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Portugal ida e volta.

Anita

Entusiasta
Teilnehmer
Stammgast
Ich werde oft gefragt, warum ich nach Portugal gezogen bin (von Florida) und noch öfter warum ich dann um Himmels Willen von Portugal wieder nach Deutschland gezogen bin.

Es scheint so, als ob Menschen die nicht mit dem Potugal/Algarve/etc. Virus infiziert sind nur erstaunte Blicke ernten, wenn Sie trotzdem genau dorthin ziehen.

Ich habe in Florida gelebt, schön ruhig und beschaulich, Haus und Grund, Hund und Freunde, alles da.
Dann hab ich meine Sachen gepackt, den Rest verkauft und bin nach Portugal gezogen.

Florida ist großartig. die Weite, das Land, der Service. Ich war es nur leid 1 bis 2 x im Monat 2,5 Stunden hin und zurück zu fahren um mein Abonnement in der Florida Grand Opera wahrzunehmen und selbst das Melbourne Symphony Orchestra ließ mich von April bis Oktober gänzlich unentertained.

Das Wetter in Florida ließ einen zwar so gut wie nie frieren, aber man war doch immer kurz davor an einer Lungenentzündung zu sterben. Draußen 33 Grad Celsius, drinnen 18 Grad und wenn man sich in der s.g. Kühlabteilung aufhielt hatte man das Gefühl, selbst zu Gefrierfleisch zu werden, auch wenn man sich nicht auf einer Einkaufstour befand, sollte man doch vorsichtshalber immer einen Mantel im Auto haben, selbst bei Freunden kann es kalt werden.

Also, was tun.

Wir suchten ein Land das:

- nahe am Meer ist.
- eine reiche Geschichte hat.
- nicht am Reißbrett geplant war, sondern eine gewachsene Bebauung hat.
- kulturell vielfältig ist.
- freundliche - wenn auch nicht unbedingt schulisch gebildete Bewohner hat.
- ein angenehmes Klima hat.
- zu guterLetzt ein angenehmes, mediterranes Leben mit einem vernünftigen Preis Leistungs Verhältnis aufzuweisen hat.

Ja, ja ich seh euch schon kichern.

Ich kann Portugal aus den 80er Jahren. zwischen 83 und 90 habe ich Portugal mehrmals im Jahr besucht.
Das einfache Leben auf dem Land und das mehr sophisticated Leben in der Stadt gefiel mir.
Mit der Fähre von Caparica nach Lissabon zu fahren bot den traumhaften Anblick von Lissabon leuchtend weiß im Sonnenlicht.
Die Menschen geduldig, freundlich, aufgeschlossen. Die Preise extrem niedrig wenn man seinen Lebensunterhalt nicht in Portugal verdienen muß.

Kurzentschlossen habe wir einen Flug nach Lissabon gebucht ein Appartement gleich am Tejo mit gebucht und dann ging es los.

Dann ging es los, meine Suche nach der Vergangenheit, nach meinem weißen Lissabon etc.

Wir hatten schon eine Liste, Florida - Deutschland - Portugal, pro und cons, wir hatten uns eigentlich schon für Florida entschieden mit einem leisen Hint auf Deutschland, dann sind wir auf die Idee gekommen nach Cascais zu fahren.
Das war zwar nicht Lissabon, aber es war näher an das Portugal meiner Erinnerungen und nachdem wir mit einigen Leuten geredet haben, einige Auskünfe eingeholt hatten stand unser Entschluß fest, wir ziehen nach Portugal, wenn auch Lissabon nicht mehr so weiß war, waren die Preise im Vergleich zu Florida anscheinend auch nicht so unterschiedlich und auf den ersten Blick sah es so aus, als ob wir das Land das:

- nahe am Meer ist.
- eine reiche Geschichte hat.
- nicht am Reißbrett geplant war, sondern eine gewachsene Bebauung hat.
- kulturell vielfältig ist.
- freundliche - wenn auch nicht unbedingt schulisch gebildete Bewohner hat.
- ein angenehmes Klima hat.
- zu guterLetzt ein angenehmes, mediterranes Leben mit einem vernünftigen Preis Leistungs Verhältnis aufzuweisen hat.

gefunden hatten.
 
Ach Ellen, ich habe 3 Jahre für diesen Prozess gebraucht, daß läßt sich doch nicht alles auf einmal erzählen, ich schreib weiter sobald ich Zeit habe.
 
