... Brasilien ist aber auch noch härtere Schule
Du hast es getroffen. Das ist nun kein Scherz oder vermeintliche Angeberei:
Zweimal saßen an meinem Nachbartisch bekannte Mörder in der Kneipe bzw. der Baracke. Die sind im ganze "Bairro mit überwiegend ressourcenarmer Bevölkerung" bekannt. Die Mörder und die Opfer. Niemand zeigt sie an. Natürlich hat mich das gewundert und ich habe nachgefragt. Es würde eh nichts bringen und sei extrem gefährlich, weil man der Polizei auch nicht trauen kann. Zudem würden die nichts unternehmen. Selbst vor anonymen Anrufen hatten alle Angst. Angeblich waren die Mörder auch polizeibekannt.
Wächst man so auf, dann relativieren sich viele Dinge. Schlimm ist die Gleichgültigkeit, die daraus entsteht. Man muss jetzt nicht unbedingt ein Blockwart werden, aber natürlich schadet es nichts und ist auch ganz legitim, wenn man etwas nach dem Rechten zumindest in seiner Nachbarschaft schaut. Nur nicht übertreiben. In BR ist das Nichteinmischen extrem. Dazu gehören auch jahrelange Misshandlungen und Missbrauch beim Nachbar. Harmlos ist noch, wenn alle ungerührt zuschauen, wie einer Frau die Handtasche gestohlen wird. Wird beim Nachbarn eingebrochen, dann macht man den Fernseher lauter.
Brasilien ist ein schönes Land mit überwiegend hilfsbereiten, offen und humorvollen Menschen.
Ich vermisse meine Jahre in Brasilien sehr. Leider ist dort momentan die Gefahr für Leib und Leben, zumindest in einigen Metropolen, für Familien sehr groß. Und ich meine damit nicht die Kokosnüsse und nicht einmal die Balas Perdidas. Tödliche Stechmücken, wahnsinnige Autofahrer, kein Krankenwagen weit und breit, Entführungen und einfach mal ne Wumme im Kreuz, weil jemand Dein Billighandy mit Restwert von 50,00 Euro haben möchte. Den Sohn eines engen Bekannten haben zwei bewaffnete Räuber mit fetten Pistolen überfallen. Er hatte Glück, dass die nicht nervös wurden. Beute: ein Paar Nike.