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Sommer 2003 - Alentejo in Flammen

Sivi

Lusitano
Teilnehmer
Stammgast
Heute morgen bin ich über diesen Bericht gestolpert

und plötzlich war sie wieder da, die Erinnerung an den Sommer 2003.

Es fing mit einer Meldung an, ein Grossfeuer sei auf der spanischen Seite ausgebrochen.
Natürlich hoffte ich, dass man dies schnell unter Kontrolle bekäme, Sorgen machte ich mir aber nicht, auch wenn mir solche Nachrichten sowieso immer Bauchschmerzen bereiten.Zu leid tun mir die Betroffenen.

Ich ging gerade meiner Arbeit nach, als am nächsten Tag ein Nachbar kam und mir mitteilte,das Feuer sei weiter ausser Kontrolle und wüte nun schon in
São Julião/Portugal.
Da sein Elternhaus in Gefahr sei,wolle er schnell versuchen zu retten,was nur möglich ist.
Seine Tochter liess er bei mir, die mitllerweile riesige Rauchwolke verhiess nichts gutes.
Spät in der Nacht kam er zurück, sein Haus konnte er retten, ein Nachbar nicht, der hatte die Gasflaschen vergessen weg zu räumen.

Der Sommer war so heiss in dem Jahr, 42º-46ºC hatten wir im August, auf spanischer Seite sogar unglaubliche 52ºC.

Das Grossfeuer war immer noch nicht unter Kontrolle,da brachen weitere Feuer aus und der mittlerweile sehr starke Wind machte schnell ein Inferno daraus.
Die Feuerwehr kämpfte mit allen Mitteln, aber war doch machtlos.
Der Helikopter flog pausenlos seine Einsätze, aber auch das brachte nichts.
War ein Feuer gelöscht,brach es an anderer Stelle wieder aus.

Es brannte plötzlich rund um uns herum, Alegrete, Bicinha, Marvão, Castelo de Vide...der Himmel wurde nicht mehr klar,denn der Rauch verdunkelte ihn.
Wir bekamen Hals- und Kopfschmerzen und langsam fing ich an, mir doch Sorgen zu machen.

Es war mittlerweile Tag 5
 
Tagsüber brachte ich meinen Sohn in die Stadt, dort war es etwas weniger verqualmt.

Viel schlimmer aber waren die Nächte, denn dann konnten die Helikopter nicht eingesetzt werden.
Wir hatten Angst,dass somit das Feuer über den Berg bis zu uns kommen könnte.
Mit den Nachbarn hatten wir eine Abmachung...sollte das geschehen, haut niemand ab ohne die anderen zu wecken und einer sollte möglichst gar nicht erst einschlafen, sondern sozusage Wache halten.
Das hat aber nie richtig geklappt, zu müde waren wir alle.

Immer wieder vielen Strom und Telefon aus, denn die Masten waren verbrannt, aber bewundernswert schnell hatte man Notversorgungen geschaffen.
Nie fehlte etwas länger als ein paar Stunden, und ich nutzte die Gelegenheit, meine Familie in Deutschland telefonisch und per e-mail zu beruhigen, denn in echter Gefahr sah ich mich nicht.
Allerdings wurden wir alle aufgefordert, Radio immer eingeschaltet zu lassen, eine Evakuierung sei nicht mehr ausgeschlossen.
Ich besass keines, so lieh man mir einen Radiowecker.

Dann eines nachts, weckte mich mein Lebensgefährte.
Wir sollten unsere Sachen packen,denn schon seit einer halben Stunde würden total viele Autos bergab fahren, das bedeute nichts gutes.
Es war Tag 7 oder 8, ich war so müde, denn tagelang haben wir versucht,alles brennbare vom Haus fort zu schleppen...ich wollte einfach nicht aufstehen, wohin hätten wir auch fahren sollen, es brannte irgendwie ja doch schon überall.
Ich war so verrückt, mir einzubilden, das Haus retten zu wollen.
So stritten wir uns mitten in der Nacht und ich hab einfach behauptet, es können nur die Helfer sein, die jetzt nach Hause fahren.Soviele Leute wohnen gar nicht hier, also können auch nicht so viele flüchten...tolle Logik.
Wir sind geblieben und haben auch nie erfahren,was wirklich los war in dieser Nacht.
Im nachhinein würde ich nie wieder so reagieren, aber mir fehlte einfach auch die Kraft.