Wir kamen am 25. April in Lissabon an, mit einem Leihwagen sind wir in unser Apartment nach Lorinha gefahren. Das Apartment hatten wir für 4 Wochen gemietet.
Von Lorinha nach Lissabon sollten es ja nur 30 Minuten sein mit dem auto und das erschien uns für den Anfang gut genug zu sein.
Das Apartment war wie beschrieben und die anderen Hausbewohner erwiesen sich als freundlich.
Wir haben natürlich nicht an den portugiesischen Nationalfeiertag genannt, schließlich kamen wir aus einem Land mit unzähligen Feiertage die man dazu benutzte die Läden mit PRE/AFTER/SOUNDSO SALE zu pflastern, daß man Feiertage benutzt um zu feiern und weniger um einkaufen zu gehen, war selbst mir inzwischen entfallen.
Wir also Hündchen an die Leine und ab Richtung Strand, ein Fußweg von vielleicht 5 Minuten.
Da machte mein kleiner Hund zum ersten Mal Bekanntschaft mit der Hundepopulation in Portugal, mit einem Frauchen, daß auf einmal hin und her hüpfte um den Pfützen, Autofahrern und Löchern zu entgehen. Wie haben auch versucht die Straße an einem Zebrastreifen zu überqueren, der war aber praktischerweise so angelegt, daß weder der Fußgänger die ankommenden Autos oder die ankommenden Autos den Fußgänger sehen konnten.
Wir haben die Straße dann an einer ungefährlichen Stelle weit weg vom Zebrastreifen überquert.
Auf dem Weg dorthin sind wir an einem kleinen Cafe vorbeigekommen und der freundliche Mensch hat uns erst einmal über die Feiertagsgeschichte aufgeklärt.
Der Strand war menschenleer und paar Spaziergänger und einige Hunde waren alles was man sehen konnte. Wir haben uns ins Cafe gesetzt, unserem Hund erklärt, daß es nicht nötig ist jeden vorbeigehenden Hund anzukläffen, wir haben uns Cafe und Gebäck schmecken lassen und auch noch festgestellt, daß die Tochter vom Besitzer eigentlich in Lissabon studiert, sehr gut englisch spricht und das werden will, was mein Freund ist, Lehrer. Es wurden Telefonnummern ausgetauscht, zwecks späteren Erfahrungsaustausch/Hilfe. (Würde mich mal interessieren was aus dem Mädel geworden ist).
Weiterhin sehenswert fand ich das eine riesige Hochhaus am Strand, alle Jalousien runter bis vielleicht auf ein oder zwei Fensterreihen und vor der Tür sah man eine alte Frau sitzen die immerzu häkelte.
Unsere Vermieter waren ganz entzückend, die sind immer am Wochenende nach Lorinha gekommen in der Woche haben sie in ihrem Apartment in Lissabon gewohnt, aber am Wochenende ging es nach Lorinha, es wurden Fische gegrillt und uns wurde eine Kostprobe überreicht.
Nun hieß es eine Wohnung suchen, erst einmal sahen wir uns Mafra an, dort haben wir bei der Caixa Geral de Depositos Konten eröffnet, mit meinem Deutschen Personalausweis, daß der abgelaufen war haben weder die Bankbeamten noch ich bemerkt, ein Fehler der mich später noch eine Menge Arbeit kosten wird.
Abgesehen davon war die Kontoeröffnung kein Problem, ich bekam eine Cardeneta und was ready to go.

