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Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Die, die zuverlässig sind, gute Arbeit liefern oder faire Preise haben, überleben und haben mehr Zulauf als früher.

Sicher, mit etwas Glück haben sie Aufträge, aber ob die Kunden dann auch bezahlen, ist eine andere Frage. Ich kenne mehrere Kleinunternehmen, die zuverlässig waren und gute Arbeit lieferten, daher auch viele Aufträge hatten, nur Geld kam keines mehr rein und sie mussten ihren Laden dicht machen, weil sie auch die Lieferanten nicht mehr bezahlen konnten.
 
AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Hallo Bia,

kannst Du da vielleicht ein konkretes Beispiel kurz schildern?

Kai
 
AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Zum Beispiel ein Möbelschreiner, der wirklich gute Arbeit leistete und faire Preise hatte. Er hatte deshalb auch immer genügend Aufträge und war gut ausgelastet. In den letzten zwei Jahren bezahlten die Kunden aber immer entweder mit grosser Verzögerung oder gar nicht. Als er dazu überging, Vorauszahlung zu verlangen, da er ja schliesslich das Material kaufen und bezahlen musste, blieben die Kunden aus. Seine Firma gibt es nicht mehr.
 
AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Es ist halt einfach weniger Geld vorhanden, das fehlt dann, egal bei wem.
Selbst der Staat hat Schulden bei guten, zuverlässigen Lieferanten, was wirklich ein schreckliches Vorbild für private Kunden darstellt.
Auch viele Arbeitgeber schulden ihren Angestellten über Monate den Lohn, ohne dass diese es wagen, zu kündigen oder ihn einzuklagen. Sie wollen ja nicht riskieren, ihren Arbeitsplatz endgültig zu verlieren (was aber vielleicht immer noch besser wäre, als umsonst zu arbeiten, immerhin könnte man die Zeit für Fortbildung oder Stellensuche nutzen).
 
AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Hier auch,
ob Schreiner, Metallbauer, einfach alle, die nicht eine Sofortzahlung einfordern oder wegen portugiesischer Geschäftspraktiken nicht einfordern konnten.
(Zahlung üblicherweise ab 30-60 Tage)

Ein Beispiel, wie "Geschäfte" hier aussehen können:

Eine Stadt, die hier wohl jeder wegen des Flughafens kennt, bestellt bei einer Firma eine Sache.
Die Firma hatte wegen der schlechten Zahlungsmoral (zwei Jahre Wartezeit, bis mal eine Rechnug beglichen wurde) eingefordert, diese Sache nur gegen Bargeld auszuliefern.
Stadt sagt ja, wir zahlen bar.
Alles schriftlich.

Firma produziert, stellt her, bezahlt Arbeitnehmer, Lieferanten etc.

Zwei Tage vor Auslieferung eine e-mail der Stadt.
Motto:
Wir haben kein Geld und wollen nicht mehr.

Firma bleibt erstmal auf den Kosten sitzen.

Finanzamt erstellt trotzdem eine Rechnung auf Mehrwert, auch wenn Auftraggeber gar nicht bezahlt hat.

Usw etc

Wie oft unsere Firma schon Mehrwertsteuer zahlen musste, obwohl die Auftraggeber nichtmal gezahlt hatten, geht auf keine Kuhhaut mehr.

@euzinho
Arbeitnehmer können mittlerweile kündigen, wenn die Firma eine gewisse Zeit den Lohn nicht gezahlt hat (ohne weitere Nachforschung meine ich, es seien 60 Tage), und haben dann doch Anrecht auf Arbeitslosengeld.
Das ist schon ein riesen Fortschritt für die Arbeitnehmer.

@Johan
Ich kann deine Worte so nicht bestätigen.
Wer hier jammert (bis es dazu überhaupt kommt, muss es schon weit runter gekommen sein), der hat auch Grund dazu.

Ich kannte bis vor kurzem nur Menschen, die über die Krise noch witzelten, weil sie eh nichts anderes kannten.

Meine Freundin hat einen Doktor in Psychologie, laut ihrer Aussage war ihr Vater ein nicht unbekannter Physiker in Portugal, allerdings habe ich nie nach ihm gegoogelt.
Was ich eigentlich damit sagen will:
Es sind keine normalen "Jammerer", über die ich schreibe.
Keiner von ihnen liest die Zeitung und plappert dann einfach nach.
Ich auch nicht.

Alles, was ich hier schreibe, habe ich nicht aus Zeitungen, ich sehe es jeden Tag und erfahre es am eigenen Leib.

Es mag an der Region liegen, dass ich manches anders miterlebe,
es mag auch daran liegen, dass ich in vielen Familien selbst schon als Mitglied aufgenommen wurde.
Ich habe meine Freunde ohne Zahnersatz gesehen, sie sind einfach in mein Bad rein, obwohl ich in der Wanne lag, ich habe sie krank im Bett kotzen sehen etc.
Wir haben keine Geheimnisse voreinander, wir kennen uns alle über zwanzig Jahre, ich habe ihre Kinder aufwachsen sehen, sie meinen Sohn.
Vielleicht ist da auch die ein oder andere Maske gefallen.

