• Gäste können im PortugalForum zunächst keine Beiträge verfassen und auch nicht auf Beiträge antworten. Das klappt nur, wenn man registriert ist. Das ist ganz leicht, geht schnell und tut nicht weh: Registrieren. Und dann verschwindet auch dieser Hinweis ...

Blutspenden von Homosexuellen in Portugal

Ellen

Lusitano
Teilnehmer
In Portugal wird darüber diskutiert, ob es homosexuellen Männern in Zukunft gestattet werden soll, Blut zu spenden.




Nachdem ich diese Nachricht gelesen hatte, dachte ich hmmmmmmmm warum gibt es dieses Verbot und macht es Sinn?

Und siehe da, in Deutschland ist es nicht anders :

Michael W. war treuer Blutspender, viele Jahre lang. Dann ließ er sich von seiner Frau scheiden. Er hatte sich in einen Mann verliebt und wollte mit ihm ein neues Leben beginnen. Beim nächsten Spendetermin kreuzte W. im Fragebogen an, er habe sexuellen Kontakt mit einem Mann gehabt. Seitdem ist der 42-Jährige dauerhaft von der Blutspende ausgeschlossen.
Quelle


Macht dieses Verbot wirklich Sinn oder dezimiert es nur die Zahl der Blutspender?
Zumal ja niemand nachprüfen kann ob es der Wahrheit entspricht, wenn ich nun auf einem Fragebogen ankreuze ob ich homosexuell bin oder nicht.

Ellen
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Blutspenden von Homosexuellen

Noch eine Frage dazu:

Hat von euch mal jemand in Portugal Blut gespendet und läuft das dort auch so ab mit dem Fragebogen?
 
AW: Blutspenden von Homosexuellen

So läuft es in Deutschland:





Das Transfusionsgesetz von 1998 (...) übergibt die Verantwortung für die Richtlinien für die Erstellung von Blutprodukten in die Hände des Robert-Koch-Instituts und des Paul-Ehrlich-Instituts (Vgl. Transfusionsgesetz, § 5). Diese Institute klassifizieren in ihren Richtlinien homosexuelle Männer als "Risikogruppe", ebenso wie Prostituierte, Drogenabhängige und Gefängnisinsassen. Risikogruppen sind laut diesen Richtlinien dauerhaft von der Blutspende / Plasmaspende ausgeschlossen. *

*

Es gibt eine Magisterarbeit von Anja Preuß als PDF-Datei zum Thema: (PDF, 718kb)
 
Ja, ich habe schon mal Blut gespendet. Vorher muss man einen Fragebogen ausfuellen und dann noch mit einem Arzt reden. Letztes Mal haben sie mich weggeschickt, weil ich ein paar Wochen vorher zur Akupunktur war....
 
AW: Blutspenden von Homosexuellen in Portugal

Also kann man einfach ausfüllen, dass man nicht homosexuell ist und dann spenden? Wozu also diese Regelung?

Ellen
 
Naja, man müsste dann halt die ganze Zeit lügen, denn man wird schon nach seinen sexuellen Kontakten befragt. Aber was sollte man davon haben? Ich verstehe eh die ganze Aufregung darüber nicht. Ich denke mal es wird einfach versucht mögliche Risikogruppen, für Krankheiten, die durch die spätere Bluttransfusion übertragen werden könnten auszuschließen. Schließlich lassen sich manche ganz am Anfang der Ansteckung nicht nachweisen. Wenn man ein Piercing oder Tattoo machen lassen hat, darf man auch nicht Blutspenden.
Iris
 
AW: Blutspenden von Homosexuellen in Portugal

Eine komische Regelung, es mangelt an Blut und untersuchen auf HIV, MRSA usw. muss man diese Konserven so wie so. Wenn man es nicht macht ist das grobfahrlässig. Dann kann doch auch Blut von homosexuellen gebraucht werden! Es kommt mir wieder eher als Ausgrenzung vor.
 