Nun mußten wir sehen, daß wir schnell eine Wohnung finden, unsere Möbel sollten in 3 Wochen ankommen, nicht viel Zeit zu verlieren. Nach einigem Herumgelaufe haben wir uns dann doch gegen Mafra und für Cascais entschieden, vorrangig wegen der Verkehrsanbindung.
Uns wurde die Adresse von einem deutschen Makler gegeben, die Adresse haben wir auch gefunden, aber der Makler war kein bisschen deutsch aber der Besitzer sprach sehr gut englisch und hat sich völlig verständnislos über unseren Umzug nach Portugal geäußert.
Seine Worte: "Was wollen sie denn in Portugal, selbst die Portugiesen bleiben nicht hier, die wollen nach Amerika und Deutschland."
Wir erklärten ihm die Sache mit dem Land am Meer der Kultur etc. er hat nur den Kopf geschüttelt: "Hoffentlich bereuen sie das nicht", hat er noch gesagt, dann hat seine liebe Frau, die kein deutsch und kein englisch, dafür aber wunderbares portugiesisch sprach und von uns leicht verstanden wurde und offensichtlich verstand sie uns auch.
Gleich die erste Wohnung die sie uns gezeigt hat entsprach unseren Vorstellungen, wenn es auch ein sehr skurrieles Apartment war. wir hatten T5 auf 6 Level. Das Gebäude war an einen Hang gebaut und von den Beiden Terrassen oder Balkonen sah man in ein kleines Tal. Wenn es stark regnete dann verwandelte sich das ruhige Tal in einen reißenden Fluß und bei schönem Wetter wurden Schafe und Ziegen durch das Tal geführt.
Ein Problem war nur die Miete, wir hatten den berühmten Fiador nicht. Aber man einigte sich darauf, daß wir ein Jahr im voraus zahlen dafür haben wir Rabatt bekommen. Nun mußte nur noch das Geld her, laut unsere Caixa dauerte eine Überweisung 3 bis 5 Wochen, solange konnten wir nicht warten, wir mußten ja gleich einziehen, unsere Möbel könnten ja jeden Tag eintreffen.
Der Caixa Mensch in Cascais teilte uns mit, daß es am Schnellsten und sichersten wäre Traveler Cheks zu haben, die sind wie Bargeld. Also haben wir das besorgt, mit Boten etc. Nachdem der Bote dann bei der Bank haufenweise Travelerchecks unterschrieben hatte wurde uns mitgeteilt, daß der Betrag in ca. 2 Wochen meinem Konto gutgeschrieben wird.
Das war unser erster Kontakt mit dem Portugal auf das wir nicht vorbereitet waren.
 
Anita schrieb:
...hat sich völlig verständnislos über unseren Umzug nach Portugal geäußert.
Seine Worte: "Was wollen sie denn in Portugal, selbst die Portugiesen bleiben nicht hier, die wollen nach Amerika und Deutschland."
Wir erklärten ihm die Sache mit dem Land am Meer der Kultur etc. er hat nur den Kopf geschüttelt: "Hoffentlich bereuen sie das nicht", ...

Haargenau das habe ich auch schon oft von Portugiesen gehört, sobald die merkten, dass ich ja hier genauso arbeitete wie sie, und kann diese Meinungen auch 100% nachvollziehen, gerade wenn man erst einmal richtig drin ist im Geschehen, kann man nur zum gleichen Schluss kommen.
 
Ja,ich bin auch gespannt wie es weiter geht .....

Es sit doch wirklich sogar manchesmal wohl tuend wenn man anderen seine Geschichten hört unter "Gleichgesinnten " und feststellt,dass es viele Parallen gibt, bei dem was man so erlebt hat ...

Bei mir ist es eher Portugal Deutschland Portugal und nun vielleicht doch wieder Deutschland...

Auch ich wurde oftmal von Portugiesen kopfschüttelnd Damals angesehen,wieso ich den denke hier sei alles viel schöner ,,,,wieso hattet ihr den in Eurer Liste den Punkt : "nicht allzu sehr gebildet Menschen "......... :-\

Bei war es so,das ich eigentlich Menschen anziehend fand die eben noch sehr stark Natuer und Familienbezogen waren,die Kinder liebten und eine angenehme Gelassenheit hatten .....
 
Freya schrieb:
Ja,ich bin auch gespannt wie es weiter geht .....

Es sit doch wirklich sogar manchesmal wohl tuend wenn man anderen seine Geschichten hört unter "Gleichgesinnten " und feststellt,dass es viele Parallen gibt, bei dem was man so erlebt hat ...

Bei mir ist es eher Portugal Deutschland Portugal und nun vielleicht doch wieder Deutschland...

Auch ich wurde oftmal von Portugiesen kopfschüttelnd Damals angesehen,wieso ich den denke hier sei alles viel schöner ,,,,wieso hattet ihr den in Eurer Liste den Punkt : "nicht allzu sehr gebildet Menschen "......... :-\

Bei war es so,das ich eigentlich Menschen anziehend fand die eben noch sehr stark Natuer und Familienbezogen waren,die Kinder liebten und eine angenehme Gelassenheit hatten .....

Nicht allzusehr schulisch gebildet, das ist der Ausschlag, ich wußte, daß die portugiesische Bevölkerung meines Jahrgangs nur 4 bzw. 6 Jahre Schulpflicht hatte, das reicht für eine umfassende schulische Bildung eben nicht aus.
 
Na prima, nun waren wir in Portugal, hatten ein passendes Apartment, hatten das Geld auf der Bank nur kamen wir da leider nicht ran. Der Bankmensch der uns den Tip mit den Traveler Checks gegeben hatte, behauptete nun, daß liege daran, daß wir unser Konto in Mafra eröffnet hätten.
OK haben wir uns gesagt, dann holen wir das Geld eben in Mafra ab, in Mafra hat man uns dann erklärt, wir müssen solange warten weil wir die Checks nicht in Mafra sondern in Lissabon eingezahlt haben, wir wollten dann wissen ob wir unser Geld dann in Lissabon bekommen würden, aber das ginge angeblich auch nicht, weil man ja jetzt erst warten müsse, bis das Geld für die Traveler Checks gutgeschrieben wurde.
Es war ein Alptraum und das alles zum Großteil in portugiesisch. Mein Freund hat zwar schon in Amerika eifrig studiert, ich auch, wenn auch wesentlich weniger eifrig, aber für langatmige Verhandlungen mit portugiesischen Bankangestellten reichte das nicht. Wir wußten damals ja auch noch nicht, daß viele Leute englisch sprechen aber gerne auf stur schalten wenn es ihnen passt.
Es half nichts, wir bekamen unser Geld nicht. Zum Glück hatten wir einen verständlisvollen Vermieter, der uns nach diesem Erlebnis fragte ob wir immer noch sicher sind, daß wir in Portugal bleiben möchten.
Na ja, wir waren schon wütend, aber irgendwie hatten wir auch Zweifel, daß es vielleicht doch unsere Schuld war, wir hatten vielleicht irgendwas nicht richtig verstanden, wir konnten uns einfach nicht vorstellen, daß Angestellte einer staatlichen Bank so inkompetent waren.
Das Geld war dann doch nach drei Tagen da, wir bezahlten die Miete und waren kaum in der Wohnung als wir auch schon einen Anruf von Galamas erhielten, unsere Möbel waren schon da, 1 Woche eher als gedacht. Na prima, das hat ja geklappt, bis zu dem Moment in dem uns gesagt wurde, daß wir die Zollpapiere vorbeibringen sollten.

Was für Papiere, wir hatten keine Ahnung, das ist doch von der Umzugsfirma gemacht worden.
Pustekuchen, die Umzugsfirma in Amerika hat gar nichts geregelt. Später haben wir herausgefunden, daß wir einer betrügerischen Firma aufgesessen sind und wir noch Glück hatten wir bekamen unsere Möbel mehr oder weniger unbeschädigt mit 5 Wochen Verspätung und nach Zahlung von über 1000€ Lagergebühr, und Galamas beschäftigte einen Auslandsexperten der englisch sprach, Ahnung hatte und uns sehr geholfen hat.
Na also haben wir uns gesagt, es stimmt doch, die Portugiesen sind nett, freundlich, hilfsbereit und haben uns geholfen den Mist den die amerikanische Firma gebaut hat aus dem Weg zu räumen.

Während der 5 Wochen die wir nun ohne Möbel in diesem großen Apartment gesessen haben, haben wir auch unsere Nachbarn kennengelernt, die die einen nur angestarrt aber nicht gegrüßt haben (ist ja unsere Schuld, wir sprechen noch nicht gut genug portugiesisch), und die hilfsbereiten, die uns Möbel und Geschirr geliehen haben und uns dann zum Essen eingeladen haben, das ich allerdings kochen mußte und auch alle Zutaten kaufen mußte, abgesehen von einer gefrorenen Wildente, aber habe ich doch gerne gemacht, so freundliche Leute.
Die lieben Nachbarn, die wie es sich gehört Joao und Ana hießen, sprachen englisch, französisch und er auch noch deutsch, sind in Angola groß geworden und haßten Portugal und die Portugiesen die nach ihrer Meinung alle unfähig waren.
Im Laufe der Zeit haben die Beiden uns auch vorgeschlagen gemeinsam ein Geschäft aufzubauen, dabei sollten wir alles finanzieren, was der genaue Beitrag der Beiden war ist mir nicht so richtig klar geworden, aber wir sind eigentlich bis zu unserer Auswanderung, selbst nach einem Umzug, in Kontakt geblieben.

