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Meine Meinung vom aktuellen Lissabon ist sehr positiv. Ich kenne diese Stadt bereits von vor der Revolution von 1974. Damals war Lissabon eine einsame Stadt wo gelegentlich Passagierschiffe auf dem Weg nach Afrika, Südamerika oder Australien anlegten. Nach der Revolution entwickelte sich Lissabon zu eine dreckige Stadt voller Schmierereien und war wirklich kaputt. Erst in den 80ern fing eine Kehrtwende an, die nach der Aufnahme von Portugal in die EU sich etwas verschnellte und bis heute anhält. Touristen aus Deutschland gab es nur wenige. Die erste Charterflüge nach Faro gab es erst ab 1972 und nach Lissabon gab es täglich nur eine Verbindung von Frankfurt abends um 19h10. Deutsche Touristen gingen damals lieber nach Spanien, Griechenland, Italien, Österreich, Rumänien oder Tunesien. Portugal nein...., 'die sprechen so komisch Spanisch dort' war damals eine Bemerkung von meinem Chef. Madeira wurde betrachtet als die 'letzte Station vor dem Himmel' und von den Azoren wurde nur im Wetterbericht berichtet.
Hauptsächlich britische und niederländische Touristen tummelten sich damals an der Algarve oder in Lissabon.
Das touristische Angebot in der Stadt war nur sehr klein. Castelo de São Jorge, die 28, Ausflug nach Belem, das Kutschenmuseum und den Park Eduardo VII.
Ausserhalb:Sintra und Cabo da Roca.
Restaurants von Touristen besucht waren u.a. im Bairro Alto das Bota Alta, dann das Sol e Mar oder die Cervejaria Trindade. Das 'erste' Fado-Restaurant am Platz war das 'a Severa', damals bereits ein Touristen-Lokal.
Heute hat man doch eine gro'sse Auswahl an Restaurants. Natürlich nicht die Nepp Restaurants der Rua Augusta sondern mehr am Rand vom Zentrum.
Das Angebot an interessanten Museen ist gewaltig. Letztens war ich im Museu Fernando Pessoa und gestern im Museu do Tesouro Real. Das Gulbenkian Museum sollte man unbedingt besucht haben und sehr interessant das Museu da Farmácia/Ciênça. Aber auch der Tiergarten ist sehr nett. Vorteil ist, dass alle Sehenswürdigkeiten leicht zu erreichen sind.
Die viele Touristen stÖren mich in keinerleiweise. Sie gehören heute zu jeder Stadt. Und wir stehen erst am Anfang von der touristischen Entwicklung.
Einwohner bevölkungsreicher Länder fangen doch erst jetzt an zu reisen.
Saudade nach den 'alten'Zeiten habe ich nicht, höchstens vielleich zu den lustigen Nächten in den Kneipen vom 'alten' Bairro Alto
Johan
 
Meine Meinung vom aktuellen Lissabon ist sehr positiv.....

Wie zuvor erwähnt, es kommt darauf an, was man aus welcher Warte aus so eine Frage betrachtet. So kann man trefflich bis zum St. Nimmerleinstag im Kreis diskutieren. Natürlich hast Du vollkommen recht, wie fast alle anderen hier auch. Jede Großstadt in der Welt hat mittlerweile ein großes kulturelles Angebot. Wer Museen mag, sich Bauwerke anschauen möchte etc. ist in London, Wien, Paris, Berlin, Budapest, Porto oder Lisboa bestens aufgehoben. Das ist ein einziger Aspekt einer Großstadt. Davon profitiert übrigens auch das einheimische Bürgertum. Auch die möchten ins Theater, ins Museum oder einen schönen Park besuchen. Oder wer top Essen möchte, kommt um Lisboa nicht herum und wir die Stadt loben.

