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Was ist daraus geworden?

Ah, Praça da Espanha. Später mehr, ich muss noch ein paar Bilder sortieren, aber immerhin gehts damit zum Thema zurück.

(Dagegen ausdrücklich offtopic zu posten, was angeblich »nicht kaputt« ist, ist schon einigermaßen schräg.)

Denn »kaputt« bedeutet zumindest für mich nicht vor allem, dass die alte Bausubstanz verfällt oder lieb gewonnene Orte verschwinden, so dass man seine Nostalgie kultivieren kann, sondern u.a. eher dass

1. verloren vergeht, was früher in den Ruinen noch als urbanes Potenzial steckte
2. die völlig touristifizierte Stadt fast jede Erinnerung an reales urbanes Leben tilgt (Touristifizierung ist Derealisierung und Stadtlandschaft wird zur Konsumlandschaft)
3. die Stadt dysfunktional wird
4. und dass man in Lissabon (sicher auch woanders, aber da kenne ich mich eben nicht so aus) beobachten kann, wie das verschwindet, was eine »europäische Stadt« einmal sein sollte.

Dysfunktional?
Wenn man, wie wir gerade neulich, vom Largo do Rato der Rua da Escola Politécnica zum Príncipe Real folgt - und wir dann beide auf die Idee kommen, jetzt aber schnell in den Botanischen Garten zu fliehen.
Weil nicht nur dort der Autoverkehr samt Geräuschkulisse und Abgasen kaum mehr zum Aushalten ist, ein Verkehr, der sich eigentlich fast immer staut und kaum vorankommt, in einer Straße, die nie für Verkehr in diesen Ausmaßen vorgesehen war, auf den Bürgersteigen ist ohnehin kaum Platz, erst Recht nicht für größere Mengen und touristisches Schlendern.
Keine Ahnung, ob man dort mal die Emissionen misst. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass man in der Straße freiwillig, also wenn man tatsächlich die Wahl hat, mehr als drei Tage leben möchten.

Ein sicheres Zeichen für Dysfunktionalität und den eher vergeblichen Versuch, sie zu korrigieren, sind Fußgängerbrücken. (Dazu später am Praça da Espanha.)

Europäische Stadt?
Ein Merkmal, vielleicht sogar noch der Metropolen: es gibt Grenzen der Stadt.
Die Megacity dagegen: man kommt nicht mehr heraus, es gibt kein Außen mehr.
Egal, ob Schlafstädte, die bis Sintra reichen, oder Wellblechhütten in Catete/Angola Mitte der 70er Jahre: »wahnsinnig viele Leute lebten um sie herum, neue Wellblechhäuser, neue Straßen, die niemals oder bei einem Baum, bei einer Ruine, eine Müllkippe endeten, wie kommt man hier weg ...« (António Lobo Antunes). Gar nicht (oder man stürzt sich ins Meer).
 
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Stadtgrenzen, Stadtränder in der Stadt.

IMG_20211016_144124-01-01.jpeg
 
Stadtgrenzen, Stadtränder in der Stadt.
Ja, hübsch ginge anders! Nur wie? Was schlägst Du vor? Ist ein Blick von der Ponte da Belavista bei Alvalade hier repräsentativ?

Die Aufnahme an sich finde ich übrigens sehr gelungen. Sie drückt die ganze Misere der urbanen Banlieue-Geschwüre geradezu bildlich aus.

Gutes Auge! Dafür - wenn auch widerwillig - gibt es einen Druck auf´s Knöpfchen.
 
Und ein weiteres Kapitel in dem Drama ´Lissabon kaputt´.





Am 16. Februar diesen Jahres hat ein Gericht das Räumungsurteil gegen das Traditions-Schuhgeschäft in der R. 1º de Dezembro 9 gesprochen und zwar zu Gunsten eines ausländischen Immobilienentwickler (Rossio Place), welcher beabsichtigt, ein Hotel in dem Gebäude zu eröffnen, in dem sich der Schuhladen „A Deusa“ befindet.

Es gibt Bürger-Eingaben an die Camara.



Sieht ganz danach aus, als ob es zu spät dafür ist KLICK.



Wann wird dieser Wahnsinn gestoppt werden?
 
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Laut der Câmara hat man erst unmittelbar während der Räumung davon erfahren und der Grundstücksbesitzer wusste angeblich nicht, dass es sich um eine Loja com História handelte.

