Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

[kailew]

Hallo liebe Leute,

in Deutschland hört man viel über Griechenland und sieht die Proteste dort und hört auch die Sorgen und Nöte der Menschen.

Aus Portugal ist über die konkreten Folgen der ja auch dort schweren Wirtschaftskrise eher weniger zu erfahren. Deshalb meine Frage: Wie sieht die Krise konkret dort aus, wo ihr lebt, wie machen sich die Probleme bemerkbar?

Es soll hier weniger im die "große" Wirtschaft gehen, und auch nicht unbedingt um eine Einschätzung, wie es künftig weitergeht, sondern mich interessieren die ganz alltäglichen Folgen. Also ob es mehr Bettler auf den Straßen gibt, oder Suppenküchen oder ob die Restaurants und Taxen leerer sind und klagen und solche Dinge aus dem ganz direkten Umfeld.

Kai

 

[zip]

Wie die Krise konkret aussieht? Gerne will ich mit einigen Beispielen aus meinem privatem Umfeld antworten ...

Cousin, Elektroingenieur - beschäftigt bei Peugeot Citroën Automóveis Portugal SA (Mangualde): entlassen ...

Mein Best Buddy seit 25 Jahren: Schichtleiter im "3-Turnus"-Betrieb einer

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, (Selbsteinschätzung: "Ich? Krisensicher! Mich erwischt es nie, die Tugas futtern immer"). Nach einem Arbeitsunfall: Entlassen ...

Befreundeter Architekt, selbstständig, kleines Büro in Lx mit drei Partnern und ca. 5 Angestellten. Schwerpunkt öffentliche Aufträge: Sanierung/Ertüchtigung von Schulgebäuden etc. Während der letzten Krise in D (Konjunkturpaket II) waren seine Worte sinngemäß: "Well, I see, you´re hanging at the rope, too". Stimmt, aber sein Büro leider immer noch ...

Gruß,
Zip

 

[Iris_K]

AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Der Verkehr auf der Bruecke 25 de Abril ist wohl um 20 % zurückgegangen - das merkt man ganz deutlich, weil es viel weniger Staus gibt....

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Immer mehr kleinere Läden und Geschäfte machen zu.... Andererseits sind die Shopping Center am Wochenende immer noch total voll....
Aber die Verkaufszahlen steigen wohl nur in den Outlet Malls,,,
'Outlets' conseguem escapar à crise e aumentar vendas - Especiais - DN

Das die Restaurants günstiger geworden sind kann ich irgendwie nicht erkennen, sie werben zwar immer mit "Menus económicos", die Kosten aber Mittags dann um die 7,50 - 9 € zu mindestens in der Umgebung von Lissabon...und das waren schon immer die Preise in den einfachen Mittagslokalen. Es fällt aber auf, wenn man Zug oder U-Bahn fährt das immer mehr Leute so schicke kleine "Lunchtaschen" mit sich rumtragen und sich ihr Mittagessen mit ins Büro nehmen. Das war früher verpönt....

Naja und unser Lieblingsbrunchlokal hat ja auch Anfang des Jahres zu gemacht

Immer mehr Leute melden sich im Fitnessstudio ab....viele Nachbarn heizen nicht mehr, sondern frieren lieber....

Die Geburtenrate in Portugal ist in diesem Jahr um 20% gesunken....

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Allgemein schlägt die Krise auf die Stimmung....

Schön ist, das man zwar weniger ins Restaurant geht, dafuer sich aber mehr zu Hause trifft und Leute zum Essen einlaed, das finde ich eh gemütlicher!

Iris

 

[Sivi]

AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Nur noch eine meiner Freundinnen hat eine Arbeit, der Vertrag läuft im Dezember aus, ob er verlängert wird, steht in den Sternen.
Sie ist alleinerziehend mit zwei Kindern.
Schon jetzt hat sie mit Selbstmord gedroht, wenn sie ihre Arbeit verliert, ich will da gar nicht weiter denken.

Alle anderen sind arbeitslos und mittlerweile schwer depressiv.
Keine Hoffnung mehr und keine Aussicht auf Besserung, kein Geld, um abzuhauen.