Wir fahren auch manchmal hin, allerdings selektiv. Besseres Krankenhaus, Kaufhaus, schöner Park, Attraktion. Eben Dinge, die man nur in der Hauptstadt hat. Und mal ein Tapetenwechsel. Was wir nicht mehr tun, oder ich nur zum Erhalt des Familienfriedens mitmache, ist entspanntes Innenstadt Bummeln. Dem bunten Treiben zuschauen, spontan in einer Pâtisserie gehen, planlos durch Altstadt-Gassen schlendern, mal in eine Kirche hineinschauen und den Tag abends in einem netten Lokal ausklingen lassen. Daran ist mir die Lust vergangen. Ähnlich ist es mit Bars und Pubs. Ich persönlich mag es einfach nicht, wenn alles gesprochen wird, nur kein Portugiesisch.

Und dann gibt es noch die Wohnungsproblematiken usw. usw. Es hängt alles von der Sichtweise ab.

Eigentlich trifft der Beitrag von @TiS mein Gefühl ohne ein einziges Wort am besten. Lissabon, kaputt Aber auch das ist nur eine Sichtweise von vielen, aber immerhin eine lustige mit einem wahren Kern.
 
Ja, man kommt bei der Lisboa Diskussion auf keinen "grünen Zweig", aber das ist auch gut so; alles verändert sich, man kann in Nostalgie verfallen, dass so manches früher schöner, besser war? wer weiss, es war anderst und trotzdem bin ich immer noch in Lisboa "verliebt" und werde versuchen, so oft es mir möglich ist, mir dort eine schöne Zeit zu machen lg petra
 
Meine Meinung vom aktuellen Lissabon ist sehr positiv.

Kann ich zu 100% zustimmen.
Musste leider aus beruflichen und familiären Gründen Anfang Januar diese wunderbare Stadt verlassen.
Habe aber in all den Jahren vorher nichts nachteiliges erleben dürfen.
Zugegeben wenn man sich keine Gedanken um Miete und eventuelle Nebenkosten machen muss, ist es recht einfach.
Ich habe mich nun wirklich öfters und nächtelang in Baixa Chiado und Bairro alto herumgetrieben.
Habe dort viele Touristinnen getroffen;)
Doch niemals traf ich die sonst immer so verrufenen Sauf Touristen, egal welcher Nationalität.
Ich jedenfalls vermisse Lissabon schmerzlich.:(

Schöne Grüße

Rolf Brügge
 
Lissabon bekommt ein neues Bairro:

"Campo Novo" soll für 300 Mio. € neben dem Estádio José Alvalade entstehen.

Wenig überraschend: Bezahlbarer Wohnraum entsteht dort nicht. Das Projekt ist als Luxus ausgeschrieben und T1 Wohnungen werden bei 380.000€ anfangen....
 
Hallo, ich hab mir diese Woche auf Arte die Reportage über den "Ausverkauf von Lissabon" angesehen; weiss ich ja schon lange, dass dies so stattfindet aber wenn man dann dies sieht, wie dies gezielt gehandelt wird, von Agenturen, die für die reichen Einwanderer, für viel Geld, alles regeln......macht nur wütend und traurig, da wäre die Politik in PT gefragt, da einen Riegel vor zu schieben; es kann ja nicht sein, dass die Einwanderer Vorrang vor den Einheimischen haben; diese APPA Organisation in LX ist auch toll, da werde ich bei meinem nächsten Besuch mal vorbeigehen und was spenden ect. lg petra

In letzter Zeit gab es einige Diskussionen zum Thema bzw. allgemein zur Wohnungssituation in Portugal und aktuell ein Konzept "Mais Habitação", was diese Dinge zumindest ansatzweise verbessern soll, Konkretes dazu wahrscheinlich etwa Mitte März mit Gesetzesvorlage und Abstimmung im Parlament etc. (ARTE-Film noch nicht gesehen, müsste inhaltlich aber halbwegs passen) >

.. The Prime Minister presented a package of measures, estimated at 900 million euros, to respond to the housing crisis in Portugal with five axes: increase the supply of properties used for housing purposes, simplify licensing processes, increase the number of houses on the rental market, combat speculation and protect families...
 
Für uns war Lissabon traditionell Startpunkt unserer Portugalurlaube (i.d. R. im September). Zwei/drei Tage durch Lissabon treiben lassen und dann Richtung Norden oder an die Algarve. Das letzte Mal 2019 bevor das neuartige Virus kam.