So hörten wir fleissig weiter die Lokalnachrichten, zumindest, solange es Strom gab.
Immer wieder hiess es, es sei unter Kontrolle, nur um eine Stunde später zu hören, der Wind hätte alle Feuer wieder neu aufflackern lassen.
Ich überlegte mir die wildesten Sachen...was packe ich ein, was lasse ich zurück, gehe ich überhaupt...
Meine Tiere liess ich nicht mehr aus dem Haus.
 
Dann ENDLICH!
Die Regierung rief den Notstand aus und bat um internationale Hilfe.
Deutschland,Frankreich und Marokko versprachen zu helfen und wollten Löschflugzeuge schicken.
Ich dachte nur,warum nicht schon früher...

Inzwischen war Tag 10
Die Feuerwehrmänner waren am Ende ihrer Kräfte.
In allen Supermärkten standen riesige Gitterboxen und ich glaube niemand ging einkaufen, ohne dort Lebensmittel für die Feuerwehrmänner hinein zu legen.
Es gab Versorgungsengpässe für die Helfer, so dass „ich weiss nicht wer“ auf die Idee kam, den Menschen auf diese Art Nahrungsmittel zukommen zu lassen.

Als ich an diesem Tag nach Hause kam, waren alle Nachbarn auf der Strasse.

Das Feuer kam den Berg herab und unser Alptraum schien wahr werden zu wollen.
Niemand war zur Arbeit gegangen.

Ich rief meinen Lebensgefährten an, er solle sofort nach Hause kommen.
Meinen Sohn hatte ich an diesem Tag bei mir.
Ich wollte nicht, dass er die Panik und die Angst in den Gesichtern der Erwachsenen mitbekommt und meinte nur:
„Ach, das Feuer ist noch weit weg“
Woraufhin eine Frau in Hysterie ausbrach und mich weinend anschrie, das hätte man in São Julião auch behauptet, und dort hätte das Feuer 5 Minuten für die gleiche Strecke gebraucht.
Sie hatte ja Recht und so schwieg ich.

Dann kam mein Lebensgefährte und im Schlepptau hatte er einen Bekannten.
Als ich diesen sah, sagte ich ihm, er solle sofort wieder nach Hause fahren, dort würde doch alles in Flammen stehen.
Er wohnte in Gavião.
Seine Antwort:
„Brauch ich nicht,dort ist gestern alles abgebrannt.Da kann nichts mehr brennen“
Ich sagte nichts und versuchte, nicht zu weinen.
Gemeinsam schauten wir den Flammen zu, es war irgendwie sogar faszinierend.
Wir wussten, dass wir nicht mehr viel tun konnten, nur warten was passiert.
Alle Behälter waren mit Wasser gefüllt, aus den Schläuchen kamen nur noch ein paar Tropfen...hilflos und fasziniert zugleich harrten wir der Dinge...und...es kamen die versprochenen Löschflugzeuge! ! !

Ein französisches,zwei marokkanische und woher die Helikopter stammten,weiss ich nicht.

Dieses Glücksgefühl war einfach unbeschreiblich.
 
Den ganzen Tag flogen sie.
Erst bei Einbruch der Nacht stellten sie die Arbeit ein.
Ich war immer noch fasziniert wie ein hypnotisiertes Kind.

Am nächsten Morgen wollte ich das von Nachbarn ausgeliehene Radio zurück bringen.

Man schaute mich entsetzt an und fragte, ob ich denn die Nachrichten nicht gehört hätte.
Nein ,hatte ich nicht.
Wir sollten evakuiert werden, das Feuer ist bei starkem Wind über Nacht wieder ausgebrochen und steht in Ribeira da Nisa und vor Reguengo.
Ich dachte, ich kipp um.Es kam direkt auf uns zu.

