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Jerakeen

Super-Moderator
Teammitglied

Die Regierung gab heute, zwei Tage nach landesweiten Protestaktionen und Demos, bekannt, dass weitere Maßnahmen zur Stabilisierung des Wohnungsmarkts ergriffen werden. Dazu gehört auch die Abschaffung des auch bei deutschen Pensionären beliebten NHR-Status. Das Maßnahme-Paket umfasst noch weitere Punkte, z.B. die Abschaffung von Steuervorteilen für gut verdienende Immigranten (Ärzte, Uni-Professoren ...).

Laut Regierungsdaten verdienen 50% aller Portugiesen weniger als 1.000 € im Monat, während in den letzten 8 Jahren die Mietpreise in Lissabon um 65% und die Kaufpreise für Immobilien um 137% gestiegen sind. Leider sagt der Artikel nicht, ob man sich bei den Hauspreisen auch nur auf die Hauptstadt bezieht oder ob das ein landesweiter Wert ist. Ich vermute aber, dass es sich nur auf Lissabon bezieht.
 
Nach diesen endlosen Strudel-Beiträgen endlich mal einen sehr positiven Portugal-Beitrag.
You made my day !
Danke
Johan
 
Ich stell das einfach mal zur Diskussion
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Meine Vermutung ist, dass das an den Immobilienpreisen rein gar nichts ändern wird. Diese Entwicklung findet man in vielen Ländern, die kein Äquivalent zu RNH haben. Es wird vermutlich die Einwanderung von Rentnern stoppen, sollten sich nicht andere steuergünstige Möglichkeiten auftun. Das kann man politisch verwerten, aber der Preis ist weniger Konsum und damit weniger Steueraufkommen. Eben diese Steuern auf Umsätze sowie den Infrastrukturkostendeckungsbeitrag zog man mit dem Programm ja ursprünglich an, um der Abwanderung der eigenen Bevölkerung aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage zu begegnen. Das funktionierte, weil Portugal ein kleines Land ist, so dass in absoluten Zahlen gesehen schon wenige Einwanderer einen deutlichen Beitrag leisten. Entsprechend sind Steuererhöhungen für die arbeitende Bevölkerung auf mittlere Sicht unvermeidlich.

Die Ursache der hohen Preise ist vor allem die Inflation, die in verschiedenen Märkten verschieden stark ist, aber Immobilien in Lissabon sind eher Vermögensanlagen als Gebrauchsobjekte und Vermögensanlagen haben aufgrund der EZB-Politik in den letzten 10 Jahren sehr zugelegt. Diese Entwicklung wird durch die Zinsen nun gestoppt bzw. verlangsamt. Den Mietmarkt wird das enger machen, weil die Kapitalkosten steigen und die Rendite durch Vermietung nun mit der Rendite deutlich sicherer Staatsanleihen konkurriert. Erheblich zu hohe Steuern auf Arbeit belasten die Mieter und Inflation, Bürokratie und Bauauflagen belasten die Vermieter und werden die Mieten in Portugal und in einigen anderen Ländern weiter hoch halten. Der schlechte Erhaltungszustand vieler Gebäude und Leerstand wirtschaftlich unvermietbarer Objekte haben mit RNH nichts zu tun, sondern sind Ausdruck eines wenig profitablen Marktes. Im hochpreisigen Marktsegment sieht das noch besser aus, und das führt zur Verdrängung der wirtschaftlichen Mitte aus den entsprechenden Gebieten.

Michael
 
Costa hat schon viel angekündigt. Ich halte das für nicht sehr smart, aber mal sehen.

Sobald es mehr Details gibt, werden zumindest ein paar mir nahestehende Leute entscheiden auf Portugal zu setzen und 10 Jahre wirklich hier zu sein oder eher die Zelte abzubrechen.

Wie lange dauert es wohl, bis Details bekannt werden...
 
Ich habe auch das Gefühl, dass das eher nichts bringt oder nach hinten losgeht. Ich kann mir vorstellen, dass die meisten Leute, die wirklich von RNH profitieren können, trotzdem viele Steuern und Sozialabgaben hier bezahlen und Portugal davon eher profitiert. Es ist wahrscheinlich eher ein populistische Impuls das komplett abzuschaffen.
Auf der anderen Seite denke ich, dass die normal Steuer- und Abgabenlast in Portugal einfach zu hoch ist (neben den Steuern sind die Sozialversicherungsbeiträge auch noch ein großer Faktor) und das ist zusammen mit den niedrigen Löhnen keine gute Kombination. Ich denke auch, dass die hohen Abgaben viele Leute in die Schattenwirtschaft treibt.
 