Es war aber einfach nicht mehr schön, weil die Stadt touristisch komplett überfüllt war. Wir werden zukünftig nicht mehr Teil diese Problems sein und direkt nach Porto/Faro fliegen. Lissabon bleibt aber eine wunderbare Stadt.
 
Meine Meinung vom aktuellen Lissabon ist sehr positiv. Ich kenne diese Stadt bereits von vor der Revolution von 1974. Damals war Lissabon eine einsame Stadt wo gelegentlich Passagierschiffe auf dem Weg nach Afrika, Südamerika oder Australien anlegten. Nach der Revolution entwickelte sich Lissabon zu eine dreckige Stadt voller Schmierereien und war wirklich kaputt. Erst in den 80ern fing eine Kehrtwende an, die nach der Aufnahme von Portugal in die EU sich etwas verschnellte und bis heute anhält. Touristen aus Deutschland gab es nur wenige. Die erste Charterflüge nach Faro gab es erst ab 1972 und nach Lissabon gab es täglich nur eine Verbindung von Frankfurt abends um 19h10. Deutsche Touristen gingen damals lieber nach Spanien, Griechenland, Italien, Österreich, Rumänien oder Tunesien. Portugal nein...., 'die sprechen so komisch Spanisch dort' war damals eine Bemerkung von meinem Chef. Madeira wurde betrachtet als die 'letzte Station vor dem Himmel' und von den Azoren wurde nur im Wetterbericht berichtet.
Hauptsächlich britische und niederländische Touristen tummelten sich damals an der Algarve oder in Lissabon.
Das touristische Angebot in der Stadt war nur sehr klein. Castelo de São Jorge, die 28, Ausflug nach Belem, das Kutschenmuseum und den Park Eduardo VII.
Ausserhalb:Sintra und Cabo da Roca.
Restaurants von Touristen besucht waren u.a. im Bairro Alto das Bota Alta, dann das Sol e Mar oder die Cervejaria Trindade. Das 'erste' Fado-Restaurant am Platz war das 'a Severa', damals bereits ein Touristen-Lokal.
Heute hat man doch eine gro'sse Auswahl an Restaurants. Natürlich nicht die Nepp Restaurants der Rua Augusta sondern mehr am Rand vom Zentrum.
Das Angebot an interessanten Museen ist gewaltig. Letztens war ich im Museu Fernando Pessoa und gestern im Museu do Tesouro Real. Das Gulbenkian Museum sollte man unbedingt besucht haben und sehr interessant das Museu da Farmácia/Ciênça. Aber auch der Tiergarten ist sehr nett. Vorteil ist, dass alle Sehenswürdigkeiten leicht zu erreichen sind.
Die viele Touristen stÖren mich in keinerleiweise. Sie gehören heute zu jeder Stadt. Und wir stehen erst am Anfang von der touristischen Entwicklung.
Einwohner bevölkungsreicher Länder fangen doch erst jetzt an zu reisen.
Saudade nach den 'alten'Zeiten habe ich nicht, höchstens vielleich zu den lustigen Nächten in den Kneipen vom 'alten' Bairro Alto

Dass vor dem Massentourismus weniger Touristen in Lissabon waren, ist ja klar.
Dass dieses Bild für Lissabon vor der Revolution von 1974 stimmig ist, glaube ich nicht, jedenfalls scheint es mir übertrieben: »Damals war Lissabon eine einsame Stadt wo gelegentlich Passagierschiffe auf dem Weg nach Afrika, Südamerika oder Australien anlegten«.

Man müsste mal sehen, ob es Zahlen für die europäische Touristik zu dieser Zeit gibt. Jedenfalls war Portugal durchaus nicht die große Unbekannte in Deutschland. Ich hatte immer gedacht, dass das Land von hier aus mehr oder weniger erst im Zuge von 1974 entdeckt wurde, mit dem politischen Interesse verbunden. Stimmt aber nicht, vor allem, weil Lissabon bereits unter denm Nazis ein beliebtes Ziel von "Kraft durch Freude" (KdF) - Reisen war (dazu Cláudia Ninhos, Portugal e os Nazis). Es ist also nicht so, das Portugal erst entdeckt werden musste, auch nicht für den deutschen Massentourismus. Klar, da waren weniger Touristen als heute, aber es gibt da eine spannende Vorgeschichte des Massentourismus.

