Vielleicht sollte ein Modi die letzten Beiträgen inklusive meinem abtrennen und einen neuen Thread zu dem Tag der deutschen Einheit damit eröffnen.
Ich habe meine Firma in Januar 1989 in Lübeck als Einzelkämpfer gegründet und bin dann mehr als 30 Jahre zwischen Hamburg und Lübeck gependelt. Ich hatte die Geschäftsräume in Lübeck im Industriegebiet günstig mieten können und auch anderweitig Starthilfe bekommen. Ein Teilbereich des Gewerbes waren elektronische Steuerungen für die Abwassertechnik. Dann kam im Herbst 1990 die Wiedervereinigung. Dadurch ergab sich, dass eine spezielle Art der Entwässerung einen riesen Schub bekam. Es nennt sich Druckentwässerung, sie bietet sich in zersiedelten Gebieten an. Es ist dort kostengünstiger, da keine großen Freigefälleleitungen verlegte werden, sondern nur Druckleitungen, die sich einfach unter die Erde bringen lassen. Aber jedes einzelne Haus bekommt eine Pumpstation d.h. auch eine Steuerung. So besteht ein Projekt schnell einmal aus 500 Steuerungen oder mehr. Ich hatte mich dann überwiegend darauf spezialisiert. Mein erstes Projekt war die Insel Hiddensee. Es war ein langer steiniger Weg, aber etwa um 2000 war ich dann Marktführer in Deutschland, sehr zum Leidwesen der großen Pumpenhersteller, die das Geschäft gerne selbst gemacht hätten, aber nun zum Großteil bei meiner ehemaligen Firma zukaufen.
Das war meine geschäftliche Verbindung zu der ehemaligen DDR. Es gab diesbezüglich niemals eine Kluft zwischen Ost und West in dem Bereich, wir haben einfach gut zusammengearbeitet. Mein Empfinden war sogar, dass die Zusammenarbeit mit ostdeutschen Geschäftspartern offener und ehrlicher war, aber das ist sicherlich ein subjektiver Eindruck.
Da meine Firma in Lübeck dicht an der ehemaligen Grenze lag, kam auch ein Teil der Mitarbeiter aus der ehemaligen DDR. Sie brachten dann auch Freunde und Verwandte zu uns, so dass geschätzt 30% der Mitarbeiter aus den neuen Bundesländer kamen. Es sind auch diverse andere Nationalitäten vertreten, so dass ich schätze, dass auch die Wessis etwa 30% ausmachen. Da wurde nie ein Unterschied gemacht, dass war unser Alltag. Da gab es höchstens einmal im Scherz Ost und West. Kai hatte uns schon in der Firma besucht. Ich meine wir hatten auch einen Rundgang gemacht. Ich denke, dass man das gute Betriebsklima spüren konnte. So hörte ich es oft von den Besuchern.
In 2020 habe ich die Firma an die Mitarbeiter übergeben. Die Gesellschafter sind nun 2 "Ossis" und ein "Wessi". Die Geschäftsleitung machen ein Ossi und ein Wessi. Es sind nun etwa 85 Mitarbeiter, als ich die Firma abgab waren es wohl etwa 70.
In 2019 begann ich mich nach einem Haus für das Alter umzuschauen. Vom Herzen her bin ich Hamburger und werde es auch immer bleiben. Aber die Immoblienpreise in Hamburg sind dermaßen abgehoben, dafür sind wir zu alt. Das können wir nicht mehr abwohnen.
Schnell merkte ich, dass es auf dem Immobilienmarkt ein großes Gefälle zwischen Ost und West gibt. Wir haben ein tolles Haus in der Umgebung von der schönen Kleinstadt Schwerin gefunden.
Es ist ein kleines Dorf. Die Nachbarn grüßen nett, bleiben immer einmal für einen kleinen Plausch stehen und sind sofort da, wenn wir Hilfe benötigen. Wir haben niemals bereut, dass wir hierher gezogen sind.
Dass da noch eine riesen Kluft zwischen Ost und West ist, das wurde mir dann tatsächlich immer einmal wieder durch das Portugalforum bewusst.
Ich füge einmal ein Zitat ein, welches ich aber anonymisiere, der Verfasser wird sich wiedererkennen:
Liest du eigentlich selbst, was du da so schreibst.
Die soziale Ungerechtigkeit geht dir auf den Keks.
Selbst aber nutzt du es voll aus.
Arbeitest für einen Betrieb der hohe Löhne zahlt, weil er seinen Standort in einer Ecke mit sehr hohen Lebenshaltungskosten hat und lebst dort wo die Kosten mit am niedrigsten sind.
Ich hoffe, du spendest einen großen Teil deines Lohnes an deine Mitbewohner im Osten, um damit diese Missstände auszugleichen
Ich schätze den Verfasser des Beitrages hier im Forum sehr, auch aufgrund seines herausragenden Fachwissens. Aber warum haut man solch einen Text heraus??
Wobei ich sagen muss, dass die Angesprochene da auch nicht zimperlich ist. Aber da ich nun im Osten lebe, fühlt man bei solch einem Text, was fremdschämen ist.
Zum Sachverhalt, hohe Löhne im Westen und billig im Osten leben.
Egal ob ich meine Milch beim REWE in Schwerin oder in Hamburg kaufe, ich zahle den gleichen Preis. Wenn ich in Hamburg bin, dann tanke ich noch einmal voll, bevor ich heim fahre, weil das Diesel in HH deutlich günstiger ist.
https://www.chip.de/news/Die-teuers...-Deutschland-am-meisten-kostet_184400121.html
Hier sieht man schön, dass wir hier in unserer Region mit die höchsten Strompreise bundesweit haben.
Gaspreise nach Bundesländern: In Bremen zahlen Familien 760 Euro weniger
Bei den Gaspreisen liegen wir im oberen Mittelfeld.
Bei den Mieten liegen wir dann tatsächlich günstiger. Aber natürlich darf man mir auch vorwerfen, dass ich mein Haus in den neuen Bundesländern gekauft habe, weil es deutlich günstiger war. Ich habe auch immer in die gesetzliche Rente eingezahlt und bekomme nun eine kleine Rente auf Westniveau, weil ich dort mein Gehalt bezogen habe. Also darf ich mich auch durchaus angesprochen fühlen.
Ich würde mir am Tag der deutschen Einheit wirklich wünschen, dass die Kluft in den Köpfen mancher Menschen zwischen Ost und West kleiner wird und dann nach 33 Jahren deutscher Einheit auch bald einmal nicht mehr existent ist. Wir waren ein Land und zum Glück sind wir es auch heute wieder.
Ich war bis Ende letzter Woche in Hamburg und habe gesehen mit welchem gigantischen Aufwand die Vorbereitung zur Feier zum Tag der deutschen Einheit liefen. Und ich musste viel daran denken wie groß die Kluft hier im Forum noch zwischen Ost und West ist. Das Zitat oben ist nur ein Beispiel, es gab einiges davon.