• Gäste können im PortugalForum zunächst keine Beiträge verfassen und auch nicht auf Beiträge antworten. Das klappt nur, wenn man registriert ist. Das ist ganz leicht, geht schnell und tut nicht weh: Registrieren. Und dann verschwindet auch dieser Hinweis ...

Deutschland im Abwärtsstrudel: Welche Maßnahmen sind nötig?

eigentlich müssten diebesten Experten in der Verwaltung sitzen
eigentlich ... ja ...

aber 1. die Besten zieht es selten in die Verwaltung
2. ich fürchte, wenn die dann entsprechend bezahlt würde, würde schon wieder eine Neiddebatte losgetreten

Verflixt ... diese Welt macht mich noch zu einem Pessimisten :) ...
ich muss mich doch mal ganz aus der Politik ausklinken.
 
Als Philosoph hat man es einfacher. Die können Probleme richtig benennen ohne sie lösen zu müssen.

"Tja, klassisches Dilemma. Einerseits steuert die Welt seit Jahrzehnten in eine ökologische Katastrophe und gleichzeitig versuchen wir die Weltwirtschaft weiter wachsen zu lassen."
 
eigentlich ... ja ...

aber 1. die Besten zieht es selten in die Verwaltung
2. ich fürchte, wenn die dann entsprechend bezahlt würde, würde schon wieder eine Neiddebatte losgetreten

Verflixt ... diese Welt macht mich noch zu einem Pessimisten :) ...
ich muss mich doch mal ganz aus der Politik ausklinken.

:-) Ja, das Gefühl habe ich auch manchmal. Und ich mache noch nicht einmal Politik.

Auf der einen Seite frage ich mich immer ob ich nicht mal damit anfangen sollte - einfach weil ich jetzt mehr Zeit habe und ja weiß das sich was ändern muss.

Auf der anderen habe ich schon genug von Politik mitbekommen das ich das nicht wirklich will - eine Freundin von mir hört jetzt mit der Gemeindepolitik auf weil selbst im kleinen das alles viel zu lange dauert.

Aber was wäre die Lösung ?

Hans
 
eigentlich ... ja ...

aber 1. die Besten zieht es selten in die Verwaltung
2. ich fürchte, wenn die dann entsprechend bezahlt würde, würde schon wieder eine Neiddebatte losgetreten

1. : Die Besten würden in der Verwaltung schreiend davonlaufen. Der träge Verwaltungsapparat und die dort Tätigen, die zumeist nichts anderes als die öffentliche Verwaltung kennen, können jemanden aus der "freien Wirtschaft" zur Verzweiflung treiben.
und 2.: Mit Sicherheit würde die sofort einsetzende Neiddebatte dazu führen, dass die Verwaltung noch zäher und langsamer würde, als sie ohnehin schon ist.
 
1. : Die Besten würden in der Verwaltung schreiend davonlaufen. Der träge Verwaltungsapparat und die dort Tätigen, die zumeist nichts anderes als die öffentliche Verwaltung kennen, können jemanden aus der "freien Wirtschaft" zur Verzweiflung treiben.

Das stimmt leider - es gab vor ein paar Wochen einen Bericht im Spiegel über zwei Professoren die in D einen neuen Leerstuhl aufbauen sollten. Bdeide haben abgesagt weil die Behörden alles nur kompliziert gemacht haben. So ad hoc finde ich den leider nicht - aber ich versuche es nachher in Ruhe nochmal. Das war schon sehr erschreckend woran so etwas scheitert.

und 2.: Mit Sicherheit würde die sofort einsetzende Neiddebatte dazu führen, dass die Verwaltung noch zäher und langsamer würde, als sie ohnehin schon ist.

Das weiß ich nicht - die Debatte wird es natürlich geben ... aber werden die anderen deswegen NOCH langsamer arbeiten ?