»Nach der Revolution entwickelte sich Lissabon zu eine dreckige Stadt voller Schmierereien und war wirklich kaputt.«

Ich weiß nicht, was du unter »Schmiereien« verstehst - ein Teil von ihnen wird ja hier in dem Thread gesammelt → Lisbon Safari - Urban Art Experience ... als ich Mitte der Achtziger das erste Mal durch die Stadt gefahren wurde, hat man mir die politischen Wandgemälde jedenfalls mit viel Sympathie gezeigt.

»Das touristische Angebot in der Stadt war nur sehr klein. Castelo de São Jorge, die 28, Ausflug nach Belem, das Kutschenmuseum und den Park Eduardo VII.
Ausserhalb:Sintra und Cabo da Roca.«

Da kann ich mich sehr genau wieder erkennen, alles abgehakt :) ... Ich war auch gleich noch im Gulbenkian Museum und Park. (Und trotzdem nicht langweilig.)

»Restaurants von Touristen besucht waren u.a. im Bairro Alto das Bota Alta, dann das Sol e Mar oder die Cervejaria Trindade.«

Bota Alta gibts noch, und wird, las ich gerade, glaube ich, gelobt. Sol e Mar, verschwunden (und für mich immer zu teuer & vornehm). Cervejaria Trindade, die ist nun (gerade wieder eröffnet) wirklich kaputt. Aber »von Touristen besucht« ist genau der Punkt, den ich hier immer wieder betone: da ging man als Tourist hin, aber da waren nicht nur Touristen, man war nicht unter sich, sondern konnte immer noch das Gefühl haben in einer fremden Stadt als Gast zu sein. Trindade z.B., da hieß es dann immer, da sitzt dieser oder jener Autor, Journalist vorne am Thresen.

Pessoa Museum - 1993
Gulbenkian - 1969 (?)
Museu do Tesouro Real - 2021 (oh, fertig, im altehrwürdigen Palácio Nacional da Ajuda)
Pharmazie-Museum - 1996

Ich glaube, die Tendenz ist nicht zufällig: es sind viel mehr Touristen, die (klassischen) Weisen sie zu bespaßen, halten aber nicht Schritt.
Ein bekannter Ausweg: man musealisiert einfach die Stadt, Lissabon als Freilichtmuseum (auch ein Argument, neue Hotelbauten in der Altstadt zu legitimieren: »der Neubau rettet die historische Substanz«, und dann steht noch ein antikes Mäuerchen im Foyer).
Ein anderer: man schickt die Leute woanders hin, Cascais, Sintra, bis es auch da offensichtlich verstopft ist. Andere Bezirke, das steht, glaube ich, gerade an ...
Andere Varianten: shoppen usw.

»Die viele Touristen stÖren mich in keinerleiweise. Sie gehören heute zu jeder Stadt.«

Es ist halt auch immer ein Unterschied, den man nicht ganz außer Acht lassen sollte, ob man in der alentejanischen Einöde oder in Uelzen, sorry, falls das jemanden trifft, wohnt - und dann mal spaßeshalber einen Tag in der großen Stadt verbringt, in Berlin, Lissabon, oder ob man da lebt und in der Stadt gut leben will.
 
@K.P.
Vielen Dank für deine kritischen Bemerkungen zu meinem Beitrag.
Ich kann dir folgende Zahlen liefern:
Ankommende und Abfliegende Passagiere Flughäfen LIS,POR,FAO