Abgeschlossen ist der Fall noch nicht, weil die Lizensierung für das Hotel weiterhin anhängig ist und die Câmara beim Verfahren nun auch den Status das Schuhgeschäft berücksichtigen will. Man wird also wohl mit dem Investor nach Lösungen suchen.

Gleichzeitig gab die Câmara auch den Ball an die Regierung weiter, die das im nächsten Jahr auslaufende Gesetz zum Schutz dieser Läden verlängern soll.

Câmara de Lisboa diz que despejo da sapataria A Deusa podia ter sido evitado, mas "está a avaliar a situação"
 
Für die einen ist Lissabon kaputt, für die anderen die "fröhlichste Stadt der Welt":
 
Für die einen ist Lissabon kaputt, für die anderen die "fröhlichste Stadt der Welt":
Vielleicht schon wieder etwas outdated...






Aber hey, die Sonne scheint, alles gut! :confused:
 
Ich glaube diese internationalen Tourismusrankings haben nie groß die Befindlichkeiten der Einwohner in Betracht gezogen.
Der Thread heißt nicht umsonst so.
 
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Eine gute Reportage über die Schattenseiten des Tourismus und Immobilienbooms:

Wobei man dazusagen muss, dass der Immobilienmarkt in Lissabon schon lange vor dem Tourismusboom ein großes Problem war. Das war ja ursprünglich Folge der Diktatur, in der Dank Mietendeckel zehntausende Wohnungen verfallen sind (was man bis heute in der Stadt gut sieht). Schon seit den 80ern sind daher viele Lisboetas in die Vororte gezogen, die Stadt hat in den letzten 40 Jahren gut 300.000 Einwohner verloren und heute offiziell mehr Arbeitsplätze als Bewohner...während die Metropolregion drumherum wächst und wächst.

Der Tourismus, ausländische Arbeitskräfte wie meine Wenigkeit und die Spekulationen internationaler Investoren verschärfen das Problem heute lediglich zusätzlich.
 
Ich habe die Stadt zum letzten Mal in Juni 19 besucht und mich gefragt ob ich mich überhaupt in Portugal befinde. Man findet in Lissabon so ziemlich alles, aber nichts was noch daran erinnert das es die Hauptstadt Portugal ist. Ein undefinierbarer Mix aus Freiluftfete und touristisches Disneyland, wo man sämtliche Sprachen Europas an jeder Ecke hört mit Ausnahme von Portugiesisch. Die typischen Restaurants im Bairro Alto bieten Tapas und Paella und dazu landestypische Sevillanas und Flamenco an, eben Dinge die der Touri mit der iberischen Halbinsel in Verbindung bringt. Also Lissabon selber, werde ich in Zukunft meiden. Lieber auf die andere Seite nach Moita, Montijo, Alcochete etc. Die Hauptstadt Portugals scheint ihre Seele für ein paar Euros verkauft zu haben, damit irgendwelche Billigtouris in Feierlaune auf ihre Kosten kommen.
 
Na ja, so wie Du Lisboa beschreibst, kann ich das garnicht bestätigen; ich hab ja vor 30 Jahren mal ein knappes halbes Jahr dort gewohnt und fahr jetzt wieder seid 2016 regelmässig hin und für mich ist es immer noch meine "Seelenstadt"; ich halte mich aber auch nicht nur unten in der Baixa auf, da wo sich hauptsächlich die Touristen tummeln oder im Bairro Alto, dass abends zur Partymeile wird; man kann soviel in Lissabon entdecken, was authentisch ist und nichts mit Disneyland zu tun hat; ich weiss garnicht was Du in Lx als touristisches Disneyland bezeichnest; das einzige was mir dazu einfallen würde ist wenn man von der Baixa den Weg durch die Alfama zur Burg raufgeht, da tummeln sich die Touristen und es gibt Lokale, da muss man natürlich nicht rein gehen weil die nur für Touristen wirklich sind; ich wohne bei meinem Aufenhalten immer im Campo de ourique und geniesse dort die Parks (Estrela, Jardin do Amoreiras....) die Lokale und dort sind Einheimische....ich geh dann zu Fuss immer in die Baixa runter und entdecke immer wieder neues, klar unten in der Altstadt sind jeh nach Jahreszeit, mal mehr mal weniger Touristen aber Portugal lebt ja auch davon; hat alles zwei Seiten; versuche mal abseits vom Bairo alto zu gehen (Santos, Campo d.Ourique, Amoreiras, Lapa, und so weiter....) lg petra
 
Welche Seele @Cignale? Die, von der der "Teuertouri" oder der "Cool-Touri" oder der "Alt-Touri" glaubt, sie sei vorhanden oder jemals vorhanden gewesen. Touristenmassen verändern alle Gebiete, in die sie einfallen. Je nach Masse und weniger nach Geldbeutel. Lisboa erträgt enorme Massen und bietet, was gefragt wird. Eine Stadt hat keine Seele, vielleicht eine Ausstrahlung, vielleicht vermittelt sie beim Besuch eine Lebensart, aus der Dichter und Schreiber eine Seele erfinden. Wer glaubt, Lisboa hätte jemals eine Seele gehabt, der macht denselben Fehler wie der "gemeine Tourist", der glaubt, Tapas kämen aus Portugal.