Hans
 
ob ich nicht mal damit anfangen sollte

Hans
Ich schätze, da ich inzwischen mehr und mehr über die Schattenseiten von Portugals Entwicklung zum Einwandererland mitbekomme, gestern eine Reportage über den Ausverkauf der Lissabonner Altstadt, die sich kein Einheimischer mehr leisten kann und wo die "Ureinwohner" Zug um Zug verdrängt werden, damit man schicke teure Wohnungen für Touris und Einwanderer machen kann, oder pro Jahr 10.000 wohlhabener Amis, die mit goldenem Pass wie die goldenen Heuschrecken über das Land herfallen "hey cool, this is the European California"und einfach mal eben dieses oder jenes Haus im schönen Zentrum kaufen,

besteht die konkrete Gefahr, dass ich mich in Portugal vor Ort dann doch wieder involvieren aber zumindest echauffieren werde.
 
Das weiß ich nicht - die Debatte wird es natürlich geben ... aber werden die anderen deswegen NOCH langsamer arbeiten ?

Hans
Auf kommunaler Ebene habe ich es selbst erlebt, dass die eigene Leistung nach unten angepasst wird, wenn die Bezahlung der von außen neu hinzukommenden Mitarbeiter - sei es aufgrund deren besserer Kenntnisse oder anderer Qualifikation - im Vergleich zur eigenen Bezahlung als zu hoch empfunden wird. Das heißt nicht unbedingt, dass langsamer gearbeitet wird, aber weniger effizient. Außerdem geht viel Arbeitszeit drauf, für die endlosen Diskussionen über die Ungerechtigkeit der unterschiedlichen Bezahlung.
 
aber ich will ja Optimist bleiben :-D

tschulligung ;)

Kannst du auch bleiben.
Natürlich gibt es diese Ausländerpreisnachobendrehschraube wie in allen begehrten Gegenden und Metropolen dieser Welt. Da ist Portugal keine Ausnahme, vor allem nachdem es weltweit als das Einreiseland überhaupt propagiert wurde. Besonders in den USA.
Vor einiger Zeit noch mit Amis gesprochen, die wegen Trump und seinen Anhängern das Land verlassen haben.

Aber man findet auch noch die schönen und ruhigen landestypischen Ecken.
Kannst ruhig kommen. Auf den einen mehr kommt's auch nicht drauf an

(-:
 
Interessanter Bericht - und das ist kein Artikel aus der BILD - zum Thema Wiedervereinigung und Demokratie:


Zitat:
Die Akzeptanz der bundesdeutschen Demokratie schwindet - nicht nur im Osten, auch im Westen. Das gilt nicht nur für den Zustand, sondern auch für die Demokratie an sich. Die Sehnsucht nach autoritären Staatsstrukturen wird immer stärker.
Und jetzt halte ich mich wieder raus. :)
 
Hallo @bunny,
danke für den Link, ein interessantes Interview. Dass die Sehnsucht nach autoritären staatlichen Strukturen auch im Westen zunimmt, merkt man ja an den Umfrageergebnissen der AfD. Ich bin freilich überzeugt davon, dass diese Partei keinerlei funktionierendes Rezept hat, um einen angeblichen Abwärtsstrudel Deutschlands zu bremsen. Um unseren Wohlstand zu erhalten, brauchen wir ja vor allem nicht weniger Zuwanderung, sondern viel mehr. Dass nicht die "richtigen" Leute kommen, also die fertig ausgebildeten Ingenieure, Ärzte, Altenpfleger, Restaurantfachleute usw. hat wohl etwas mit der mangelnden Attraktivität Deutschlands zu tun. Ob die Lösung dafür eine generelle Reduktion von Migration ist, würde ich bezweifeln.

Mir persönlich hat folgendes Zitat am besten gefallen:

"Kowalczuk: Im Westen gibt es ein großes Desinteresse am Osten. Wenn ich in Saarbrücken groß geworden wäre, würde ich mich auch mehr für Paris und Barcelona interessieren als für Dresden und Leipzig.
Ostler interessieren sich doch auch nicht für Saarlouis und Essen. Das müssen sie nicht. Sie können andererseits aber auch nicht erwarten, dass sich die Welt nur um sie dreht. Wir müssen dieses Desinteresse als eine gewisse Normalität verstehen."