Die Menschen, über die ich schreibe, kenne ich schon viele Jahre, keiner davon ist ein Jammerlappen.
Keiner von ihnen hat ein "Oma" mit Sparstrumpf
(@ Nassaue,
mal den Bericht gelesen, wie sehr sich alte Menschen in Portugal für ihre Kinder verschulden?
Ach ja, ich weiche ab und verweise auf Nachrichten :ahh: )

Ich meine, man kann nicht alle Regionen vergleichen.
Manche wohnen und leben am Arsch von Portugal und haben damit weniger Möglichkeiten, als manch andere.

Kluge Köpfe gibt es in diesen Regionen auch, keine Frage meinerseits.
Die meisten von ihnen sind auch schon weg, wer trotzdem bleiben muss, hat halt ein Problem zur Zeit.
Jeder sein eigenes, jeder versucht damit klar zu kommen, irgendwie, mancher sieht keinen Ausweg mehr.

Sem mais nada,
Sivi
 
AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Wir haben kein Geld und wollen nicht mehr.
Ich denke es war auch diese Stadt mit Flughafen, welche als erste ihre Gehälter nicht mehr zahlen konnte. Ironischerweise war eine der vorgefundenen offenen
Rechnungen für 4 Orden der Feuerwehr über rund 11000 Euro.:ahh:
Gruss
Nassauer
 
AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Das macht sich auch bemerkbar, es wird generell und zwangsläufig viel weniger konsumiert. Ein sicheres Indiz dafür ist die Tatsache, dass die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer trotz Erhöhung des Steuersatzes von 21% auf 23% tiefer liegen als zuvor.

Wenn es mal nur das gewesen wäre. Für etliche Produkte (darunter auch Strom und Gas) hat sich der MWSt-Satz von 6% auf 23% erhöht, für andere Produkte und Restaurantbesuche von 13% auf 23%*. Obwohl wir bereits Anfang des Jahres Einsparmaßnahmen vorgenommen haben, ist die Rechnung unseres Condomínios im September schon bei dem Wert angelangt, den wir für das gesamte Jahr 2011 gezahlt haben.

(* wobei viele Restaurants aus Angst, noch mehr Kunden zu verlieren, ihre Preise nicht erhöht haben, und nun Schwierigkeiten bei der Abführung der MWSt. haben - da dürfte noch eine Pleitenlawine folgen)

Eine direkte Folge der krassen Mehrwertsteuererhöhung: Viele Produkte bleiben erst wie Blei in den Regalen liegen (man erkennt das gut an der sprunghaft angestiegenen Anzahl der Artikel, die markiert sind, weil sich das Mindesthaltbarkeitsdatum nähert und sie zum halben Preis angeboten werden), bevor sie dann ganz aus dem Sortiment verschwinden. Früher gab es z.B. ca. zwölf verschiedene Saucen von Calvé, nun findet man im Regal nur noch die vier populärsten.

eine andere Nachbarin hat vor ein paar Monaten einen Schmuckladen eröffnet

Ich möchte ja nicht unken... aber es kann ihr durchaus passieren, daß sie den Laden bald wieder dicht macht. Meine Frau verdient ihr Geld mit Handwerkskunst. In den vorangegangene Jahren hat sie die ersten Aufträge für Weihnachtsgeschenke im September erhalten. Dieses Jahr bis heute noch nicht einen einzigen! Sie hat allerdings Glück, daß sie ein paar Stammkundinnen im In- und Ausland hat, die sie momentan noch auslasten. Eine befreundete Kollegin von ihr hat hingegen seit drei Monaten kein einziges Teil verkauft! Wir haben sie erst letzte Woche mit einem Care-Paket versorgen müssen, damit sie ihren drei Kindern Essen auf den Tisch stellen kann.

Neu sind auch die langen Schlangen an den Tankstellen, die es früher am Tag vor den angekündigten Preiserhöhungen nie gab. Seit März oder so hat sich das radikal geändert und man sieht auch viele Leute, die Ersatzkanister füllen, wenn der Preis mal ein bißchen nach unten geht.
 
AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Hallo Kai

wie kommst darauf, dass weniger Geld im Umlauf ist? Ihr unterschätzt alle Omas
Sparstrümpfe.
Beispiel: Vor 2 Wochen gab es bei E.Leclerc Halbe Schweine für 1 Euro am Kilo.

Wenige Stunden zuvor ging es durch die Medien wie abgebrannt die armen Tugas sind,aber innerhalb weniger Minuten hatten sie das Geld um mehrere Schweine zu kaufen......

....Und da frage ich mich ob ich mit dem Klammerbeutel gepudert wurde.:ahh:
Gruss
Nassauer

Spruch von LUIS: Krise????? Hast du Krise bestellt??? Ich nix bestellt!!
Portugal???? Portugal?, das bist Du und ich

......un zach nit immer TUGA zu mich

Was zahlst Du fuer 1 Kilo Frischfleisch bei Lidl / Aldi / Pingo Doce / Continente usw ? Vermutlich ca. 5 Euro. Dafuer konnte man bei eLeclerc 5 Kilo statt 1 kaufen.
Pronto, musste direkt ein halbes oder ganzes Schwein sein.
Da kauft man dann eben auf Vorrat, oder legt mit Freunden/Familie/Nachbarn zusammen und zahlt nur 20% dessen, was sonst 100% kosten wuerde.
Also Geldbeutel schonend in jeder Hinsicht - bezueglich Einkaufspreis, Fahrkosten, usw.
Und da ist es egal, ob das Geld fuer den Einkauf aus dem Sparstrumpf stammt, oder mit Zins geliehen wurde.