Ja, es ist ein Elend, dass seit meiner kurzen Lisboa-Aufenthalte, die Stadt, das Land und die Welt so verändert haben. "Das waren noch Zeiten", als am Cais do Sodré die Lokale den Huren und ihren Freien vorbehalten waren und Letztere zu 95 Prozent aus Seefahrern bestanden. Als Bairro Alto wie auch Coimbra die Hochburgen authentischen Fados waren. Als man für ein hübsches Mädchen am Straßenrand eine Vollbremsung mit quietschenden Reifen hinlegen konnte, sie freundlich über die Straße ließ und statt dem Stinkefinger ein sympathisches Lächeln erntete. Als man in Lisboa an jeder Ecke frische Sardinen essen konnte und auf die Tram aufgesprungen ist, wenn sie langsam um die Ecke kam. Als...

Jetzt ist es über 40 Jahre später und die Welt hat sich mehr als nur einmal gedreht. Alfama ist abgebrannt und wurde neu aufgebaut, die Expo hat einen ganzen neuen Stadtteil geschaffen, über Internet wird der Standort jeder Hundehütte millionenfach weiterverbreitet, und für wenige Euronen fliegt man um die halbe Welt. Frankfurt>Lisboa im Winter 150 Euro oder so und für einen Fuffie extra nen Mietwagen für das verlängerte Wochenende.

Willkommen in 2022!
 
Ja aber keine Stadt bleibt vom Wandeln verschont; ich finde dies auch nicht positiv aber jetzt davon zu sprechen, dass in Lissabon "alles schlecht" ist, finde ich total übertrieben
 
Ja aber keine Stadt bleibt vom Wandeln verschont; ich finde dies auch nicht positiv aber jetzt davon zu sprechen, dass in Lissabon "alles schlecht" ist, finde ich total übertrieben
Lissabon ist eine sehr schöne Stadt, da kann und will ich gar nciht widersprechen. Aber die Entwicklung was den Massentourismus aus niedrigsten Niveau angeht ist schon erschrckend. Aber wenn man in Lissabon der Meinung ist, dass man sich auf solch ein Niveau herunter begeben muss und die Asis in der Stadt will, dann ist es halt so. Viele andere Reisende werden der Stadt in Zukunft mit Sicherheit fern bleiben.
Na ja, so wie Du Lisboa beschreibst, kann ich das garnicht bestätigen; ich hab ja vor 30 Jahren mal ein knappes halbes Jahr dort gewohnt und fahr jetzt wieder seid 2016 regelmässig hin und für mich ist es immer noch meine "Seelenstadt"; ich halte mich aber auch nicht nur unten in der Baixa auf, da wo sich hauptsächlich die Touristen tummeln oder im Bairro Alto, dass abends zur Partymeile wird; man kann soviel in Lissabon entdecken, was authentisch ist und nichts mit Disneyland zu tun hat; ich weiss garnicht was Du in Lx als touristisches Disneyland bezeichnest; das einzige was mir dazu einfallen würde ist wenn man von der Baixa den Weg durch die Alfama zur Burg raufgeht, da tummeln sich die Touristen und es gibt Lokale, da muss man natürlich nicht rein gehen weil die nur für Touristen wirklich sind; ich wohne bei meinem Aufenhalten immer im Campo de ourique und geniesse dort die Parks (Estrela, Jardin do Amoreiras....) die Lokale und dort sind Einheimische....ich geh dann zu Fuss immer in die Baixa runter und entdecke immer wieder neues, klar unten in der Altstadt sind jeh nach Jahreszeit, mal mehr mal weniger Touristen aber Portugal lebt ja auch davon; hat alles zwei Seiten; versuche mal abseits vom Bairo alto zu gehen (Santos, Campo d.Ourique, Amoreiras, Lapa, und so weiter....) lg petra
Einheimische in Campo de Ourique? Ist das Viertel nicht fest im Griff von französischen Rentnern?
 