Der Vater eines guten Freundes (Rentner), weiss nach den ganzen Kürzungen nicht mehr, wie er seine Medikamente bezahlen soll.
Ständig bricht er deshalb in Tränen aus, weil er Angst hat, so nicht mehr lange leben zu können.

Ich könnte seitenweise so weiter schreiben...

Was ich bislang gemacht habe?

Um ihnen so gut es geht zu helfen, habe ich meinen Gemüsegarten so erweitert wie nie zuvor.
Ständig züchte und schlachte ich Hühner, aber das ist nichtmal ein Tropfen auf den heissen Stein.

Die Suppenküchen explodieren zwar, aber es reicht nicht.

Ich halte das auch nicht mehr lange durch.
Noch vor zwei Jahren , nein, bis vor kurzem noch, habe ich immer gedacht, ich darf nicht gehen, weil ich meine Freunde dann im Stich lasse.
Jetzt aber gewöhne ich mich immer mehr an den Gedanken, diesem Land den Rücken zu kehren.
So, wie mittlerweile viele.

Ich hab sowieso deshalb schon die meisten meiner Freunde verloren.

 

[kailew]

AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Mein Best Buddy seit 25 Jahren: Schichtleiter im "3-Turnus"-Betrieb einer

Sie müssen registriert sein, um bestimmte Links zu sehen

, (Selbsteinschätzung: "Ich? Krisensicher! Mich erwischt es nie, die Tugas futtern immer"). Nach einem Arbeitsunfall: Entlassen ...

Befreundeter Architekt, selbstständig, kleines Büro in Lx mit drei Partnern und ca. 5 Angestellten. Schwerpunkt öffentliche Aufträge: Sanierung/Ertüchtigung von Schulgebäuden etc.

und was bedeutet das konkret für Deine Freunde? Müssen die Wohnungen und Häuser verkaufen, Autos abschaffen?

Kai

 

[zip]

und was bedeutet das konkret für Deine Freunde?

Hmm, aus den sozial schwächeren Suburbios (Mira Sintra, Caçem, Almada, Moita, Barreiro sind da (leider) genügend, von denen, die neben der Arbeit noch eine Arbeit haben, um über die Runden zu kommen ...

Working poor ....

Müssen die Wohnungen und Häuser verkaufen

Auch das, die Finanzierung (im Regelfall von den Bankfuzzies schöngeredet) funktioniert ruckzuck nicht mehr, wenn der ehemals gerade berufliche Werdegang plötzlich zickzack verläuft ...

Zip

 

[euzinho]

AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Nur noch eine meiner Freundinnen hat eine Arbeit, der Vertrag läuft im Dezember aus, ob er verlängert wird, steht in den Sternen.
Sie ist alleinerziehend mit zwei Kindern.
Schon jetzt hat sie mit Selbstmord gedroht, wenn sie ihre Arbeit verliert, ich will da gar nicht weiter denken.

Alle anderen sind arbeitslos und mittlerweile schwer depressiv.
Keine Hoffnung mehr und keine Aussicht auf Besserung, kein Geld, um abzuhauen.

Der Vater eines guten Freundes (Rentner), weiss nach den ganzen Kürzungen nicht mehr, wie er seine Medikamente bezahlen soll.
Ständig bricht er deshalb in Tränen aus, weil er Angst hat, so nicht mehr lange leben zu können.

Ich könnte seitenweise so weiter schreiben...

Was ich bislang gemacht habe?

Um ihnen so gut es geht zu helfen, habe ich meinen Gemüsegarten so erweitert wie nie zuvor.
Ständig züchte und schlachte ich Hühner, aber das ist nichtmal ein Tropfen auf den heissen Stein.

Die Suppenküchen explodieren zwar, aber es reicht nicht.

Ich halte das auch nicht mehr lange durch.
Noch vor zwei Jahren , nein, bis vor kurzem noch, habe ich immer gedacht, ich darf nicht gehen, weil ich meine Freunde dann im Stich lasse.
Jetzt aber gewöhne ich mich immer mehr an den Gedanken, diesem Land den Rücken zu kehren.
So, wie mittlerweile viele.

Ich hab sowieso deshalb schon die meisten meiner Freunde verloren.

Diese Einzelschicksale fallen bei der Darstellung der Regierung auch immer völlig unter den Tisch. Es wird immer so getan, als würde es für alle schwieriger werden, aber dennoch auf wundersame Weise irgendwie doch noch gut gehen. Dieses Bild hält sich wohl auch dadurch so hartnäckig, weil die Portugiesen zu friedlich sind, um auf den Tisch zu hauen. Die Deutschen würden sich sich solche Zustände nicht lange gefallen lassen, die Amis erst recht nicht.

Einige hört man allerdings wieder von Salazar schwärmen Das zeigt wohl die Ratlosigkeit, eigentlich weiß niemand, welchen Weg das Land einschlagen soll. Viele wissen zwar wohl, dass der derzeitige Weg nicht weiterführt, aber Alternativen hat man auch nicht.

Eine ganz konkrete, wenn auch unwichtige Folge der Krise ist, dass Portugal kommendes Jahr nicht am Eurovision Song Contest teilnehmen wird. Wenigstens einen Vorteil hat die Krise also Die Begründung finde ich auch nicht schlecht, es geht nicht nur ums fehlende Geld, sondern hat für portugiesische Verhältnisse ungewöhnlich deutliche Weise auf den Mangel an Würde dieser Veranstaltung hingewiesen Man werde sich lieber auf die Förderung nationaler Talente konzentrieren

Neulich kam im TV eine Reportage, wonach es eine starke Bewegung zurück aufs Land gibt, die Landwirtschaft ist für viele die letzte Hoffnung.

 

[kailew]

AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

wie sieht's denn bei Dir aus, Du bist doch in Portugal. Was bedeutet Krise für Deine Nachbarn?

Kai

 

[euzinho]

AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Na ja, hier scheint sich die Krise in Grenzen zu halten. Der eine Nachbar baut gerade ein neues Haus, eine andere Nachbarin hat vor ein paar Monaten einen Schmuckladen eröffnet, es wird generell noch viel gelacht. Ich denke, das ist der Vorteil von ländlichen Gegenden, der Dienstleistungssektor war hier gar nie erst so aufgebläht wie in den Städten, Immobilienblase gab es auch nicht. Folglich bricht jetzt nicht so viel weg.

 

[Iris_K]

AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Allerdings glaube ich auch das viele Leute ihre Probleme nicht jedem auf die Nase binden. In Portugal war es schon immer wichtig, das man nicht für "arm" gehalten wird. Deshalb wird der Schein auch sicher so lange wie es irgendwie geht aufrecht gehalten...
Richtig schlimm wird es erst werden, wenn für die Leute die arbeitslos sind, dann nach 2 Jahren die Arbeitslosenunterstützung weg fällt und kein neuer Job zu bekommen ist. Dann gibt es nämlich nichts mehr... Außer unter gewissen Umständen Sozialhilfe von 190€ oder so....

Iris

 

[euzinho]

AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Tja, der liebe Schein Aber ich denke nicht, dass das hier der Fall ist. In den Kleinstädten hatten die Leute gar nicht erst den vermeintlichen Wohlstand wie in Lissabon oder Setubal. Hier war man auch vor der Krise bescheiden, jetzt ist man halt noch etwas bescheidener.
Die Regierung spekuliert vermutlich darauf, dass die Wirtschaft spätestens ab 2014 wieder anspringt und so die jetzt mehr oder weniger absichtlich provozierte Arbeitslosigkeit zurückgeht, bevor für viele die ALU wegbricht. Bin ja mal gespannt, ob diese Rechnung aufgeht. Bei vielen Geschäften hier hat man eh den Eindruck, als würden sie eher als Hobby oder Nebenerwerb betrieben, denn sie sind heute so leer wie vor Jahren schon. Und so lange kann sich kaum ein Geschäft halten, wenn es tatsächlich von der Kundschaft abhängt.
Gestern hab ich gesehen, dass ein neues Cafe aufgemacht hat, ebenso ein größeres Spielzeuggeschäft, und an mehreren Stellen wird scheinbar auch an künftigen Geschäften oder Büros gearbeitet. Es gibt also immer noch Leute, die solch einen Schritt wagen.