Uns sind ettliche merkwürdige Dinge passiert die wir aber immer für Mißverständnisse gehalten haben die uns einfach aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse oder aufgrund mangelnder Kenntnisse der Rechtslage passiert sind.
Wir konnten uns einfach nicht vorstellen, daß es soviel inkompetente Leute gibt.
Über mangelnde Freundlichkeit bei den Ämtern konnten wir uns eigentlich kaum beklagen, in der Regel war man freundlich aber leider auch inkompetent.
Ich mußte meine Unterschrift unter einem Dokument notariell bescheinigen lassen. Wir sind also zum Notar gegangen, haben eine Senha gezogen und 1 1/2 Stunden gewartet, als wir endlich an der Reihe waren wurde uns mitgeteilt, daß eine notarielle Beglaubigung meiner Unterschrift nur möglich ist wenn das Dokument übersetzt ist.
Wir haben das gar nicht verstanden und um ganz sicher zu gehen haben wir unseren Nachbarn gebeten doch mitzukommen und uns bei der Übersetzung zu helfen.
Er kam mit, (wieder Senha wieder warten, diesmal nur 1 Stunde) die Angestellte ist mehrmals nach hinten gelaufen um mit einem anderen Angestellten zu sprechen, gab auch ihm die Auskunft, daß das Dokument übersetzt werden müßte.
Als wir wieder draußen waren erklärte uns Joao, daß diese Auskunft nach seiner Meinung Blödsinn war, und wir sollten einfach morgen wieder hingehen und mit einer anderen Angestellten sprechen.
Das erschien uns nun wieder unsinnig.
Na ja, Joao übersetzte uns das mehrseitige Dokument zu einem Freundschaftspreis, wir am nächsten Tag mit Original und Übersetzung wieder ins Notariat, wieder Senha, wieder warten, dann haben wir stolz, Original und Übersetzung präsentiert und wurden von einer gut englisch sprechenden Dame aufgeklärt, daß eine Übersetzung von Dokumenten bei denen nur die Unterschrift beglaubigt wird unnötig ist................................
 
Hi Anita,

das ist ein wirklich spannender Bericht, bei dem mir so manche Dinge wirklich zum ersten Mal richtig klar werden ...

Kai
 
Danke Anita!!!! Da kommt mir einiges so bekannt vor; zum Beispiel, dass man am Anfang immer denkt, es läge an einem selbst oder an den mangelnden Sprachkenntnissen, genau so habe ich auch gedacht, damals, weil man so viel Schwachsinn einfach nicht für möglich hält und den Leuten ja auch nichts unterstellen will.
Nur irgendwann, wenn man die Sprache dann richtig kann (ich habe sie dann ja auch schneller gelernt, motiviert von diesen ganzen komischen Vorkommnissen) und sich die Vorfälle derart häufen, dass das echt kein Zufall mehr sein kann, merkt man dann, wie es hier wirklich ist, auch wenn das total unglaublich scheint - aber es gibt ja genug Leute, denen genau das Gleiche passiert, auch landesweit. Umso erschreckender ist es dann, wenn man das mal gemerkt hat, was hier wirklich an der Tagesordnung ist.

Ja, und Dein letztes Erlebnis; das ist die berühmte Behördenwillkür, die ich auch schon sehr oft erleben durfte. Oft verliert man dadurch mehrere Tage und teils auch mehrere hundert Euros, nur weil einem die Leute gern falsche Informationen geben.
Dass das aus Zufall/oder aus Versehen passiert, daran glaube ich schon lange nicht mehr, dafür habe ich das Ganze schon lang genug beobachten müssen. Ich denke, diese Leute, in den "Machtpositionen" (also die funcionários públicos) machen das schon mit Absicht, sie ergötzen sich daran, den anderen ihre Macht spüren zu lassen und zur Schnecke zu machen!
Das ist leider der wahre Alltag hier, dem man ausgesetzt ist, von dem die meisten Leute aber nichts hören wollen.
Also, Anita, mach weiter so!
 
Fast muß ich mich ja schämen, habe solange nichts geschrieben, aber Ihr wißt ja, Rentner haben nie Zeit.
Nun waren wir also in dem wunderbaren Portugal, hatten unsere ungewöhnliche Wohnung und wollten uns ganz schrecklich integrieren. Unser Portugiesisch war ausreichend für eine kleine Unterhaltung und Haus und Herz offen für all die wundervollen Menschen die uns nun begegnen werden.

