So ist es
@Viana !
du hast eine Vorliebe für Ruinen, nicht? Ich nicht unbedingt. Schöne Fenster und Türen mag ich auch
Ja, ich liebe Ruinen und verfallene Gebäude. Liegt möglicherweise daran, daß ich mittendrin meine Kindheit verbracht habe. Das waren meine Spielplätze im Nachkriegs-Berlin. Abenteuer pur und nicht immer ungefährlich. Damals wie heute.
Ich war 7 oder 8 Jahre alt, als meine Mutter mir mal eine gescheuert hat, weil ich mich ständig mit Kumpel und Mädels aus der Nachbarschaft u.a. in einem zerbombten Chemiedepot am Checkpoint Charlie rum getrieben habe, wo noch riesige Bauchflaschen mit undefinierbaren Flüssigkeiten herum standen. Wir wußten genau, daß das böse ist was wir machen und genau deswegen hat es uns Spaß gemacht. War schon immer so bei mir
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Auch ich kann schönen Häusern mit schönen Türen und Fenstern durchaus was abgewinnen, nur? - das kann jeder und jede und wird insofern schnell langweilig, weil die gibt es wie Sand am Meer ...
Ich kenne noch das Chiado-Viertel in Lissabon vor! dem großen Feuer am
25. August 1988 und es war sehr schön dort.
25. August 1988 | Chiado, onde estás? | Chiado, wo bist Du?
Heute? Völlig uninteressant und tot gentrifiziert.
Im Gegensatz zu solchen für mich durchaus mehr wie lebendigen Ensembles
KLICK.
Du wirst Dich jetzt vielleicht wundern, aber wenn ich vor oder in solchen alten und kaputten Ruinen stehe, dann höre ich die Steine und Mauern zu mir sprechen. Sie erzählen mir Geschichten und ich höre zu und lasse meine Phantasie dazu schweifen. Es tauchen lebendige Bilder vor mir auf. Und ich kann atmosphärische Stimmungen riechen.
Zwei ästhetische Meisterwerke nur mal so als Beispiel? Hier bitte ...
Chateau Cinderella - Scholzdigital Photography
Vera Renczi School - Urbex - Abandoned School in Belgium
Das würde sogar Dich beeindrucken! Oder?
Selbst die abgewracktesten und versifftesten Gebäude in denen ich drinnen gewesen war haben für mich den ungeheuren Charme des Morbiden und Vergänglichen. Du mußt nur richtig "zuhören" und "verstehen" was sie Dir erzählen.
Egal ob es sich um das mittlerweile abgerissene
Institut de stomatologie in Liège handelt, wo ich zwei dort hausende und von mir günstig bezahlte Junkies dabei hatte, die mir den Rest der Meute vom Hals fern hielten und mich warnten, wenn ich in einsturzgefährdete Gebiete kam oder um so herrliche Objekte wie dieses hier z.B., wo ich vier Stunden drinnen war, in alten Bücherregalen gewühlt und in 30 Jahre alten Zeitungen geblättert habe.
In einem dunklen Kellerraum standen auf einem alten Tisch alte Gläser und Weinflaschen mit einer dicken Staubschicht drauf und von Spinnweben ummantelt.
Oben waren sogar noch die Betten bezogen aber schon ziemlich verschließen alles.
Trotzdem, ich hatte in diesen Stunden in dem Haus mal wieder das schönste Kopfkino.
Hier
LISBOA S.O.S. blättere ich noch immer stundenlang hin und her, obwohl seit Januar 2017 nichts mehr hinzu gekommen ist. Ist aber noch genug Vorrat dabei
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