AW: Blutspenden von Homosexuellen in Portugal

Wenn man ein Piercing oder Tattoo machen lassen hat, darf man auch nicht Blutspenden.
Iris


Echt? Dann fallen ja mindestens 80 % aller Frauen aus der Spenderliste und auch viele Männer, denn ein Ohrring ist ja auch ein Piercing,

Ellen
 
AW: Blutspenden von Homosexuellen in Portugal

Also kann man einfach ausfüllen, dass man nicht homosexuell ist und dann spenden? Wozu also diese Regelung?

Ellen


Olá Ellen,

ich kenne das von D so, als ich regelmässig gespendet hatte. Auf dem Fragebogen wurde gefragt, ob man homosexuellen Kontakt hatte, zu Prostituierten, und was ich sehr diskriminierend fand, zu Schwarzafrikanern (als ob diese alle HIV Verbreiter wären) . weiter ob man sich piercen oder tätowieren liess, ob man im aussereuropäischen Ausland war. Beim erstem mal wurde ich ausgeschlossen,weil ich 2 Monate zuvor aus Südostasien zurückkam. 1 jahr Sperre musste eingehalten werden.

Es geht um die Inkubationszeit von ansteckenden Krankheiten. Und da es immer wieder betont wird, dass homosexuelle Männer ein höheres Risiko haben, sich mit HIV, Hepatitis B und C usw, zu infizieren, werden sie von vornherein ausgeschlossen.

LG Claudia
 
AW: Blutspenden von Homosexuellen in Portugal

Echt? Dann fallen ja mindestens 80 % aller Frauen aus der Spenderliste und auch viele Männer, denn ein Ohrring ist ja auch ein Piercing,

Ellen


olá Ellen,

das gilt nur für ein jahr nach dem Setzen der Tattoos und Piercings. Sollte sich jemand dabei infiziert haben, kann das Virus nach dieser Zeit nachgewiesen werden.

LG Claudia
 
AW: Blutspenden von Homosexuellen in Portugal

Eine komische Regelung, es mangelt an Blut und untersuchen auf HIV, MRSA usw. muss man diese Konserven so wie so. Wenn man es nicht macht ist das grobfahrlässig. Dann kann doch auch Blut von homosexuellen gebraucht werden! Es kommt mir wieder eher als Ausgrenzung vor.
Es kann wohl nicht nachgewiesen werden wenn die Ansteckung kurz vor der Blutspende war.

Iris
 
AW: Blutspenden von Homosexuellen in Portugal

Es kann wohl nicht nachgewiesen werden wenn die Ansteckung kurz vor der Blutspende war.

Iris

Das kann es bei keiner Spende, so manch einer wird auch nicht angeben, dass er drogenabhängig ist, er kann ja noch negativ sein und dann....
 
AW: Blutspenden von Homosexuellen in Portugal

Der Grundsatz beim Blutspenden ist, die Risiken durch Spenderblut für den Empfänger so klein wie möglich zu halten. Bekanntermaßen gehören männliche Homosexuelle und verschiedene bereits genannte Gruppen zur Risikogruppe bestimmter Viruserkranken wie z.B. HIV, HBV, HCV. Somit enthalten die Spenderrichtlinien restriktive Zulassung der Risikogruppen. Das sagen sowohl die "Europäischen Richtlinien", wie auch deutschen und die portugiesischen als Folge aus.

Dies, obwohl die genetischen Testmethoden eine sicherere Methode beim Erkennen von Infizierten darstellen. Die Sicherheit des Patienten (Blutempfängers) steht immer im Vordergrund.

Hier sollte man sehen, dass keinem Risikospender daran gelegen sein kann oder sollte, sein möglicherweise infiziertes Blut zum Spenden freizugeben. Daher gibt es beispielsweise bei deutschen Spendeveranstaltungen des DRK/BRK die Möglichkeit trotz Blutentnahme durch Ankreuzen auf einem Fragebogen, die Weitergabe des gespendeten Blutes zu verweigern. Dies hat dann besondere Relevanz, wenn Dorfgemeinschaften gemeinsam zur Blutspende erscheinen (jeder kennt jeden), ein Kandidat aber wegen "unkeuchen" Verhaltens oder eines "Sündenfalls" sein Blut lieber nicht zur Weitergabe freigeben möchte.

Es bleibt immer auch die Verantwortung des Spenders gefordert, auch wenn die modernen Untersuchungsmethoden heute wesentlich besser infiziertes Blut erkennen können.
 
AW: Blutspenden von Homosexuellen in Portugal

@ milibar:

Danke!!!
Gruß HJV
 
AW: Blutspenden von Homosexuellen in Portugal

Letzte Woche wurde übrigens im portugiesischen Parlament ein Gesetz bestätigt, nachdem homosexuelle Blut spenden dürfen:



LG
Iris
 
AW: Blutspenden von Homosexuellen in Portugal

In manchen Beiträgen zum Thema Blutspende war es schon angeklungen: Relevant ist unter anderem die Tatsache, dass es für die genannten Infektionen ein diagnostisches Fenster gibt, d.h. es muss eine gewisse Zeit nach der Übertragung vergehen, bis die Anwesenheit eines Erregers nachgewiesen werden kann, auch bei genetischen Testen wie der PCR. Daher die zeitlich begrenzte Sperre nach bestimmten Eingriffen.

Würde ein Spender z.B. seine homosexuelle Lebensweise im Frageboden und im Gespräch in der Blutspendeeinrichtung leugnen, kann das für ihn mit einer strafrechtlichen Verfolgung ausgehen, käme das heraus. Schlimmstenfalls eben aufgrund einer Infektion eines Transfusionsempfängers.

Wenn es sich die Portugiesen sich beim Ausschluss von homosexuellen Spendern anders überlegen als andere europäische Staaten, ist das ihre Sache. Für Deutschland kenne ich eine entsprechende Regelung nicht.

Der aktuelle Stand der Spenderausschlüsse ist von der website des Paul-Ehrlich-Instituts zu entnehmen.

Edgar
 
AW: Blutspenden von Homosexuellen in Portugal

Leider kann ich den portugiesischen Artikel mangels Sprachkenntnissen nicht lesen. Nach Aussage einer nahe stehenden Verwandten (Transfusionsmedizinerin) sei die Einbeziehung homosexueller Blutspender lediglich ein Antrag des Bloco esquerda. Dieser Antrag ist längst nicht durch, da nun erst eine Expertenbefragung angesetzt werden soll.

Eine politische Entscheidung steht also noch aus, ich spekuliere, dass der Antrag ohne Erfolg sein wird. Die Meinung der Mediziner ist weltweit eindeutig: Keine Blutspende durch Risikospender.
 
AW: Blutspenden von Homosexuellen in Portugal

@ milibar

So richtig durch ist das ganze auch noch nicht, allerdings hat das Parlament dem Vorschlag der BE (Bloco de Esquerda) schon zugestimmt.

Der Regierung wird nun nahe gelegt, Mittel zu ergreifen, um gegen die aktuellen Diskriminierungen gegenüber Homosexuellen und Bisexuellen im Bereich der Blutspenden anzugehen.
O diploma, apresentado pelo BE, recomenda ao Governo a "adoção de medidas que visem combater a atual discriminação dos homossexuais e bissexuais nos serviços de recolha de sangue".

LG
Sivi
 
AW: Blutspenden von Homosexuellen in Portugal

Hallo,

2006 hat der Verantwortliche der Fachabteilung des Paul-Ehrlich-Instituts ein Schreiben in Sachen männliche Homosexuelle und Spenderausschluss an eine Zeitschrift gerichtet. Es ging auch um das Thema Diskriminierung durch Ausschluss von der Blutspende.

Hier der Link dazu:


Vielleicht hilft der Text zum besseren Verständnis der Thematik.

Edgar
 
AW: Blutspenden von Homosexuellen in Portugal

Danke Edgar, echt gut und überzeugend geschrieben der Brief,

Ellen
 
Zurück
Oben