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Portugal und die Antidepressiva

AW: Portugal und die Antidepressiva

Da muß ich dir ja mal zustimmen Gatinha .
Mit Antidepressiva veränderst du deinen Gemütszustand , ist in meinen Augen kein Stück besser wie Alkohol.
Raus aus der Depression geht nur durch erlernen von positivem Denken , ausreichend Beschäftigung , Hobbys und "richtige" Freunde.

hallo action,

so ist es. Hab selber auch lange gebracht, um das zu kapieren. Mir hat mal ein Arzt gesagt: Arbeit gibt ne Tagesstruktur und lenkt ab. Damals war ich stinkig über diese Aussage, inzwischen weiss ich, er hatte Recht.

Sicher gibt es Phasen, wo es wirklich nicht geht, aber sobald es wieder besser ist, lege ich sofort wieder los im Alltag.

Die Gefühle unter Psychopharmaka sind nicht mehr echt, künstlich herbeigeführt eben durch diese Substanzen. Es gibt genug Menschen, die ihre Stimmungen und Emotionen dann durch Pillen steuern, mal extrem gut drauf ein andermal cool und relaxt.

Nee danke, ich lebe meine echten Emotionen lieber unverfälscht aus. Ist nicht immer leicht zu ertragen für meine Umwelt, aber dafür echt und nicht rosarot weich gespült.

Auch Neuroleptika und Benzos sind nicht ohne, was Persönlichkeitsveränderungen angeht. Genug Haldol-Zombies erlebt, nein danke. Abschreckendes Beispiel fürs ganze Leben.

Ebenso verhält es sich mit Alkohol und illegalen Drogen.

Lg Claudia (nie wieder Prinzessin Valium)
 
AW: Portugal und die Antidepressiva

passend zum Thema hab ich diesen Witz hier gefunden:

Zwei Portugiesen, nämlich Joaquim und Manuel (sie heissen immer so), und der amerikanische Astronaut Terry James fahren zum Mond. Da angekommen, müssen sie in verschiedene Richtungen gehen, um Steine zu sammeln. Nach einigen Stunden gehen sie zurück, Joaquim und Terry treffen sich wo die Kapsel war. Da fragt der Terry etwas besorgt:
"Wo is Manuel? Und wo is die Kapsel?"
"Die Kapsel? Der Manuel hatte Kopfweh und hat die Kapsel eingenommen."



 
Neueste Studie!

16 Prozent der Einwohner Portugals mussten in den vergangenen zwölf Monaten Antidepressiva nehmen - Europarekord. In Deutschland ringen hingegen nur fünf Prozent der Bevölkerung so schwer mit psychischen Belastungen, dass sie zu Stimmungsaufheller greifen müssen.

Portugal stands out in the data as the nation with the highest rate of antidepressant consumption (in the sense of the proportion of people taking such medication). Approximately 16% of Portugese citizens took antidepressants in the previous year, and 9% did so for a long period (that is, more than 4 weeks).

Quelle: (pdf-Dokument Seite 8/31 und Tabellen im Anhang)

"Große regionale Unterschiede wurden in der Erhebung ersichtlich. Spitzenreiter beim Antidepressiva-Konsum ist Portugal mit 16 Prozent, am sparsamsten ging man damit zumindest 2010 in Griechenland um."



"Deutschland liegt mit 5 Prozent auf einem mittleren Platz. Zypern, Bulgarien und Griechenland bilden mit 4 und jeweils 3 Prozent die Schlusslichter bei der Einnahme der Stimmungsaufheller."

 
AW: Portugal und die Antidepressiva

Schon letztes Jahr griff jeder 7. Portugiese zu diesem Mittel.
Um em cada sete portugueses usa antidepressivos, segundo Eurobarómetro - Sociedade - PUBLICO.PT

Mittlerweile benutzen es immer mehr ältere und alleinstehende Menschen.
Idosos estão a consumir mais antidepressivos - Portugal - DN

Ist langsam auch kein Wunder mehr, totale Hoffnungslosigkeit macht sich immer mehr breit.
Noch am Anfang der Krise witzelten viele, so nach dem Motto:
"Krise? Welche meinst du? Wir kennen das gar nicht anders."

Jetzt haben viele nicht nur die Arbeit, das Haus und die Aussicht auf Zukunft verloren, sondern auch den Humor, den Willen und die Hoffnung auf Besserung.

Portugal scheint auf unabsehbare Zeit total im Eimer zu sein.
Jeder, der hier lebt, muss sich langsam fragen, was noch Sinn macht.

:(
 
AW: Portugal und die Antidepressiva

Dass hier so viele Antidepressiva genommen werden, wusste ich nicht. Was ich aber beobachte, ist dass auf Geburtstagspartys viel gekifft wird und viel, viel Alkohol fliesst.

Hier auf dem Land gehen viele unter der Woche ihrer Arbeit nach. Ab Freitag dann geben sie sich die Droehnung und kriegen´s dann bis Montag gerade wieder so hin, bei der Arbeit aufzuscheinen. Diese Typen (leider auch junge Familienvaeter) machen das aber schon immer, schon bevor man von der Krise sprach.

Was das Thema Krise betrifft, kann ich Sivi nur zustimmen:
Die Stimmung allgemein wird immer schlechter. Inzwischen trinken immer mehr Portugiesen selbst ihren Kaffee daheim, statt im Café.

Auf die Frage, warum denn die Portugiesen nicht demonstrieren, so wie die Spanier z.B., sagten Freunde: Nein, Portugiesen machen das nicht, hier kaempft jeder alleine im Stillen vor sich hin und schaut wie er ueber die Runden kommt.

Waere ich in der Situation, wie manch ein Portugiese, wuerde ich vielleicht auch zu Antidepressiva greifen. Ich kann mir schon vorstellen, dass der Konsum wegen der wirtschaftlichen Situation steigt.
 
AW: Portugal und die Antidepressiva

Portugal scheint auf unabsehbare Zeit total im Eimer zu sein.
Jeder, der hier lebt, muss sich langsam fragen, was noch Sinn macht.
:(
Ach komm Sivi, so darf man nicht denken!

Aber das mit den Antidepressiva habe ich auch schon beobachtet. Die meisten erzählen das auch ganz offen. In Deutschland hält man das ja doch eher geheim.

@Manuela
AW: Portugal und die Antidepressiva
Dass hier so viele Antidepressiva genommen werden, wusste ich nicht. Was ich aber beobachte, ist dass auf Geburtstagspartys viel gekifft wird und viel, viel Alkohol fliesst.

Hmmmm - auf solchen Partys war ich noch nie......

LG
Iris
 
Das Problem des Konsums und Missbrauchs von Psycho-Pharmaka in Portugal wird dadurch verschärft, daß diese Medikamente i.a.R. ohne Rezept in allen Apotheken frei verkäuflich sind. Man kann sich das Zeugs tütenweise beim Abendspaziergang besorgen, wie schon häufiger von mir beobachtet (und irgendwann mal im .de beschrieben worden war, am Beispiel von Peniche).

Das hier http://www.portugalforum.org/nachri...sion-portugiesen-pillen-frust.html#post133358 passt noch ...

Das die Griechen - denen es ja auch nicht grade blendend geht - beim Konsum dieser Medikamente Schlusslicht sind, hat mich gewundert. Was läuft da anders? OK, die wehren sich offensiv...

@Iris: Das mit dem "offen erzählen" ... Kein Wunder auch! Man trifft sich eh in der Apotheke beim Pharma-shopping zum Erfahrungs-Austausch...:D
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Portugal und die Antidepressiva

Hi Tano,

ja wenn es wenigsten "shopping" wäre....

Im portugiesischen Gesundheitssystem fehlen Millionen von Euro, weil in vielen öffentliche Krankenhäusern Medikamente auf wundersame Weise "verschwinden"...
Leider finde ich gerade den passende Link nicht, aber es wurde auch vor ein paar Wochen in den Nachrichten hier darüber berichtet. Mir wurde auch schon von einer Bekannte angeboten, das doch ihr Neffe, der Krankenpfleger ist, mir irgendwelche Medikamente besorgen könnte...:o

LG
Iris
 
AW: Portugal und die Antidepressiva

Dass in Portugal mehr Menschen Antidepressiva nehmen, heißt ja nicht unbedingt, dass der Anteil depressiver Menschen hier höher ist, als z. B. in D. Wie schon geschrieben, ist der Zugang zu Medikamenten hier viel einfacher und es besteht wohl auch ein größer Wunsch nach Tabletten solcher Art als in D.
 
AW: Portugal und die Antidepressiva

hi,
ich habe zum thema ja schon einmal im alten pf.de ein wenig von der 'firmen-interna' eines bekannten pharmaherstellers der u.a. auch in portugal operiert gepostet. die portugiesischen zahlen der statistik aus dem jahr 2006 waren damals schon sehr bedrueckend.

die menschen im land scheinen sich sehr wenig bis gar nicht darueber im klaren zu sein welches gesundheitliche gesamtrisiko sie mit einer kontinuierlichen einnahme ueber lange distanz da eingehen.

