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Auswandern nach Portugal pro und contra

Im kommenden März geht es nach Shanghai
Ist zwar OT:
Aber ich bin zufälligerweise auch im März 2024 in Shanghai. :-D Zum Glück nur für einen Tag, weil ich danach nach Neuseeland weiterfliege. ;)
Denn ich fühl mich nicht wohl, wenn ich als IT-Mensch dran denken muss, dass es in China eine Internetzensur gibt und dass VPN verboten ist. Ist halt ein mulmiges Gefühl.

@Streganzsee, wenn du weiter darüber schreiben möchtest, dann können wir gerne einem Mod freundlich bitten, die Beiträge zum Thema China und Thailand zu trennen. ;)

Nun zurück zum Thema Portugal:
@Streganzsee, was die leeren Häuser betrifft, hat sicherlich was damit zu tun, dass die jüngeren Portugiesen wegen Jobs in größere Städte wie Lissabon und Porto gezogen sind. Es gibt auf dem Land nicht genügend Arbeitsplätze für die Jüngeren. Mein Lebensgefährte z. B. ist Portugiese und ist zu mir nach DE gezogen, weil er in PT keine vernünftige Stelle gefunden hatte und auch, weil man in DE besser verdient als in PT. Nun arbeite ich permanent von zu Hause aus. Kann also jederzeit von PT aus arbeiten. Mein Lebensgefährte ist noch nicht standortunabhängig, aber daran arbeiten wir noch.

Nichtdestotrotz, auch wenn vieles in PT nicht perfekt ist, fühle ich mich in Portugal am wohlsten - nicht nur wegen dem Klima, sondern auch allgemein und was Kriminalität betrifft. In PT hab ich eher das Gefühl, mehr in Frieden zu leben als in DE.
 
In Deutschland undenkbar... Kein Wunder, dass die Portugiesen zu nichts kommen.
Dafür aber nicht so burnoutgefährdet... das Menschliche hat halt seinen Raum. Sozialkontakte sind schön und auch nützlich.
Ich mag zB, dass es noch eine rege Tauschwirtschaft gibt. Man hat kein Geld, aber Ware oder Hilfe anzubieten. Und für meine Bananen kriege ich vom Nachbarn ne Buddel Wein. Wir haben uns am Anfang gefragt, warum die Obst- und Gemüseabteilungen zum Teil so mies aussehen. Da wird halt untereinander getauscht, was die Gärten so hergeben. Warum sollte oder müsste ich dafür Geld ausgeben, was ich eh nicht habe? Oder der Freund entspannt sich gern beim Fischen, soviel kann man aber zu zweit nicht essen. Also wird ein Anderer mitversorgt. Klar, gibt es solch funktionierende Gemeinschaften auch noch in Deutschland, aber in Portugal ist sowas manchmal lebenswichtig.
 
Und wir freuen uns immer, wie wir bei uns im Dorf irgendwie "dazu gehören", obwohl unser Portugiesisch immer noch...ähm... sehr ausbaufähig ist. Da gibt es Smalltalk, Hilfe, Sprachkurs... einfach nur freundliches Grüßen... in der Nachbarschaft. Umgekehrt kann ich mir so eine "Aufnahme" in einem abgelegenen deutschen Dorf eher nicht vorstellen (und ich weiß, wovon ich da spreche...).
Portugal ist sicherlich nicht das Paradies, aber für uns ein sehr lebenswertes Fleckchen Erde - auch nachdem uns die rosarote Brille für das Land in den letzten Jahren abhanden gekommen ist. ;)
 
Zum Leerstand: Viele Portugiesen sind ausgewandert, weil sie nicht bei hohen Kosten für kleine Nettolöhne arbeiten wollen. Das Problem der Kosten und Löhne ist vielschichtig, entwickelt sich aber auch in vielen alten entwickelten Ländern. Dann hat Portugal eine dementsprechend schlechte Demographie: Kinder sind einfach zu teuer.

Die Produktivität wird u.A. durch eine extreme Bürokratie gebremst: Ein Haus zu sanieren braucht viele Genehmigungen und eine Genehmigung kann diverse Termine bei der Behörde kosten, wenn der Sachbearbeiter sich nicht sicher ist und einen neuen Termin macht, wo sein Vorgesetzter die Formulare zu bearbeiten versuchen wird. Häuser mit einem genehmigten Sanierungs- oder Umbauplan sind wegen dieser Hürde teurer. Wer meint, wie in Deutschland einfach selbst Hand anzulegen und sein Haus energetisch ertüchtigen zu können: Vieles ist genehmigungspflichtig. Also gibt es häufig ungenehmigte Veränderungen, was vor einem Verkauf in Ordnung gebracht werden müsste. Ein Haus zu verkaufen kostet auch extreme Steuern auf den nominalen Gewinn. Entsprechend ist es viel einfacher und billiger, ein Haus leer stehen zu lassen und auf bessere Zeiten zu hoffen. Die Probleme sind lange bekannt, aber die Regierung duckt sich weg. Kürzlich wurde die Umwidmung von Gewerbeimmobilien in Wohnimmobilien erleichtert, was nach langer Untätigkeit ein bemerkenswerter Schritt war, aber auch etwas über den sinkenden Bedarf an Gewerbeimmobilien sagt.

Die Ausbildung von Architekten und Handwerkern ist, wie in vielen Ländern, katastrophal. Energetisch sind auch neue Häuser oft schlecht konstruiert. Die Standards sinken in Deutschland aber rapide und es ist ein Gerücht, dass Handwerker in Deutschland zuverlässig zum vereinbarten Termin erscheinen. Was mehr Bürokratie und neue Kosten angeht, so legt speziell die aktuelle deutsche Regierung mächtig nach und hat es geschafft, die Energiekosten sehr nach oben zu treiben und in meinem Fall mehr als zu verdoppeln. Portugal hat geografisch absolut das Potential, extrem wenig Energiekosten zu haben, aber nicht jedes Haus ist zur Sanierung geeignet und man muss etwas Wissen in Bauphysik selbst mitbringen und sich halt mit dem Bauamt rumärgern. Man muss sich dazu mit der portugiesischen Bauweise befassen, die u.A. wegen Erdbebensicherheit anders ist, und das teilweise feuchte Klima beachten.

Der portugiesische Mietmarkt ist weniger entwickelt als in Deutschland, weil die Eigentumsquote sehr hoch ist. Deutschland hat die zweitniedrigste Wohneigentumsquote in Europa, nur in der Schweiz sieht es noch schlechter aus. Entsprechend kann man nur dazu raten, in landestypischer Weise Wohnraum besser zu kaufen als zu mieten, wenn man langfristig im Land bleiben möchte.

Wer ein Paradies sucht, wird nirgends fündig, aber für viele Lebenssituationen hat Portugal schon eine Menge zu bieten.

Michael
 
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