Und wenn ich den Leuten in den Einkaufswagen sehe sind dort immer noch Markentoilettenartikel für 30 Euro drin ,welche bei ALDI für 10€ zu haben sind.
Ich weiss nun nicht, ob eLeclerc dies auch anbietet, aber JUMBO z.B. bietet ueber die hauseigene Kundenkarte Ratenzahlung an. Es sind nicht Wenige, die dies nutzen.

Die teuerste Tankstelle bei uns ist GALP -sie hat den höchsten Umsatz!!!!!!!!
Der Tuga (sogar gelernte Autoschrauber) zahlt 10 Cent mehr pro Liter,weil er den Unterschied "fühlen" kann.
Einfach mal diesem Link folgen und vermutlich wird der Grund lokalisiert, warum manch Einer/Viele die Ueberteuerung in Kauf nehmen.
Ist fast wie "...Geschenke ansparen fuer Weihnachten..." :ahh:

Die Tugas rauchen nach wie vor wie die Irren.
Ab 2013 werden es (nicht nur) vermutlich etliche weniger sein.
Ich selbst rauche auch. Verfluche diese Laster (ehrlich !!!). Aber es ist leider nicht immer einfach aufzuhoeren.

Aber daran merkt man dass es hier so was wie Krise wirklich nicht gibt.
Da ist auch nur der Wunsch Vater Deiner Aussage.
Geh' mal mit offenen Augen durch die Stadt. Belausche mal Arbeiter/Angestellte gleicher Unternehmen/Fabriken/Geschaefte/Restaurants wenn sie zu Mittagstisch sitzen oder auf dem Nachhauseweg sind. Hoere einfach mal zu wenn jemand (und das machen fast alle) im oeffentlichen Verkehrsmittel telefoniert. Du wirst Dich wundern was Sache ist seit Monaten, und was aktuell seitens der jeweiligen Arbeitgeber (nicht nur) versucht wird zu kuerzen.

Bettler ????? Bei uns gibt keine mehr.Die rum.Familie scheint abgereist.
Einfach nur mit offenen Augen die Umgebung wahrnehmen. Dann wirst Du mehr wie Dir lieb ist registrieren.

Autos ?????? Die Tugas fahren weiterhin ihre Autos in der 40.000€ Klasse,neben dem Geländewagen.
DU wuerdest bei finanziellen Einbussen "Kassensturz" machen, und Deinen Haushaltsplan neu strukturieren.
Das machen Portugiesen auch. Aber unter anderen Kriterien. Ihnen ist das Statussymbol Auto wichtiger als der Algarve-Urlaub im Hotel. Dann wird lieber "nur" ein Apartment gemietet, statt 5 bicas taeglich nur 1 im Cafe getrunken, usw.
Irgendwie schaffen sie es schon die Kreditraten fuer's Auto zu zahlen. Dafuer dann die Prioritaet fuer andere Genuesse runtergeschraubt.

Suppenküchen gibt es bei uns eigentlich nicht,Selbst ein Junky verdient beim Auto einweisen soviel ,dass er sein Essen bezahlen kann.
Wenn es sowas gibt dann sind es Ausländer die glauben sie müssten helfen( habe ich in LX gesehen).
Ha, Du hast keine Ahnung, denn selbst der "Junky" besucht die Suppenkueche, denn der Junky braucht das Geld fuer seinen Schuss. Warum sollte er fuer Essen zahlen, wenn er dies Umsonst erhalten kann und dafuer dann das eingesparte Geld fuer den Schuss am Folgetag reicht ?!?

"Suppenkuechen" gibt es in LX (Lissabon) mehr wie 1.
Und davon werden 99% NICHT von "Auslaendern" betrieben.

Nur um einige wenige als Beispiel anzufuehren:
- Santa Casa da Misericórdia de Lisboa -
- Exército de Salvação -
- Project Orientar -
- Comunidade Vida e Paz -
- VITAE Centro de Acolhimento de Xabregas

Geh' mal abends ab 20H durch Lissabon.
Nur um einige Stellen anzufuehren:
Alameda, Arroios, Anjos, Rossio, Praça d Comercio, Alfandega, St Apolonia, Expo/Oriente.
Achte auf Kleinbusse mit geoeffneter Heckklappe, 5-6-7 Personen mit gelben Warnwesten, und jede Menge "Publikum".
Da wirst Du fahrende "Suppenkuechen" entdecken.
In Anjos ist zudem eine stationaere Verpfegungsstation, wo mittags wie abends mehrere hundert ERWACHSENE verpflegt werden.

Wenn Portugal diese privaten Initiativen nicht haette, wuerde hier niemand mehr von Krise sprechen koennen, denn dann wuerde Portugal nicht mehr existieren.

In Portugal werden 3000 Obdachlose gezählt,darunter viele die freiwillig draussen leben.
Lass' Dich von dieser Phantasie-Zahl nicht taeuschen. Es sind eine Zielzahl mehr.

Ein Teil der Obdachlosen muessen draussen leben, da die Bett-Kapazitaeten der privaten Institute bei Weitem nicht ausreichen.

Der andere Teil hingegen lebt "freiwillig" draussen, weil einerseits in den Obdachlosen-Unterkuenften selbstverstaendlich der Konsum von Alkohol und Drogen verboten ist.
Ein Junky wird sich womoeglich einen Schuss kurz vor Betreten des Obdachlosenheims setzen, damit er die Nacht ohne Entzug uebersteht.

Bei den Alkoholikern ist es vermutlich nicht so einfach zu haendeln, und der Griff zur Flasche trotz Nachtruh' nicht zu unterbinden. Da bleiben sie lieber draussen und haben die Sicherheit nach Belieben den Rausch auf Pegel zu handeln.

Wieder andere bevorzugen draussen zu uebernachten, weil dies foerderlicher fuer ihre kriminellen Machenschaften ist.

Wer in Portugal (wie Iris dies erwaehnte) nach Beendigung Arbeitslosengeld-Unterstuetzung auf das Niveau der Sozialhilfe (ca. 190 Euro) faellt, wird ohne Hilfe von Familie/Freunden zwangslaeufig nach einigen Monaten auch zu den Obdachlosen zaehlen.

Ab 2013 (da bin ich fest von ueberzeugt) wird nicht nur die Obdachlosenzahl ansteigen, sondern auch die Kriminalitaetsrate. Dies sowohl bei Strassenkriminalitaet wie z.B. Diebstaehle, Koerperverletzung infolge von Raub, wie auch bei haeuslicher Gewalt.

Ich habe weiter oben in Bezug auf Suppenkuechen die Bereiche Alameda, Arroios, Anjos, Rossio, Praça d Comercio, Alfandega, St Apolonia, Expo/Oriente angegeben.
Suche mal anhand dieser Bezeichnungen bei Google Maps.
Du wirst erkennen, dass diese Punkte zum touristischen Bereich gehoeren. Dort ist seit Jaaaahren ein stetiger Anstieg der Kleinkriminalitatet zu vermerken. Dies wird noch zunehmen. Mehr als uns lieb ist.
 
AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Einfach nur mit offenen Augen die Umgebung wahrnehmen.

Du weißt das vielleicht noch nicht, Gizela, aber Nassauer lebt auf einer Insel der Glückseligen in einem Meer aus Misere. Sein Portugal hat noch nie etwas mit dem Portugal gemein gehabt, wie es die große Mehrheit hier kennt. :D
 
AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Hallo Nassauer,

In Portugal werden 3000 Obdachlose gezählt,darunter viele die freiwillig draussen leben.
Als ich Deutschland verlies waren es dort schon 500.000 - Mehr wie in allen Ländern der EU zusammen!!!!!!!

ich weiß nicht, woher Du die Zahlen für Deutschland nimmst, denn eine offizielle bundesweite Statistik gibt es dazu nicht. Einige Organisationen machen Schätzungen, die etwa in diesem Artikel stehen: [WIKIPEDIA]Obdachlosigkeit[/WIKIPEDIA]

Dort steht:

Wikipedia schrieb:
Die Zahl der Personen, die ohne jeglichen Wohnraum auf der Straße leben, wird von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) für die Jahre 2002 bis 2008 mit etwa 20.000 angegeben. Die Zahl der Wohnungslosen (ohne Aussiedler) lag 1999 bei 440.000 und ist bis 2008 kontinuierlich auf 223.000 gesunken. Von 235.000 Obdachlosen spricht sie für das Jahr 2009. Nach dem Armutsbericht der Bundesregierung sind 330.000 Menschen wohnungslos. Auf der Straße leben etwa 20.000, davon 2.000 Frauen; zudem gibt es etwa 6.000 Straßenkinder. Für das Jahr 2006 schätzt die BAG W die Verteilung der Wohnungslosen auf 11 % Kinder, 25 % Frauen, 64 % Männer.

Diese Zahlen sind alle erheblich geringer, als die von Dir genannte, zumal eben nicht alle "wohnungslosen" Menschen wirklich auf der Straße leben, wie es der Begriff "obdachlos" zu suggerieren scheint. Viele der Wohnungslosen, die allermeisten, sind dauerhaft in entsprechenden Einrichtungen etc. untergebracht. Menschen die auf der Straße leben gibt es in Deutschland also etwa 20.000, jedenfalls laut Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe und Bundesregierung. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung von 82 Millionen wären das 0,024 Prozent. In Portugal entsprechen 3000 Obdachlose bei 10,6 Millionen Einwohnern einer Quote von 0,28 Prozent. Mit absoluten Zahlen sollte man immer vorsichtig sein ... Selbst wenn es in Deutschland zehnmal so viele Wohnungslose wären, wie geschätzt, wären es in Portugal, wenn die 3000 stimmen, relativ gesehen immer noch mehr.

Kai
 
AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Guten Morgen,
die von mir genannten Zahlen sind gerundet,ca 1Jahr alt und stammen aus dem regelmässigen Bericht der OECD.

In Deutschland weigert man sich offensichtlich mit diesen Zahlen umzugehen.

In jüngster Zeit versucht man das Problem auf deutsche Art anzugehen. Ähnlich wie bei den Arbeitslosen wird der Begriff einfach neu definiert. Man unterscheidet nun in Obdachlose und Wohnungslose. Das ist kein Witz.

Ich weis auch das diese Zahlen schockierend sind, aber noch mehr schockt mich wie in Deutschland damit umgegangen wird.
Gruss
Nassauer
 
AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Hallo Nassauer,

Guten Morgen,
die von mir genannten Zahlen sind gerundet,ca 1Jahr alt und stammen aus dem regelmässigen Bericht der OECD.