Übernachtungen in touristischen Unterkünften nach Herkunftsland

Meine Aussagen zur 'einsamen' Stadt Lissabon beruht auf eigenen Erfahrungen die ich in der deutschen Touristik gesammelt habe und dort einerseits gesehen habe wie schwierig es war Kunden von einem Portugal-Urlaub zu überzeugen (zu teuer, zu unbekannt, kleine Hotel-und App. Auswahl, zu britisch etc) und wie schwer sich das Portugiesische Fremdenverkehrsamt tat Portugal in Deutschland bekannt zu machen.
Es kam sogar so weit, dass einer der grossen Veranstalter Anfang der 80er Jahren beschloss Madeira aus dem Programm zu nehmen und ich erinnere mich gut an den Kampf den es gegeben hat um zu vermeiden das die Algarve folgt. Olimar in 1972 gegründet hatte bis dahin nur wenig touristische Gäste sie überlebten nur durch ihr Angebot an Flügen und Busreisen für portugiesische Gastarbeiter.
Lissabon wurde irgendwann in den 80ern durch Jetreisen, der Spezialveranstalter für Städtereisen und Spezialist für Londen und Paris, in das Programm aufgenommen. Kurzreisen nach Lissabon waren im Vergleich mit anderen Städten sehr teuer, da der Flugtarif für sog. IT-Reisen viel zu hoch war. Der billiigste Tarif lag damals bei TAP und LH knapp unter 800 DM.
Airtours (TUI) hatte glaube ich auch Lissabon im Programm.

Die Schmiererei in Lissabon nach der Revolution von 1974 hat nichts mit dem Graffiti aus dem anderen Thread zu tun. Der Praça Marquês de Pombal aber auch anderen Plätzen waren vollgeschmiert mit Sprüchen in schwarzer und roter Farbe. Ende der 70er wurden die allmählich entfernt.

Die von dir erwähnten Gruppe der 'Kraft durch Freude'-Gäste dürfte wohl kleiner gewesen sein, als die Menge der aus Deutschland und anderen Ländern geflohene jüdische Bürger. Oder waren die in deinen Augen auch Touristen?

Man kann natürlich alles negativ sehen, aber das Entkernen von alten Immobilien hat auch zu schönen Hotels geführt, wo nicht nur ein altes Mäuerchen stehen geblieben ist. z.B. das Porto Bay Avenida da Liberdade u.v.m.
Es sind doch immer die Leute die nicht mit dem Zeitgeist mitgehen, die sich beschweren und den anderen unbedingt sagen müssen, dass es früher alles schöner und besser war. Das Heute wird von den 25-60 jährigen bestimmt und die jünger oder älter sind müssen das akzeptieren wie es ist. Kritik ist OK aber das ewige Gejammer geht allen auf den Nerv. Wo der Tourismus ausufert muss die Stadtverwaltung Grenzen schaffen, damit er in bestimmten Bahnen bleibt. Das ist was zur Zeit in Lissabon oder auch in Amsterdam passiert.
Es macht wirklich kein Unterschied, ob man in Uelzen oder wie ich am Cu de Judas wohnt und nur einen Tag in der Großstadt ist oder ob man dort lebt. Ich habe noch nie gehört, dass Einwohner von Rom, London, Heidelberg oder Rothenburg o.d.Tauber weggezogen sind wegen den vielen Touristen. Alle leben gut von den Besuchern, man kann aber nicht beides haben, viel Geld scheffeln wollen und sein altes ruhiges Leben weiter leben wollen..
Johan
 
Zuletzt bearbeitet:
Die von dir erwähnten Gruppe der 'Kraft durch Freude'-Gäste dürfte wohl kleiner gewesen sein, als die Menge der aus Deutschland und anderen Ländern geflohene jüdische Bürger. Oder waren die in deinen Augen auch Touristen?
Keine Ahnung, was diese Frage soll.

Schätzungsweise 50.000 Flüchtlinge sind während des WK II durch Portugal migriert, meist auf dem Landweg, der Großteil im Sommer 1940 (Zahlen bei Irene Flunser Pimentel).

Bis Ausbruch WK II waren mehr als 40.000 deutsche Urlauber in Lissabon von Bord gegangen - mit Feuerwerk, Flaggen und Hymnen begrüßt, von Einheimischen und der deutschen Kolonie. (Zahlen bei Cláudia Ninhos, zitiert aus dem Nachlass von Oswald von Hoyningen-Huene, Deutscher Gesandter in Portugal)

Der KdF-Dampfer "Wilhelm Gustloff" hat Betten für max. 1471 Fahrgäste, die "Robert Ley" hatte Platz für 1750 Passagiere.