Ich empfinde das eigentlich als sehr vernünftige Einstellung, dass auch mangelndes Interesse am Osten keine Ignoranz sondern Normalität darstellt. Und das stimmt schon: Ich interessiere mich auch nicht für Bayern oder Hessen, das ist wirklich völlig normal.

Hier ist noch ein Interview mit Sascha Kowalczuk zum Thema Ex-DDR, das auch sehr interessant ist, er nimmt ja kein Blatt vor den Mund:
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir persönlich hat folgendes Zitat am besten gefallen:

"Kowalczuk: Im Westen gibt es ein großes Desinteresse am Osten. Wenn ich in Saarbrücken groß geworden wäre, würde ich mich auch mehr für Paris und Barcelona interessieren als für Dresden und Leipzig.
Ostler interessieren sich doch auch nicht für Saarlouis und Essen. Das müssen sie nicht. Sie können andererseits aber auch nicht erwarten, dass sich die Welt nur um sie dreht. Wir müssen dieses Desinteresse als eine gewisse Normalität verstehen."


Ich empfinde das eigentlich als sehr vernünftige Einstellung, dass auch mangelndes Interesse am Osten keine Ignoranz sondern Normalität darstellt. Und das stimmt schon: Ich interessiere mich auch nicht für Bayern oder Hessen, das ist wirklich völlig normal.
Ich bin im Osten aufgewachsen, meine Eltern leben noch dort und ich würde klar sagen: Die Menschen stören sich keinesfalls an irgendeinem mangelnden Interesse, sondern daran, dass in ihrem Empfinden in den alten Bundesländern auf sie herabgeschaut wird. Alles Nazis, alle arbeitslos, können keine Demokratie, leben alle im Plattenbau mit ihren Fließentischen und leben vom Länderfinanzausgleich, mit Berlin als dysfunktionalem Drecksloch im Herzen. So ungefähr die Klischees.

Und nunja, als ich zum Studieren nach Bonn ging, musste ich mir auch SEHR viele Ossi-Witze anhören. Das war vor 10 Jahren, nicht in den 90ern.

Ehrlicherweise glaube ich auch, wir sind noch sehr, sehr weit weg davon, dass die Menschen in Ost und West sich nicht gegenseitig mit viel Argwohn betrachten. "Die Ossis" und "die Wessis" sind rhetorisch immer noch sehr präsent. Der extrem überproportionale Erfolg der AfD im Osten facht das nur wieder an, weil die Leute dort nun wieder verstärkt als rechts stigmatisiert werden und sich alle bei der politischen Entwicklung im Osten fragen "woran hat et jelegen".

Ob sich jemand in Essen für sie interessiert, ist den Ostdeutschen sicher schei*egal, so wie umgekehrt eben auch. Ich finde eher dieses Zitat treffend:

Kowalczuk: Den Akteuren war damals nicht klar, dass die deutsche Einheit eben nicht nur als fiskalischer und politischer Prozess zu begreifen war, sondern auch als ein kultureller Umbruch, eine kulturelle Neubestimmung. Erst ab etwa 2019 ist die Ost-Debatte davon weggekommen zu sagen: "Wir haben in den Osten über eine Billion Euro gesteckt, jetzt haltet endlich Eure Klappe, es muss Euch doch gut gehen!"
 
Typisch Ossi kenne ich als in den Westen wegen der Liebe gebleibener auch.
Bei mir ist es aber typisch Ösi und das schon Jahrzehnte vor der Wende. Die österreischiche Verwandschaft kann nicht verstehen, das es mir im Ruhrgebiet so gut gefällt.
Traurig macht mich dort der Aufstieg der FPÖ, die der AFD weit voraus ist.
Nun liefert der Bundeskanzler Nehammer auch noch eine Steilvorlage für die FPÖ.
Dem Vorsitzenden von der OVP ist die Aufmerksamkeit der Internet Medien anscheinend nicht bewusst. Ebenso wenig wie dem Parteivorsitzenden Friedich Merz mit seinem Zahnarzt Vergleich.
Bei beiden ging die Wirkung nach hinten los.
 