Ich gebe zu bedenken, dass es sich um ein eher "neues" Programm handelt, die Einführung war erst 2009 nach der Wirtschaftskrise.
Wenn nun die Daten zeigen, dass es sich nicht lohnt / nicht mehr rechnet / nicht mehr nötig ist, schafft ein Land so eine Regelung eben ab.
Mit großen Auswirkungen auf den Immobilienmarkt ist sicher nicht zu rechnen, wenn man den NHR-Status alleine betrachtet. Das Gesamtpaket wird sich aber wahrscheinlich doch in geringerer Nachfrage bemerkbar machen. Es sind sicherlich einige Immobilienkäufer nach Portugal gekommen, um von den Steuervorteilen zu profitieren. Gibt es die nun zukünftig nicht mehr, entscheidet sich mancher vielleicht für ein anderes Land.
 
Politische Entscheidungen werden selten faktenbasiert getroffen. Ich bin unsicher, ob ich das korrekt verstehe, aber wenn 90% der Einkünfte aus Deutschland kommen (Rente), so ist auf Antrag die unbeschränkte Steuerpflicht inkl. Freibetrag in Deutschland möglich, die vermutlich günstiger als der normale Steuersatz in Portugal ausfällt. In dem Fall würde die Steuerlast deutscher Rentner in Portugal zwar steigen, aber Portugal würde das Nachsehen haben. Aber wie gesagt, mir ist unklar ob das so stimmt und ich weiss nicht, wie das bei den Nationen aussieht, die die meisten Einwanderer stellen.

Ich stimme zu, dass der Wegfall von NHR vermutlich zusammen mit den sowieso gestiegenen Lebenshaltungskosten die Attraktivität von Portugal für neue Einwanderer schmälert, aber das führt nur zu einer Verringerung der Steuereinnahmen in Portugal, und da vermutlich wie überall der größte Teil des Staatshaushalts vertraglich fixiert ist, muss die Differenz dann halt von den bestehenden Steuerzahlern getragen werden.

Wir sind uns aber wohl einig, dass der Immobilienmarkt damit eher wenig zu tun hat.
 
Ich stimme zu, dass der Wegfall von NHR vermutlich zusammen mit den sowieso gestiegenen Lebenshaltungskosten die Attraktivität von Portugal für neue Einwanderer schmälert, aber das führt nur zu einer Verringerung der Steuereinnahmen in Portugal
Ob es die Steuereinnahmen reduziert, hängt allein davon ab, wie viele NHRler bleiben bzw. wie viele trotzdem noch kommen. Denn jene, die trotz Abschaffung des Status bleiben, zahlen dann eben auch erheblich mehr Steuern, die Sätze können sich von der 20% Flat Tax in vielen Fällen durchaus mehr als verdoppeln. Wenn das weniger als die Hälfte der bisherigen Rentner, ausländischen Fachkräfte und Digitalnomaden abschreckt, geht der Staat sogar mit einem Gewinn aus der Nummer.

Und es werden ganz sicher nicht alle fluchtartig das Land verlassen bzw. keiner mehr kommen. Von daher bezweifle ich wirklich, dass es hierdurch zu nennenswerten Einnahmeverlusten kommt.
 
Soweit zu lesen war, soll NHR für jeden, der das hat, wie geplant weiter laufen. Die Änderung würde also nur neue Einwanderer betreffen. So sehen die Daten aus:


Vermutlich hat ein großer Teil der Einwanderer NHR in Anspruch genommen, weil es aktuell um die 89k sein sollen. Die digitalen Nomaden werden direkt ausbleiben, wenn sie ihre Steuern nicht auf einem anderen Weg optimieren können. Die Zuwanderungsquote sinkt aktuell und kann den natürlichen Schwund nicht mehr ausgleichen. Wenn man wüsste, in welchem Jahr wieviele NHR-Anträge genehmigt wurden, könnte man den Effekt der Steuern besser abschätzen, denn die ersten müssten ja schon seit ein paar wenigen Jahren aus NHR raus sein. Die Auswanderungsquote ist aber halbwegs stabil. Hier nimmt der Staat in der Tat vermutlich mehr ein, es sei denn, die Einwanderer fanden andere Wege, ihre Steuerlast zu lenken.

Es bleibt dabei, dass die Bevölkerung sinkt und die Ausgaben steigen:


Lockt man keine neuen Steuerzahler an, müssen die bestehenden Steuerzahler dann halt mehr liefern.