es gibt in portugal aehnlich wie in deutschland eine BTM-regelung per gesetz; d.h. eigentlich darf der apotheker ohne eine entsprechende verschreibung z.b. keine chlorpromazine oder tri-, tetra- und nichttrizyklische antidepressiva [e.g. quetiapin, librium o.ae.] abgeben.

das zauberwort zu dieser eher traurigen problematik heisst wieder einmal fiscalização:
ato de acompanhar e supervisionar determinada atividade ou ação da sociedade regida por normas ou leis específicas prevista em um estatuto, código de lei ou ação normativa;

bei der konsequenten ueberpruefung ob die eigene legislative im land auch wirklich eingehalten respektive praktiziert/umgesetzt wird waren die portugiesen m.e. ja noch nie richtige weltmeister- beim konsum von psychopharmaka koennten sie es allerdings noch werden;-)

gruesse aus lx
henry
 
AW: Portugal und die Antidepressiva

Wie schon geschrieben, ist der Zugang zu Medikamenten hier viel einfacher und es besteht wohl auch ein größer Wunsch nach Tabletten solcher Art als in D.

Das habe ich auch schon beobachtet. Aber mit jeglichen Medikamenten. Während hier jeder alles schluckt, was der Doktor ihm aufschreibt und enttäuscht wäre, wenn der Arzt sagen würden, "trinken Sie viel Tee und bleiben Sie 2 Tage im Bett" - ist man in Deutschland wesentlich skeptischer gegenüber Medikamenten...
Bestimmt, weil es auch noch nicht so lange her ist, das der Zugang zu medizinischer Versorgung wesentlich schlechter war...

LG
Iris
 
AW: Portugal und die Antidepressiva

Da kann ich Iris zustimmen. Ein Arzt hat gesellschaftlich einen sehr hohen Stellenwert in P., was er sagt ist Gesetz und irgendwelche Aussagen oder das Verschreiben der Medikamente werden so hingenommen. Es wird auch selten eine 2. Meinung vor einer OP eingeholt, wie es viele in D. machen.

Ich hatte einmal abgelehnt, meinem Kind Antibiotikum verschreiben zu lassen und bat um eine Alternative. Der Arzt haette mich schier mit seinem Blick getoetet (es hatte ihm scheinbar noch nie jemand widersprochen) und sagte, er verschreibe nichts anderes und sollte ich meinem Kind das Antibiotikum nicht geben, sei es von diesem Augenblick meine Verantwortung. Als ich ihm antwortete, dass die Verantwortung immer bei den Eltern liegt und niemals beim Arzt, grinste er mich an.

Uebrigens Iris: Was die Partys betrifft, hast du rein gar nichts versaeumt. Vor allem, wenn du zu denen gehoerst, die natural high sind, bist du da recht fehl am Platz!

Gruss, Manuela
 
Habe ebenfalls bei meinen Schwiegerleuten und Schwager plus Schwägerin die Beobachtung gemacht, dass sie alles was ihre Familienärztin sagt Gesetz ist. Als Arzt in Portugal ist man noch ein mächtiger Halbgott in weiß! So wie es in D früher war.....
leider verschreibt auch diese Ärztin großzügig Antidepressiva - erst an den Schwiegervater, jetzt auch den Geschwistern meines Mannes leider schon über ein Jahr lang. Laut Internetrecherche macht das Medikament jedoch abhängig, träge, müde und antriebslos.
Und die wundern sich alle, warum Schwiegervater kaum noch aus dem Bett kommt :-(((( Wir können von D aus leider nichts ausrichten - explizierte Erklärungen und Aufklärung über diese Tabletten am Telefon bringen nichts - und den Arzt wechseln sie schon gar nicht, um eine zweite Meinung einzuholen.
Wir haben schon resigniert :-(
cumps da Bomboka

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AW: Portugal und die Antidepressiva

Das ist ja eine Hammer-Nachricht:
Consumo de antidepressivos vai duplicar em cinco anos - Portugal - DN

Innerhalb von nur fünf Jahren soll sich der Konsum wahrscheinlich verdoppeln, und wo klinkt man am häufigsten diese Pillen ein...?
Ja klar, im Alentejo, (das ja auch die höchste Selbstmordrate hat).
Hier wird ein Anstieg um sage und schreibe 129% erwartet.
A região com uma maior subida será o Alentejo, que passará de 75,1 para 171,9, ou seja, mais 129%, mas a intenção é que tome medidas para ficar pelas 128,5 doses diárias.

Die "gute Nachricht" ist dann wohl die hier:
... mas a intenção é que tome medidas para ficar pelas 128,5 doses diárias.

Wirklich verwunderlich ist das aber auch wieder nicht.
Viele Menschen, die im Inland leben, haben kaum Hoffnung auf Arbeit, Zukunft oder sonst irgendeine Perspektive.
 
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