In Deutschland weigert man sich offensichtlich mit diesen Zahlen umzugehen.

In jüngster Zeit versucht man das Problem auf deutsche Art anzugehen. Ähnlich wie bei den Arbeitslosen wird der Begriff einfach neu definiert. Man unterscheidet nun in Obdachlose und Wohnungslose. Das ist kein Witz.

Ich weis auch das diese Zahlen schockierend sind, aber noch mehr schockt mich wie in Deutschland damit umgegangen wird.
Gruss
Nassauer

wo kann kann diesen OECD-Bericht nachlesen? Dass man in Deutschland andere Zahlen hat, ist ja nicht gleichbedeutend mit einer Weigerung mit den angeblichen OECD-Zahlen "umzugehen". Auch die [WIKIPEDIA]OECD[/WIKIPEDIA] muss ja ihre Zahlen irgendwoher nehmen. Und da es in Deutschland diesbezüglich nunmal keine offizielle Statistik gibt, muss auch die OECD schätzen. Das ist nunmal so.

Wie Du vielleicht auch aus dem Wikipedia-Artikel gesehen hast, gehen die Schätzungen der verschiedenen fachkundigen Organisationen teils gar nicht so weit auseinander. Und hier nun wird das wichtig, was Du als "Witz" bezeichnest. Wenn man es sich mal genau überlegt, ist die Unterscheidung zwischen "wohnungslos" und "obdachlos" nämlich sehr wichtig (und die gibt es schon seit 20 Jahren, kann ich aus eigener professioneller Erfahrung bestätigen).

Denn wenn man wirklich wissen will, wie viele Menschen faktisch "auf der Straße" leben und ständig wechselnde Unterkünfte haben, dann muss man diese Unterscheidung zwingend vornehmen. Lies bitte hier: [WIKIPEDIA]Wohnungslosigkeit[/WIKIPEDIA]. Der weitaus größte Teil der "wohnungslosen" ist nämlich fest irgendwo untergebracht: In Wohngruppen, in Heimen, auch teils in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen. Auch diese Menschen, die definitiv nicht auf der Straße leben, gelten als "wohnungslos", weil es sich eben um Haushalte handelt, die keine eigene mietvertraglich gesicherte Wohnung haben. Das ist die Definition, und die tatsächliche Obdachlosigkeit ist nur ein geringer Teil davon.

Es ist nun die Frage, was das sozial aussagt? Es wird sicher so sein, dass man diese Gruppe weiter differenzieren kann und muss. Vermutlich wird es manche geben, deren Wohnungslosigkeit kein soziales Schicksal ist, es wird viele geben, wo es so ist. Da es keine Erhebungen gibt, kann man da nur spekulieren.

Was man sich klarmachen muss ist folgendes: Die wie gesagt unsicheren Zahlen von Portugal und Deutschland einfach zu vergleichen, ist absolut unzulässig, unwissenschaftlich und führt in die Irre. Was auch immer man damit sagen will: so geht es nicht!

Man täuscht durch solche Zahlen eine Schein-Objektivität vor, die es so nicht gibt. In Deutschland gibt es - soweit ich das weiß - eine gesetzlichen Anspruch auf eine Unterkunft. Wenn man zum Amt geht, muss einem irgendeine Unterkunft - und wenn auch nur für eine Nacht, nachgewisen werden. Wie sieht das in Portugal aus? Wird da jetzt mehr Bedarf entstehen? Oder leben die Leute dann wieder auf dem Campingplatz oder in Favela-Vierteln?

Was in keinem Fall funktioniert und auch nicht für Alarmismus taugt, ist der direkte Vergleich der deutschen und portugisieschen Zahlen. Denn relativ gesehen liegt Deutschland auch wenn man die Zahl der Wohnungslosen nimmt (rund 290.000 geschätzt), immer noch mit Portugal gleichauf.

Kai
 
AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

...
In Deutschland wurden letztes Jahr 160 Kinder durch ihre Eltern umgebracht!!!!! Also 3 in der Woche,jeden 2. Tag- also Alltag in D.
Soweit sind wir hier noch nicht.
...
Nein, sowas böses gibts in Portugal nicht, hats auch noch nie gegeben!
DN von UNICEF aus dem Jahr 2005! schrieb:
A UNICEF coloca o nosso País no topo da lista negra, com uma média de quatro mortes por violência física e negligência em cada 100 mil crianças
Quelle: Portugal na lista negra da violência contra as crianças - dn - DN

Bei diesem Baby handelt sich dann wohl auch nur um einen unglücklichen Unfall?
(Bericht von heute)
Cadáver de bebé encontrado em saco de plástico no meio do lixo em Guimarães - PÚBLICO

Ich liebe dieses Land, aber es macht mich deshalb nicht blind und taub!
 
AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Nein, sowas böses gibts in Portugal nicht, hats auch noch nie gegeben!

Quelle: Portugal na lista negra da violência contra as crianças - dn - DN

auch wieder ein Beispiel, wie schlecht da mit den Zahlen argumentiert wurde. Ich habe leider nur die Zahlen der Tötungsdelikte pro Einwohner gefunden, nicht speziell bezogen auf minderjährige Opfer. Und auch da liegt Portugal vor Deutschland - man will es kaum glauben. Wenn Interesse besteht, suche ich den Link nochmal raus.