Freundlich und nett waren die Leute in allen Geschäften in denen wir unser Geld ausgaben, besonders die Blumenfrau auf dem Markt, die hatte uns richtig gerne, lag vielleicht auch daran, daß ich auf jedem meiner 7 Level Blumen haben wollte und demzufolge immer reichlich eingekauft habe. Hey ich kam aus Florida da habe ich für eine Rose soviel bezahlt wie hier für 20, von den Lilien, Schleierkraut, Hortensien, Strilizien etc. ganz abgesehen, die verstanden uns auch immer prima, nur wenn wir eine Bica bestellt haben hat man uns angesehen als ob wir chinesisch sprechen, und uns wurde sofort auf englisch geantwortet.
Extrem bereitwillig bekam man auch Auskünfe bezüglich Straßen, Behörden, etc. Der PT Shop in Cascais ist übrigens in der Rua Direita, das wurde uns beschrieben mit sowas das lautete wie: "Sempre em frente proxima rua direita". Wir sind also artig bis zur nächsten Straße und dann rechts. Das war aber falsch, wir sollten nicht die nächstete Straße rechts gehen sondern in die Straße die Rua Direita hieß, das stand aber nicht auf dem Straßenschild, die Rua Direita hieß nämlich schon lange nicht mehr Rua Direita, die hatte inzwischen einen ganz anderen Namen.
Als die Maklerin uns die Wohnung zum ersten mal gezeigt hat, hat sie auch darauf hingewiesen daß wir "Proximo" zum Pao e Azucar sind, das fanden wir super, ich weiß nicht mehr wie lange wir das Geschäft gesucht haben, ich glaube so 1,5 Jahre, immer wenn wir Jemanden gefragt haben hat der uns in Richtung Jumbo geschickt, daß Jumbo früher Pao e Azucar hieß fiel mir dann später zufällig wieder ein.
Dazu fällt mir auch noch ein, daß wir mal vor einer bestimmten Bank neben einem bestimmten Hotel verabredet waren, wir sind wie aufgescheuchte Hühner rumgerannt und haben die Häuser gesucht aber nicht gefunden, dann beschlossen wir in eine Bank anderen Namens nachzufragen wo denn Bank X ist, grade als wir die Tür öffnen wollten kam uns unsere Verabredung entgegen, wir entschuldigten uns und erklärten ihr, daß wir weder Hotel noch Bank gefunden haben, die Dame war sehr verwundert, wir haben sie doch gefunden, ach ja, viel ihr da ein, Bank wie Hotel hatten inzwischen (vor 5 Jahren) Namen und Besitzer gewechselt.

Aber wie gesagt, wir waren ja erst ein paar Monate in Portugal, da muß man sich eben anpassen und genauer nachfragen, wahrscheinlich hatte man uns das sowieso richtig erklärt, wir haben das nur nicht verstanden, so doof kann doch Keiner sein und sich mit einem Ortsunkundigen vor der BPI Bank verabreden wenn die seit 5 Jahren die CGdD ist vor allem wenn man bedenkt, daß insere Verabredung dort auch noch ein Konto hatte- Oder?!
 
AW: Portugal ida e volta.

total spannend, Anita, danke für den Bericht!!

aus welchem Land kommst du? D oder Schweiz? wie fühlst du dich jetzt in D?
wieso Florida ausgerechnet? Wegen Sonne und Meer oder waren andere Gründe im Spiel? ich war in Florida, Miami, orlando etc. dreimal im Urlaub, aber zum Leben stelle ich mir als nicht so ganz einfach vor... was mich am "american way of life" gut gefällt, ist das "easy going" und der "service"... der ist super!! auch in lateinamerikanischen Ländern wie guatemala, wo ich lange gelebt hab, ist der service total klasse... wenn man von dort nach Europa umsiedielt oder gar nach Afrika... ufff, da ist der "Kulturschock" vorprogammiert!!:eek::klatsch:
 
AW: Portugal ida e volta.

Anita, ich könnte das alles unterschreiben! Bitte weiter! Ich habe auch immer gedacht, "was machst Du falsch", konnte mir nicht erklären, wieso ich dieses oder jenes Problem mit den Leuten/Institutionen hatte, das ich nirgendwo anders auf der Welt hatte. Heute weiss ich, es lag nicht an mir...
 
Ich fänds auch gut wenn die Geschichte weiterginge

Kai


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AW: Portugal ida e volta.

Also wirklich interessant, welche „Vor –Ort- Erfahrungen“, hier glaubwürdig geschildert werden, deswegen bin ich mit meinen Feststellungen nicht alleine!

Möglicherweise habt Ihr Alle, den Versuch der „aktiven Bestechung „verlernt und somit Euer „port. Schicksal“ gleichsam, negativ beeinflusst?

Mir ist von einigen port. Landsleuten, welche schon lange im europ. Ausland leben bekannt, dass „Behördengänge“ oder bei Arztbesuchen (Terminen) uvm. die kleinen „Handreichungen“ unter der Theke, eine wahrhaft positive Wirkung auf den Ausgang der Sache haben.

Da ich aber prinzipiell gegen eine solche „empfängliche Art“ eingestellt bin, wurde ich von port. Landsleuten informiert, dass ich dann selbst schuld sei, wenn`s nicht klappt.

Weiterer Spruch: „ Das war schon früher in Pt. so und wird wohl auch immer so bleiben“!

Aus meinem port. Umfeld im Lande, habe ich diese „Art“ dann gezielt beobachtet und festgestellt, es stimmt!

Irgendwie auch bekannt aus dem >lieben Griechenland< etc.

Gez.

Raporsa
 
AW: Portugal ida e volta.

Na ja, motiviert durch Pst Fragerei habe ich den Link nochmal ins Leben gerufen und nun habe ich ein richtig schlechtes Gewissen weil ich ja so gar nicht weiter geschrieben habe, aber es ist nun alles schon so lange her ich bin mir gar nicht sicher ob ich das alles zusammen bekomme.

Es wird so oft von den kalten, harten und unfreundlichen Deutschen geredet und das ist für viele der Grund nach Portugal zu ziehen wo doch all die freundlichen Portugiesen wohnen.

Nun, ich muß gestehen, daß ich in den 3 Jahren keinen "reinen Portugiesen" privat getroffen habe.

Die Menschen die ich in Portugal kennengelernt habe hatten alle entweder einen Migrations Background oder waren selbst jahrelang im Ausland tätig gewesen.

In unserer ersten Wohnung waren immer 4 Wohnungen auf einem Flur.

Wir hatten die zweite Wohnung, dann kam Wohnung Nr. 3 und Nr. 4 bildete das Schlußlicht.

Der Mieter von Wohnung Nr. 3 hat wenigstens mit dem Kopf genickt wenn er uns gesehen hat, er war gelegentlich draußen und hat geraucht, nach dem er ein Jahr lang ein wenig genickt hat, hat er dann sogar gegrüßt und ich habe mich mit ihm einmal 5 Minuten unterhalten.

Seine Frau habe ich gelegentlich gesehen, sie hat immer gegrüßt, sehr freundlich war deren Putzfrau, sie hat auch uns ihre Dienste angeboten. Wir hatten keinen Bedarf an einer Hilfe, aber wir waren anscheinend sowas wie ihre Komplizen, anscheinend sollte sie während der Arbeit nicht rauchen, aber sie hat reichlich Zeit mit der Zigarette auf dem Hof verbracht, uns immer schelmisch angelächelt und den Finger an den Mund gelegt - Psst - wenn wir sie gesehen haben.

Mieter Nummer 4 war eine Frau mit 2 Kindern, wir hörten sie oft Ihre Kinder rufen, Thomas und Sophie. Sie war Portugiesin und sprach kein deutsch oder englisch, sie erwiderte weder unsere Grüße in englisch noch in deutsch oder portugiesisch, auch die Kinder sagten kein Wort.

Nach einigen Monaten, als wir mal keinen Strom hatten und nicht wußten woran es lag, traf ich diese Frau mit einem Mann auf dem Gang, in portugiesisch habe ich sie nach dem Zählerkasten gefragt, die Antwort kam vom Mann, in englisch.


Die Frau war zwar Portugiesin, aber der Mann war Holländer und Pilot, beide hatte im Ausland gelebt und unsere Portugiesin sprach fließen englisch und etwas holländisch.


Nun kannten wir Ana und Michel und als ich Ana mal fragte warum sie denn immer so abweisend war bekam ich zur Antwort:
Warum sollen wir denn Leute anlächeln die wir gar nicht kennen.


Nun ja, nachdem Michel wieder in der Luft war kam Ana vorbei und fragte ob ich wüßte wie eine holländische Windmühle aussieht, Thomas brauchte so ein kleines Modell für die Schule.


Ich habe Thomas ein Windmühlen Modell gebaut,
Ich habe Anas Vorhänge repariert.
Ich habe Ana geholfen den Tisch für Thomas Geburtstag herzurichten.
Ich habe das von Ana empfohlene Spielzeug für Thomas gekauft.
Ich habe mit Ana ein CD Rack aufgebaut.
Ich habe mit Ana Möbelrücken in Ihrer Wohnung gespielt.
ETC.


Dann hatten wir eine Anfrage in der Kirche mit der Bitte Kinderkleidung zu sammeln für Bedürftige.
Ich wußte von Ana, daß sie haufenweise Kinderbekleidung hatte von der sie, wie sie mir erzählt hat, nicht wußte wohin damit.
Ich habe Michel auf dem Gang gefragt ob er Ana Bescheid sagen kann, daß wir Kinderkleidung sammeln.
Aber klar doch, meinte Michel, wir wissen ja gar nicht mehr wohin damit.
Aber nein, das brauchen wir Alles, meine Ana, wir können nichts geben.


