Weil das gerade hier aufgepoppt ist, gebe ich auch meinen Senf dazu. Ich esse viel in Restaurants, viel bei Portugiesen privat und noch mehr zu Hause. Und ich bin seit einiger Zeit viel in Portugal, was nochmals ein anderes Licht auf die Sache wirft.
Man kann hier sehr gut essen, privat und in Restaurants. Convenience Food und Gastronomie-Fertigprodukte kommen weniger zum Einsatz, als in DE. Aber träumt nicht. Coral für die Farbe und Maggie zur Geschmacksverstärkung ist in fast allen Arroz de Marisco drin. Auch zu Hause! Bis auf wenige Ausnahmen kommen die Schrimps immer aus riesigen Zuchtfarmen meistens aus den alten Kolonien. Ich kenne solche Farmen. Seither esse ich keine Schrimps unter 50,00 Euro das Kilo.
Unser berühmter "Choco Frito" in Setúbal kommen ausnahmslos aus Indien und anderen fernen Ländern. Fisch (auch in Setúbal) ist meistens aus Zucht. Natürlich gibt es Fische, die nicht gezüchtet werden (können). Wildfänge von typischen Zuchtfischen sind teuer. Wer glaubt, für 35,00 Euro/Kilo einen Robalo aus Wildfang im Restaurant zu bekommen, ist auf dem Holzweg. 45,00+ muss man hinlegen.
Natürlich bin ich auch schon zufällig im Restaurant gesessen, als ein lokaler Fischer ein paar Seezungen vorbeigebracht hat, die dann zu Zuchtfischpreisen gleich auf die Karte kamen, aber das sind Zufälle und nirgends (mehr) die Regel.
Fleisch ist generell unter jeder Kanone. In den letzten Jahren haben aber immer mehr Mittelklassenrestaurants gelernt, abgehangenes Fleisch Bleu bis Medium zu grillen. Medium ist dort schon blutig und neben guten Importen sind natürlich die portugiesischen Fleisch DOPs top! Barrosã, Mirandesa und zwei handvoll mehr. Aber. Es wird mittlerweile mehr Barrosã verkauft, als produziert wird. Das gibt zu denken.
Ja, sehr viele Portugiesen kochen einfallslos, kaufen billigste Ware bei Aldi und Co, verstehen recht wenig von Fisch (kaum zu glauben) und verkochen ihr Gemüse seit Generationen. Schaut mal in die Einkaufswagen bei Lidl. Andere (wenige) kochen hervorragend, kaufen auf lokalen Märkten, schauen den Fischen in die Kiemen, fühlen die Zähne (Wildfangtest) und drücken das Fleisch (vor Corona jedenfalls).
Um so länger man hier ist, um so mehr wird einem bewusst, dass das Thema Essen In DE und PT ähnlich gut oder schlecht ist. Leider legen die wenigsten Deutschen und Portugiesen wirklich Wert auf gutes Essen, zahlen dafür den nötigen Preis und investieren die benötigte Zeit. Aber, wer will es uns das auch verübeln. Wer hat dafür noch Zeit, wenn beide, Männchen und Weibchen, arbeiten gehen müssen und das Geld nicht hinten aus dem Goldesel fällt.
In PT kann man sehr gut Essen. Es gibt feinste, hochwertige Waren fürs Selberkochen und gute Restaurants zum Ausgehen. Aber man muss sich mit dem Thema beschäftigen.
Und ... hier gilt auch: Über Geschmack kann man nicht streiten. Man esse was schmeckt und achte ein wenig im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten auf Qualität und Nachhaltigkeit. Das kann jeder schaffen und damit ist er gut in DE und gut in PT aufgehoben. Ich finde aber auch, wer Super Premium tankt und seinem Auto wöchentlich die Waschstraße mit Extrawachs gönnt, der muss keine Hähnchenkeule für 1,99 kaufen. Vielleicht wird anders herum ein Schuh daraus