Was die Tötungsdelikte an Kindern in Deutschland betrifft, muss man sagen, dass diese in den Jahren 2000-2008 stark und kontinuierlich zurückgegangen und erst seitdem wieder ziemlich stark gestiegen sind. Ein Problem bei diesen Zahlen ist das Dunkelfeld, denn viele "plötzliche Kindstode" sind vermutlich Tötungsdelikte, die Fachleute rechnen mit bis zu 15 Prozent.

Aber auch hier sagt mir mein Gefühl, dass Portugal und Deutschland vermutlich gleichauf sein dürften. Vielleicht hat ja jemand Zahlen?

Ich möchte aber dennoch auch nochmal ans Thema erinnern: Wie macht sich die Krise bemerkbar? Es scheint ja nun so zu sein, dass mancherorts viele Auswirkungen zu sehen sind und anderswo gar keine und alles noch absolut in Ordnung ist. Das kann natürlich sein, aber wundern tut es mich schon. Vielleicht gibt's ja noch mehr Schilderungen?

Kai
 
AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Woher dein plötzliches Interesse? Vielleicht irre ich mich ja, aber ich kann mich nicht erinnern, von dir

Wieso sollte es überall gleich schlimm aussehen? Das Land hat in etwa so viele Einwohner wie Bayern, und dort gibt es auch Gegenden, z. B. Oberfranken, wo es in Krisenzeiten viel schlimmer aussieht als etwa in München oder Eichstätt, selbst jetzt übrigens, wo die Wirtschaft gut läuft.

Die Wirtschaftsstruktur ist im Norden Portugals ja ganz anders als im Süden, und im Hinterland anders als in Lissabon, usw. Dementsprechend sind die Auswirkungen ...

Die Kriminalität konzentriert sich in Portugal auf ein paar große Städte und Gegenden, wo viele Ausländer leben, Rumänen, Brasilianer, etc. Unter diesen gibt es nicht wenige gewaltbereite Personen. Ich fühle mich aber bis jetzt nirgendwo unsicher, hätte in Berlin wesentlich mehr Bedenken.
 
AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Zur Zeit kommen viele interessante Reportagen im TV, die auch mal die positiven Leistungen vorstellen. Es tut sich ne Menge im Schatten des ganzen Krisengeschreis. Es gibt viele junge, schlaue, kreative Portugiesen, die längst international ausgerichtet sind, da der Export oft die einzige Überlebensmöglichkeit ist.
Auch all die Diskussionen über den Zustand des Landes haben bestimmt eine positive Wirkung auf viele Leute. Selbst die Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Ursachen haben ihr Gutes. Der Status Quo wird hinterfragt, Probleme offen angesprochen wie nie zuvor, usw.
 
AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

...Ich möchte aber dennoch auch nochmal ans Thema erinnern: Wie macht sich die Krise bemerkbar?...

Kai

Das hast Du schoen angemerkt :)
Du siehst aber u.A. auch an Deinen Einlassungen zu Nassauer's Posting, dass es einfacher ist sich vom Thema zu entfernen, als Topic zu bleiben.

Es wird zu Deiner Anfrage sehr viel geschrieben. Keine 3-Kuerzel-Postings, sondern mehr oder minder Aussagekraeftiges. Finde ich toll, denn das ist Kommunikation.
Leider hat sich hier und dort zum Deinem Thema "Auswirkungen der Krise in Portugal" auch das Ein oder Andere aus deutschen Landen eingeschmuggelt.
Deutschland interessiert mich insofern nicht, weil ich HIER lebe, hier Kollegen, Freunde und Nachbarn (fast wie Famlie) habe. Von daher ist mir Dein Thread recht willkommen, und ich wuerde mir wuenschen dass hier auch nur die Krise Portugal abgehandelt wird.
Aber Deutsche/Hollaender, welche hier leben, koennen Vergleiche aus der alten Heimat in Bezug bringen, denn irgendwo muss man seine persoenliche (aktuell) erlebte Auffassung dieser Krise dem Lesenden plausibel machen.

Ich gebe Dir vollkommen Recht mit o.a. Zitat zurueck zum Thema, aber ohne Vergleichs-Fakten geht es nicht immer zu vermitteln.

Weiter oben in einem Vorposting hast Du geschrieben
Was man sich klarmachen muss ist folgendes: Die wie gesagt unsicheren Zahlen von Portugal und Deutschland einfach zu vergleichen, ist absolut unzulässig, unwissenschaftlich und führt in die Irre. Was auch immer man damit sagen will: so geht es nicht!
Dem ist nichts hinzuzufuegen, ausser dass es nicht immer ohne Zahlen geht. Solange diese auf Fakten beruhen, und nicht nur aufgrund statistisch (hochgerechneter) Werte, koennen Zahlen die Plausibilitaet untermauern.

Aber nun wirklich zurueck zum Thema :)

euzinho schrieb
Es gibt viele junge, schlaue, kreative Portugiesen, die längst international ausgerichtet sind, da der Export oft die einzige Überlebensmöglichkeit ist.
Auch all die Diskussionen über den Zustand des Landes haben bestimmt eine positive Wirkung auf viele Leute. Selbst die Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Ursachen haben ihr Gutes. Der Status Quo wird hinterfragt, Probleme offen angesprochen wie nie zuvor, usw.
Das ist schon richtig, aber eingeschraenkend muss man anmerken, dass dieser Versuch des "Schubs" sogut wie von NUR jungen Portugiesen kommt. Bei den "Alten" habe ich den Eindruck, dass sie sich noch unter Salazar waehnen, d.h. ICH bin der Boss, ICH habe zwar fuer jeden einzelnen Aktenordner, fuer jeden "Pups" eine als Chef delegierte Person welche sich darum und auch NUR DARUM kuemmert, aber trotzdem zaehlt nur MEIN Wort.

