
unser Bedarf an Menschen ist für heute auch gedeckt, wir bleiben daheim.
Es gibt eine Art Pfannenauflauf aus Pellkartoffeln, Möhren und Käse (wir haben leider keinen Backofen),
der mit Bier und Curral Atlantis tinto aufgewertet wird.
Das Leben ist schön, oder?