 

[kailew]

AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

aber dass da eine Menge Geld weniger in der Volkswirtschaft kursiert, muss sich doch überall bemerkbar machen ...?

Kai

 

[zip]

Schwiegermutters Rente gekürzt, Medikamentenzuzahlung drastisch erhöht, gestiegene Preise wg. Mehrwertsteuererhöhung ...

... so sieht das konkret aus!

Zip

 

[Bia (†)]

AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

aber dass da eine Menge Geld weniger in der Volkswirtschaft kursiert, muss sich doch überall bemerkbar machen ...?

Kai

Das macht sich auch bemerkbar, es wird generell und zwangsläufig viel weniger konsumiert. Ein sicheres Indiz dafür ist die Tatsache, dass die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer trotz Erhöhung des Steuersatzes von 21% auf 23% tiefer liegen als zuvor.

 

[Unregistriert]

AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Es gibt also immer noch Leute, die solch einen Schritt wagen.

Das würde ich jetzt aber nicht unbedingt als "da geht noch was" einstufen...
Deine Aussage erinnert mich fatal an Neugründungen, die hier in D massenweise von (u.a.) Hartz4 Empfängern als sog. "IchAG" gestartet wurden...
Selbständig sein war/ist besser, als gar nichts zu haben. Motto: ich nehm das jetzt in meine eigenen Hände. Das ist im Grundsatz gut und richtig.

Der Großteil war/ ist allerdings nach (aller)kürzester Zeit pleite, weil JEDE Voraussetzung für eine Selbständigkeit fehlte, sondern die Gründung ein reiner Verzweiflungsakt war.

 

[Nassauer (†)]

AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

QUOTE=kailew;212068]aber dass da eine Menge Geld weniger in der Volkswirtschaft kursiert, muss sich doch überall bemerkbar machen ...?

Kai

Hallo Kai

wie kommst darauf, dass weniger Geld im Umlauf ist? Ihr unterschätzt alle Omas
Sparstrümpfe.
Beispiel: Vor 2 Wochen gab es bei E.Leclerc Halbe Schweine für 1 Euro am Kilo.

Wenige Stunden zuvor ging es durch die Medien wie abgebrannt die armen Tugas sind,aber innerhalb weniger Minuten hatten sie das Geld um mehrere Schweine zu kaufen.
Solche Aktionen konnte ich schon mehrfach beobachten.
Und wenn ich den Leuten in den Einkaufswagen sehe sind dort immer noch Markentoilettenartikel für 30 Euro drin ,welche bei ALDI für 10€ zu haben sind.

Die teuerste Tankstelle bei uns ist GALP -sie hat den höchsten Umsatz!!!!!!!!
Der Tuga (sogar gelernte Autoschrauber) zahlt 10 Cent mehr pro Liter,weil er den Unterschied "fühlen" kann.

Die Tugas rauchen nach wie vor wie die Irren.


Das sind nur wenige einfache Beispiele.
Aber daran merkt man dass es hier so was wie Krise wirklich nicht gibt.
Es hat halt auch Vorteile wenn eine Volkswirtschaft nicht zwingend vom Export abhängig ist.
Das einzige was stimmt, ist dass die Zahl der Arbeitslosen steigt.

Das von den mindestens 200 Cafes/Restaurantes in unserer Kleinstadt(30000) nun bald die Hälfte schliesst halte ich echt für normal.Gleiches gilt für die 50 Metzger in Santarem.........und und und .

Bettler ????? Bei uns gibt keine mehr.Die rum.Familie scheint abgereist.

Autos ?????? Die Tugas fahren weiterhin ihre Autos in der 40.000€ Klasse,neben dem Geländewagen.

Streiks??? Bei uns hat man von Streiks nur in den Medien erfahren.Also Generalstreik geht anders.

Suppenküchen gibt es bei uns eigentlich nicht,Selbst ein Junky verdient beim Auto einweisen soviel ,dass er sein Essen bezahlen kann.
Wenn es sowas gibt dann sind es Ausländer die glauben sie müssten helfen( habe ich in LX gesehen).

Zum Schluss:

In Portugal werden 3000 Obdachlose gezählt,darunter viele die freiwillig draussen leben.
Als ich Deutschland verlies waren es dort schon 500.000 - Mehr wie in allen Ländern der EU zusammen!!!!!!!