Organisation und Information sind totale Fremdworte dort wo ich arbeite (eines der groessten Unternehmen - wenn nicht sogar das Groesste - in dieser Branche).

Ich moechte nicht mitteilen wo ich arbeite bzw in welcher Branche, denn Loyalitaet hat Prioritaet.

Trotzdem denke ich, dass es moeglich ist anhand einfach Beispiele Erkenntnisse / Erfahrungen mitzuteilen ohne Ross und Reiter zu nennen.
Diese Beispiele, auch wenn sie evtl nur banal klingen, ziehen sich durch saemtliche Bereiche.
Mit etwas Phantasie laesst sich die Muecke auch als den Elefanten darstellen, welcher tatsaechlich so existiert ;)

Es wurde nicht "gehaushaltet":
Qualitativ gutes Verbrauchsmaterial ueberteuert eingekauft.
Dieses Verbrauchsmaterial ohne Ruecksicht auf Verluste "verprasst".
4-5 "Chefe" haben ich angesprochen und Vorschlaege gemacht. Ohne Reaktion.
Kollegen auf den schlampigen Verbrauch hingewiesen, und durfte dann hoeren "..não sao meus dinheiros..".
Ich habe ihnen versucht zu erklaeren, dass o Patrao IMMER mindest das gleiche (un)versteuerte Geld sein Eigen nennen moechte. Wenn nicht sogar noch mehr. Das er im negativen Fall eher Joao, Ze, Ana und Maria entlaesst, statt seiner eigenen Tasche ewas abzuknapsen.

5 Maeuler, alle mit der gleichen Antwort: "..DAS wird nicht passieren. WIR sind die groesste Firma. UNS geht es gut.."

Anderes Beispiel:
ICH darf fuer 100% Gehalt NUR 30% arbeiten... JA, es stimmt ! Mir wurde mehrmals mitgeteilt, dass es VERBOTEN ist :ahh: waehrend meiner "Leerlaufzeiten" andere Arbeiten zu machen bzw den Kollegen zu helfen.
Unabhaengig davon, dass dies sowas von stupid ist, werde ich zunehmend veraergerter aufgrund meiner eingedeutschten Arbeitsmoral.
Es ist egal wieviel ich verdiene, aber fuer 100% Lohn/Gehalt will ich auch 100% Leistung bringen.

An irgendeinem anderen Arbeitsplatz ist fuer 1 Person 200% Arbeit vorhanden. Sie/Er kann dies nicht schaffen. Unmoeglich. Das weiss der zustaendig delegierte "Chefe" auch. Also was macht er? Er geht zu einem anderen "Chefe", dieser womoeglich wieder zu einem anderen "Chefe" und schwups hat der Betrieb entweder einen Arbeitnehmer mehr, oder es wird fuer die Zeit des uebermaessigen Arbeitsaufkommens Personal bei einem Subunternehmen angeheuert.

Aufgeblaeht mit ueberteuertem Verbrauchsmaterial, aufgeblaeht ohne wirklichen Anlass (denn ICH z.B. koennte irgendwo helfend einspringen) mit weiterem (Fremd)Personal, Karneval-Kamelle-werfende Verbrauchsorgien bei Material waren Tagesordnung.

Aber niemand hat bedacht, dass ein reiner Produktionsbetrieb von Fremd-Auftraegen abhaengig ist.
Wir sind die "Groessten" sagt keiner mehr, nachdem Auftraege ausblieben, nachdem seitens der Auftraggeber Preise nachverhandelt und gedrueckt wurden, nachdem den Besserverdienenden das "Handgeld" nun offiziell und versteuert gezahlt wird, nachdem Ueberstunden nicht mehr wie "Handgeld" gezahlt werden sondern dafuer Stunden-Konten zum abfeiern angelegt wurden, nachdem Joao statt der vormals angemerkten 200% Arbeit nur 150% dieser leisten muss und Maria dafuer statt 100% Arbeit nun auch 150% leisten darf
Aber ICH ;( darf immer noch nur 30% leisten :ahh:
Nachdem keiner mehr weiss wann Lohn/Gehalt aufs Konto gebucht wird. Bis vor 6-7 Monaten war es spaetestens am Monatsletzten verbucht. Mittlerweile dauert es bis zum 6.,7. des Folgemonats.
Wohlgemerkt immer ohne jegliche Information, was besonders fuer die Mindestlohnempfaenger hart ist. Insbesondere dann, wenn sie auf oeffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind.
Eine Bus-Monatskarte fuer die naehere Umgebung (Umkreis ca. 10 KM) kostet denke ich mal ca. 40 Euro. Die muss man dann noch zur Verfuegung haben am Monatsende, damit die Monatskarte wieder aufgeladen werden kann. Sollte dies nicht der Fall sein, wuerde die Hin-Rueckfahrt zum naechsten Ort taeglich 4,40 Euro kosten x 6 Tage = 26,40 Euro Mehr wie happig fuer Mindestlohnempfaenger, und in keiner Relation zum Preis der Monatskarte, welche ja schliesslich nach den 6 Tagen auch noch gekauft werden muss.