Zu Hause natürlich sofort das Radio eingeschaltet.
Ja ,es stimmte.
Alle Bauern wurden per Radio aufgefordert, sofort mit ihren Treckern in die Serra zu fahren.
Brandschneisen sollten geschlagen werden.
Und es dauerte nicht lange, da kamen sie.
Ein Trecker hinter dem anderen.Die Kette riss gar nicht ab.
Niemals hätte ich gedacht, dass so viele Menschen Trecker besitzen und vor allem, wo kamen die überhaupt her?
Ich dachte doch immer, ich wohne in der Knüste.
Ich staunte Bauklötze.

An diesem Tag schafften sie es.
Alle zusammen, Feuerwehr, Löschflugzeuge, Helikopter und die Bauern.

11 Tage hatte es unkontrolliert gebrannt.
3 Menschen liessen ihr Leben.
90 000 ha Wald verbrannte.

Es war vorbei.

Noch heute steigen mir ab und zu die Tränen in die Augen.


( Die Fotos sind leider von keiner guten Qualität, denn durch die ständigen Stromausfälle hatte es meinen PC dahin gerafft, bevor ich eine Sicherungskopie gemacht hatte.
An so etwas hätte ich zu der Zeit auch gar nicht gedacht.
Die Bilder hatte ich per e-mail meiner Schwester geschickt und diese hat sie mir später zurück gesendet.
Als es richtig schlimm war, hatte ich sowieso nicht mehr fotographiert, es gab wichtigeres zu tun.
Heute bedauer ich das ein wenig.)
 
Danke Sivi - wie lange hat es dann doch noch gedauert, dass man aus diesen Bränden gelernt hat auch Prophylaxe zu betreiben.
Sehr spät - aber hoffen wir Alle, dass sich diese Riesenfeuer nicht wiederholen und Brände in den Anfängen gestoppt werden können.
 
Oh Mann Sivi!
Mir läuft´s kalt den Rücken runter - genau das gleiche hab ich 2004 erlebt, als das Feuer von Almodôvar kam. Erst denkt man, ach - ist ja noch 10 km weg - und einige Stunden später war es plötzlich hinterm Haus. 50 m von uns entfernt die Feuerwand! 4 Tage schwarzer Himmel, Helikopter den ganzen Tag - und das Feuer konnte nicht gelöscht werden!
Wir hatten einen Notkoffer im Auto - aber wir blieben auch und begossen Garten und Haus mit unseren Gartenschläuchen! Fand ich immer lächerlich, wenn ich das im Fernsehen sah - macht man aber dann! Es flogen ja auch ständig brennende Blätter oder noch glühende Ascheteile in der Gegend rum.

Wir hatten Glück. Der Wind drehte so ziemlich genau zu dem Zeitpunkt, als wir dachten, daß jetzt gar nix mehr nützt und wir wohl gleich aufgeben werden.

Das Feuer wütete noch einige Tage, zog aber am Rande der Serra entlang, einige Häuser in Alportel wurden wohl angekogelt, aber nicht wirklich arg betroffen. Ein Nachbardorf (Cova da Muda) hatte da weniger Glück.

Ach, eine Scheißzeit war das. Ich weiß noch, einige Tage später stand ein Kunde - ein älterer Portugiese - bei uns und fing an zu weinen. Er - der die Serra von kleinauf kennt, sagte, wenn er jetzt da durch die Landschaft fährt, da kommt ihm das ganze Elend hoch.

Das war ein einschneidendes Erlebnis.
 
Heike schrieb:
...Ach, eine Scheißzeit war das...
Das war ein einschneidendes Erlebnis.

@Heike
Ich trau mich erst jetzt meinen eigenen thread anzuschauen.
Zu stark sind die Emotionen, noch immer.
Diese Zeit hat mich total verändert.

Heike schrieb:
Ich weiß noch, einige Tage später stand ein Kunde - ein älterer Portugiese - bei uns und fing an zu weinen. Er - der die Serra von kleinauf kennt, sagte, wenn er jetzt da durch die Landschaft fährt, da kommt ihm das ganze Elend hoch.

Wir waren auch erst Tage später in der Lage, uns das Desaster anzuschauen.
Es war einfach nur schrecklich und auch hier flossen viele Tränen von vielen Menschen.

