Zum Leerstand: Viele Portugiesen sind ausgewandert, weil sie nicht bei hohen Kosten für kleine Nettolöhne arbeiten wollen. Das Problem der Kosten und Löhne ist vielschichtig, entwickelt sich aber auch in vielen alten entwickelten Ländern. Dann hat Portugal eine dementsprechend schlechte Demographie: Kinder sind einfach zu teuer.
Die Produktivität wird u.A. durch eine extreme Bürokratie gebremst: Ein Haus zu sanieren braucht viele Genehmigungen und eine Genehmigung kann diverse Termine bei der Behörde kosten, wenn der Sachbearbeiter sich nicht sicher ist und einen neuen Termin macht, wo sein Vorgesetzter die Formulare zu bearbeiten versuchen wird. Häuser mit einem genehmigten Sanierungs- oder Umbauplan sind wegen dieser Hürde teurer. Wer meint, wie in Deutschland einfach selbst Hand anzulegen und sein Haus energetisch ertüchtigen zu können: Vieles ist genehmigungspflichtig. Also gibt es häufig ungenehmigte Veränderungen, was vor einem Verkauf in Ordnung gebracht werden müsste. Ein Haus zu verkaufen kostet auch extreme Steuern auf den nominalen Gewinn. Entsprechend ist es viel einfacher und billiger, ein Haus leer stehen zu lassen und auf bessere Zeiten zu hoffen. Die Probleme sind lange bekannt, aber die Regierung duckt sich weg. Kürzlich wurde die Umwidmung von Gewerbeimmobilien in Wohnimmobilien erleichtert, was nach langer Untätigkeit ein bemerkenswerter Schritt war, aber auch etwas über den sinkenden Bedarf an Gewerbeimmobilien sagt.
Die Ausbildung von Architekten und Handwerkern ist, wie in vielen Ländern, katastrophal. Energetisch sind auch neue Häuser oft schlecht konstruiert. Die Standards sinken in Deutschland aber rapide und es ist ein Gerücht, dass Handwerker in Deutschland zuverlässig zum vereinbarten Termin erscheinen. Was mehr Bürokratie und neue Kosten angeht, so legt speziell die aktuelle deutsche Regierung mächtig nach und hat es geschafft, die Energiekosten sehr nach oben zu treiben und in meinem Fall mehr als zu verdoppeln. Portugal hat geografisch absolut das Potential, extrem wenig Energiekosten zu haben, aber nicht jedes Haus ist zur Sanierung geeignet und man muss etwas Wissen in Bauphysik selbst mitbringen und sich halt mit dem Bauamt rumärgern. Man muss sich dazu mit der portugiesischen Bauweise befassen, die u.A. wegen Erdbebensicherheit anders ist, und das teilweise feuchte Klima beachten.
Der portugiesische Mietmarkt ist weniger entwickelt als in Deutschland, weil die Eigentumsquote sehr hoch ist. Deutschland hat die zweitniedrigste Wohneigentumsquote in Europa, nur in der Schweiz sieht es noch schlechter aus. Entsprechend kann man nur dazu raten, in landestypischer Weise Wohnraum besser zu kaufen als zu mieten, wenn man langfristig im Land bleiben möchte.
Wer ein Paradies sucht, wird nirgends fündig, aber für viele Lebenssituationen hat Portugal schon eine Menge zu bieten.
Michael