Kollegen, welche mit dem eigenen PKW zur Arbeit fuhren (natuerlich das Fehrzeug immer nur mit dem Fahrer besetzt), bilden Fahrgemeinschaften und wechseln sich woechentlich ab.

Bis vor 6-7 Monaten waren an Tagen der Bankgutschrift ueber Lohn/Gehalt, beziehungsweise am Tag des Ueberstunden-Handgelds die Muelleimer voll mit MCuebel-Verpackungen. Das sieht man mittlerweile nicht mehr.
Auch die Ins-Haus-Bestellungen bei Restaurants, Pizzerien usw sind drastisch bis fast auf Null.

Im Centro Comercial - nicht sehr gross wie z.B. die Centren Colombo, Expo usw, aber immerhin mit ca. 50 unterschiedlichen Geschaeften, Restaurants, Cafes - verzeichnet immer mehr Geschaeftsaufloesungen.
Inhaber der noch bestehenden Betriebe, welche zu Jahresanfang mir noch sagten dass dann und dann wegen Urlaub geschlossen ist, haben ohne Ruhetag/Urlaub durchgearbeitet/geoeffnet.

Kollegen, welche im vergangenen Jahr noch in Mexico, Dom Rep, Tuerkei urlaubten, hatten dieses Jahr Ausreden wie "...muss zu Hause renovieren...".
Aaaaah, halt, fast vergessen... Brasilien wurde dieses Jahr viel angeflogen von Kolleginnen und Kollegen. Hatten aber alle nur einen Hinflug gebucht. Ehrliche Begruendung sinngemaess "..hier in Portugal wird das Leben immer schwerer. Aber zuhause in Brasilien ist der Aufschwung, und es werden bessere Loehne gezahlt..".
"Die Ratten verlassen das sinkende Schiff" kann man hier NICHT anfuehren, denn der Kapitaen ist nicht deren Kapitaen.

Mit "Schiff" meine ich Portugal, nicht unbedingt das Unternehmen bei welchem ich arbeite, denn mittlerweile sind die Auftragsbuecher gut bestueckt und die Produktion fast ausgelastet. Aber es ist weniger Geld im Unternehmen, womit ich rueckschliesse dass trotz mittlerweile wieder relativ guter Auftragslage geldwerte Zugestaendnisse an die Auftraggeber gemacht wurden.

Ich fuer meinen Teil werde nicht "abhauen". Ich schaue mir die 1. Gehaltsabrechnung in 2013 an, und werde dann je nach Erhoehung der Abgaben vermutlich die Moeglichkeit versuchen anzugehen mir zumindest die Sozialversicherung (Seguranca Social) rueckerstatten zu lassen.
 
AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Die Kriminalität konzentriert sich in Portugal auf ein paar große Städte und Gegenden, wo viele Ausländer leben, Rumänen, Brasilianer, etc. Unter diesen gibt es nicht wenige gewaltbereite Personen.

Uiuiui, die bösen Ausländer mal wieder. Der folgende Artikel ist zwar schon zwei Jahre alt, aber die Zahlen dürfte sich seitdem eher zugunsten der Ausländer gebessert haben, da immer mehr in ihre Heimat zurückgehen.



Um dos mitos sobre imigração associa a chegada de mais estrangeiros à subida da criminalidade. A realidade não será bem assim: os reclusos não nacionais apresentam valores percentuais de condenações por crimes violentos inferiores aos dos portugueses. E falar em estrangeiro não é sinónimo de imigrante, já que 30% dos detidos não residem em Portugal. O tráfico de droga, transnacional por definição, é o responsável pela maior fatia de condenações.

Ich fühle mich aber bis jetzt nirgendwo unsicher, hätte in Berlin wesentlich mehr Bedenken.

Im beschaulichen Steinbach im Taunus, das etwa genauso viele Einwohner hat wie Grândola, dürftest du dich auch sicherer fühlen als in Lissabon oder Porto...

Zur Zeit kommen viele interessante Reportagen im TV, die auch mal die positiven Leistungen vorstellen. Es tut sich ne Menge im Schatten des ganzen Krisengeschreis. Es gibt viele junge, schlaue, kreative Portugiesen, die längst international ausgerichtet sind, da der Export oft die einzige Überlebensmöglichkeit ist.

Mal ehrlich: Die hat es immer gegeben. Nur werden sie jetzt krampfhaft hervorgekramt, um die allgemeine Situation, die sehr viel trauriger aussieht, kosmetisch zu maskieren. Bei SPON gab es da ja vor ein paar Monaten eine Artikelreihe, die schon den Eindruck erweckte, als wäre sie von Passos Coelho, Vítor Gaspar und unserem Freund Miguel Relvas in Auftrag gegeben worden.
 
AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Eine Frage, wie werden in Portugal alleinerziehende Personen mit niedrigem Einkommen unterstützt?
Hier Deutschland sind sie die absoluten Verlierer.
Ist es in Portugal auch so?

suse
 
AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Eine Frage, wie werden in Portugal alleinerziehende Personen mit niedrigem Einkommen unterstützt?
Hier Deutschland sind sie die absoluten Verlierer.
Ist es in Portugal auch so?

Gar nicht, soviel ich weiss....


Iris
 
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