Dann lud mich Ana zum 10. Geburtstag von Thomas ein, das fand ich ein wenig merkwürdig, aber dann, eine Einladung ist eine nette Geste, da sagt man nicht nein. Ana bat mich doch zwei Stunden eher zu kommen, als ich wissen wollte warum meinte sie, daß ich doch alles so toll für Thomas letzten Geburtstag gemacht habe.
Als ich ihr gesagt habe, daß ich leider erst um 4 pm kommen kann, meinte Ana: Na daß ist viel zu spät, da muß ja alles schon fertig sein.
Ich bin nicht gegangen und habe von Ana auch nichts mehr gehört.


Na ja, Ausnahmen gibt es überall, das ist sicherlich nicht typisch, aber bezeichnend.


Von dem wirklich lieben und reizenden Ehepaar aus der Wohnung Nr. 1 mit den 2 lebhaften aber lieben Kindern schreibe ich später.
 
AW: Portugal ida e volta.

Liebe Anita,

ja ja, Portugal das Happy-End jeder Biographie! Da bin ich froh ueber Deine netten Anekdoten aus dem richtigen Leben. Ich bin mir auch jahrelang einfach zu bloed fuer alles vorgekommen, weil ich immer wieder dachte, das Chaos ueberall haette ich durch meine Unwissenheit heraufbeschworen. Fuer mich laeuft der Countdown der letzten 30 Tage Portugal, heute werde ich meinem Vermieter kuendigen. Es wird mir ein Vergnuegen sein! Am Samstag fiel das Wasser mal wieder nur so durch die Decke in zwei Zimmern, aber seit fuenf Jahren hat er nichts gemacht, als einige Male einen Ukrainer mit einem Farbeimer und Silikon vorbeizuschicken.
Was haelt einen in Portugal, mal abgesehen vom Sonnenschein?
Gruebel

freu mich wie's weitergeht bei Dir
Sintra
 
AW: Portugal ida e volta.

Ich kann auch noch was "Nettes" erzählen, die Leute im Nachbarhaus in Praia de Mira waren eigentlich zumindest freundlich und haben gegrüßt, eines Tages habe ich gehört, dass er sich beschwert hat, dass die Ausländer immer mehr werden in Portugal und vor allem in unserem Condominio und dass man nicht mehr Herr im eigenen Land sei. Dann hat er, als ich - völlig zu seinem Unverständnis - meinen Viralata samt 4 Welpen nach Deutschland geschleppt habe, mich gefragt, ob ich seinen Hund, den er schon Jahre hatte, nicht auch nach Deutschland mitnehmen und vermitteln könnte. Soweit zur Tierliebe. Die arme Socke durfte natürlich nicht ins Haus - ok - aber wurde auch nur sporadisch gefüttert und kam immer zu uns an die "Hundetafel" fressen, logo.
 
AW: Portugal ida e volta.



Möglicherweise habt Ihr Alle, den Versuch der „aktiven Bestechung „verlernt und somit Euer „port. Schicksal“ gleichsam, negativ beeinflusst?

das kann ich für meinen fall nur so bestätigen... ich war zu "links", zu naiv, zu doof..

ich kannte bestechung und vetternwirtschaft nicht, ich habe sowas nicht wahrhaben wollen, ich konnte es mir - in dem ausmaß- nicht vorstellen..
ergebnis (ende der 80er bis ende der 90er) : keiner wollte zuständig sein für stromlieferung, wegbefestigung, telefon-und wasserleitung
die doofe estrangeira wurde eben von pontius zu pilatus und retour geschickt..
 
AW: Portugal ida e volta.

das kann ich für meinen fall nur so bestätigen... ich war zu "links", zu naiv, zu doof..

ich kannte bestechung und vetternwirtschaft nicht, ich habe sowas nicht wahrhaben wollen, ich konnte es mir - in dem ausmaß- nicht vorstellen..
ergebnis (ende der 80er bis ende der 90er) : keiner wollte zuständig sein für stromlieferung, wegbefestigung, telefon-und wasserleitung
die doofe estrangeira wurde eben von pontius zu pilatus und retour geschickt..

hi,

sagt mal, ist es wirklich noch so heutzutage in portugal?? das mann nur mit bestechung etwas erreichen kann?? meine erfahrung aus dem letzten jahr waren da anders. es dauerte zwar alles länger als man es von anderen ländern gewohnt ist, ich habe und musste jedoch niemanden bestechen!!

bin neugierig auf eure erfahrung in den letzten 2 - 3 jahren... ;)
 
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