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Sommer 2003 - Alentejo in Flammen

AW: Sommer 2003

@Sivi; an deinem bericht ist nichts wirres, er ist real bis hin zur sprachlosigkeit angesichts der feuerwand.
ich hab zwei hinter mir, eins in spanien wo ich am rande eines naturparks lebte mit 500 jahre alten kastanienwaeldern, die das feuer in eine vegetationslose mondlandschaft fuer die zeit vieler generationen ausradierte. manches ist auch nicht regenerierbar. menschen verlieren ihr leben.
brandstiftung ist fuer mich auf jeden fall totschlag.

wir hatten ganz ungaubliches glueck, denk ich so, wenn ich mir deinen bericht und die von anderen durchlese.die hoelle hat uns nicht erwischt.

l.g. europe
 
AW: Sommer 2003

@Sivi; an deinem bericht ist nichts wirres, er ist real bis hin zur sprachlosigkeit angesichts der feuerwand.
...

@europe

Entschuldige bitte meine so späte Antwort!
Ich bin durch diesen thread http://www.portugalforum.org/nachrichten-portugal/32354-wochenende-hitzerekord-lisssabon-erwartet-quelle-publico-pt.html wieder mal an die Zeit erinnert worden.

Ich hab mir dann hier alles nochmal durchgelesen und finde immer noch, dass man das erlebte nicht wirklich schildern kann.
Selbst 10 Jahre später reagier ich auf jeden kleinen Brandgeruch.
Das durchlesen meines eigenen Threads hat mich wieder zum weinen gebracht.
Zu viele Bilder entstehen dann sofort wieder in meinem Kopf, Bilder, die man nicht (zumindest ich) nicht beschreiben kann, die aber tief sitzen und nicht nur bei mir, sondern auch bei meinem Sohn tiefe Spuren hinterlassen haben.
(Dabei habe ich damals gar nicht geweint, das kam erst später.)

Meine Beschreibung dieser Tage ist auch nur Bruchstückhaft, einige Teile davon habe ich hier aufgeschrieben.
Mein Titel dieser Beschreibung war aber nur "Sommer 2003", wer dann noch den Zusatztitel "Alentejo in Flammen" dazu gefügt hat, weiss ich nicht.

Ich merke jedenfalls ganz stark, dass ich bei benennen dieser Jahreszahl noch immer sehr stark emotional reagiere.
Das kann ich wohl nie mehr abschalten.

Nun, wo die Temperaturen wiedermal so in die Höhe schiessen und die Regierung (fast) kein Geld für Löscharbeiten hat, kommen diese Erinnerungen wieder hoch.

Ich wünsche keinem solch ein Erlebnis!

LG,
Sivi
 
AW: re: Sommer 2003 - Alentejo in Flammen

Den ganzen Tag flogen sie.
Erst bei Einbruch der Nacht stellten sie die Arbeit ein.
Ich war immer noch fasziniert wie ein hypnotisiertes Kind.

Am nächsten Morgen wollte ich das von Nachbarn ausgeliehene Radio zurück bringen.

Man schaute mich entsetzt an und fragte, ob ich denn die Nachrichten nicht gehört hätte.
Nein ,hatte ich nicht.
Wir sollten evakuiert werden, das Feuer ist bei starkem Wind über Nacht wieder ausgebrochen und steht in Ribeira da Nisa und vor Reguengo.
Ich dachte, ich kipp um.Es kam direkt auf uns zu.

Zu Hause natürlich sofort das Radio eingeschaltet.
Ja ,es stimmte.
Alle Bauern wurden per Radio aufgefordert, sofort mit ihren Treckern in die Serra zu fahren.
Brandschneisen sollten geschlagen werden.
Und es dauerte nicht lange, da kamen sie.
Ein Trecker hinter dem anderen.Die Kette riss gar nicht ab.
Niemals hätte ich gedacht, dass so viele Menschen Trecker besitzen und vor allem, wo kamen die überhaupt her?
Ich dachte doch immer, ich wohne in der Knüste.
Ich staunte Bauklötze.

An diesem Tag schafften sie es.
Alle zusammen, Feuerwehr, Löschflugzeuge, Helikopter und die Bauern.

11 Tage hatte es unkontrolliert gebrannt.
3 Menschen liessen ihr Leben.
90 000 ha Wald verbrannte.

Es war vorbei.

Noch heute steigen mir ab und zu die Tränen in die Augen.


