Hallo liebe EU-Residenten und Europa-offene Portugiesen,
ich hab als Diplom Sozialpädagogin drei Jahre lang Jugendliche in Portugal betreut, einmal für einen in Portugal ansässigen Betreuungsverein und einmal für einen gemeinnützigen Verein in Deutschland direkt.
Meine "actividade" hab ich 2007 als "assistentes sociais" eröffnet und habe monatlich in die Securança Social eingezahlt. Bei meinen jährlichen Steuererklärungen mit der IRS-Abführung wurde nie eine fehlende IVA bemängelt.
Im Herbst 2009 meinte mein Steuerberater, es könnte Probleme mit dieser Bezeichnung (A.S.) geben und ich solle mich lieber als "outros paramedicos - terapeuta ocupacional" ummelden, was ich tat.
Vor einem Jahr hab ich meine "actividade" ganz geschlossen, aufgrund der aufkommenden Querelen mit den portugiesischen Behörden, die zur Zeit eine Fortsetzung deutscher Jugendprojekte hier unmöglich machen.
Nicht nur schlimm genug, daß ich jetzt meine Jugendliche, die hier ihre Ausbildung macht und fest verwurzelt ist, unentgeltlich weiter "betreue", seit einem Jahr keine Jobmöglichkeit als Pädagogin und damit kein Einkommen mehr hab, hinzu kommt:
Seit März 2010 will das Finanzamt vier Jahre rückwirkend die Mehrwertsteuer (IVA) von über 10.000 €, von der wir Betreuer laut deutschem USTG § 4 nr. 25 (umfaßt alle §27ff des KJHGs) und Betreuungsvereine inklusive ihrer Subbetreuer nach § 2 Nr. 25 befreit sind. Die 6. Mehrwertsteuersystemrichtlinie der EU befreit nach Art. 132 h) europaweit alle Kinder- und Jugendbetreuer. Auf meiner Anmeldung 2007 beim Finanzamt (FA) wurde mir auch schriftlich meine "Isenção Art. 9" (CIVA) bestätigt.
Die portugiesische Begründung lautet, ich arbeite nicht für das "sistema nacional" und mein port. Verein ist nicht "reconhecido pelo Securança Social ou Portugal (? welches Amt?)" und hat nicht die "IPSS" (port. gemeinnützigkeit), welche die von Deutschen gegründeten Vereine bei der damaligen Beantragung verweigert bekamen (soweit ich gehört hab, gibt es keinen Schriftverkehr dazu?).
(Desweiteren wird meine Tätigkeit vom FA als "Acolhimento familiar" bezeichnet, was Pflegefamilie bedeutet und etwas ganz anderes ist, als unsere intensivpädagogischen Einzelbetreuungen durch Fachkräfte. Falls das für die IVA-Befreiung von Relevanz ist...)
Für den deutschen gemeinnützigen Verein, für den ich direkt gearbeitet hab, wird gesagt:dieser Verein befindet sich nicht auf dem "territorio nacional" und deshalb ist ihre Tätigkeit für diesen verein auch nicht befreit.
---------------- EU-Gedanke und Maastrichter Vertrag Adé....... --------
Ich weiß von in Spanien gegründeten Betreuungsvereinen von Deutschen mit ihren Betreuern, daß diese problemlos von den spanischen Behörden als gemeinnützig und IVA-befreit anerkannt sind.
Meine Fragen an Sachkenner, Juristen, Betroffene und Interessierte in diesem Forum:
- Kennt sich jemand mit grenzüberschreitenden gemeinnützigen Dienstleistungen innerhalb der EU aus und deren Besteuerung?
- Kennt jemand einen europäischen Steuerspezialisten, der sich auch mit der Gemeinnützigkeit/soziale Tätigkeit auskennt?
- Weiß jemand die genaue Definition von "sistema nacional" und "territorio nacional" und ob es rechtens ist, mit diesen Gründen meine soziale Tätigkeit, um die es ja eigentlich geht!, von der IVA-befreiung auszuschließen? Ich sehe hier eine Diskriminierung von EU-Residenten in Portugal, die nicht gleichwertig wie die Einheimischen behandelt werden.