(Die "Mein Schiff-Flotte" von TUI hat heute jeweils Platz für 2.894 Passagiere.)

Zu Beginn des Jahres 1940 hielten sich etwa 800 Geflüchtete im Land auf (Zahlen bei Irene Flunser Pimentel).

Die Zeitung DN schreibt 1936, Lissabon sei "cheia de touristas alemaes" (gefunden bei Cláudia Ninhos).

Wie das aussah, irgendwie so:

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Es gibt einen (Werbe-)Film über die Ankunft "Der Deutsche Bremen" in Lissabon (→ ), leider nicht gefunden.

Berühmter die Wilhelm Gustloff: »Auf seiner ersten regulären Fahrt lief das Schiff am 2. April 1938 London an, um im Rahmen einer NS-Propagandaaktion den in England lebenden Deutschen und Österreichern Gelegenheit zu bieten, an der am 10. April stattfindenden Reichstagswahl teilzunehmen sowie über den rund vier Wochen vorher erfolgten Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich abzustimmen. Vom 21. April bis 6. Mai 1938 fand von Hamburg aus die Frühjahrs-Lissabon-Madeira-Fahrt statt. Sie wurde als „Jungfernfahrt des KDF-Dampfers Wilhelm Gustloff“ beworben.« (→ )

Was deutsche Urlauber auf Madeira angeht: Heinz Biallas, Der Sonne entgegen, Deutsche Arbeiter fahren nach Madeira →

Oder, Jakob Schaffner: Volk zu Schiff, mit Besuchen in Lissabon und Madeira →

Der "Führer für Ferienreisen zur See" von ??? (vor 1933) wird 1938 für die 4. Auflage um- und neugeschrieben. Spanien könne man gerade nicht besuchen, wegen Bürgerkrieg - aber Madeira hätte (1938) »im Ferienreiseverkehr neuerdings größere Bedeutung gewonnen« - »seit 1926 herrscht in Portugal Ruhe«, da kann man hin: »Die Militärregierung hat sich außerordentlich Dienste erworben und einem neuen Aufstieg Portugals in die Wege geleitet.«

Das gehört alles zur Vorgeschichte des organisierten Massentourismus (in Lissabon), plakativ formuliert →
 
Zuletzt bearbeitet:
Es gibt einen (Werbe-)Film über die Ankunft "Der Deutsche Bremen" in Lissabon (→ ), leider nicht gefunden.

Vielleicht ist das mit der "Bremen" eine falsche Spur, hier jedenfalls ein toller Ausschnitt über die Gustloff in Lissabon (Film von Irmgard von zur Mühlen) - zum Beginn des Massentourismus in der Stadt, »Achtung, Achtung, hier spricht die Reiseleitung«. Auf Madeira sind wir ab 8 min.

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Und wir stehen erst am Anfang von der touristischen Entwicklung.
Einwohner bevölkungsreicher Länder fangen doch erst jetzt an zu reisen.
Was das betrifft, bin ich nicht so sicher. Die Flugpreise werden wohl steigen, andere Transportpreise ebenfalls. Europa steigt in den erweiterten Zertifikatehandel ein und die bislang kostenlosen Zertifikate werden bis 2026 abgeschafft:

Mal sehen, was das alles für Auswirkungen hat.
 
@K.P.
Mit meiner Frage wollte ich nur wissen, ob du die einreisenden Kreuzfahrtpassagiere aus Deutschland und die jüdische Flüchtlinge aus Deutschland statistisch als eine Einheit siehst (besucher aus Deutschland) oder getrennt.

Für mich hatten die Kreuzfahrtpassagiere meist gar kein Interesse an Portugal. Es gab ja kaum Alternative (Italien oder Norwegen) und ich schätze viele unternahmen die Reise nur aus Status/Prestige-Gründe (Schaue mal was wir uns leisten können).

Die TUI 'Mein Schiff-Flotte' hat zur Zeit etwa 9000 Kabinen dh. ca. 18000 Betten. 2 weitere Schiffe die größer sind, sind in Bau, Einige Schiffe habe 1447 Kabinen dh 2894 Betten.

Portugal verschwand nach der Gustloff Erfahrung touristisch in die Vergessenheit.