( Die Fotos sind leider von keiner guten Qualität, denn durch die ständigen Stromausfälle hatte es meinen PC dahin gerafft, bevor ich eine Sicherungskopie gemacht hatte.
An so etwas hätte ich zu der Zeit auch gar nicht gedacht.
Die Bilder hatte ich per e-mail meiner Schwester geschickt und diese hat sie mir später zurück gesendet.
Als es richtig schlimm war, hatte ich sowieso nicht mehr fotographiert, es gab wichtigeres zu tun.
Heute bedauer ich das ein wenig.)
hi Sivi,
das ist ja wie ein horrorfilm, ich kann Deine Gefühle nachvollziehen. Aber ich will nicht darin herumstochern, sondern nur einfach meine Hilfe anbieten. Ich wohne in Zambujeira do Mar, also ziemlich weit im Süden. Wie können wir helfen ?
Ich könnte Klamotten schicken, keine Lumpen, sondern gute Sachen in Gr. 34.....aber meine Freundinnen sind ein bißchen größer.... schreib einfach, was gebraucht wird und ich werde hier bei Freunden sammeln. Allerdings sind wir nicht reich und mit finanzieller Unterstützung sieht es nicht so gut aus.
Aber versuchen kann man es doch.
Mit lieben Grüßen
und vergiß nicht : die Hoffnung stirbt zuletzt.
Marita
 
AW: re: Sommer 2003 - Alentejo in Flammen

Ich möchte nur kurz drauf aufmerksam machen: Sivis Bericht bezieht sich auf dem Sommer 2003.

Das stimmt.
Das Geschehen liegt 10 Jahre zurück, die Eindrücke kommen trotzdem immer wieder nochmal hoch, bei bestimmten Auslösern, wie z.B. der thread von Iris, der den "Sommer 2003" erwähnte (wie ich in meiner Sprachlosigkeit diesen Thread hier eigentlich nur genannt hatte, ohne "Alentejo in Flammen".
Das hat irgendwer nachträglich eingefügt, ohne mein Wissen).

Dann sehe ich wieder gestandene Menschen in Panik und Tränen ausbrechen, "alles kommt dann wieder hoch", wie userin Babuschkinha so oder so ähnlich hier beschrieben hat, nachdem sie eine ähnliche Erfahrung gemacht hatte.

@Catarina

Vielen lieben Dank für dein Angebot!
Es ist immer schön zu wissen, dass es Menschen gibt, die helfen würden!
Wir waren selbst gar nicht betroffen, das Feuer wurde früh genug gestoppt, für uns jedenfalls.
Das können leider nicht alle behaupten.

Diese elf Tage der ununterbrochenen Feuerhölle hat nur Spuren hinterlassen wie z.B. beim kleinsten Rauchgeruch zu schauen, woher der Geruch kommt, wenn Helikopter zu hören sind, sofort zu schauen, warum sie fliegen und solche Sachen.
Einen "seelischen Hau" sozusagen, ich gebs offen zu.
Ich merke das an mir, sonst hätte ich auf den gestrigen Thread von Iris nicht so reagiert, aber auch mein Sohn hat es bis heute nachhaltig beeindruckt, und der war damals noch ein kleines Kind.
Trotzdem meldet er seither jeden Brandgeruch und die kleinste Rauchwolke, auch im Winter, wenn die Leute ihren Laubverschnitt verbrennen und somit keine Gefahr besteht.
Es steckt einfach seither in ihm drin.

Danke jedenfalls nochmal, dass du uns geholfen hättest!

LG!
Sivi
 
AW: Sommer 2003 - Alentejo in Flammen

Hallo,

ich bin gerade durch Zufall auf dieses Thema gestossen. Wir haben die Braende 2003 im Beira Interior vor unserer Haustuer miterlebt.

Zuletzt war der Brand noch etwa 2-3 km weg. Man sah 4 tagelang die Sonne gelb und schal nur noch durch einen dichten Rauchschleier. Verbrannte Blattskelette zusammen mit kleinsten schwarzen Aschepartikeln schwebten vom Himmel herunter. Ich hatte sowas vorher noch nie gesehen.

Man konnte kaum noch draussen sein. Nach einiger Zeit bekam man Husten. Die Lage wurde immer schlimmer, die Feuerwehr konnte den Brand nicht aufhalten. So kramte ich die wichtigsten Dokumente, Aktenordner zusammen, packte sie in einen Koffer, ein paar Klamotten und einen Korb voll Spielzeug. Das haette locker ins Auto gepasst, haetten wir uns doch noch in Sicherheit bringen muessen.

Zuletzt war dann abends der Strom komplett weg, die Telefonleitung war auch kaputt. Alle versammelten sich auf der Strasse und beobachteten die lodernden Flammen, 2-3 km weg. Die IC8 wurde gesperrt. Niemand durfte mehr weiter ins Brandgebiet reinfahren, raus natuerlich schon. Leute in kleinen Weilern mitten im Pinhal waren von den Flammen umgeben, komplett abgeschnitten von allem (ohne Strom und Telefon) und ohne Unterstuetzung der Feuerwehr. Am naechsten Morgen drehte der Wind und die Gefahr konnte endlich gebannt werden.

Die Kinder haben nicht wochen-, sondern monatelang Feuer und Brandbilder gemalt. So ein Erlebnis steckt einfach lange in den Knochen!

Inzwischen hat sich die Gegnd dort wieder erholt. Die grau-braunen Huegel, die damals aussahen wie vom Mond, sind wieder mit Kiefernwald bewachsen. Der ist nach 11 Jahren allerdings noch nicht so ueppig hoch wie damals. Aber die Landschaft sieht dem gruenen Paradies von damals schon sehr, sehr aehnlich!

Gruss, Manuela
 
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