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Krise in Portugal: Die Wut der Jugend, zum Prekariat zu gehören [quelle: Welt Online]

Iris_K

Super-Moderator
Teammitglied
35,4 Prozent heißt die jüngste Horrorzahl von Eurostat: Mehr als jeder dritte Portugiese unter 25 Jahren ist ohne Arbeit; vor einem Jahr war es noch knapp jeder vierte. Paula hat in Portugal und England einen Master in Internationaler Politik gemacht, Praktika in Luxemburg absolviert, drei Jahre war sie im Ausland. Jetzt arbeitet sie in einem Büro, oft bis spät in die Nacht, für 100 Euro im Monat mit einem "grünen Schein". Der bedeutet den Nachweis auf Selbstständigkeit, mehr nicht. Keine Sozialabgaben, keine Krankenkasse, keinen Kündigungsschutz. -> zum Artikel
 
AW: Krise in Portugal: Die Wut der Jugend, zum Prekariat zu gehören [quelle: Welt Online]

Die Portugiesen müssen für weniger Geld mehr arbeiten und können leichter auf die Straße gesetzt werden – trotzdem ist die Arbeitslosenquote auf den traurigen Rekordwert von 15 Prozent geklettert. Und die Wirtschaft schrumpft dieses Jahr drastisch um 3,3 Prozent.

Warum wird in diesen Berichten eigentlich immer Ursache mit Wirkung verwechselt? Das Steigen der Arbeitslosenquote ist eine logische Folge der Maßnahmen, die es Unternehmern erleichtern, kollektiv Leute ohne anständige Abfindungen und mit lauwarmen Begründungen auf die Straße zu setzen. Und wenn die restlichen Leute für teilweise deutlich weniger Geld mehr arbeiten müssen und gleichzeitig Steuern und Preise in die Rekordhöhen schnellen, wo, bitte schön, soll denn dann das Geld zum Konsumieren herkommen? Das hat natürlich ein starkes Schrumpfen der Wirtschaftsleistung zur Folge.


"Wir haben Interpretationsschwierigkeiten", verklausulierte der vortragende EU-Beamte Brüssels Irritation über die anhaltend schlechten Zahlen aus dem Südwesten.

Ich kann das diesen bestens bezahlten Fachleuten in fünf Minuten erklären. Aber ich fürchte, das brauche ich gar nicht...
 
AW: Krise in Portugal: Die Wut der Jugend, zum Prekariat zu gehören [quelle: Welt Online]

Hi Jota,
hast Du schon mal in einer portugiesischen Firma gearbeitet?
Das mit dem Kündigungsschutz ist ja schön und gut, aber es kann auch ganz schön lahmend sein. Bei dem Automobilzulieferer, bei dem ich gearbeitet habe bevor er in die Insolvenz ging, gab es eine ganze Reihe von Leuten, die schon innerlich gekündigt hatten, aber sich nichts Neues, was ihnen vielleicht besser gefallen hätte gesucht haben, weil sie dann ihr "direito" (Recht auf Abfindung) verloren hätten... und auch so einige, die nur das aller nötigste gemacht haben, und das auch noch teilweise schlecht, und nicht gekündigt werden konnten, weil es ja zu teuer wäre.... Neue motivierte Hochschulabsolventen konnten nur als Praktikanten eingestellt werden und mussten die ganze Arbeit machen.....

Insofern kann eine Verringerung des Kündigungsschutzes auch zu mehr Einstellungen führen.... Aber dazu müsste wohl auch erst mal wieder das Vertrauen in die Zukunft steigen:-(

LG
Iris
 
AW: Krise in Portugal: Die Wut der Jugend, zum Prekariat zu gehören [quelle: Welt Online]

Genauso wie Iris es schreibt ist es. Diese Abfindungs-/Kündigungsregelung lähmt die Wirtschaft. Dem Betrieb blebt nur die Pleite, da er sich sonst an Abfindungen dumm und dämlich bezahlt.

Um das zu umgehen werden 3 x Arbeitsverträge für ein halbes Jahr ausgestellt, danach kann derjenige dann gehen, weil er eben sonst fest eingestellt werden müsste und diese tollen Ansprüche dann hat. So wird lieber wieder jemand neu angelernt für 1,5 Jahre, der dann auch wieder geht usw.

Es ist wie so oft, die Politiker haben keine Ahnung was wirklich los ist, finden die Theorie aber super.
 
AW: Krise in Portugal: Die Wut der Jugend, zum Prekariat zu gehören [quelle: Welt Online]

Bei dem Automobilzulieferer, bei dem ich gearbeitet habe bevor er in die Insolvenz ging, gab es eine ganze Reihe von Leuten, die schon innerlich gekündigt hatten, aber sich nichts Neues, was ihnen vielleicht besser gefallen hätte gesucht haben, weil sie dann ihr "direito" (Recht auf Abfindung) verloren hätten... und auch so einige, die nur das aller nötigste gemacht haben, und das auch noch teilweise schlecht, und nicht gekündigt werden konnten, weil es ja zu teuer wäre....

Solche Fälle gibt es immer. Aber es sind Ausnahmen, die leider aus politischen opportunen Motiven (die ich dir persönlich nun nicht unterstellen möchte) als Regelfälle dargestellt werden. In Deutschland wird ja von gewissen Kreisen immer gerne verbreitet, daß alle Hartz-IV-Bezieher wie Maden im Speck leben.


Diese Abfindungs-/Kündigungsregelung lähmt die Wirtschaft.

Stimmt, fette Millionenabfindungen für die leitenden Idioten, die Banken und Unternehmen in die roten Zahlen steuern und so die Arbeitslosigkeit zu verantworten haben, sind natürlich wichtiger. Das rausgeschmissene Fußvolk darf dann vor der Tür verrecken.
 
AW: Krise in Portugal: Die Wut der Jugend, zum Prekariat zu gehören [quelle: Welt Online]

Stimmt, fette Millionenabfindungen für die leitenden Idioten, die Banken und Unternehmen in die roten Zahlen steuern und so die Arbeitslosigkeit zu verantworten haben, sind natürlich wichtiger. Das rausgeschmissene Fußvolk darf dann vor der Tür verrecken.

Oh sorry, ich dachte es geht um normale Angestellte und Arbeiter.

Du hast die Frage nicht von Iris nicht beantwortet. Warst du hier schon Arbeitgeber/Arbeitnehmer?
 
AW: Krise in Portugal: Die Wut der Jugend, zum Prekariat zu gehören [quelle: Welt Online]

Stimmt, fette Millionenabfindungen für die leitenden Idioten, die Banken und Unternehmen in die roten Zahlen steuern und so die Arbeitslosigkeit zu verantworten haben, sind natürlich wichtiger. Das rausgeschmissene Fußvolk darf dann vor der Tür verrecken.

Wieso stimmt??? Das habe ich nicht gesagt.
Warum sollte für die einen etwas anderes gelten...?

Leider gibt es auf beiden Seiten ziemlich viel "abuso" und es leiden die, die fleißig ihre Arbeit machen... das ist klar... Aber ich weiß von vielen kleinen Betrieben, die lieber weniger produzieren, als neue Arbeitskräfte einzustellen, weil sie Angst haben, diese eventuell nicht mehr entlassen zu können. Die Flexibilitaet des Kuendigungschutzes kann da auf jeden Fall Abhilfe schaffen.
Ich fände es jedenfalls besser, wenn die Leute endlich mal vernünftig bezahlt würden, wenn sie gute Arbeit machen... aber so wird immer schon mit der Abfindung kalkuliert.... das ist doch eigentlich Schwachsinn... und verhindert ja auch, das die Leute selbst aktiv werden und sich einen interessanteren Job suchen, wenn es ihnen nicht gefällt. Im Moment ist das ja leider nicht so einfach.

Aber rede mal mit ein paar portugiesischen Bekannten und frag doch mal, was so in den Firmen läuft...

LG
Iris
 
AW: Krise in Portugal: Die Wut der Jugend, zum Prekariat zu gehören [quelle: Welt Online]

Warum Portugal, Griechenland etc."Krisenländer" in der EU sind.
Was ist die EU? Eine Gemeinschaft ?
Nein, es sind konkurrierende Nationalökonomien, die sich auf einen gemeinsamen Natiolalkredit, sprich €, geeinigt haben.
Dafür haben die beteiligten Länder ihre finanzpolitische Souveränität aufgegeben.
Konkurrenz bedeutet aber, daß trotz gemeinsamen Kredits Gewinner und Verlierer produziert werden:
Mit überlegenem Kapitaleinsatz werden die Schwächeren niederkonkurriert. (Nur ein Beispiel...LIDL..und die heimische Lebensmittelgeschäfte...)
Dem Verlust der portugieschen, griechischen etc. Ökonomien steht der Gewinn von D gegenüber.
Diese saubere Republik ist Gewinner -auf Kosten der Verlierer- so geht Konkurrenz!
Darüber zu rätseln, ob der Kündigungsschutz zu viel oder zu wenig ist, die "Griechen" oder Andere zu faul sind etc, die Obrigkeit zu viel- zu wenig reagiert habe........
geht an der Sache reichlich vorbei.
Boa noite
Volker



 
AW: Krise in Portugal: Die Wut der Jugend, zum Prekariat zu gehören [quelle: Welt Online]

Solche Fälle gibt es immer. Aber es sind Ausnahmen, die leider aus politischen opportunen Motiven (die ich dir persönlich nun nicht unterstellen möchte) als Regelfälle dargestellt werden.
....

Ganz so ist es wirklich nicht.

Kleine und auch mittlere Unternehmen können/konnten es sich eigentlich nicht leisten, Arbeitnehmer mit Vertrag einzustellen, denn einmal eingestellt = fast unkündbar.
Mit jedem Jahr, das ein Arbeitnehmer mit Vertrag gearbeitet hat, steigt/stieg die Abfindung. (Seit diesem Jahr wurde es ja etwas vereinfacht, aber nur etwas.)

Geht ein Unternehmer Pleite, muss er all seinen Arbeitnehmern trotzdem diese Abfindung zahlen.
Die Arbeitnehmer bekommen danach Arbeitslosenunterstützung (ich weiss, dass es nicht viel und auch nicht lange ist!), der pleite gegangene Arbeitgeber bekommt gar nichts.
Keine Unterstützung, natürlich keine Abfindung, kein Arbeitslosengeld und auch keine Sozialhilfe.
Der Arbeitgeber fällt dann erstmal ganz tief und wird von niemandem aufgefangen.

So sieht es in Portugal für den 08/15 Arbeitgeber aus.
Und deshalb können kleine und mittlere Betriebe kaum Angestellte mit Vertrag einstellen und tuen es auch normalerweise nicht, denn geht das Unternehmen schief, sieht der Arbeitgeber ganz schön beschissen aus.

Natürlich überlegt jeder, der sich "wirklich" Selbständig macht (also nicht nur auf recibo verde Basis, was oft nur eine Schein-Selbständigkeit ist, um keine Sozialabgaben leisten zu müssen etc), ob er Arbeitnehmer mit Vertrag einstellen kann und dann, im Falle einer Pleite, auch mit den Konsequenzen klar kommt.

Tja, und wohl deshalb gibt es kaum Arbeitsplätze mit Vertrag, aber jede Menge Zeitverträge oder möchtegern-Selbständige.

Arbeitgeber, die Angestellte mit Vertrag einstellen, sind deshalb rar gesät.
Die Arbeitnehmer hangeln sich deshalb meist von Jahr zu Jahr entweder mit diesen befristeten und manchmal verlängerten Verträgen durch oder mit irgendwelchen Kursen während ihrer Arbeitslosigkeit, wenn sie denn Kurse vom Arbeitsamt vermittelt bekommen.

Das alles schafft eine grosse Unsicherheit, sowohl für Arbeitgeber, als auch Arbeitnehmer, denn wirklich sicher kann sich keiner sein, woher noch nächstes Jahr / Monat, das Geld kommt.

Wie schon oben erwähnt gilt diese meine Meinung nur für 08/15 Arbeitgeber und -nehmer.
Grossunternehmer, Banker, Manager etc spielen in einer anderen Liga, aber Portugal bräuchte diese kleinen und mittleren Betriebe.
Sie könnten ein Motor sein, der die Wirtschaft ankurbeln könnte, aber diesem Motor wird schon seit zig Jahren Zucker ins Getriebe geblasen, und eines der "Candisstücke" dabei ist meiner Meinung nach diese veralterte Gesetzgebung mit den Arbeitsverträgen.
(Ja, es wurde dieses Jahr gelockert, ich weiss, es reicht aber noch lange nicht aus, um Menschen Schwung zu geben, sich in eine echte Selbständigkeit zu wagen).

Findet
Sivi
 
AW: Krise in Portugal: Die Wut der Jugend, zum Prekariat zu gehören [quelle: Welt Online]

Genauso wie Iris es schreibt ist es. Diese Abfindungs-/Kündigungsregelung lähmt die Wirtschaft. Dem Betrieb blebt nur die Pleite, da er sich sonst an Abfindungen dumm und dämlich bezahlt.

sarkasm/

Oh Ja! Nachdem sich der arme, arme, bemitleidenswerte Arbeitgeber an der an Ihn verkauften Lebenszeit der Arbeitnehmer über Jahre gelabt, und fettgemästet hat, bleibt Ihm nun denn, wenn sein Karren den Bach runter geht (wegen den Arbeitnehmern, wär sinngemäß logisch ne?!, hehe) als einziger Ausweg ne Pleite, weil er sich sonst "dumm und dämlich" bezahlen würde! Hehe, natürlich erst, nachdem man seine Schäfchen im Trockenem hat, und alles verfügbare eingesackt hat - danach gehen wir eben pleite: hey, Ich guter "Arbeitgeber", meine Arbeitssklaven der letzen Jahre...also weisste, jeder denkt eben an sich!

Was für eine Rechtslage zum Zeitpunkt der Einstellung galt, ist mir dann nämlich völlig Scheissegal.

sarkams off/

Ist doch cool!



Um das zu umgehen werden 3 x Arbeitsverträge für ein halbes Jahr ausgestellt, danach kann derjenige dann gehen, weil er eben sonst fest eingestellt werden müsste und diese tollen Ansprüche dann hat. So wird lieber wieder jemand neu angelernt für 1,5 Jahre, der dann auch wieder geht usw.

Also fassen wir dass noch mal zusammen: lieber feuert unser "Arbeitgeber" seine fähigsten Leute, speist sie mit permanenten Zeitverträgen ab, anstatt durch eine Festanstellung die Motivation (Probezeit war ja wohl längst vorbei....) zu steigern.

Und wie beschissen dass ist, für gleiche (oder bessere) Leistung einen geringeren Lohn zu erhalten, als sein festangestellter Kollege, weiss auch wohl nur, wer das schon mal erlebt hat.

Und wenn der Karren anschliessend ganz den Bach runtergeht, war aber sicher wieder die "allgemeine Wirtschaftslage" schuld - ja?:)

Na, ja, Ich grüß Dich ersteinmal:)

Meine persönliche Meinung zum Thema: Null Kündigungsschutz, ich kann auch auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld etc. verzichten. Dazu braucht es aber ein bedingungsloses Grundeinkommen, welches zumindest die elementaren Lebensgrundlagen - ohne Bedingungen - abdeckt.

Wenn das gegeben ist, entscheidet nämlich wirklich "der Markt", wer wo zu welchem Kurs wie lange arbeitet.

Dann können wir den Kündigungsschutz und Abfindungen etc echt abschaffen.

Aber nicht so!

Natürlich ist dass gerade in Portugal derzeit eher illusorisch, dass heisst aber ja nicht, dass es nicht richtig ist.

Freak (>8 Jahre als Freiberufler ohne Kündigungsschutz, Kranken- Urlaubs- und Weihnachtsgeld in Deutschland unterwegs gewesen).

Und nichts für Ungut, Stoff zum diskutieren:liebe:
 
AW: Krise in Portugal: Die Wut der Jugend, zum Prekariat zu gehören [quelle: Welt Online]

sarkasm/

Oh Ja! Nachdem sich der arme, arme, bemitleidenswerte Arbeitgeber an der an Ihn verkauften Lebenszeit der Arbeitnehmer über Jahre gelabt, und fettgemästet hat, bleibt Ihm nun denn, wenn sein Karren den Bach runter geht (wegen den Arbeitnehmern, wär sinngemäß logisch ne?!, hehe) als einziger Ausweg ne Pleite, weil er sich sonst "dumm und dämlich" bezahlen würde! Hehe, natürlich erst, nachdem man seine Schäfchen im Trockenem hat, und alles verfügbare eingesackt hat - danach gehen wir eben pleite: hey, Ich guter "Arbeitgeber", meine Arbeitssklaven der letzen Jahre...also weisste, jeder denkt eben an sich!

Was für eine Rechtslage zum Zeitpunkt der Einstellung galt, ist mir dann nämlich völlig Scheissegal.

sarkams off/

Ist doch cool!





Also fassen wir dass noch mal zusammen: lieber feuert unser "Arbeitgeber" seine fähigsten Leute, speist sie mit permanenten Zeitverträgen ab, anstatt durch eine Festanstellung die Motivation (Probezeit war ja wohl längst vorbei....) zu steigern.

Und wie beschissen dass ist, für gleiche (oder bessere) Leistung einen geringeren Lohn zu erhalten, als sein festangestellter Kollege, weiss auch wohl nur, wer das schon mal erlebt hat.

Und wenn der Karren anschliessend ganz den Bach runtergeht, war aber sicher wieder die "allgemeine Wirtschaftslage" schuld - ja?:)

Na, ja, Ich grüß Dich ersteinmal:)

Meine persönliche Meinung zum Thema: Null Kündigungsschutz, ich kann auch auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld etc. verzichten. Dazu braucht es aber ein bedingungsloses Grundeinkommen, welches zumindest die elementaren Lebensgrundlagen - ohne Bedingungen - abdeckt.

Wenn das gegeben ist, entscheidet nämlich wirklich "der Markt", wer wo zu welchem Kurs wie lange arbeitet.

Dann können wir den Kündigungsschutz und Abfindungen etc echt abschaffen.

Aber nicht so!

Natürlich ist dass gerade in Portugal derzeit eher illusorisch, dass heisst aber ja nicht, dass es nicht richtig ist.

Freak (>8 Jahre als Freiberufler ohne Kündigungsschutz, Kranken- Urlaubs- und Weihnachtsgeld in Deutschland unterwegs gewesen).

Und nichts für Ungut, Stoff zum diskutieren:liebe:

Die Wenigsten haben eine wirkliche Ahnung davon wie der Hase in Portugal läuft, bzw. kennen es als Portugiese nicht anders. Ich hab auch keine Lust hier ins Detail zu gehen und erzählen zu müssen, was wir seit 10 Jahren hier machen. Wie wir in der Krise gekämpft haben um nicht alle Angestellten entlassen und abfinden zu müssen.

Aber um mal auf den Titel zurück zu kommen, ich sehe für meine Kinder 14 und 15 hier keine berufliche Zukunft.
 
AW: Krise in Portugal: Die Wut der Jugend, zum Prekariat zu gehören [quelle: Welt Online]

Wie schon oben erwähnt gilt diese meine Meinung nur für 08/15 Arbeitgeber und -nehmer.
Grossunternehmer, Banker, Manager etc spielen in einer anderen Liga, aber Portugal bräuchte diese kleinen und mittleren Betriebe.
Sie könnten ein Motor sein, der die Wirtschaft ankurbeln könnte, aber diesem Motor wird schon seit zig Jahren Zucker ins Getriebe geblasen, und eines der "Candisstücke" dabei ist meiner Meinung nach diese veralterte Gesetzgebung mit den Arbeitsverträgen.
(Ja, es wurde dieses Jahr gelockert, ich weiss, es reicht aber noch lange nicht aus, um Menschen Schwung zu geben, sich in eine echte Selbständigkeit zu wagen).
Findet
Sivi

Das sehe ich auch so. Wie soll in Portugal die Wirtschaft wieder in Schwung kommen, wenn hier kaum noch etwas produziert wird. Gut ausgebildeten Leute gibt es und Ideen auch!

Also fassen wir dass noch mal zusammen: lieber feuert unser "Arbeitgeber" seine fähigsten Leute, speist sie mit permanenten Zeitverträgen ab, anstatt durch eine Festanstellung die Motivation (Probezeit war ja wohl längst vorbei....) zu steigern.

Und wie beschissen dass ist, für gleiche (oder bessere) Leistung einen geringeren Lohn zu erhalten, als sein festangestellter Kollege, weiss auch wohl nur, wer das schon mal erlebt hat.

Und wenn der Karren anschliessend ganz den Bach runtergeht, war aber sicher wieder die "allgemeine Wirtschaftslage" schuld - ja?
Nee, aber wenn die allgemeine Wirtschaftslage schlechter wird, kann man sich solche Spielereien nicht mehr leisten.... und dann ist irgendwann Schluss mit lustig..

Meine persönliche Meinung zum Thema: Null Kündigungsschutz, ich kann auch auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld etc. verzichten. Dazu braucht es aber ein bedingungsloses Grundeinkommen, welches zumindest die elementaren Lebensgrundlagen - ohne Bedingungen - abdeckt.

Wovon sollte denn dann das bedingungslose Grundeinkommen bezahlt werden? Die Steuereinnahmen reichen doch jetzt schon nicht aus...

Eigentlich ist die Krise ein Chance für Reformen, die ansonsten nie gemacht würden, weil keine Regierung gerne unpopuläre Maßnahmen durchzieht....immer nur so weitermachen wie bisher bringt uns doch auch nicht weiter.

Dann können wir den Kündigungsschutz und Abfindungen etc echt abschaffen.

Aber nicht so!
Die Änderungen beziehen sich nur auf neue Verträge. Abgeschafft wurde das System ja nicht.

Darüber zu rätseln, ob der Kündigungsschutz zu viel oder zu wenig ist, die "Griechen" oder Andere zu faul sind etc, die Obrigkeit zu viel- zu wenig reagiert habe........
geht an der Sache reichlich vorbei.
Boa noite
Volker

Wer schon mal in Portugal gearbeitet hat, sieht das eben anders....

LG
Iris
 
AW: Krise in Portugal: Die Wut der Jugend, zum Prekariat zu gehören [quelle: Welt Online]

Hochschulabsolventen konnten nur als Praktikanten eingestellt werden und mussten die ganze Arbeit machen.....

Das kennt man in Deutschland aber auch. Medienbetriebe z.B. stellen kaum noch etwas anderes als Praktikanten ein. Welche Ausrede gibt es dort dafür?


Ganz so ist es wirklich nicht.

Okay, dein Standpunkt leuchtet mir durchaus ein, Sivi. Aber Fakt bleibt: die portugiesische Gesellschaft wird täglich asozialer - darüber täuschen auch 900 Suppenküchen nicht hinweg. Die bisher ergriffenen Maßnahmen sind allesamt nach hinten losgegangen... so wie ich es prophezeit habe.


Wovon sollte denn dann das bedingungslose Grundeinkommen bezahlt werden? Die Steuereinnahmen reichen doch jetzt schon nicht aus...

So utopisch wie das im ersten Moment klingt, ist das gar nicht. Es gibt zu dem Thema sehr vernünftige Studien und Modelle.




Eigentlich ist die Krise ein Chance für Reformen, die ansonsten nie gemacht würden

Leider sind es Reformen in die falsche Richtung, Iris.
 
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AW: Krise in Portugal: Die Wut der Jugend, zum Prekariat zu gehören [quelle: Welt Online]

Das kennt man in Deutschland aber auch. Medienbetriebe z.B. stellen kaum noch etwas anderes als Praktikanten ein. Welche Ausrede gibt es dort dafür?
Ich vermute mal die kostenlosen Infos im Internet, oder was meinst Du? Immer weniger Leute die Zeitungen kaufen? Keine Ahnung...

Okay, dein Standpunkt leuchtet mir durchaus ein, Sivi. Aber Fakt bleibt: die portugiesische Gesellschaft wird täglich asozialer - darüber täuschen auch 900 Suppenküchen nicht hinweg. Die bisher ergriffenen Maßnahmen sind allesamt nach hinten losgegangen... so wie ich es prophezeit habe.

Wenn ich mal so an die Bücher von Saramago denke, war die portugiesische Gesellschaft extrem feudalistisch vor der Nelkenrevolution und ich glaube die Denke ist immer noch vorhanden.... durch die billigen Kreditzinsen ist die Illusion einer Mittelschicht entstanden...die jetzt zusammenbricht...

Nur durch Landwirtschaft und billige Fertigung für Großunternehmen kommt man da sicher nicht raus.... aber vielleicht hast Du ja auch dafuer eine Prophezeiung?

Leider sind es Reformen in die falsche Richtung, Iris.

Hmm ich bin kein Wissenschaftler, Jota, und habe sicherlich auch keine Lösung, aber etwas muss sicher getan werden um die portugiesischen Firmen zu stärken. Ein Shoppingcenter nach dem andern zu öffnen in dem zu 95% ausländische Waren verkauft werden kann doch auch nicht der Weg sein:-(

Ich weiß nur wie hoch die Hürden der Bürokratie sind und wieviele Steine einem hier in den Weg gelegt werden, wenn man versucht etwas in Portugal herzustellen.

Iris
 
AW: Krise in Portugal: Die Wut der Jugend, zum Prekariat zu gehören [quelle: Welt Online]

Das kennt man in Deutschland aber auch. Medienbetriebe z.B. stellen kaum noch etwas anderes als Praktikanten ein. Welche Ausrede gibt es dort dafür?


Das ist auch so ne Aussage die ich kaum fassen kann. Warum arbeiten denn Studierte Psychologen, Physiker, Ingenieure, Mediziner, etc. für Mindestlohn mit Monatsverträgen in irgend einer Klitsche?

Wenns nur die Medienbetriebe wären...
 
AW: Krise in Portugal: Die Wut der Jugend, zum Prekariat zu gehören [quelle: Welt Online]

Warum arbeiten denn Studierte Psychologen, Physiker, Ingenieure, Mediziner, etc. für Mindestlohn mit Monatsverträgen in irgend einer Klitsche?

Wenns nur die Medienbetriebe wären...
Weil es nicht leicht ist, nach dem Studium eine normal- ( ich sag nicht einmal gut-) bezahlte Arbeit zu bekommen.
Ein weiteres Problem ist, dass viele trotz ihrer Jugend nicht bereit sind, in einen anderen Ort zu ziehen, also dahin, wo es Arbeit gibt.
Und dann kommen immer und wohl in jedem Land die Beziehungen (cunhas) dazu. Wenn du jemanden kennst, der jemanden kennt usw. dann hast du erstmal viel höhere Chancen auf eine richtige Anstellung, auch wenn du viel blöder bist als jemand mit genau der gleichen Ausbildung,mehr Ahnung und einem weitaus besserem Abschluss,

Ellen
 
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AW: Krise in Portugal: Die Wut der Jugend, zum Prekariat zu gehören [quelle: Welt Online]

Die Wenigsten haben eine wirkliche Ahnung davon wie der Hase in Portugal läuft, bzw. kennen es als Portugiese nicht anders. Ich hab auch keine Lust hier ins Detail zu gehen und erzählen zu müssen, was wir seit 10 Jahren hier machen. Wie wir in der Krise gekämpft haben um nicht alle Angestellten entlassen und abfinden zu müssen.

Hi nochmal:)

Ich kenn Dich überhaupt nicht, und hab das gar nicht auf Dich persönlich bezogen! Dein sinngemäßes Statement :Portugiesische Betriebe MÜSSEN dann eben pleite gehen, anstatt Abfindungen, oder eben um keine Abfindungen zahlen zu müssen, schrie bloss geradezu nach Kontra.

Denn natürlich haben Cheffe und Cheffin meist vorher alles mögliche überschrieben und beiseite gerafft. Und ebenso natürlich gibts da Aussnahmen.

Hier im Thread klang bloss so eine allgemein "Ach, die armen Arbeitgeber" Haltung an - dass ausgerechnet die nach Pleite wirklich wie die entlassenen Arbeitnehmer partiell am Hungertuch nagen, glaubt hier nun wirklich keiner ehrlich, oder?! Wie erwähnt, es gibt sicher Ausnahmen. Rar gesät!!

Und nochmal zur Thematik: Ich habe gar nichts gegen eine totale Abschaffung von Kündigungsschutz und Abfindungen!

Wir brauchen auch keinen Mindestlohn, keine Betriebsratspflicht etc. (alerdings muss immer die Möglichkeit bestehen, so etwas zu gründen).

Ich tick warscheinlich in der Beziehung wirklich neoliberal, allerdings läuft das bei mir unter liberal, weil ich es einfach selber langjährig erlebt hab, wie einfach dass ist: ohne festen Arbeitsvertrag, Du bringst Deine Leistung, wirst entlohnt, den Kurs kennste vorher - entweder Du machst das, oder eben nicht.

Da braucht es keinen Kündigungsschutz. Ist O.K. Wenn Du krank bist, gibts für den Tag eben keine Kohle. Das lief bei mir über 8 Jahre vorzüglich, alle waren zufrieden, biss Ich dann aufgrund privater Umstände und eines Exodus nach Griechenland von mir aus aufgehört habe.

So stell Ich mir die Arbeitswelt der Zukunft eigentlich auch vor.

Der Gedankengang von Sivi leuchtet mir auch unmittelbar ein, Deiner auch.

Bloss Du musst - vorher - die elementaren Lebensgrundlagen der Menschen absichern!

Das gehört zum Modell zwingend dazu, jeder soll und muss sich frei aussuchen können, zu welchem Kurs er wo für wie lange malocht.

Dass führt dann natürlich auch zu einem Wettbewerb unter den Arbeitgebern...und zu einer gerechteren Entlohnung z.B. für ungeliebte Tätigkeiten.

Link zu Hintergründen des bedingungslosem Grundeinkommen dankenswerterweise hier schon im Thread.

Beschäftige Dich da mal mit.



Aber um mal auf den Titel zurück zu kommen, ich sehe für meine Kinder 14 und 15 hier keine berufliche Zukunft.

Echt? Nun, Ich schlag im Herbst aller Vorraussicht nach bei Euch in PT auf, miete mich da ein, und such mir nen Job. Glaubst Du wirklich, ich finde da nichts, in ganz Lissabon? Hehe;)

Sei gegrüßt, Freak
 
AW: Krise in Portugal: Die Wut der Jugend, zum Prekariat zu gehören [quelle: Welt Online]

Link zu Hintergründen des bedingungslosem Grundeinkommen dankenswerterweise hier schon im Thread.

Beschäftige Dich da mal mit.

Nö.


Echt? Nun, Ich schlag im Herbst aller Vorraussicht nach bei Euch in PT auf, miete mich da ein, und such mir nen Job. Glaubst Du wirklich, ich finde da nichts, in ganz Lissabon? Hehe;)

Sei gegrüßt, Freak

Doch, da wird sich bestimmt was finden, fragt sich nur was und wie lange. Toi toi toi und berichte dann hier bitte.

Sei zurückgegrüsst.
Caracol
 
Ein weiteres Problem ist, dass viele trotz ihrer Jugend nicht bereit sind, in einen anderen Ort zu ziehen, also dahin, wo es Arbeit gibt.
Ellen

Ja, schrecklich. Die Leute ohne Ausbildung würden so gern weggehen, merke ich jedes mal wenn ich mich mit jemand von denen über Deutschland unterhalte.
Nur die studierten denken nicht dran. Ich meine Patriotismus kann es keiner sein, so wie sie über ihr Land abrotzen...

Warum ist das so?
 
AW: Krise in Portugal: Die Wut der Jugend, zum Prekariat zu gehören [quelle: Welt Online]


O.K., Trotzkopf:liebe:

Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde natürlich auch die Jaulerei eher feudalististisch angetouchter Ausbeuter forcieren, denn wenn mit mal der Zweitwagen, oder ständig die neueste Konsole für die Kiddies nicht mehr finanzierbar ist, bekäme mann eventuel einen direkten Eindruck von der Lebenswirklichkeit derjenigen Arbeitssklaven, die sich vor Einführung eines Grundeinkommens eben nicht Ihren Arbeitgeber aussuchen konnten, sondern eher lakaienartig die Herrschaft um nen Job anbettelten.

Hat alles Vor- und Nachteile:)




Doch, da wird sich bestimmt was finden, fragt sich nur was und wie lange. Toi toi toi und berichte dann hier bitte.

Sei zurückgegrüsst.
Caracol


Danke, na, solange Ich will, natürlich. Der einzelne Mensch sollte immer Subjekt, und nicht Objekt sein. Aber womöglich beißt sich da auch bei uns beiden was grundsätzlich.

Nichtsdestotrotz, ich werde berichten.:)
 
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