Alle Farben waren ausgelöscht, es gab nur noch schwarz,grau und weiss.
Selbst der Himmel hatte seine Farbe verloren (aber das lag an der grossen Hitze).
Wir trafen viele Bekannte auf unserer kleinen Rundereise.Offenbar brauchten auch die anderen etwas Zeit, um Mut zu fassen,sich dies anzutun... kilometerweit ein grosses Nichts, alles vernichtet.
Der Naturpark lag zum grössten Teil in Schutt und Asche.

Die Angst kann man nicht vergessen.
Die Trauer bleibt auch, es geht ja nicht nur um Bäume.
Die grösste Fledermauskolonie Europas hatte hier ihr zu Hause.
Der iberische Luchs wurde wieder hier vermutet.
Alles war zerstört und noch viel mehr, auch leider drei Menschenleben.

Wenn ich dann irgendwo lese, dass Feuerwehrleute als "Schnapsnasen" tituliert werden und das so hingenommen wird, wird mir schlecht.
Einer der Toten hier war ein Feuerwehrmann.
Er hatte alles gegeben, bis sein Herz nicht mehr konnte und einfach still stand.
Mit tut so etwas sehr weh.

Lisa schrieb:
Danke Sivi - wie lange hat es dann doch noch gedauert, dass man aus diesen Bränden gelernt hat auch Prophylaxe zu betreiben.
Sehr spät - aber hoffen wir Alle, dass sich diese Riesenfeuer nicht wiederholen und Brände in den Anfängen gestoppt werden können.

Schon im nächsten Frühjahr waren hier amerikanische Feuerspringer, um die Bombeiros besser auszubilden, aber ich weiss nicht, ob dies landesweit geschah.
Die wichtigen Gesetzesänderungen gab es dann später, aber sie scheinen zu greifen (hoffentlich!).
Entschädigungszahlungen bekommt man nun nicht mehr sowieso, sondern muss mindestens im Umkreis von 50m um das Haus herum alles Brennbare irgendwie weggeschafft oder vernichtet haben.
Seither gab es diese Grossfeuer nicht mehr...oder vielleicht lag es auch nur daran, dass das meiste im Laufe der Jahre sowieso schon abgebrannt war...
Es ist ein sehr trauriges Kapitel, das steht fest.
 
Hallo Heike und Sivi,
es ist immer sehr weit weg, wenn man hier von den Bränden in Portugal liest. Da ist es mehr Interesse, als Sorge, Betroffenheit schon, aber eigentlich oberflächlich.
Ich weiß nicht, ob ihr mich jetzt richtig versteht, es ist schwer, das auszudrücken, was ich meine.
Ich habe auch schon Buschbrände erlebt und geholfen beim Löschen, aber niemals war mein eigenes Heim in Gefahr.
Genau wie bei Überschwemmungen, Monsterwellen u.Ä. bi ich geschockt, tun mir die Menschen leid.
Wir haben auch schon gesammelt und Möbel, Wäsche und ähnliche Dinge zu Überschwemmungsopfern gebracht in Sachsen, aber so wirklich beteiligt ist man trotzdem nicht.
Deshalb ein riesiges Dankeschön, daß ihr eure Gefühle hier geschrieben habt und nicht nur einen Bericht!

Ellen
 
Ich hab beim Schreiben gemerkt, dass ich gar nicht RICHTIG darüber schreiben kann - mir kommt alles hoch. Wenn ich Helikopter sehe oder höre ... Ich denke sofort da dran.

Es ist wirklich ein krasses Erlebnis zu sehen, daß ALLES, was dir etwas bedeutet, alles Persönliche, das du im Haus hast, innerhalb kürzester Zeit verloren ist. Wir haben unsere Notfallkoffer mit Sorgfalt gepackt. Wir saßen da, und überlegten, was uns wichtig ist. Das war dann gar nicht mal viel. Aber halt doch zuviel - um wirklich ALLES davon mitzunehmen. Also haben wir aussortiert. Und das paßte in 2 kleine Koffer (ich habe übrigens nur Klamotten für 1 Mal wechseln eingepackt gehabt, ich dachte, lieber nehm ich Fotos Fotos Bücher keine Ahnung mit, Klamotten kann ich mir ja kaufen ...).

Übrigens: Seither habe ich diese "alles aufheben nichts wegwerfen-Können"-Mentalität ziemlich abgebaut. Ich sehe mir manches Buch, Geschirr oder sonstwas in meiner Wohnung an - und sortiere aus. Meine wirklich persönlichsten Dinge habe ich seither griffbereit. Dinge, die ich niemals missen möchte - obwohl ich sie vielleicht nur 1 Mal in 10 Jahren ansehe, aber eben DIE Erinnerungen. Alles andere - davon kann ich mich relativ leichten Herzens trennen. War vorher anders!

Ja, zum Thema Feuerwehrmänner: Die hatten damals ja schon einige Wochen gearbeitet, da das Feuer erst von Almodôvar Richtung Monchique zog - später dann aber in unsere Richtung kam. Und als das Großfeuer da war - waren die schon ganz schön kaputt. Viele Leute hier haben gemeckert über deren angeblich schlechte Arbeit. Ich habe mich sehr geärgert darüber! Ich hatte im Gegenteil das Gefühl, daß die wirklich bis zum umfallen alles taten, die waren auch ständig präsent! damals wurden auch Stimmen laut, daß die Behörden viel zu spät eingegriffen hatten, bis sie überhaupt mal Hubschrauber rangeschafft hatten. Letzteres war auch meine Meinung. Die Feuerwehrmänner waren dann am Ende, die haben - nachdem Alportel erstmal gesichert war (das Feuer zog derweil wesentlich verkleinert weiter durch die Serra) - zum Teil einfach neben ihren Feuerwehrautos auf der Straße gepennt. Einer hat mir gesagt, er hätte 4 Tage ohne zu Schlafen geackert. Der sah auch so aus! Es wurde im Dorf dann auch gesammelt, die Bombeiros wurden mit Essen und Getränken versorgt.
 
Ich habe damals Luftline nur 10km weit entfernt gelebt und hatte aber auch einen Koffer gepackt.
Bin immer nach Cavoeiro Arbeiten derzeit gefahren und erinnere mich an die dunklen Himmelsbilder die man von der Autobahn aus sehen konnte ,alles war grau in grau die ganze Algarve entlang und die Sonne kam nur noch wie eine silberne Scheibe durch ...

Mein Osteuropaischer Nachbar hatte noch die dumme idee , ein Feuerchen, einfach so zum grillen auf der Wiese zu machen( egal ob ich ihn gewarnt habe) aber die Polizei war schneller da ,ohne das er es richtig schecken konnte ..zum Glück,denn auf mich "Frau" wollte er ja nicht hören....
Wir sind spät Nachts am Strand baden gegangen so heiss und stickig war es in dem Jahr,schlimm ,schlimm
 
Was man nicht vergessen sollte, Wälder wie die in Portugal brauchen solche Feuer zur Selbstreinigung so wie unsereins unter die Dusche geht. Deshalb kann man auch nicht von Zerstörung sprechen, selbst wenn alles grau und schwarz ist. Die Serra um Monchique zB hat sich nach 6 Jahren wieder fast völlig regeneriert und blüht üppiger denn je. Der größte Teil davon ist eh mit Eukalyptus bepflanzt, wenn sowas brennt, kann man das nicht mehr löschen. Von daher verstehe ich nicht, wie man verlangen kann, daß Feuerwehrleute ihr Leben aufs Spiel setzten müßen, um etwas zu löschen, was nach ein paar Monaten wieder ergrünt und wo sowieso niemand wohnt. Der Einsatz der Feuerwehr sollte sich von daher darauf beschränken, Häuser und Ortschaften zu schützen und die Bevölkerung wenn nötig zu evakuieren.
Die meisten Häuser die abgebrannt sind, wären nicht abgebrannt, wenn vorher einige Maßnahmen zu deren Schutz getroffen worden wäre zB im Umkreis von 70 -100 m allen brennbaren Bewuchs zu entfernen.


LG
K
 
Zunächst mal muss natürlich sowieso JEDES Feuer gelöscht werden und niemand verlangt, ein Leben für einen Baum aufs Spiel zu setzten.
Die bombeiros hatten auch erst gar nicht versucht, sich gross um den Wald zu kümmern, sondern sich recht schnell nur noch auf die Rettung der Dörfer und Häuser konzentriert, die in dem Waldgebiet lagen.
Das war schon schwer genug.

Was die Reinigung des Waldes nach einem Brand angeht, so hast du natürlich bedingt Recht.
Aber was wächst denn schon nach 6 Jahren?
Ein paar Büsche und Eukalyptus, der eher eine Plage als alles andere ist, und die Pflanzen,die keine grossen Ansprüche stellen.
Sicher aber keine Stein- oder Korkeiche, keine Kastanie , nichtmal die Pinien.

Aber das ist es nicht nur.

Im Naturschutzpark der Serra gab es ein empfindsames Ökosystem mit so einigen seltenen Tierarten, das kann sich auch nicht in 6 Jahren erholen.
Vielmehr hofft man, dass in 30 Jahren alles wieder annähernd so ist wie vor August 2003.

Aber auch darum geht es nicht nur.

Wenn du so eine Feuerwalze auf dich zukommen siehst, dann bist vielleicht auch du für den Rest deines Lebens beeindruckt, auch wenn du zuvor alles brennbare von deinem Hab und Gut wegschaffen konntest.
Ich hoffe aber doch sehr, dass du das nie erleben musst.

Mich hat die Zeit jedenfalls ein paar Nerven gekostet, das gebe ich zu und ich hoffe, dass sich so etwas nie mehr wiederholen wird, nirgendwo.

LG
Sivi
 
Sivi schrieb:
Wenn du so eine Feuerwalze auf dich zukommen siehst, dann bist vielleicht auch du für den Rest deines Lebens beeindruckt, auch wenn du zuvor alles brennbare von deinem Hab und Gut wegschaffen konntest.
Ich hoffe aber doch sehr, dass du das nie erleben musst.
Als alter Katastophentourist, der zufällig noch da wohnt, wo`s brannte, hab ich so einige Feuerwalzen erlebt. Die Größte war ca 300 m breit und über 20m hoch und kam mit ca 100km/h auf mich zu. Nix wie gib Gas und weg. Vor mir ist auch mal eine 25 m hohe Pinie explodiert, stand dirket daneben. Oh je, mein labtop kackt grade ab

LG
K
 
@Maximus
Bevor es zu Missverständnissen kommt.

Ich meinte nicht irgendeine Feuerwalze, nur die, die dich,dein Haus,dein Leben,deine Familie und deine Zukunft bedroht.

Alles andere hatte Ellen schon gut und richtig beschrieben.
Man kann nicht bei jedem Feuer oder Katastrophe so mitleiden, schon aus Selbstschutz.
 
PUH - was ein Horror! Bin grad am Arbeiten in meiner Küche, da hör ich Hubschrauberlärm. Denke nur, naja, der fliegt halt über uns hinweg, die machen auch manchmal Übungsflüge hier bei uns - aber als das dann nicht aufhörte, ging ich gucken und auf dem anderen Hügel gegenüber, Luftlinie ca. 500 - 1000 m seh ich nur Wolken - FEUER? Keine Ahnung, es sah so aus - jetzt denke ich, entweder haben die da echt ein Feuer gelöscht oder - weil dort ein großes freies Gelände ist, soviel Staub aufgewirbelt (wobei - soooo staubig ist es ja noch gar nicht).

Also, mich hat das schon wieder aufgerappelt. Ich geh jetzt ins Dorf und quatsch mit den Nachbarn bei einem Bierchen. PUH!
 
Olá Garota,
nein, die war in der entgegengesetzten Richtung! Und: kein Problem!!!

Zum Glück war nix. In den letzten Tagen haben mehrere Hubschrauber hier im Tal geübt. Naja, bevor ich nochmal so ein Inferno erlebe, lass ich den Übungskrach lieber über mich ergehen.
 
AW: Sommer 2003

Jetzt hab ich mir den thread nochmal durchgelesen und muss sagen, das zittern wird immer noch nicht weniger, wenn ich an damals denke...
Eigentlich dachte ich ja, wenn ich es einmal aufschreibe, dass es dann besser wird, ist aber nicht wirklich so.