-Weiß jemand, wie man als "Nicht-Portugiese" eine "reconhecimento" der S.S. oder "Portugals" bekommt? (durch Equivalencia meines Diploms? Aber wo registrieren? Durch Mitgliedschaft in einem Berufsverband? Aber in P gibt es den noch nicht für Pädagogen. Bekommt man sie überhaupt als "Nicht-Portugiese"? Als einzigen als gemeinnützig anerkannten Verein, der von Residenten gegründet wurde, ist mir neuerdings die AFPOP bekannt.)
- Gibt es eine Beschwerdestelle, der EU vielleicht oder in P, wo man Dikriminierungsverdachte prüfen lassen kann? (Um so mehr ich mit anderen Residenten spreche, um so mehr Ungleichbehandlungen fallen mir auf. Die Wirtschaft/Dienstleistungen in P sind m. E. noch sehr auf staatliche nationale Kontrolle begrenzt. Sogar evangelische Organisationen mußten hier bis zum Verfassungsgericht gehen, um die gleiche Gemeinnützigkeit wie Katholische Verbände anerkannt zu bekommen! Hat noch jemand Ungleichbehandlungen beobachtet?
Oder gehe ich von einer falschen Annahme aus und müssen Residenten nicht gleichwertig, in P oder EU weit, behandelt werden?)
- Gibt es andere Betreuer, denen es ähnlich geht oder die befreit sind von IVA oder wo der Verein die IVA-Nachzahlung für ihre Betreuer übernommen hat? Ich habe von deutschen Trägern gehört, daß eine "Fürsorge und Vorsorge" Pflicht der ausländischen Träger ihrer Betreuer gegenüber besteht. Ist das rechtlich verankert?
- Gibt es Betreuer, die sich gegen die rückwirkende IVA-Zahlung wehren, Widerspruch einlegen oder schon mit Anwälten vor Gericht sind? Und die Interesse an einem Austausch haben?
Meine Emailadresse ------ darf ich hier erst ab 5 post counts (?) angeben.
Ich freue mich auf interessante Diskussionsbeiträge und bedanke mich für jedwede Form von Informationen. Seit einem Jahr forsche ich alleine und öffne die Sache nun in einer größeren Runde, von dessen Wissenspool viel mehr profitieren können.
Ich hoffe, mein Beitrag ist nicht zu lang, ich bin zum ersten Mal in einem Forum.
Liebe Grüße
Sandra
ich hab als Diplom Sozialpädagogin drei Jahre lang Jugendliche in Portugal betreut, einmal für einen in Portugal ansässigen Betreuungsverein und einmal für einen gemeinnützigen Verein in Deutschland direkt.
Meine "actividade" hab ich 2007 als "assistentes sociais" eröffnet und habe monatlich in die Securança Social eingezahlt. Bei meinen jährlichen Steuererklärungen mit der IRS-Abführung wurde nie eine fehlende IVA bemängelt.
Im Herbst 2009 meinte mein Steuerberater, es könnte Probleme mit dieser Bezeichnung (A.S.) geben und ich solle mich lieber als "outros paramedicos - terapeuta ocupacional" ummelden, was ich tat.
Vor einem Jahr hab ich meine "actividade" ganz geschlossen, aufgrund der aufkommenden Querelen mit den portugiesischen Behörden, die zur Zeit eine Fortsetzung deutscher Jugendprojekte hier unmöglich machen.
Nicht nur schlimm genug, daß ich jetzt meine Jugendliche, die hier ihre Ausbildung macht und fest verwurzelt ist, unentgeltlich weiter "betreue", seit einem Jahr keine Jobmöglichkeit als Pädagogin und damit kein Einkommen mehr hab, hinzu kommt:
Seit März 2010 will das Finanzamt vier Jahre rückwirkend die Mehrwertsteuer (IVA) von über 10.000 €, von der wir Betreuer laut deutschem USTG § 4 nr. 25 (umfaßt alle §27ff des KJHGs) und Betreuungsvereine inklusive ihrer Subbetreuer nach § 2 Nr. 25 befreit sind. Die 6. Mehrwertsteuersystemrichtlinie der EU befreit nach Art. 132 h) europaweit alle Kinder- und Jugendbetreuer. Auf meiner Anmeldung 2007 beim Finanzamt (FA) wurde mir auch schriftlich meine "Isenção Art. 9" (CIVA) bestätigt.