Das Problem teilt sich Portugal mit vielen alten entwickelten Ländern: Hohe Steuern, unflexible Staatsausgaben, schlechte Demographie, Bürokratie, steigende Korruption und in Folge langsam kollabierende Staatshaushalte. Fremde Steuerzahler anzulocken war eine pfiffige Idee, Zeit zu gewinnen, ohne Probleme zu lösen, aber natürlich gesellschaftlich nicht beliebt.
 
In der Tat gibt es bei Statista neben der von mir zitierten Quelle noch eine andere, die zu Deiner Quelle passt:


Dieser Datenanbieter hat absolute Zahlen, die dazu passen:


Gibt es so etwas wie ein statistisches Amt in Portugal, was definitive Daten veröffentlicht? Ich schaue mir solche Kennzahlen von Staaten öfter an und habe noch nie solche Unstimmigkeiten zwischen Datenanbietern gesehen.

Michael
 
Gibt es so etwas wie ein statistisches Amt in Portugal, was definitive Daten veröffentlicht?
Das hõrt sich an wie die Frage der Amerikaner ob es in Portugal schon geteerte Straßen gibt.


Die 'ich denke', 'ich vermute' oder 'ich glaube' Argumenten auf ausländischen Medien zu basieren leitet oft zu Fehlinterpretationen, da die Daten nicht komplett oder überholt sind.
Gute Daten finden findet man hier:

Johan
 
Meine Frage mag sich wirklich so anhören. :) Verschiedene Länder haben eine Datenerfassung unterschiedlicher Qualität und teilweise ist es zentral und teilweise auf verschiedene Behörden verteilt und was die wie im Web anbieten, ist auch sehr verschieden. Ich hatte keine Ahnung, wie das in Portugal organisiert ist. Offenbar gibt es ein zentrales Angebot, aber zu Details der Steuern finde ich dort nicht viel. Vielleicht gibt es die woanders?

29400 aktive NHR Steuerzahler sind erstaunlich wenige, wenn man sich die gesamten Einwanderungszahlen anschaut. Laut


macht NHR 59% der Steuervergünstigungen aus und inzwischen insgesamt um 1 Mrd EUR pro Jahr, was 34 kEUR pro NHR-Steuerzahler sind, die nicht gezahlt werden. Es wird so dargestellt, als ob es 1 Mrd Kosten geben würde, was aber so nicht stimmt. Die Frage ist, wieviele Steuern man von diesen Einwanderern tatsächlich bekommt (inkl. indirekte Steuern und Infrastrukturabgaben) und wieviele bei den regulären Steuern eingewandert wären, um zu schätzen, was wegfallen könnte. Die Ersparnis pro Kopf klingt nicht nach Investoren, d.h. ich denke die importierte Mehrwertsteuer wird lohnend sein.

Die Golden Visa sprechen da schon eine andere Sprache:


12500 Einwanderer haben Immobilien für 6,4 Mrd EUR gekauft. 512 kEUR pro Kopf und ohne steuerlichen Wohnsitz in Portugal kann man die Kapitalerträge woanders versteuern. So treibt man als Staat den Immobilienmarkt von Objekten der gehobenen Klasse bzw. von Sanierungen zu solchen, besonders in einer Phase von Niedrigzinsen, ohne etwas davon zu haben. Aber damit ist jetzt wohl Schluss. Angesichts der aktuellen Preissituation und der Zinsen dürfte das Interesse auch nachgelassen haben.
 
Das sind ja bittere Nachrichten (für mich). Aktuell bin ich ja gerade hier in Portugal auf der Suche. Ein Haus wollte ich jetzt besichtigen.
Wenn ich mir die portugiesische Steuertabelle anschaue, bleibt mit wohl nichts anderes übrig, als erst einmal abzuwarten. Ich werde eine
relativ gute Rente bekommen. Aber über 40% Steuern ist mir dann doch zu heftig. Dazu kommen ja auch noch andere Ab-/Ausgaben.
Selbst wenn ich noch diverse Sachen steuerlich absetzen könnte, bin ich immer noch so bei 30-35%.
Meiner Meinung nach wird das eher die Zuwanderung der "halbwegs finanziell gut gestellten" stark mindern.
Bei kleineren Renten ist die Differenz zu D um ein vielfaches kleiner.
Für mich bedeutet das leider: Portugal ist auf Standby -> Suche nach Alternativen beginnt.
Solche Entscheidungen von Politikern verbunden mit etwas Schönrederei sind immer "werbewirksam" bei der Bevölkerung,
wirtschaftlich aber nicht besonders gut.
Ich habe aber sowieso ein gestörtes Verhältnis zu Politikern :rolleyes:, da 80 - 90% davon echte Nullen sind und das länderübergreifend.
Das ist aber nur meine Meinung.
 
