Sondern links- und rechts-identitäre Strömungen. Das, was beiden gemeinsam ist, ist die Entwicklung einer Sprache, mit der sich die eigene Blase abgrenzt
Ich möchte da ebenfalls widedsprechen: was du beschreibst, das wurde oft untersucht, ist zumindestens zu großen Teilen ein Teil des, ich nenne es nach wie vor sorechtspopulistischen Narrativs. Beispiel: es gibt in Deutschland keinen einzigen "von oben" verordneten Zwang, gendergerechte Sprache zu nutzen. Es gibt Institutionen und Behörden, die sich quasi als Akt im Rahmen der Selbstverwaltung entschlossen haben, zu gendern. Es gibt auch viele Firmen die das machen.
An den Universitäten ist es ebenfalls weitgehend üblich gendergerechte Sprache zu verwenden, sofern man Deutsch schreibt natürlich. Viele Arbeiten werden ja ohnehin auf Englisch verfasst.
Aber weder an den Schulen, noch per Gesetz, noch in den Institutionen, die die deutsche Sprache "bewahren" gibt es die Pflicht oder auch nur eine Empfehlung zu gendern. Mittlerweile aber gibt es Gesetze, die das Gendern "von oben' verbieten. Hier wird also, weil rechte und rechtsextreme Parteien das als Thema für sich entdeckt haben, im Grunde reine Symbolpolitik betrieben und ein Popanz aufgebaut. Ich persönlich sehe das Gendern auch kritisch, aber ich sehe auch, dass es gewisse Berechtigungen hat, sich über die normative Kraft der Sprache Gedanken zu machen.
Die Beobachtung, dass Menschen die nicht gendern, diffamiert werden vermag ich absolut nicht nachzuvollziehen. In meinem Bekannten- und Freundeskreis gibt es praktisch ausschließlich liberale und fortschrittliche Menschen, die alle nicht gendern. Der einzige Mensch, den ich näher kenne, der konsequent gendert ist meine Tochter.
In der Firma, in der ich arbeite, sind fast ausschließlich Menschen angestellt, die meine Kinder sein könnten. In der Firma haben wir miteinander verabredet, dass wir gendern wollen, aber wenn das nicht konsequent durchgehalten wird, ist das in der internen Kommunikation überhaupt kein Problem. Ich möchte wirklich endlich mal aus dem echten Leben Beispiele sehen, wo Menschen die nicht gendern ernsthaft und systematisch diffamiert werden. Ich habe in den ganzen letzten Jahren wirklich kein einziges davon erlebt oder geschildert bekommen.
Ich halte diese Erzählung für ein Teil des Narrativs das angeblich die Linken dem "Volk" etwas aufzwingen wollen. Ich kann natürlich nicht ausschließen, dass es solche Fälle geben mag, aber dass diese gesellschaftliche Relevanz haben, kann ich absolut nicht sehen. Ich habe, als ein Mensch, der im privaten Bereich ebenfalls nicht gendert, sowas noch nicht erlebt. Gibt es jemanden, der so etwas erlebt hat?
Mit anderen von dir aufgezählten Dingen verhält es sich ähnlich: Tempolimit, "Ossis" usw. Es gibt nun mal harte Daten und Fakten, die ziemlich klar belegen, dass ein Tempolimit insgesamt mehr Nutzen als Schaden bringen würde. Man muss ja nur mal über die Grenzen schauen. Es wäre also nur vernünftig, ein Tempolimit zu erlassen. Und dass in den neuen Bundesländern die Zahlen der Menschen die Rechtsextreme Parteien wählen größer ist als anderswo, ist auch unstrittig.
Natürlich ist es immer falsch, andere Menschen pauschal zu diffamieren. Aber es gibt eben viele ernsthafte Studien und Untersuchungen, woher es kommt, dass die Menschen aus der Ex-DDR vermehrt dem Rechtsextremismus zuneigen. Das ist keine Diffamierung, sondern schlicht Realität.
ein leicht sperriges Interview
Danke für den Link, ein interessantes Interview, on der Tat. Sie hat bestimmt in sehr vielen Punkten richtig und gut beobachtet, und man muss absolut teilen, was sie sagt. In einem entscheidenden Punkt aber finde ich, hat sie Unrecht. Ich zitiere mal eine Stelle, um zu zeigen, was ich meine:
"
Das weiß ich nicht, aber es gibt ganz sicher eine weibliche Form von Gewalt. Mich hat jedenfalls von Anfang an skeptisch gemacht, dass alle, wirklich alle #MeToo super fanden, von Alice Schwarzer und Angela Merkel über Giovanni di Lorenzo bis hin zur linken Feministin in Neukölln. Da wird eine Quasireligion aufgebaut und wer es wagt, die zu kritisieren, ist rechtsreaktionär. Das hat nichts mit einem offenen, liberalen, demokratischen Diskurs zu tun."
Bis zu "Quasireligion" stimmt das alles, aber dann wird es problematisch. Natürlich gibt es Menschen die die Kritik daran als "rechtsreaktionär" bezeichnen. Aber die weitaus größere Relevanz stammt meines Erachtens aus der Opfererzählung, die die Kritisierten dann auch sehr schnell starten. Fundierte Kritik wird sehr schnell abgewehrt mit der Beschwerde, dass man ja in eine rechte Ecke geschoben werde. Das ist ja mittlerweile wirklich ein absolutes Stereotyp geworden.
Ich kann es natürlich nicht mit Zahlen belegen, nach meinem Eindruck wird aber fundierte Kritik häufig mit der Beschwerde abgewehrt, dass man nicht in die rechte Ecke geschoben werden wolle. Dabei ist das oft gar nicht der Fall , oder aber es ist einfach nur richtig, dass man konstatiert, das bestimmte Standpunkte rechts sind.
Komischerweise beschwert sich nie jemand darüber, in eine "linke Ecke" geschoben zu werden. Auch das macht die gesellschaftlich relevante Funktion der Opferzählung von der "rechten Ecke" sehr deutlich.
Leute, die anfingen konservative Parteien wie die CDU (und den RCDS) als faschistoid zu bezeichnen.
Jeder, der mal an einer Universität studiert hat, hat erlebt, was es dort für zeternde und keifende Auseinandersetzungen gab. Mit der "persönlichen Betroffenheit" die man sich selbst zu- und den anderen absprach, wurde sehr gerne argumentiert. In meiner Wahrnehmung waren das aber in der Regel immer besonders extreme Positionen. Ich will nicht bestreiten, dass davon vieles auch gesellschaftlich relevant geworden ist. Ob Feminismus heute noch nötig ist oder nicht, darüber kann man geteilter Meinung sein. Wenn ich etwa an den Gender Pay Gap denke oder an die Repräsentation von Frauen in führungspositionen, dann würde ich nicht unbedingt sagen, dass alles schon erledigt ist. Wir haben in Deutschland und in der Welt ein verbreitetes racial profiling bei den Scherheitsorganen und es gibt viele andere Themen, die absolut reale Diffamierung sind unter den Menschen jeden Tag leiden.
Solche realen Probleme mit "Reinheitsfantasien" und übertriebener identitärer Politik zusammenzubringen, scheint mir absolut über das Ziel hinausgeschossen. Damit erzählt man die Geschichte der Rechtspopulisten die sich die extremen Auswüchse nehmen, und damit eben jedes reale Problem diffamieren.