Hallo @GutiHaz,
ich versuche einmal zu verstehen, was genau Du meinst, so ganz klar ist mir das nicht.
Die Menschen stören sich keinesfalls an irgendeinem mangelnden Interesse, sondern daran, dass in ihrem Empfinden in den alten Bundesländern auf sie herabgeschaut wird. Alles Nazis, alle arbeitslos, können keine Demokratie, leben alle im Plattenbau mit ihren Fließentischen und leben vom Länderfinanzausgleich, mit Berlin als dysfunktionalem Drecksloch im Herzen. So ungefähr die Klischees.
Wird Deiner Ansicht nach auf die Menschen im Osten in den alten Bundesländern tatsächlich oder in ihrem Empfinden herabgeschaut - oder beides? Du schreibst ja selber von Klischees. Sind das die, die die Westdeutschen wirklich haben, oder solche, von denen die Ostdeutschen glauben, dass die Westdeutschen sie haben?
Ich bin übrigens aus dem "dysfunktionalen Drecksloch" Berlin, zwar aus dem Westen, aber das mit dem Länderfinanzausgleich kenne ich natürlich auch seit Jahrzehnten. Ich hatte nie das Gefühl, dass man auf mich persönlich deshalb woanders herabschaut, sondern mir war die politische Funktion solcher Vorwürfe schon bewusst.
Und nunja, als ich zum Studieren nach Bonn ging, musste ich mir auch SEHR viele Ossi-Witze anhören. Das war vor 10 Jahren, nicht in den 90ern.
Was sind denn "sehr viele", wie muss ich mir das vorstellen? Es wurden quasi jeden Tag Witze über Dich als "Ossi" gemacht, in dem Wissen, wo Du herkommst und um Dich herabzusetzen? Was ist denn das für ein seltsames Studienfach und für unaufgeklärte Kommilitonen?

Und in diesen Witzen hat sich die Herabsetzung der Wessis gegenüber den Ossis in Bezug auch auf Deine Person geäußert?
dass die Menschen in Ost und West sich nicht gegenseitig mit viel Argwohn betrachten.
Was meinst Du mit gegenseitig? Ich habe mal gesucht, ob es dazu Studien oder Umfragen gibt, die diese These stützen. Ich persönlich glaube, dass dieser Argwohn nicht so gegenseitig ist. Dass Menschen im Osten oft eine "rechte" Einstellung haben, ist ja nun kein Argwohn, sondern im Angesicht der AfD-Ergebnisse auch eine Tatsache, zum Beispiel.

Ich habe das gefunden:
  • Unterscheiden sich Ost- und Westdeutsche in ihrer Persönlichkeit?
  • Hier ist eine Schilderung, die Deine These stützt: Wie man zum Ossi wird - Nachwendekinder zwischen Klischee und Stillschweigen Ich kann dazu sagen, dass es auch bei uns in der Firma KollegInnen aus dem Osten gibt, aber dass Vorkommnisse, wie in dem verlinkten Text geschildert meines Wissens nie vorgekommen sind.
  • Hier sieht es so aus, wie ich es einschätze: Umfrage: Ossis halten Wessis für arrogant Während 40 Prozent der Ostdeutschen den Menschen im Westen negative Attribute zuschreiben, tun das umgekehrt im Westen in den Bezug auf den Osten nur 25 Prozent. Die Pflege von Vorurteilen und Klischees ist demnach im Osten größer (gewesen (?), der Artikel ist von 2015).
  • https://www.ssoar.info/ssoar/bitstr...l_et_al-Ost-_und_Westdeutschland_30_Jahre.pdf Das ist sehr interessant, dort steht etwa: "Diese Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland sowie die höheren Wahlerfolge der AfD in Ostdeutschland resultieren nicht aus persönlicher sozioökonomischer Unzufriedenheit. Es sind die Gefühle einer innerdeutschen Benachteiligung des ostdeutschen Kollektivs und einer Nichtanerkennung der Lebensleistung der Ostdeutschen durch die Westdeutschen, das die Differenzen hervorruft. Negative Erfahrungen in der Transformation, Überlieferungen negativer Transformationsfolgen (z.B.in den Familien), Narrative der Benachteiligung und diese bestätigende Alltagsbeobachtungen mangelhafter ostdeutscher Beteiligung an politischen Entscheidungen stärken diese Gefühle nachhaltig. (...) Diese Gefühle werden in jüngerer Zeit von Rechtspopulist:innen aufgegriffen und mit kollektiven Abwertungen gegenüber anderen sozialen Gruppen, wie Migrant:innen und Muslim:innen, zu einem „Narrativ des zurückgesetzten Ostdeutschen“ verknüpft und zur eigenen Wahl mobilisiert. Auf kollektive Identitätsdifferenzen zu setzen, ist erfolgreich und argumentativ für Populist*innen gut möglich, verbinden sie doch ein „Wir gegen die da oben“ und „Wir gegen die anderen“ mit einer Abwertung etablierter politischer Eliten." Also auch hier scheint es so, dass es spezifisch "ostdeutsche" Gefühle sind, die eine Rolle spielen.
  • Ostdeutsche Identität Hier ist das Fazit interessant: "Zentrales Ergebnis der Auswertung unserer zehn Leitfadeninterviews ist, dass sich die von uns befragten Menschen – anders als medial vermittelt – in ihrem alltäglichen Leben sehr wenig mit der Kategorie „ostdeutsch“ als Identitätsbezug befassen. Für viele ist die Zuordnung zu abstrakt, zu wenig greifbar. Viele konnten schwer Themen oder gar Besonderheiten zuordnen – das Gespräch stockte sehr oft, wenn es konkreter werden sollte. In Gesprächen mit Familie und Freunden spielt das Thema keine Rolle. Ebenso erfolgte kaum eine emotionale Reaktion auf die Zuordnung. Man ist vielleicht Chemnitzer oder vielleicht auch noch Sachse – aber „ostdeutsch sein“ ist offenbar eine für viele eher künstliche, äußerlich erzeugte Kategorie, die am ehesten mit der Vergangenheit verbunden und von außen zugeschrieben wird."
Es gibt dazu in der soziologischen Forschung also einiges, das schnelle Bild ist uneinheitlich. Eine irgendwie wichtige Rolle haben anscheinend die Medien, die "den Osten" verzerrt darstellen. Die Unterschiede finden vor allem im Bereich der "Gefühle" statt. Und da wird es eben kompliziert, weil es sehr schwer ist festzustellen, woher Gefühle genau kommen. Die Forschung scheint aber im Moment weitgehend davon auszugehen, dass weniger faktische Benachteiligungen, als vor allem das Gefühl der Benachteiligung relevant sind.
Der extrem überproportionale Erfolg der AfD im Osten facht das nur wieder an, weil die Leute dort nun wieder verstärkt als rechts stigmatisiert werden und sich alle bei der politischen Entwicklung im Osten fragen "woran hat et jelegen".
Wer die AfD wählt, dem ist doch klar, dass damit eine rechte Einstellung identifiziert wird. Das ist doch in Sachen Stigmatisierung eine self fulfilling prophecy. Also wenn ich beispielsweise mit Nazi-Uniform durch die Straßen laufe, dann signalisiere ich doch sehr klar, wohin ich will. Das ist dann doch keine Stigmatisierung mehr. Es deutet ja wirklich sehr vieles darauf hin, dass die AfD nicht trotz sondern weil sie "rechts" ist gewählt wird.
 