An @JoergH und Gleichdenkende

Eine Entscheidung für Portugal sollte nicht in erster Linie auf Steuervorteile basieren, sondern eine bewusste Entscheidung für Umfeld, Lebensweise, Leute, Kultur, etc. sein ...

Meine Meinung ist:
Auf Leute, die nur wegen Sonne und Steuervorteilen nach PT schielen, auf die können wir gerne auch verzichten - egal, wie viel Geld uns dann durch die Lappen geht. Am Ende müssen nämlich wir, die hier leben, immer die Suppe anderer auslöffeln, auch die der Politiker in Lissabon und Brüssel mit ihren Ideen.

NHR-Regelung ist wegen der Wirtschafts- und Finanzkrise entstanden, um schnell Geld ins Land zu bekommen. Hat funktioniert, die (damalige) Krise ist so weit ausgestanden und es stehen neue Krisen vor der Tür, die nun andere Maßnahmen erfordern.

Wünsche ein schönes WE aus dem Untergrund
:)
 
@JoergH Du solltest mit einem Steuerberater sprechen, der mit Portugal und Deutschland vertraut ist, wenn die Entscheidung akut ist. Die Sache ist komplizierter, als man es gerne hätte. Der steuerliche Wohnsitz und der häusliche Wohnsitz sind zwei verschiedene Dinge und die Konsequenzen des Doppelbesteuerungsabkommens wenigstens für mich im Moment noch nicht verstanden. Sollte es möglich sein, Deine Rente weiter nur in Deutschland zu versteuern, sieht Deine finanzielle Situation sicher anders aus.

Die Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Ländern sind weitgehend willkürlich, d.h. was zwischen Portugal und Deutschland gilt, kann zwischen Portugal und Frankreich ganz anders aussehen, und sie vermeiden keinesfalls immer eine Doppelbesteuerung, was viele denken. Da wird sich keiner vorher hingesetzt haben, um nationalitätsbezogen zu analysieren, wie die Folgen der Abschaffung von NHR aussehen: Absolut sind es gar nicht viele Einwanderer pro Jahr, die NHR beantragten, was mich immer noch wundert. Wer es sich nicht leisten kann oder möchte bleibt in Zukunft fern, d.h. es gibt etwas weniger Steuereinnahmen durch neue Einwanderer (direkt und indirekt) und weniger Infrastrukturkostendeckungsbeiträge, aber absolut gesehen ergibt sich rechnerisch auf keinen Fall ein sofortiger Zwang zu Änderungen des sowieso desolaten Haushalts - also kann die Regierung die tatsächliche Auswirkung einfach abwarten. Das ergibt sich wenigstens für mich aus den Zahlen und darum würde es mich wundern, wenn die Abschaffung von NHR nicht umgesetzt würde, um innenpolitisch gut auszusehen.

Am allgemeinen Immobilienmarkt ändert es gar nichts und im Bereich von Luxusobjekten in Lissabon sowie der Verdrängung alteingessener Einwohner sowieso nicht.

Portugal und Griechenland sind sehr verschieden. Klar, beide sind wärmer als Deutschland (kein Kunststück), aber das war's auch schon. Jeder schaut auf das Geld und fällt den Entschluss auszuwandern nur, wenn es finanziell geht, darum wird das Geld oft genannt. Aber vorher befasst man sich natürlich mit dem Land. Es gibt viele wärmere Länder als Deutschland, die Rentner anlocken wollen, um Steuerneinnahmen und Infrastrukturkostendeckungsbeiträge zu importieren. Montenegro z.B., um ein weiteres sehr verschiedenes Land in den Raum zu werfen, bietet 15% Steuern. Aber niemand wird die Länder nur auf Basis der Steuern vergleichen.

Nachdem ich die Zahlen kenne, um die Auswirkung für Portugal abzuschätzen, interessiert mich sehr, welche Möglichkeiten der Steuergestaltung es insgesamt gibt, wenn man als Deutscher nach Portugal umziehen wollte. Für Deutsche in Portugal wird das auch nach Ende der 10 Jahre eine Frage sein. Man muss hier strikt nach Nationalität unterscheiden, weil die Abkommen mit anderen Nationen ganz andere Konsequenzen haben.
 
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