Die portugiesische Begründung lautet, ich arbeite nicht für das "sistema nacional" und mein port. Verein ist nicht "reconhecido pelo Securança Social ou Portugal (? welches Amt?)" und hat nicht die "IPSS" (port. gemeinnützigkeit), welche die von Deutschen gegründeten Vereine bei der damaligen Beantragung verweigert bekamen (soweit ich gehört hab, gibt es keinen Schriftverkehr dazu?).
(Desweiteren wird meine Tätigkeit vom FA als "Acolhimento familiar" bezeichnet, was Pflegefamilie bedeutet und etwas ganz anderes ist, als unsere intensivpädagogischen Einzelbetreuungen durch Fachkräfte. Falls das für die IVA-Befreiung von Relevanz ist...)
Für den deutschen gemeinnützigen Verein, für den ich direkt gearbeitet hab, wird gesagt:dieser Verein befindet sich nicht auf dem "territorio nacional" und deshalb ist ihre Tätigkeit für diesen verein auch nicht befreit.
---------------- EU-Gedanke und Maastrichter Vertrag Adé....... --------
Ich weiß von in Spanien gegründeten Betreuungsvereinen von Deutschen mit ihren Betreuern, daß diese problemlos von den spanischen Behörden als gemeinnützig und IVA-befreit anerkannt sind.
Meine Fragen an Sachkenner, Juristen, Betroffene und Interessierte in diesem Forum:
- Kennt sich jemand mit grenzüberschreitenden gemeinnützigen Dienstleistungen innerhalb der EU aus und deren Besteuerung?
- Kennt jemand einen europäischen Steuerspezialisten, der sich auch mit der Gemeinnützigkeit/soziale Tätigkeit auskennt?
- Weiß jemand die genaue Definition von "sistema nacional" und "territorio nacional" und ob es rechtens ist, mit diesen Gründen meine soziale Tätigkeit, um die es ja eigentlich geht!, von der IVA-befreiung auszuschließen? Ich sehe hier eine Diskriminierung von EU-Residenten in Portugal, die nicht gleichwertig wie die Einheimischen behandelt werden.
-Weiß jemand, wie man als "Nicht-Portugiese" eine "reconhecimento" der S.S. oder "Portugals" bekommt? (durch Equivalencia meines Diploms? Aber wo registrieren? Durch Mitgliedschaft in einem Berufsverband? Aber in P gibt es den noch nicht für Pädagogen. Bekommt man sie überhaupt als "Nicht-Portugiese"? Als einzigen als gemeinnützig anerkannten Verein, der von Residenten gegründet wurde, ist mir neuerdings die AFPOP bekannt.)
- Gibt es eine Beschwerdestelle, der EU vielleicht oder in P, wo man Dikriminierungsverdachte prüfen lassen kann? (Um so mehr ich mit anderen Residenten spreche, um so mehr Ungleichbehandlungen fallen mir auf. Die Wirtschaft/Dienstleistungen in P sind m. E. noch sehr auf staatliche nationale Kontrolle begrenzt. Sogar evangelische Organisationen mußten hier bis zum Verfassungsgericht gehen, um die gleiche Gemeinnützigkeit wie Katholische Verbände anerkannt zu bekommen! Hat noch jemand Ungleichbehandlungen beobachtet?
Oder gehe ich von einer falschen Annahme aus und müssen Residenten nicht gleichwertig, in P oder EU weit, behandelt werden?)
- Gibt es andere Betreuer, denen es ähnlich geht oder die befreit sind von IVA oder wo der Verein die IVA-Nachzahlung für ihre Betreuer übernommen hat? Ich habe von deutschen Trägern gehört, daß eine "Fürsorge und Vorsorge" Pflicht der ausländischen Träger ihrer Betreuer gegenüber besteht. Ist das rechtlich verankert?
- Gibt es Betreuer, die sich gegen die rückwirkende IVA-Zahlung wehren, Widerspruch einlegen oder schon mit Anwälten vor Gericht sind? Und die Interesse an einem Austausch haben?
Meine Emailadresse ------ darf ich hier erst ab 5 post counts (?) angeben.
Ich freue mich auf interessante Diskussionsbeiträge und bedanke mich für jedwede Form von Informationen. Seit einem Jahr forsche ich alleine und öffne die Sache nun in einer größeren Runde, von dessen Wissenspool viel mehr profitieren können.
Ich hoffe, mein Beitrag ist nicht zu lang, ich bin zum ersten Mal in einem Forum.
Liebe Grüße
Sandra