Vielleicht sollte ein Modi die letzten Beiträgen inklusive meinem abtrennen und einen neuen Thread zu dem Tag der deutschen Einheit damit eröffnen.

Ich habe meine Firma in Januar 1989 in Lübeck als Einzelkämpfer gegründet und bin dann mehr als 30 Jahre zwischen Hamburg und Lübeck gependelt. Ich hatte die Geschäftsräume in Lübeck im Industriegebiet günstig mieten können und auch anderweitig Starthilfe bekommen. Ein Teilbereich des Gewerbes waren elektronische Steuerungen für die Abwassertechnik. Dann kam im Herbst 1990 die Wiedervereinigung. Dadurch ergab sich, dass eine spezielle Art der Entwässerung einen riesen Schub bekam. Es nennt sich Druckentwässerung, sie bietet sich in zersiedelten Gebieten an. Es ist dort kostengünstiger, da keine großen Freigefälleleitungen verlegte werden, sondern nur Druckleitungen, die sich einfach unter die Erde bringen lassen. Aber jedes einzelne Haus bekommt eine Pumpstation d.h. auch eine Steuerung. So besteht ein Projekt schnell einmal aus 500 Steuerungen oder mehr. Ich hatte mich dann überwiegend darauf spezialisiert. Mein erstes Projekt war die Insel Hiddensee. Es war ein langer steiniger Weg, aber etwa um 2000 war ich dann Marktführer in Deutschland, sehr zum Leidwesen der großen Pumpenhersteller, die das Geschäft gerne selbst gemacht hätten, aber nun zum Großteil bei meiner ehemaligen Firma zukaufen.
Das war meine geschäftliche Verbindung zu der ehemaligen DDR. Es gab diesbezüglich niemals eine Kluft zwischen Ost und West in dem Bereich, wir haben einfach gut zusammengearbeitet. Mein Empfinden war sogar, dass die Zusammenarbeit mit ostdeutschen Geschäftspartern offener und ehrlicher war, aber das ist sicherlich ein subjektiver Eindruck.
Da meine Firma in Lübeck dicht an der ehemaligen Grenze lag, kam auch ein Teil der Mitarbeiter aus der ehemaligen DDR. Sie brachten dann auch Freunde und Verwandte zu uns, so dass geschätzt 30% der Mitarbeiter aus den neuen Bundesländer kamen. Es sind auch diverse andere Nationalitäten vertreten, so dass ich schätze, dass auch die Wessis etwa 30% ausmachen. Da wurde nie ein Unterschied gemacht, dass war unser Alltag. Da gab es höchstens einmal im Scherz Ost und West. Kai hatte uns schon in der Firma besucht. Ich meine wir hatten auch einen Rundgang gemacht. Ich denke, dass man das gute Betriebsklima spüren konnte. So hörte ich es oft von den Besuchern.
In 2020 habe ich die Firma an die Mitarbeiter übergeben. Die Gesellschafter sind nun 2 "Ossis" und ein "Wessi". Die Geschäftsleitung machen ein Ossi und ein Wessi. Es sind nun etwa 85 Mitarbeiter, als ich die Firma abgab waren es wohl etwa 70.
In 2019 begann ich mich nach einem Haus für das Alter umzuschauen. Vom Herzen her bin ich Hamburger und werde es auch immer bleiben. Aber die Immoblienpreise in Hamburg sind dermaßen abgehoben, dafür sind wir zu alt. Das können wir nicht mehr abwohnen.
Schnell merkte ich, dass es auf dem Immobilienmarkt ein großes Gefälle zwischen Ost und West gibt. Wir haben ein tolles Haus in der Umgebung von der schönen Kleinstadt Schwerin gefunden.
Es ist ein kleines Dorf. Die Nachbarn grüßen nett, bleiben immer einmal für einen kleinen Plausch stehen und sind sofort da, wenn wir Hilfe benötigen. Wir haben niemals bereut, dass wir hierher gezogen sind.
Dass da noch eine riesen Kluft zwischen Ost und West ist, das wurde mir dann tatsächlich immer einmal wieder durch das Portugalforum bewusst.
Ich füge einmal ein Zitat ein, welches ich aber anonymisiere, der Verfasser wird sich wiedererkennen:

Liest du eigentlich selbst, was du da so schreibst.
Die soziale Ungerechtigkeit geht dir auf den Keks.
Selbst aber nutzt du es voll aus.
Arbeitest für einen Betrieb der hohe Löhne zahlt, weil er seinen Standort in einer Ecke mit sehr hohen Lebenshaltungskosten hat und lebst dort wo die Kosten mit am niedrigsten sind.
Ich hoffe, du spendest einen großen Teil deines Lohnes an deine Mitbewohner im Osten, um damit diese Missstände auszugleichen
Ich schätze den Verfasser des Beitrages hier im Forum sehr, auch aufgrund seines herausragenden Fachwissens. Aber warum haut man solch einen Text heraus??
Wobei ich sagen muss, dass die Angesprochene da auch nicht zimperlich ist. Aber da ich nun im Osten lebe, fühlt man bei solch einem Text, was fremdschämen ist.

Zum Sachverhalt, hohe Löhne im Westen und billig im Osten leben.
Egal ob ich meine Milch beim REWE in Schwerin oder in Hamburg kaufe, ich zahle den gleichen Preis. Wenn ich in Hamburg bin, dann tanke ich noch einmal voll, bevor ich heim fahre, weil das Diesel in HH deutlich günstiger ist.

https://www.chip.de/news/Die-teuers...-Deutschland-am-meisten-kostet_184400121.html
Hier sieht man schön, dass wir hier in unserer Region mit die höchsten Strompreise bundesweit haben.

Gaspreise nach Bundesländern: In Bremen zahlen Familien 760 Euro weniger
Bei den Gaspreisen liegen wir im oberen Mittelfeld.

Bei den Mieten liegen wir dann tatsächlich günstiger. Aber natürlich darf man mir auch vorwerfen, dass ich mein Haus in den neuen Bundesländern gekauft habe, weil es deutlich günstiger war. Ich habe auch immer in die gesetzliche Rente eingezahlt und bekomme nun eine kleine Rente auf Westniveau, weil ich dort mein Gehalt bezogen habe. Also darf ich mich auch durchaus angesprochen fühlen.

Ich würde mir am Tag der deutschen Einheit wirklich wünschen, dass die Kluft in den Köpfen mancher Menschen zwischen Ost und West kleiner wird und dann nach 33 Jahren deutscher Einheit auch bald einmal nicht mehr existent ist. Wir waren ein Land und zum Glück sind wir es auch heute wieder.
Ich war bis Ende letzter Woche in Hamburg und habe gesehen mit welchem gigantischen Aufwand die Vorbereitung zur Feier zum Tag der deutschen Einheit liefen. Und ich musste viel daran denken wie groß die Kluft hier im Forum noch zwischen Ost und West ist. Das Zitat oben ist nur ein Beispiel, es gab einiges davon.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht sollte ein Modi die letzten Beiträgen inklusive meinem abtrennen und einen neuen Thread zu dem Tag der deutschen Einheit damit eröffnen.
Ich würde dieses Thema gerne so lassen, weil es irgendwie eben irgendwie alles zusammengehört - wie ich finde. Wenn man es jetzt auseinandernimmt, gehen Zusammenhänge auch verloren, und ich kann schon verstehen, wie die Assoziationen laufen, dass man sozusagen von Höcksken auf Stöksken kommt. Ich bin ja immer ein Freund klarer Themen und des Abtrennens. Diesmal nicht!
 
