AW: Krise in Portugal: Die Wut der Jugend, zum Prekariat zu gehören [quelle: Welt Online]
Solche Fälle gibt es immer. Aber es sind Ausnahmen, die leider aus politischen opportunen Motiven (die ich dir persönlich nun nicht unterstellen möchte) als Regelfälle dargestellt werden.
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Ganz so ist es wirklich nicht.
Kleine und auch mittlere Unternehmen können/konnten es sich eigentlich nicht leisten, Arbeitnehmer mit Vertrag einzustellen, denn einmal eingestellt = fast unkündbar.
Mit jedem Jahr, das ein Arbeitnehmer mit Vertrag gearbeitet hat, steigt/stieg die Abfindung. (Seit diesem Jahr wurde es ja etwas vereinfacht, aber nur etwas.)
Geht ein Unternehmer Pleite, muss er all seinen Arbeitnehmern trotzdem diese Abfindung zahlen.
Die Arbeitnehmer bekommen danach Arbeitslosenunterstützung (ich weiss, dass es nicht viel und auch nicht lange ist!), der pleite gegangene Arbeitgeber bekommt gar nichts.
Keine Unterstützung, natürlich keine Abfindung, kein Arbeitslosengeld und auch keine Sozialhilfe.
Der Arbeitgeber fällt dann erstmal ganz tief und wird von niemandem aufgefangen.
So sieht es in Portugal für den 08/15 Arbeitgeber aus.
Und deshalb können kleine und mittlere Betriebe kaum Angestellte mit Vertrag einstellen und tuen es auch normalerweise nicht, denn geht das Unternehmen schief, sieht der Arbeitgeber ganz schön beschissen aus.
Natürlich überlegt jeder, der sich "wirklich" Selbständig macht (also nicht nur auf recibo verde Basis, was oft nur eine Schein-Selbständigkeit ist, um keine Sozialabgaben leisten zu müssen etc), ob er Arbeitnehmer mit Vertrag einstellen kann und dann, im Falle einer Pleite, auch mit den Konsequenzen klar kommt.
Tja, und wohl deshalb gibt es kaum Arbeitsplätze mit Vertrag, aber jede Menge Zeitverträge oder möchtegern-Selbständige.
Arbeitgeber, die Angestellte mit Vertrag einstellen, sind deshalb rar gesät.
Die Arbeitnehmer hangeln sich deshalb meist von Jahr zu Jahr entweder mit diesen befristeten und manchmal verlängerten Verträgen durch oder mit irgendwelchen Kursen während ihrer Arbeitslosigkeit, wenn sie denn Kurse vom Arbeitsamt vermittelt bekommen.
Das alles schafft eine grosse Unsicherheit, sowohl für Arbeitgeber, als auch Arbeitnehmer, denn wirklich sicher kann sich keiner sein, woher noch nächstes Jahr / Monat, das Geld kommt.
Wie schon oben erwähnt gilt diese meine Meinung nur für 08/15 Arbeitgeber und -nehmer.
Grossunternehmer, Banker, Manager etc spielen in einer anderen Liga, aber Portugal bräuchte diese kleinen und mittleren Betriebe.
Sie könnten ein Motor sein, der die Wirtschaft ankurbeln könnte, aber diesem Motor wird schon seit zig Jahren Zucker ins Getriebe geblasen, und eines der "Candisstücke" dabei ist meiner Meinung nach diese veralterte Gesetzgebung mit den Arbeitsverträgen.
(Ja, es wurde dieses Jahr gelockert, ich weiss, es reicht aber noch lange nicht aus, um Menschen Schwung zu geben, sich in eine echte Selbständigkeit zu wagen).
Findet
Sivi