AW: Lissabon und die Silberküste 2012
Mittwoch, 6. Juni: Schreck am Morgen - Fatima und die Serre de Aire e Candeeiros am Nachmittag
Irgendetwas an unserem Auto ist anders als sonst. Alle Dellen, Kratzer und Beulen sind noch da – aber da ist noch ein Loch an der Fahrertür, genau unterhalb des Schlüsselloches. Das war da noch nicht, oder? Nein, war es nicht. Jemand hat also versucht, das Schloss aufzubohren und unser Auto aufzubrechen. Ob es ihm gelungen ist, wissen wir aber nicht, da ich das Auto bereits vorher mit der Fernbedienung geöffnet. Fehlen kann auch nichts, denn wir nehmen unsere Wertsachen immer mit.
Bleibt also der Schaden.
Den müssen wir erst einmal bei Auto Jardim übernehmen, ehe wir ihn dann von Sunny Cars zurück erstattet bekommen. Da wir das Auto am Lissaboner Flughafen vor Öffnung des dortigen Büros abgeben müssen, damit wir unseren Flieger kriegen, rufen wir an. Man empfiehlt zur nächsten Station nach Leiria zu fahren, um dort alles zu regeln.
Ursprünglich wollten wir ja einen Ruhetag einlegen und nun so was. Die Kinder meckern, da sie sich voll auf Pool und Spielen eingestellt haben. Wir wollen aber alles geregelt haben um die letzten Urlaubstage zu genießen. Unter Aufbringung aller Überredungskünste und Aufstockung ihres Urlaubstaschengeldes und dem Versprechen, dass sie es abends verklopfen können, fahren die Mädchen mit.
Kurze Zeit später sind wir auf der Autobahn. Simone gibt die Adresse der Station ein. Dumm nur, dass das Navi die Straße nicht kennt. Auch nicht sämtliche Versionen des Straßennamens. Wir beschließen, an der Touri-Information nachzufragen. Dumm nur, dass das Navi die Touri-Information auch nicht kennt. Mittlerweile sind wir fast in Leiria. Wir passen höllisch auf, dass wir nicht auf eine Straße mit Electronic Toll geraten, da wir keine Möglichkeit mehr hätten, die
Maut ein paar Tage später auf dem Postamt zu begleichen. Im Stadtzentrum wollen wir uns einfach durchfragen, da fällt uns ein Hinweis auf eine Polizeistation auf. Dem folgen wir. Als wir dort unser Problem vorbringen – nicht den versuchten Aufbruch, sondern den Standort der Mietwagenstation – sind wir gleich von 5 Polizisten umringt, von denen einer ziemlich gut englisch spricht. Als wir den Weg nicht gleich kapieren, werden wir auf den Hof gebeten. Dort steht ein Polizeifahrzeug. Was soll das denn jetzt. Dann werden wir aufgeklärt. Wir müssen nur dem Fahrzeug folgen, dann brächte es uns zum Mietwagenverleiher. Gesagt- getan. Wir fühlen uns wie die Könige, als wir so zu Auto Jardin eskortiert werden. Und sind glücklich, über solch nette Ordnungshüter.
Eine halbe Stunde später sind wir wieder unterwegs, um unseren letzten, erst für morgen geplanten Ausflug zu machen: Fatima und Umgebung. In Fatima reiht sich ein Souvenirgeschäft ans andere – Kitsch an Kitsch – nicht einmal die Mädchen könne sich für etwas begeistern. Seit berichtet wird, dass hier am 13. Mai 1917 die Muttergottes drei Hirtenkindern erschienen ist und ihnen drei Weissagungen mitgab, entwickelte sich der Ort zum zweigrößten Marien-Pilgerort der Welt (nach Lourdes). Der Platz vor der Basilika ist riesig (400m x 160m) – wenn man so will der größte Kirchenvorplatz der Welt.
Alles hier ist auf die Aufnahme riesiger Pilgerheerscharen ausgerichtet. Bei uns will sich die richtige Spiritualität nicht so recht einfinden – begnügen wir uns also mit dem touristischen Pflichtprogramm. Wir steuern die Basilica Antiga an:
Hier erinnert alles an das Wunder von Fatima ...
der Hauptaltar ...
die Gräber der Hirtenkinder...
die Fenster:
Auf die Besichtigung der gegenüberliegenden modernen Igreja da Santissima Trindade verzichten wir. Wir schlendern über Platz. Werfen unseren Blick auf diese Krippendarstellung, die uns gefällt...
...und noch einmal zurück auf die Basilika:
Wenige Kilometer südöstlich von Fatima am Rande der Serre de Aire e Candeeiros, einem Hochplateau, sind die Pegedas de Dinossaurios.
Hier sind in einem Steinbruch über 200 Saurierfußspuren entdeckt worden, darunter eine durchgehende Spur mit 140 Meter Länge. Auf den Einführunsfilm in portugiesischer Sprache verzichten wir. Wir laufen den Rundweg im Gegenuhrzeigersinn.
So gewinnen wir zuerst einen Überblick über das Gelände …
…ehe der Weg mitten durch die Spuren führt.
Unvorstellbar, dass hier vor Millionen von Jahren gigantische Pflanzenfresser gelebt haben. So etwa haben wir noch nie zuvor gesehen. Wir sind tief beeindruckt – obwohl’s ja nur ein paar Vertiefungen im Stein sind.
Nach diesem tollen Erlebnis haben wir noch einen Programmpunkt. Wir wollen eine der vier zugänglichen Tropfsteinhöhlen der Serre de Aire e Candeeiros besuchen – und entscheiden uns für die vom Reiseführer empfohlene Gruta de Santo Antonio.
Der Parkplatz ist leer. Wir bezahlen unseren Eintritt und bekommen 10 Minuten später eine Privatführung. Die Dame wirkt anfangs etwas reserviert, auf uns wirkt es fast, als wäre sie genervt, dass tatsächlich jemand kommt. Als sie aber merkt, dass wir echtes Interesse haben, taut sie zunehmend auf. Mit der Zeit entwickelt sich ein richtig freundliches Gespräch.
Und die Höhlen ? Die gefallen uns sehr gut. Der Weg führt zuerst an drei kleinen Seen vorbei, dann öffnet sich vor uns eine 4000 m² große und bis zu 43 m hohe Halle (eine, wenn nicht die größte Einzelhalle Europas) . Eine Wunderwelt aus Stalagmiten und Stalaktiten tut sich vor uns auf, ein richtiger Wald. Die Bilder können das nicht wiedergeben, ebenso wenig wie Worte unser Staunen.
Wie in allen Höhlen sind viele Figuren nach Tieren oder Bauwerken benannt, auch das Wunder von Fatima finden wir in einer Formation wieder. Was uns aber viel besser gefällt, ist die dezente Ausleuchtung. Alles wirkt so natürlich und wir sind mittendrin, allein nur mit unserer Führerin.
Die Heimfahrt verläuft problemlos. Weil die Mädchen so toll alles mitgemacht haben, erhöhen wir ihr Urlaubstaschengeld, halten am Intermarché, wo sie die Moneten gleich in Spielzeug anlegen. Zurück in der Fewo schwimme ich ein Paar Runden im Pool, die Kinder spielen, die beste Ehefrau von allen kocht – so könnte ich mir das öfter vorstellen.
Am Ende des Tages sind alle zufrieden. Wer hätte gedacht, dass der Tag, der so schlecht begann, noch so schön enden würde.
Harald