In Deutschland wurden letztes Jahr 160 Kinder durch ihre Eltern umgebracht!!!!! Also 3 in der Woche,jeden 2. Tag- also Alltag in D.
Soweit sind wir hier noch nicht.

Wieviele Kälte-Tode sind es in diesem Winter?

Als ich ging waren bereits 1 Million Haushalte (1,7 Millionen Menschen) ohne Strom.Letztes Jahr sind 500.000 hinzugekommen.

In Anbetracht solcher Zahlen relativieren sich die Probleme Portugals doch erheblich.

Und@ Sivi,dass TUGAS sich umbringen wollen ist für mich Alltag.Aber die meisten davon leben noch.Und wenn ich diese Drohung wieder höre biete ich meine Hilfe beim Knoten knüpfen an mit der Bemerkung"...damit es nicht so ein Pfusch wird wie beim letzten Mal" oder "Meinen Revolver? Ne, den bringst du ja sowieso nicht wieder- denk an die Bohrmaschine,den Hammer,das Starthilfekabel.......und."

Und das ein alter Mann sich seine Medikamente nicht leisten kann ist ehrlich gesagt Unfug.
Kann mir aber gut vorstellen das der Alte Generika bekam und sich jetzt gefährdet sieht da er sich das "richtige,gute,originale Medikament" nicht leisten kann.
Gegen Dummheit ist auch in Portugal kein Kraut gewachsen, obwohl da ein hoher Bedarf wäre.

Kai,
das einzige wo ich definitiv was von Krise merkte ist in meiner Bar.Es gibt nur Imprial, wenn ich das Fass vorfinanziere.In der Nachbarkneipe ist das genauso.
Also um gerecht zu sein müsste ich 2 Fässer vorfinanzieren.

Und da frage ich mich ob ich mit dem Klammerbeutel gepudert wurde.
Gruss
Nassauer

Spruch von LUIS: Krise????? Hast du Krise bestellt??? Ich nix bestellt!!
Portugal???? Portugal?, das bist Du und ich

......un zach nit immer TUGA zu mich

 

[Sivi]

AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

...
Und@ Sivi,dass TUGAS sich umbringen wollen ist für mich Alltag.Aber die meisten davon leben noch.
...

Ich musste da leider andere Erfahrungen sammeln.

Die einzige, die trotz Androhung noch lebt, ist erst seit ca zwei Monaten aus der geschlossenen entlassen worden.

Auf der letzten Beerdigung eines Selbstmörders traf ich nach langer Zeit eine Bekannte wieder und fragte sie, wie es ihr geht.
Sie brach total zusammen und sagte mir, ihr Sohn hätte sich vor einer Woche umgebracht.

Ich kenne Menschen, da hat sich sowohl Vater als auch Grossvater umgebracht.

Meine Freundin ist vor einem Monat von ihrem Mann verlassen worden.
Ihr zweites Kind ist gerade ein Jahr alt geworden.
Ihr Vater hat sich auch umgebracht, wenn sie mit Selbstmord droht, nehme ich das sehr ernst, vor allem, wenn sie im Dezember auch noch arbeitslos wird.

In dieser Region gibt es kaum Möglichkeiten, fast keine Arbeitgeber.
Ich glaube, in Küstennähe ist das anders.
Hier herrscht seit einiger Zeit totale Hoffnungslosigkeit, wenn man nicht weg kann.

Das war nicht immer so, im Gegenteil.
Die Menschen hier teilen schon immer alles und sind Armut gewohnt.
Jetzt aber verlieren doch immer mehr Menschen die Nerven, drehen durch, weil sie auf lange Sicht keine Perspektive sehen.

Meine Erfahrung jedenfalls, was mein Umfeld betrifft.

 

[euzinho]

AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Eine Folge ist, dass die häusliche Gewalt steigt. Neulich kamen traurige Statistiken dazu, z. B. zur Zunahme der auf diese Weise verstorbenen Frauen. Das Problem ist wohl so groß, dass es von der Regierung schon eine eigene Aufklärungsaktion dazu gibt.

Ich bin ja wirklich gespannt, wie es kommendes Jahr weitergeht, wird wohl ein Schicksalsjahr. Entweder es kommt mehr oder weniger so, wie die Regierung es sich erhofft, oder es kommt der volle Absturz.

Ich finde, Politiker sollten mit ihrem Privatvermögen für ihre Handlungen und Entscheidungen haften. Immerhin muss ich als kleiner Freiberufler das auch, wieso also nicht Politiker?

 

[Sir Iocra]

AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Ich finde, Politiker sollten mit ihrem Privatvermögen für ihre Handlungen und Entscheidungen haften. Immerhin muss ich als kleiner Freiberufler das auch, wieso also nicht Politiker?

Sage mal Euzinho, in Prinzip schätze ich viele deiner Beiträge sehr. Mit dem oben zitierten Satz zeigst du aber, dass du bei deinem Demokratie-Verständnis noch einige Lücken hast und zwar werden die Politiker von dir bzw. vom Volk gewählt .Der Wähler wählt die Partei, die Person, weil er diese kompetent findet das Land zu regieren. Der, der haften muss, ist also der Wähler, der diese Partei oder Person gewählt hat und sich mit den Gedanken der Politiker bzw. das Programm der Partei auseinander gesetzt haben sollte.
Soll der Politiker jetzt mit seinem Privatvermögen haften, weil du ihn gewählt hast??
Johan

PS Zur Frage von Kai
Bei uns in der Umgebung gab es noch keine Selbstmorde. Die Leute mogeln sich durch, wie sie es immer schon getan haben wie auch ihre Eltern, Grosseltern und weitere Antepassados.

Das klagen der Portugiesen gehört zum täglichen Leben und nehme ich nicht mehr ernst, wie ich es auch nicht von den Deutschen ernst genommen habe als es in Deutschland fast 5 Mio. Arbeitslosen gab. Man klagt, dann frage ich 'geht es dir dann so schlecht'? Nee, mir geht es gut aber man hört das es so viele schlecht geht!! Also nachgeplapper was in den Medien geredet/geschrieben wird.
Klar sind öffentliche Projekte gestoppt worden und gibt es überall nichtbeendete Projekte (in unserem Fall IP 2 und IP 8). Auch wird weniger mit dem Handy telefoniert und bei vielen gibt es kein Smartphone mehr. Es gibt bedeutend weniger Verkehrstote, dh es wird weniger gefahren aus Budgetgründen und wegen den hohen Spritpreisen.
In Beja, Mértola oder Castro Verde stehen massenweise Geschäfte leer. Meist von denen, die gedacht haben, dass sie durch Abzocken von Kunden oder dem Staat sich ein wunderschönes Leben machen konnten. Die, die zuverlässig sind, gute Arbeit liefern oder faire Preise haben, überleben und haben mehr Zulauf als früher.
Sicherlich stimmt es, dass der Alentejo zu den Regionen mit den meisten Selbstmorden gehört. Ist es aber nicht so, dass der Alentejo auch die Provinz ist, wo es viele Leute gibt, die nicht im Stande sind ihr Leben in den Griff zu bekommen und denken dass der Staat, die Gemeinschaft, immer für ihr Unvermögen aufkommt (vielleicht bedingt durch den Einfluss der PCP/CDU !?).
Die Portugiesen und auch die Residenten (ja,ja die auch) müssen gewaltig einliefern zur Zeit, nur gestorben vor Hunger ist hier noch keiner und es findet eine gewaltige Bereinigung statt, die dem Land nur zu Gute kommen kann und vielen Ländern in Europa noch bevorsteht.

 

[euzinho]

AW: Die Krise in Portugal - wie sieht sie konkret aus?

Na ja, Politiker werden ja nicht gegen ihren Willen in ein Amt gewählt, sie wollen gewählt werden. Ich habe meinen Beruf ja auch freiwillig ergriffen, und ich hafte dafür, wenn jemand wegen meiner Arbeit Schaden nimmt.
Wenn jemand der Ansicht ist, keine so gute Arbeit leisten zu können, dass er persönlich dafür haften möchte, dann soll er halt gar nicht erst kandidieren. Ich denke, das würde gleich einen ganz anderen Menschenschlag ansprechen und gewisse andere Leute abschrecken.