Die portugiesische Diktatur hat dafür gesorgt, dass das Land, anders als Spanien, lange Zeit sehr rückständig blieb. Bis 1985 konnte man zum Beispiel von Deutschland Madeira nicht telefonisch direkt anwählen. Es ging nur über Vermittlung. Eines der ersten vernünftigen Hotels an der Algarve, das Sol e Mar in Albufeira wurde Mitte der 60 Jahren eröffnet in einer Zeit, in der Spanien, Rumänien und Tunesien als Flugziele bereits boomten. Sogar Algerien und Libanon waren stark gefragt. Nicht zu vergessen Italien und Österreich.

Die Portugiesen waren auch nicht besonderss an den deutschen Markt interessiert. Die erste Touristen auf den Azoren kamen aus Deutschland. Es gab ein Anschlussprogramm von Madeira. Gelegentlich fiel der TAP-Flug nach Ponta Delgada aus. Da die Gäste aber ihren Rückflug nach Deutschland erreichen mussten, sprang das Militär ein und flog die Gäste in einer Propellermaschine nach Madeira. Als ich Jahre später in der Hotelschule in Ponta Delgada war, fragte ich aus welchem Land die meisten Besucher kommen. Die Dame sagte mit glänzenden Augen: Aus Deutschland. Aha sagte ich und fragte und unterrichten Sie auch Deutsch. Nein Englisch und Französisch.
Masslos aufgeregt habe ich mich als die Nichtraucherwelle begann und überall Aufkleber in Englisch und Französisch zu sehen waren, obwohl zwischenzeitlich der deutsche Markt sehr stark geworden war und es kaum französische Touristen im Land gab.

Jahrenlang wurde der Incoming-Tourismus als etwas überflüssiges angesehen. Trotz stark wachsenden Zahlen hat man immer noch kein Tourismus-Ministerium gegründet und bleibt der Tourismus Teil des Wirtschaftsministerium.


@kailew
Der Preis spielt bei der Urlaubsentscheidung keine Hauptrolle. Der Ausbruch aus dem Alltag ist ein Muß. Und wenn man es sich nicht leisten kann, nimmt man halt ein Kredit auf. Ich schätze aber, dass man weniger und kürzer reisen wird und mehr innerhalb von Europa. Auch glaube ich, dass Halbpension wieder mehr gefragt wird und weniger All Inclusive. Hotels werden sich einiges überlegen müssen, da es immer schwieriger wird Personal zu finden.
Wir werden sehen, was passiert.
Johan
 
Ich schätze aber, dass man weniger und kürzer reisen wird und mehr innerhalb von Europa.

Sieht im Moment nicht danach aus, aber ich denke, wir haben hier auch starke Nachholeffekte nach Corona.

Ich glaube, wenn man etwa von Hamburg nach Faro nicht mehr für bei einer "normalen" Buchung unter 300 Euro hin und zurück kommt, sondern bis zu das Doppelte zahlen muss, wie es früher üblich war, dann ändert sich hier auch etwas. Die sicher vielen Kurztrips, Städtetrips fallen weg zugunsten von Fernreisen vielleicht oder Urlaub zu Hause. Auch in Deutschland ist der "Ausbruch aus dem Alltag" möglich, dazu muss ich nicht ein paar tausend Kilometer fliegen.

Das Ziel beim Zertifikatehandel ist ja eine CO2-Reduzierung. Solange kein CO2-neutraler Kraftstoff in ausreichender Menge zur Verfügung steht, wird also an Kilometern gespart werden müssen. Das ist derzeit eben nur über eine Preiserhöhung darstellbar.

Um auf Lissabon zurückzukommen: Ich kenne die Stadt ja auch seit Mitte der 80er und war 10 Jahre lang eigentlich jedes Jahr dort. Das ging bei mir damals in der Tat deshalb immer besser, weil die Flüge in diesem Zeitraum immer billiger wurden. Das erste Mal per Flugzeug ich glaube 1987 oder so, konnten wir als West-Berliner über den Ost-Flughafen Schönfeld für 750 D-Mark mit Tarom nach Lissabon fliegen, und das war ein billiges Angebot.
 
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