Portugal steht vor einer tiefgreifenden Wohnungskrise, die besonders Migranten betrifft. Steigende Miet- und Immobilienpreise machen es vielen Neuankömmlingen nahezu unmöglich, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Diese Entwicklung stellt eine enorme Herausforderung für die soziale Integration und den Arbeitsmarkt dar.
Steigende Wohnkosten: Ein landesweites Problem
Seit 2015 sind die Mietpreise in Portugal laut dem Nationalen Statistikamt (INE) um 94 % gestiegen, während die Immobilienpreise um 186 % zugenommen haben. Besonders in Großstädten wie Lissabon, Porto und der Algarve ist die Situation dramatisch. Diese Regionen sind auch von einer hohen Nachfrage nach Ferienwohnungen und Investitionen aus dem Ausland betroffen, was den Markt zusätzlich belastet.
Migranten in der Krise
Migranten sind von der Wohnungskrise besonders betroffen. Laut dem Observatório das Migrações (Beobachtungsstelle für Migration) sind sie aufgrund von unsicheren Beschäftigungsverhältnissen und niedrigeren Einkommen besonders anfällig für hohe Wohnkosten. Hinzu kommen häufige Fälle von Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt.
Ein anschauliches Beispiel ist Andreia Costa, eine 50-jährige Tischlerin aus Brasilien, die 2022 nach Portugal zog. Aufgrund der hohen Mieten war sie gezwungen, in einem Zelt am Stadtrand von Lissabon zu leben. Sie schilderte gegenüber Reuters:
„Ich sollte nicht mehr als 50 % meines Gehalts für ein Zimmer zahlen müssen. Aber das ist fast unmöglich. Das Mieten erstickt wirklich das Leben der Menschen.“
Viele Migranten leben in überfüllten oder improvisierten Unterkünften, die oft nicht den gesetzlichen Standards entsprechen. Diese prekären Bedingungen machen Integration und gesellschaftliche Teilhabe schwieriger.
Neuer Premierminister und Regierungsmaßnahmen
Der aktuelle Premierminister Luís Montenegro übernahm das Amt am 2. April 2024. Er versprach, der Wohnungskrise Priorität einzuräumen und umfassende Maßnahmen zu ergreifen. In einer seiner ersten Ansprachen erklärte er:
„Die Wohnungsfrage ist nicht nur eine wirtschaftliche Herausforderung, sondern auch eine soziale. Wir müssen dafür sorgen, dass alle, unabhängig von ihrem Einkommen, ein Dach über dem Kopf haben.“
Im Rahmen seines Programms plant die Regierung:
- Ein 2-Milliarden-Euro-Projekt zum Bau von 33.000 Wohnungen bis 2030.
- Neue Regelungen für Mietobergrenzen, um den Wohnungsmarkt zu stabilisieren.
- Maßnahmen, um die Diskriminierung von Migranten auf dem Wohnungsmarkt zu bekämpfen.
Einfluss des Goldenen Visa-Programms
Ein weiterer Faktor, der die Krise verschärfte, war das Goldene Visa-Programm, das ausländischen Investoren Aufenthaltsrechte im Gegenzug für Immobilienkäufe gewährte. Laut Experten hat dieses Programm die Preise in ohnehin angespannten Märkten weiter ansteigen lassen. Es wurde 2023 eingestellt, aber die Auswirkungen sind weiterhin spürbar.
Die Wohnungskrise in Portugal ist ein komplexes Problem, das schnelle und nachhaltige Lösungen erfordert. Besonders Migranten, die einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft leisten, sind auf Unterstützung angewiesen, um ein menschenwürdiges Leben führen zu können. Es bleibt abzuwarten, ob die Regierungsmaßnahmen ausreichen, um die Krise langfristig zu bewältigen.
Quellen:
Zuletzt bearbeitet: