AW: 2011: Wird es besser oder schlechter mit Portugal?
Es gibt aber Familien die in so eine Schuldenfalle ganz blauaeugig reingerutscht sind und einfach dem netten Bankangestellten geglaubt haben und als es dann nicht mehr klappte denen, die die Schulden wieder umfinanzierten, natuerlich zu noch hoeheren Zinsen.
es geht ja auch nicht um eine Schuldfrage. Es geht darum, dass das Wirtschaftssystem ein bestimmtes Konsumverhalten fordert und fördert, was aber globalökonomisch fatal ist. Im Grunde leben alle Industriestaaten heutzutage massivst über die Verhältnisse der endlichen Ressourcen unseres Planeten. Wenn wir vielleicht noch die Energiefrage lösen mit Fusion oder Sonnenstrom, die Frage der schwindenden und unersetzbaren Rohstoffe werden wir nicht lösen können.
Was wir jetzt erleben, sind die ersten Vorboten dieser Krise - und die wird noch kommen.
Portugals Problem ist, dass es die kleinen eben zuerst trifft, weil die eben auch leichter angreifbar sind. Länder wie Portugal haben weniger Rücklagen, haben alte Rückständigkeiten nie aufgeholt, haben auch weniger diversifizierbares Humankapital - und natürlich wurden auch Fehler begangen. Gerade der jetzt wiedergewählte Cavaco Silva hat zu seiner Zeit als Premierminister prächtig von EU-Geldern profitiert ohne das Land zukunftsfähig zu machen - wobei ich nicht sicher bin, ob das möglich gewesen ist.
Ich denke, man wird sich eben jetzt in Portugal und später auch anderswo darauf einstellen müssen, den Konsum gerade auch im Zusammenhang mit Energieverbrauch einzuschränken. Das bedeutet: weniger Mobilität, weniger Importe, ausländische Konsumgüter werden wieder teurer, das Leben wird langsamer - und im Vergleich gesehen ärmer.
Zugespitzt gesagt: Jemand, der in Portugal oder auch Griechenland lebt, kann dauerhaft nicht denselben Wohlstand erwarten, wie jemand in Deutschland oder Schweden. Wobei diese Entwicklung auch im reicheren Norden früher oder später ankommen wird. Die Frage ist halt, was man daraus macht. Ich denke ja, dass eine Fokussierung darauf, dass das Land eben die Menschen ernährt, die dort leben, nicht schlecht sein muss. Eine schicke Globalisierung mit Flat-TVs für jeden Haushalt ist damit natürlich nicht mehr fluffig zu betreiben.
Mir macht einfach Sorgen wie es fuer viele weitergehen soll. Es hat vor allem gesellschaftliche Folgen! Es wurden ganz viele Dorfschulen geschlossen. Gute Lehrer sind deshalb nun arbeitslos. Lieber gibt der Staat Geld fuer Transport aus, um diese Kinder mit dem Bus irgendwo hinzufahren, wo es noch eine Grundschule gibt. Was Bildung und berufliche Chancen der Kinder betrifft, sieht es einfach immer schlechter aus!
Auch hier fragt man sich eben, ob es auf Dauer finanzierbar und sinnvoll ist, in jeden Winkel eines kleinen Landes ausgefeilte Bildung und pädagogische Konzepte zu transportieren? Bitte nicht falsch verstehen, ich bin absolut für eine gute Schule. Aber: Bei endlichen Ressourcen sollte man sich darauf besinnen, eine vernünftige Grundversorgung sicherzustellen. Das muss Priorität haben. Wer mehr will, muss dann eben in Kauf nehmen, dass das Weg und Zeit kostet.
Kai