Ich war erst vor kurzem wieder in Lissabon nach längerer Abwesenheit und fand, die Obdachlosigkeit hat stark zugenommen. Ist mir vorher nie so richtig aufgefallen, wieviele dort in Zelten und Pappdeckelbehausungen mitten auf den Bürgersteigen und unter Hauseingängen wohnen.
 
Lissabon ist eine sehr schöne Stadt, da kann und will ich gar nciht widersprechen. Aber die Entwicklung was den Massentourismus aus niedrigsten Niveau angeht ist schon erschrckend. Aber wenn man in Lissabon der Meinung ist, dass man sich auf solch ein Niveau herunter begeben muss und die Asis in der Stadt will, dann ist es halt so. Viele andere Reisende werden der Stadt in Zukunft mit Sicherheit fern bleiben.
Was ist denn für dich niedrigsten Niveau? Die Stadt ist nun relativ weit entfernt von Ballermann-Zuständen.

Es gibt noch etliche traditionelle portugiesische Lokale, reichlich portugiesische Kultur und Museen, immer noch genug Fado und Sardinen. Natürlich hat sich auch viel anderes daneben entwickelt. Und natürlich ist auch einiges verschwunden, den klassischen Schuhladen braucht man heute größtenteils in Lissabon genauso wenig wie in Berlin.

Aber den heutigen Zustand der Stand als das "Elend" im Vergleich zu vor 40 Jahren zu bezeichnen, ist natürlich auch Unsinn. Ein Stadtzentrum aus Armut, Bordellen, Drogen, Gewalt und dazwischen etwas traditionellem Portugal braucht kein Mensch.

Was ist für dich zB. der Reiz an Montijo? Ich bin dort hin und wieder bei Freunden, es ist ein schläfriges, ödes Rentner- und Familienplätzchen in dem es so ziemlich nichts interessantes gibt und wo man am Wochenende kaum eine Menschenseele auf der Straße sieht. Ich muss nun auch nicht im Yellow Bus durch die Stadt fahren und im Bairro Alto zwischen betrunkenen Briten und Deutschen feiern, aber die Stadt hat immer noch ganz viel niveauvolleren Charme, wenn man ihn nur zu finden weiß. Selbst im Bairro gibt es vereinzelt noch richtige portugiesische Lokale.

Portugal ist wirtschaftlich extrem abhängig vom Tourismus. Und eine Stadt hat selbstredend das Recht sich zu modernisieren, statt für Touristen den Zustand von vor 50 Jahren zu konservieren. Hier leben auch noch ganz normale Anwohner übrigens, die durchaus die kosmopolitischen Vorteile einer modernen Metropole genießen... selbst die Portugiesen wollen nicht nur 24/7 Sardinen fressen und Fado hören.
 
Ich war vor ein paar Jahren mal wieder in Berlin. Hatte dort 10 Jahre lang studiert ... bzw. 5 Jahre studiert und den Rest der Zeit verlebt. Berlin war kaum wiederzuerkennen. Und Deutsch und Türkisch waren auch plötzlich nicht mehr die dominierenden Sprachen. :-) Mir hat es nicht mehr wirklich gefallen. Aber das ist nun mal so. Mein Opa hatte mir vor gefühlten 100 Jahren Ähnliches berichtet. Früher war es halt immer und überall einfach besser. Das geht nun schon seit Menschengedenken so. Früher was alles besser. Ist das die Vertreibung aus dem Paradies ... oder nennt man das Verklärung der Tatsachen in Kombination mit älter werden?
 
Dinge, die uns wichtig waren und sind, verschwinden und werden durch Anderes, Neues ersetzt.
Was wiederum Nachfolgenden bedeutend ist.
Der Lauf der Dinge von Anbeginn der Zeiten.
Dennoch war Vieles der Natur des Menschen vor einigen Jahrzehnten besser zuträglich.
Sei es die persönliche Note, die auch im Beruf noch zählte, Zeit für ein Schwätzchen zB, weniger Büokratie.
Identifikation mit den hergestellten Produkten, Nachbarschaftshilfe und weniger Egoismus etc.
Einiges davon finden wir ja gerade so liebenswert in Portugal.
Wenn man dann aber daran denkt, dass es auch ganz viel schlimme Zustände gab, die nun Vergangenheit sind, relativiert sich das wieder.
Das Schöne am Älterwerden:
wir haben Vieles noch erleben dürfen und können Vergleiche ziehen. Und uns dann für unsern Weg entscheiden, soweit möglich.
 
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