Da die Fotos von mir den Forenumzug nicht geschafft haben, reiche ich dieses nochmal ein, noch aus den Tagen, da ich mir für das fotografieren Zeit nahm und noch keine Ahnung von der Angst hatte, die da auf mich zukam...

4312712.jpg
 
AW: Sommer 2003

Bei uns hat 1997 alles verbrandt. Ich habe ein Video gedreht vom Anfang, wo der Brand noch hinterm Berg lag, bis er im Dorf angelangt, gelöscht wurde. Es war ein unbeschreibliches Gefühl ihn immer näher kommen zu sehen, vom Wind angefacht, Explosionen der Eucalyptusbäume und der beissende Geruch. Alles war gelb verqualmt. Flugzeuge flogen, es wurde gesprengt und alle waren mit der Bekämpfung beschäftigt. Nur zur Nachkontrolle habe ich damals Bombeiros gesehen.
 
AW: Re: Sommer 2003

Ich hab beim Schreiben gemerkt, dass ich gar nicht RICHTIG darüber schreiben kann - mir kommt alles hoch. Wenn ich Helikopter sehe oder höre ... Ich denke sofort da dran.

Es ist wirklich ein krasses Erlebnis zu sehen, daß ALLES, was dir etwas bedeutet, alles Persönliche, das du im Haus hast, innerhalb kürzester Zeit verloren ist. Wir haben unsere Notfallkoffer mit Sorgfalt gepackt. Wir saßen da, und überlegten, was uns wichtig ist. Das war dann gar nicht mal viel. Aber halt doch zuviel - um wirklich ALLES davon mitzunehmen. Also haben wir aussortiert. Und das paßte in 2 kleine Koffer (ich habe übrigens nur Klamotten für 1 Mal wechseln eingepackt gehabt, ich dachte, lieber nehm ich Fotos Fotos Bücher keine Ahnung mit, Klamotten kann ich mir ja kaufen ...).

Übrigens: Seither habe ich diese "alles aufheben nichts wegwerfen-Können"-Mentalität ziemlich abgebaut. Ich sehe mir manches Buch, Geschirr oder sonstwas in meiner Wohnung an - und sortiere aus. Meine wirklich persönlichsten Dinge habe ich seither griffbereit. Dinge, die ich niemals missen möchte - obwohl ich sie vielleicht nur 1 Mal in 10 Jahren ansehe, aber eben DIE Erinnerungen. Alles andere - davon kann ich mich relativ leichten Herzens trennen. War vorher anders!

Ja, zum Thema Feuerwehrmänner: Die hatten damals ja schon einige Wochen gearbeitet, da das Feuer erst von Almodôvar Richtung Monchique zog - später dann aber in unsere Richtung kam. Und als das Großfeuer da war - waren die schon ganz schön kaputt. Viele Leute hier haben gemeckert über deren angeblich schlechte Arbeit. Ich habe mich sehr geärgert darüber! Ich hatte im Gegenteil das Gefühl, daß die wirklich bis zum umfallen alles taten, die waren auch ständig präsent! damals wurden auch Stimmen laut, daß die Behörden viel zu spät eingegriffen hatten, bis sie überhaupt mal Hubschrauber rangeschafft hatten. Letzteres war auch meine Meinung. Die Feuerwehrmänner waren dann am Ende, die haben - nachdem Alportel erstmal gesichert war (das Feuer zog derweil wesentlich verkleinert weiter durch die Serra) - zum Teil einfach neben ihren Feuerwehrautos auf der Straße gepennt. Einer hat mir gesagt, er hätte 4 Tage ohne zu Schlafen geackert. Der sah auch so aus! Es wurde im Dorf dann auch gesammelt, die Bombeiros wurden mit Essen und Getränken versorgt.

@Babuschkinha; ja, materielle dinge haben danach einen anderen stellenwert.
hab ueber ein jahr gebraucht, bis die verzweifelten todesschreie der beiden katzen aus meinem kopf verschwanden. auch einen menschen haette niemand da mehr rausholen koennen.
geblieben ist der griffbereite alukoffer am sichersten ort im haus mit persoenlichstem, wichtigsten dokumenten, nichts von materiellem wert drin. und ein tiefes misstrauen wenn ich hubschrauber hoere, rauch wittere.

l.g. europe
 
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