Aber natürlich darf man mir auch vorwerfen, dass ich mein Haus in den neuen Bundesländern gekauft habe, weil es deutlich günstiger war.
Warum sollte man Dir das vorwerfen? Du hast ja erläutert, wie es zu diesem Entschluss kam. Und es ist Tatsache, dass die Immobilienpreise gerade in Hamburg und ähnlichen Lagen in den letzten Jahren jenseits von Gut und Böse waren. Und Objekte wie im "Osten" sind ja im Westen gar nicht mehr auf dem Markt gewesen.
Kai hatte uns schon in der Firma besucht. Ich meine wir hatten auch einen Rundgang gemacht. Ich denke, dass man das gute Betriebsklima spüren konnte.

Ja, das konnte man. Wobei ich nicht beurteilen kann, ohne das jetzt schmälern zu wollen, ob das nicht eben auch und gerade speziell am "Chef" liegt. Ich denke, gerade in kleineren Betrieben hat der Geschäftsführer natürlich allergrößten Einfluss darauf, wie es dort läuft. Er stellt ja auch die Leute ein und setzt im Tagesgeschäft die operativen Normen ... das ist schon wichtig.
und ich musste oft daran denken wie groß die Kluft hier im Forum noch zwischen Ost und West ist.
Ich sehe das wirklich anders, ich sehe auch hier normalerweise keine besondere Kluft. Wir haben das Thema jetzt gerade der Aktualität wegen, und es kommt immer wieder mal vor, aber von den allermeisten Nutzern weiß man doch nicht, woher sie kommen. Und es lässt sich auch normalerweise an nichts ablesen. Ich etwa habe auch als Admin überhaupt keine Ahnung, wer "Ossi" und wer "Wessi" ist.

Es gab diesbezüglich niemals eine Kluft zwischen Ost und West in dem Bereich, wir haben einfach gut zusammengearbeitet.
Ich denke, das ist der Regelfall gewesen. Wer zusammenarbeitet, sich kennenlernt usw. der wird im Normalfall Vorurteile und Klischees eher abbauen. Und in einer Firma hat man allergrößtes Interesse, dass es eben ohne gegenseitige Vorurteile läuft.

In meiner Redaktion in Berlin tauchten nach der Wende schnell etliche KollegInnen aus dem Osten auf, die dringend benötigt wurden, und auch dort gab es neben den üblichen Flachsereien keine tief sitzenden Vorurteile. Man hat sich kennen und meistens auch schätzen gelernt. Ich habe damals von den KollegInnen, die meist etwas älter waren als ich, viel gelernt, auch über den Osten.
 
Bei mir laufen gerade die Bilder durch den Kopf, wie ich gleich nach der Wiedervereinigung durch die neuen Bundesländer gefahren bin, um meine Geschäftsbeziehungen aufzubauen. Man, war das aufregend. Rein optisch konnte man natürlich wahnsinnige Unterschiede erkennen. Auf den Straßen qualmende Wartburg, Trabbi und Mopeds. Die Häuser überwiegend grau. Das Sortiment in den Läden ein völlig anderes.

Gestern waren wir im REWE in Schwerin Margarethenhof einkaufen. Der Markt hat erst Anfang September nach einer 1/2 jährigen Umbauphase wieder eröffnet. Es ist alles vom feinsten und hochmodern. Am Eingang fiel mir eine ältere Dame auf, die sich einen Scanner gegriffen hatte. Ich sprach sie an, was es damit auf sich hat. Du kannst damit deine Waren jetzt selbst scannen und gleich in deine Tasche packen. Zum Schluss gehst du dann an die SB Kasse, liest den Scanner aus (QR Code), zahlst und kannst gehen. Sporadisch gibt es wohl einmal Kontrollen, wie die Dame uns erklärte. Sie hat uns die ersten paar Meter durch die Obst- und Gemüseabteilung begleitet um uns zu erklären, wie es dort funktioniert.
So ändern sich die Zeiten :)

Edit: Ich habe gerade geschaut. Man kann zum Scannen mit der entsprechenden App auch sein Handy benutzen.
https://www.rewe.de/service/scan-and-go/
Das System gibt es wohl auch schon länger, hatte seine Anlaufschwierigkeiten, aber es war mir bisher unbekannt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben