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Die Liebe führte mich nach Lisboa...

Ge-ZeitenwandlerIn

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Eigentlich wollte ich zu meinem Geburtstag wieder ans Wasser, naja an bekannte Gewässer. An und nicht in die Nordsee. Die ist im Oktober ja schließlich mitternachtslau bis vorweinachtlichkühl. Eigentlich...

Und dann schlug die Liebe zu. Corona und seine Begleiterscheinungen haben ja vieles ins Netz verlagert...aber dass ich mich in einen Portugiesen verlieben würde, den ich aus einem Onlinegame kenne...naja is halt passiert. Alles schön und gut, aber wie echt ist das...vor allem wenn man sich real trifft...abwarten, so der Plan. Nach einigen Monaten und vielen vielen schlaflosen Nächten, sagt mein Mann (C) "flieg hin, lernt euch kennen". Er meint es ernst und ich fliege nach Lisboa. M. (der Portugiese) wohnt ja dort in der Nähe. Flüge gebucht, ein Tiny Apartment gemietet und angefangen Português zu lernen...Übrigens natürlich brasilianisches, sagt einem ja keiner...immerhin kann ich ein wenig lesen und bin höflichst distanziert beim schreiben...bemerkt habe ich das erst im Oktober.

Dann ist es soweit. Ich lande am 12. Oktober in Lisboa. Ich finde mein Gepäck und komme mit meinen 3 Brocken Português aber viel Englisch gut zurecht. Mit der Metro Linie Blau fahre ich in die Stadt. Steige viel zu früh aus und finde immerhin die Rua Almirante Reis...
Ich laufe mit meinem Koffer und meinem Handgepäck um die 45 Minuten über immerhin toll gepflasterte Gehwege. Auf der Karte sah das nicht so weit aus.
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Und es ist warm...heiß...morgens um 10 Uhr... 28°C...ich sterbe, muss raus aus der Sonne und finde eine kleine Cantina.
Ich bestelle mit Händen und Füßen einen Café und ein Puddingtörtchen...Bolo de Nata, sagt die nette Bedienung.
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Tut das gut, trotz der Zuckerüberdosis. Preis 1,40 €... zusammen...ich nehme noch einen Kaffee und ein Wasser. Alles zusammen keine 5 Euro, krass.
Ich gebe ein ordentliches Trinkgeld und ziehe weiter Richtung Appartement. Unterwegs komme ich an mehreren Metrostationen und Supermärkten vorbei.
Ich bin so froh, dass ich ab 11 Uhr einchecken kann und verstaue erstmal mein Zeug. Dann ein Telefonat nach Hause "Ich bin gut angekommen, es ist heiß und ich liebe Dich." Ach ist der Mann toll. Ich gehe duschen, wechsle in wetterangepasste Kleidung und mache mir einen Kaffee...mit gekochtem Leitungswasser...args total vergessen...gechlort... Auf geht's in den Supermarkt. Wasser steht ganz oben auf der Liste gefolgt von Obst und Gemüse und andere Kleinigkeiten...Fleisch ist billig, der Metzger versteht kein Englisch aber wir kommen irgendwie klar. Ich bekomme ein paar Würste und ein ein schönes Steak.
Ab zurück ins Apartment, schließlich habe ich heute Abend noch ein Date...

M. und ich haben mehrere Dates geplant... Das erste platzte.
M. ist alleinerziehender Witwer und der Babysitter ist ausgefallen, na toll. Kann man nix machen. Also koche ich mir selber was und wir beschränken uns aufs Handy.
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Dinner for one in Lisboa...

Am Ende haben wir uns nur einmal getroffen. Real ists besser als online...muito melhor.

Weniger Dates = mehr Zeit für die Seele, den Urlaub und Entdeckungstouren.
Da es so anstrengend heiß für mich war, bin ich morgens schon um 6 Uhr losgezogen. Die Stadt schläft dann noch, außer ein paar Hunden die Gassi geführt werden und die Müllabfuhr ist es fast völlig ruhig. Man kann die Möwen hören, hier und da kommt Musik aus den angelehnten Fenstern. Die Menschen erwachen und beginnen ihre Routine. Unterwegs auf dem Martin Moniz beginnt ein Mann seinen Tag mit einer beeindruckenden Kata. Ich schaue ihm eine Weile zu, während sich neben mir 2 Möwen um Fritten vom Vortag streiten.
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Am Tejo angekommen bewundere ich den wundervollen Sonnenaufgang und frühstücke mit Blick auf die andere Flussseite...M freut sich über Bilder von mir und erklärt mir wo ich gerade bin... Ein bisschen als wäre er dabei.
Ich wende mich nach Westen und wandere am Wasser entlang. Vorbei am Hafen, an der bunten Dame, die voller Saudade zum Christo schaut...
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Unter der großen Brücke hindurch bis nach Belem... Unterwegs gibt es so viel zu entdecken. Auch trauriges...ich muss weinen, als ich sehe, wie unter einer Brücke aus alten Möbeln und Teppichen ein Zuhause entstanden ist...
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Es ist heimelig und ergreifend, am Hafen war es für viele weniger gemütlich...es sind auch arbeitende Menschen, die kein Dach überm Kopf haben... Corona's Folgen... Doch sie sind froh zu leben, überlebt zu haben, sagen einige...andere haben mehr als nur das Haus verloren.

Ich bin mehr als privilegiert, bin dankbar für alles und sehne mich nach meinen Lieben. Allen geht es gut und ich wandere weiter.
Bis Belem bin ich am Ende mehr als 10 km gelaufen in der Sonne...ich hole mir einen Kaffee und ein Wasser und setze mich auf die Stufen vor dem Bollwerk. Ich beobachte die Menschen...vor allem Touristen, privilegiert wie ich und so oberflächlich scheint es...Saudade, ich lerne sie hier kennen...
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Die Bronce zeigt das ganze Bollwerk, Besichtigen geht leider nicht...

Ich laufe noch ein ganzes Stück, bis ich Algés erreiche und völlig überraschend auf eine Ausgrabungsstelle stoße...die Römer waren auch überall, denke ich.

M versucht mir zu erklären, welcher Strand der schönste ist und wie ich da hinkommen könnte. Er kennt die Strecken alle nur mit dem Auto, ich schmunzle und finde die Straßenbahn, mit der ich zum nächten Bahnhof komme und fahre nach Cascais.
Ich lasse den Nachmittag am Strand auf mich wirken, hänge meinen Gedanken nach.
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Gehe im eiskalten Wasser schwimmen und denke, die Nordsee hätte nicht kälter sein können, aber die Sonne wärmt mich immer wieder schnell auf. Zurück nach Lisboa geht's am Abend mit dem Zug. Beim Duschen stelle ich fest... Sonnenbrand einseitig... Verdammt LSF 50 reicht nicht bei 10km einseitiger Bestrahlung... Wie gut, dass ich Lavendelöl dabei hab.

Am nächsten Morgen bin ich wieder um 5 Uhr wach, packe mir ein Lunchpaket und freue mich auf den Tag.
Ich fahre mit der Fähre über den Fluss um mir die Frigate Dom Fernando II e Glória in Casilhas anzuschauen. Ich liebe Segelschiffe.
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Die Masten sind runtergenommen, aber so war es damals auf der Victory in England auch. Die Fregatte ist um ein vielfaches kleiner, aber liebevoll bis ins Detail restauriert. Ich weiß, ich komme mit meinem Mann wieder. C wird sie lieben.
Der Eintritt nur 4 Euro und ich finde leider keine Spendenbox, der Marinesoldat an der Pforte darf keine Spenden für das Museeumsschiff annehmen.

Nach einem Kaffee am Pier geht's für mich mit der Fähre nach Montijo. Der Nachmittag kann kommen.


To be continued...


(Hinweis : Mein Mann und ich leben, nennen wir es unkonventionell.)
 
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... der Nachmittag...

Ich besorge mir ein neues Ticket für die Fähre und muss wieder zurück über den Fluss und umsteigen, denn von hier fährt keine Fähre direkt nach Montijo.

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Die Fahrt auf beiden Fähren zusammen dauert, durch die doppelte Überquerung ca 1 Stunde. Viele Pendler nutzen diesen öffentlichen Transfer um zur Arbeit zu gelangen. Kosten für die Fahrt gesamt ca. 6 Euro. Gar nicht so schlimm, kostet ein Straßenbahnschein in die Stadt bei uns schon 2,80 Euro und dauert nur 10 Minuten. Für die Summe bin ich am Tag zuvor nach Cascais gefahren. Öpnv Lisboa um Welten besser als bei uns.
In Montijo angekommen muss ich erstmal schauen, wie ich an den gewünschten Fluss-Strand komme. Natürlich mit dem Bus. Ich verstehe die Busfahrerin nicht, wieso klingt português plötzlich nur so anders? Sie versteht mich aber und verkauft mir eine Fahrkarte. Ich bin so stolz auf mich. Ich versuche zu verstehen, wohin die Fahrt geht... Die Lautsprecher bleiben stumm, die Haltestellenanzeige zeigt irgend eine Zahnarzt-Werbung. Na super, die Haltestellen haben, anders als bei uns, keine Namen... Irgendwann werde ich aufgefordert den Bus zu verlassen, das Ticket reicht nur bis hier. Soll heißen ich hab die Haltestelle verpasst. Ich schmeiße Google Maps an und lasse mich zur nächsten Haltestelle lotsen. Ab in den nächsten Bus, nachdem ich mir Bilder vom Halt in Samouco angeschaut habe. Diesmal klappt alles. Ich komme bis Samouco.

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Ich laufe vorbei an einem Sportzentrum, Oliven-und Orangenbäumen und sogar Palmen.

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Am Strand angekommen, sehe ich viel Sand, viele Boote auf dem Sand, aber kein Wasser... Ebbe, na super. In der Ferne glitzert der Tejo, im Sand glitzert Plastik... Soviel Müll macht mich fassungslos...betrübt gehe ich ein Stück durch den Sand, sammle eine Tüte Müll auf und eine Handvoll kleinerer Muscheln und Schneckengehäuse.
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Das Wasser kommt langsam wieder, als ich gehen muss. Den Müll versenke ich in einer öffentlichen Mülltonne... Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein, den ich von nun an täglich ausübe...egal wo ich gerade bin.
Ich mache mich auf den Rückweg zum Pier, mit dem Bus...vorbei an einer Herde Esel und in den Sonnenuntergang

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So schön...

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M. hatte keine Zeit zum gemeinsamen Abendessen, findet meine Bilder aber wunderbar.
Ich lege in Lisboa an und gehe essen.
Gestern gab es Sardellen.

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Heute habe ich eine gemischte Platte mit Queijo e azeitonas dazu Brot, Pulposalat und tolle manteiga(Butter), Vinho Verde und Wasser runden das Mahl ab. Es ist soviel, dass ich ein doggy bag mitnehmen muss.

Ich nehme die Metro und habe Glück, dass der super kleine Lebensmittelladen an der Ecke zu meinem Apartement noch geöffnet hat, mir geht nämlich schon wieder das Wasser aus. Wie gut, dass es nicht mehr so weit ist, der 5l Kanister ist unhandlich...endlich angekommen schlafe ich nahezu sogleich auf dem Sofa ein und werde in der Nacht um 2 wach... Es ist brüllend heiß. Fenster auf, kurz geduscht und ins Bett.

Ping. Ping. Mein Handy weckt mich. Eine, nein einige Nachrichten von M. Er hat sich den Tag Urlaub genommen, ob wir uns treffen können? Klar, ich koche uns was, töne ich...oh oh...ähm, was jetzt?
Es ist noch sehr früh, ich spring in die Klamotten und hetze schnell zum Markt. Frisches Gemüse, Oliven, etwas Obst und ein paar Leckereien finden den Weg in mein Netz. Einkaufen wird leichter... Sie sprechen deutlicher, wenn man sie bittet zu wiederholen.
Mit der Metro 3 Stationen zurück, geht es in die Küche und ich richte einen Brunch. Gott bin ich aufgeregt, liege aber so gut in der Zeit, dass ich nochmal schnell in den warmen Regen gehen kann...

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Dann ist er da, der Moment wo wir uns begegnen...vorsichtig und neugierig. Aber wir kommen leicht ins Gespräch. Wir merken die Chemie stimmt...besser als gedacht. Wir verbringen einen tollen Tag zusammen. Essen, Kaffee und viel reden. Es geht so leicht, wir verstehen uns super (auch sprachlich, denn wir sprechen englisch miteinander) und er riecht so gut ... Den Rest überlasse ich der Phantasie des Lesers...

To be continued...
 
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... der nächste Morgen

... irgendwas ist anders. Ich schlafe etwas länger, bin noch erschöpft von gestern und habe Muskelkater... *hust.

Ich summe einen Song von Carla Teles vor mich hin, lächle verträumt in mich hinein und eigentlich ist alles schick.
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Leider verstehe ich noch immer nur einen Bruchteil vom Text, finde ihn aber nirgends im Netz... Irgendwann kann ihn mir vielleicht mal jemand den Text aufschreiben, auf português natürlich. Schließlich möchte ich ihn selbst übersetzen...

Heute macht mir das alleine Aufwachen doch etwas aus. Nicht viel, aber eine kleine Sehnsucht ist da, ganz leise. Trotzdem geht es mir überaus gut. Ich könnte tanzen und singen und einfach die ganze Welt umarmen. M. muss leider arbeiten und verbringt die Mittagspause mit seinem Sohn. Es ist so schön zu wissen, dass die beiden so oft es geht zusammen zu Mittag essen. Der kleine ist gerade 9 Jahre alt. Ich habe Bilder gesehen. Er sieht seinem Vater sehr ähnlich. Also finden wir heute keine Zeit. Er schafft esmir zwischendrin ein paar Nachrichten zu schicken, sein Tag ist stressig. Er muss den gestrigen Tag ausgleichen.

Es war jede einzelne Sekunde wert, sagt er mir. Den nächsten Urlaub wollen wir besser aufeinander abstimmen...

Ich nehme die üppigen Reste (sie reichen noch für 2 weitere Tage) vom Brunch aus dem Kühlschrank und packe mir ein Lunchpaket...das habe ich mir angewöhnt und bin sehr glücklich damit. Ixh habe mein Wasser vergessen und besorge mit in einem der Cafés eines zu völlig überteuerten Preisen. Ich stelle fest, es ist Freitag und heute sind ein paar Touris mehr unterwegs...die Cafés gefüllt und laut. Ich schiebe meine Sonnenbrille zurecht und schiebe mich an ein paar Deutschen vorbei...wie ich diese "miteinemHandtucheinenPlatzreservieren" Touris hasse...das geht auch mit Taschen und Jacken, sehe ich. Schnell weg hier.

Ich beginne meinen Aufstieg zum Castel de São Jose...uber viele viele viele Treppen.
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In der Nähe einer öffentlichen Waschstelle finde ich eine wunderbare Idee und gieße etwas von meinem Wasser in einen der Töpfe.
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Sie Aussicht ist genauso atemberaubend, wie der Aufstieg...es sind mehr Stufen als zum Heidelberger Schloss hinauf und steilere Pfade dazu. Aber es ist ruhig hier, ich bin glücklich mit der Stille und der Möglichkeit meinen Gedanken nachzugehen...Melancholie in Einklang mit großer Glückseligkeit...ist das Saudade? Vielleicht...bisher konnte es mir keiner erklären. Muss man auch nicht, das muss in keine Schublade mit Label passen.
Auf dem Weg zum Castel komme ich vorbei an wundervollen Kunstwerken...
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Die Bilder sind ein Spiegel der Zeit. Viele machen nachdenklich, manche sind gesellschaftskritisch...bravo liebe Künstler, gerne würde ich euch kennenlernen.
Ich gehe durch einen Torbogen, darin ist eine 80 jährige Frau, wie in einem späteren Gespräch erfahre. Sie trennt sich von ein paar süßen "Steh-rum-und-staub-rümmchen" ich erstehe eine kleine Dose für meine Minimuscheln. Und sie will mein Geld nicht nehmen, es sei zu viel. Sie ist nicht wie die professionellen Bettler in der Rua Augusta. Ihre Augen sind so warm und herzlich. Ich fühle mich an meine Großmutter erinnert.
Ich danke ihr für ihr liebes Lächeln und wünsche ihr alles Gute. Ich vermisse meine Omi und ziehe weiter. Im Castel angekommen rufe ich meinen Mann an per Videotelefonie, er unterbricht seine Arbeit und geht mit mir auf Entdeckungstour.
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Die Aussicht ist spektakulär. C muss leider wieder an die Arbeit, ich erkunde die Gemäuer auf eigene Faust. Im Innenhof des ehemaligen Bergfriedes steht ein beeindruckender Olivenbaum und spendet etwas Schatten. Ich lasse mich nieder und halte Brotzeit. Die Touristen schieben sich an mir vorbei und erklimmen die Mauern. Mit voranschreitender Zeit wird es ruhiger und auch ich kletterte über weitere Treppen in den Himmel.
Von oben entdecke ich eine Ausgrabungsstelle...ich begebe mich auf eine weitere Zeitreise.

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Ausschnitte einer längst vergangenen Ära, wunderschöne Zeitzeugen und mittendrin... steht ein Zitronenbaum und meine Wenigkeit. Den winzig komme ich mir vor angesichts der Größe und Leistung vergangener Baumeister.

Langsam senkt sich die Sonne und die Stadt wird leise. Ich schlendere gemütlich durch kleine Gassen bis zum Martim Moniz und in mein Apartment.
Ich bin müde und mich überkommt eine große Sehnsucht.
M hat ein wenig Zeit für mich und wir unterhalten uns via Telefon. Wie geht es ihm, wie geht es mir, wer wünscht sich was?
Wir wollen mehr von einander... Mehr als einen ONS, mehr als Freundschaft...versuchen wir es...eine Fernbeziehung wird mit Sicherheit nicht leicht, aber es sind ja nur 3 Flugstunden...

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Ich schaue aus dem Fenster und gehe alsbald zu Bett...
 
...Samstag...

Ich werde wach und fühle mich unendlich einsam... Die Familie in Deutschland schläft noch. Alles schläft noch. Es ist 4 Uhr in der Früh. Ich kann nicht mehr einschlafen. Sch... Gefühle...

Zur Routine ist das Kaffeekochen und Lunchpaket packen geworden. Es ist drückend, schwül und bedeckt. Ich ziehe langsam durch die Straßen. Es wird nur schleppend heller und die Zeit fließt träge dahin. Wie immer schlagen meine Füße den Weg Richtung Wasser ein...ich schlenderte mal nicht die Rua Augusta runter... Mich zieht es nach links. Ich sehe am Kai ein riesiges Kreuzfahrtschiff... Dass so eine riesige Blechdose überhaupt schwimmt grenzt an ein Wunder, ganz zu schweigen von der Masse an Menschen die sich wie in Kaninchenkäfigen aneinandergepfercht für Tage teilweise Wochen einmieten... Ich bekomme allein beim Gedanken daran einen klaustrophobischen Schub... Ich muss raus hier. Raus aus der Stadt, raus aus meinen Gedanken, raus aus der Einsamkeit, raus aus allem...Ich will nur noch allein sein. Mit mir, der Natur, Gebäuden mit Geschichte und Geschichten, die man in Wäldern findet....

Ich entscheide mich spontan nach Sintra zu fahren. Ich nehme die Metro, steige zweimal um und finde das richtige Bahngleis....

Der Blick aus dem Fenster wirkt trist, ist es trocken... Überall fehlt Wasser. Die Olivenbäume wirken grau, der Wind peitscht den Staub in die Luft. Die Menschen sind heute leiser, nachdenklicher...oder es liegt an mir.

In Sintra angekommen quellen unzählige Touristen aus dem Zug. Schwätzend und schnatternd wie Gänse. Untriebig, möglichst das meiste aus der Zeit rausholen...gehetzte Urlauber, die nach dem Urlaub Urlaub vom Urlaub benötigen.... Der Bahnsteig ist voll und der Ausgang gleicht einem Nadelöhr. Ich setze mich erstmal und trinke etwas Wasser. Mir geht es wie der Natur. Ich atme durch und höre den Vögeln zu.

Die Menschen sind weg und ich entdecke die ersten Märchenschlosstürme...Cinderella, Dornröschen und Rapunzel wären hin und weg...
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Ich schlendere gemütlich durch die Gassen und lasse mich treiben. Es wird ruhiger und bald finde ich mich jenseits der Kutschen, Taxis und motorisierten Tourischaukeln wieder...
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Freiheit ich komme...

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Und wieder stoße ich auf Treppen... Hinauf zur mittelalterlichen Festung...
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Unterwegs begegnen mit junge Pfadfinder und ich bin begeistert, wie hilfsbereit sie sind, wie nett sie einander Mut machen und sich gegenseitig unterstützen. Junge Wölflinge und ihre Scouts stapfen unermüdlich hinterher. "Boa tarde, senhora." hallt es mir entgegen und sie lüpfen die Hüte...
Boa tarde, erwidere ich mit einem Lächeln auf den Lippen.

Zwischendurch muss ich selbstverständlich stehen bleiben und Luft holen.....
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Wieso laufe ich eigentlich immer die Aufstiege und nicht die Rückwege zu Fuß???
 
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Viele viele viele Treppen...

Die Antwort ist einfach, das Gefühl DEN Aufstieg gemeistert zu haben ist unbeschreiblich. Wie haben sich wohl damals die Menschen gefühlt...sich mühsam den Berg hinauf quälend und dem majestätischen Gemäuer entgegen...
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Die Aussicht ist wahnsinnig schön
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Ein schöner Platz für eine Pause...es ist dringend Zeit für Frühstück, es ist bereits nach 14 Uhr...
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Frisch gestärkt geht es weiter bergan...

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Und immer wieder diese atemberaubende Aussicht.
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Ich erreiche der äußeren Ring der Festungsanlage.

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Ein wenig fühle ich mich wie dieses Blatt im Wind... Klein und unscheinbar...
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Nur gehalten durch ein paar Fäden des Schicksals... Gerade bedeutend genug um für jemanden winzige Spuren zu hinterlassen...
 
Vorbei an einem Grabmal und einer kleineren, aber doch sehr beeindruckenden Ausstellung folge ich den gewundenen Pfaden zum Bollwerk...
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Nahezu winzig komme ich mir vor...
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Und zwischendrin höre ich eine Klampfe und einen tollen Sänger... Ich verweile einen Augenblick mit geschlossenen Augen und träume mich in eine andere Welt...
Die Atmosphäre hier lädt mich dazu ein.
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Oups, ich bin außerhalb...
Na dann geht es auf den Bergfried mit meinem Mann...Burgen und Mittelalter, Lagerfeuer und Festspiele... Ohne sie wären wir uns nie begegnet....wie das Blatt im Wind der Schicksalsfäden...
 
Mich zieht es in den Märchenwald...

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Es wird ein schöner Spaziergang, bevor ich wieder den Abstieg antrete...

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Einen Teil fahre ich mit dem Bus.
Wie bislang überall stoße ich auf traumhaft wunderschöne Keramikkunst...das gibt irgendwann einen ganzen Fotoband, denke ich immer wieder bei mir...

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Müde sitze ich im Zug zurück. Ich will nur noch in mein Bett. Was für ein Tag.
M. schreibt mir, er denkt ich bin sauer, dabei hat er sich doch nicht gemeldet...blöde Übersetzungsfehler... Wenn sich 2 Menschen in einer Sprache bewegen, die nicht ihre Muttersprache ist...spätestens mit Gefühlen im Spiel wird es kompliziert...ich denke Portugiesen sind kompliziert...warum ist alles nur soooooo schrecklich groß formuliert? Ich bin doch nur ein einfaches Mädchen aus dem Norden...

Schlafen... Einfach nur schlafen...
 
Auch ein Ort, den ich zu gerne mal besuchen möchte.
Aber war immer abgeschreckt von den zu erwartenden Menschenmassen.
Vielleicht auch mal wieder eine Winterreise...
Aber wie man sieht- und wie ich auch immer wieder erlebe,
man kann auch stille, verwunschene Orte für sich allein finden.
Schön.
 
Mir graut es ein wenig vor den Menschenmassen im Juni, wobei ich sehr hoffe, es zieht nicht zu viele Menschen zu Pfingsten dahin. Wir haben unseren Jahresurlaub extra nicht in die Sommerferien gelegt...aber ich fahre ansonsten bestimmt nochmal im Oktober zum Wandern nach Sintra. Ich denke, das ist für mich die bessere Zeit und warm genug allemal, wie ich lernen konnte.
 
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fahre ansonsten bestimmt nochmal im Oktober zum Wandern nach Sintra
Meiner Meinung nach sind die Monate September und Oktober die schönsten Monate in Portugal.
Ich war schon mal im Juli/August in Portugal (insbesondere an der Algarve), das war echt der Horror... so überfüllt und laut. Zum Glück ist die Algarve groß und es gibt noch vereinzelt Strände, wo man seine Ruhe hat.
 
Das merke ich mir.

Da Setúbal ja vielleicht unsere Wahlheimat werden könnte, ist Sintra ja auch nicht mega weit entfernt...Spätestens dann definitiv mal im März.
 
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