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Nach Portugal auswandern, aber weiterhin für eine deutsche Firma arbeiten

Zur Verwirrung bei Einkommensteuer/Lohnsteuer:

Die Lohnsteuer ist schlicht einen Unterbegriff/Teil der Einkommensteuer. Sie fällt nämlich auf den Teil des Einkommens an, den ein Mensch aus nichtselbständiger Arbeit (vulgo: Arbeitnehmer) erwirtschaft.

Die Realität der meisten Menschen ist: Sie erwirtschaften all ihr Einkommen aus nichtselbständiger Arbeit.

Daher kann man - nicht zuletzt aus Gründen der Verständlichkeit - fehlerlos auf den Oberbegriff der Einkommensteuer abstellen.
 
Danke für die sehr ausführlich Antwort, Robert90! Ich habe sie erst jetzt gesehen und hätte noch ein paar Nachfragen.
Du hast also die durchaus realistische Chance Dich für das NHR-Programm zu qualifizieren und (für 10 Jahre) keinerlei (!) Einkommensteuer, höchstens aber eine 20 % Flat Tax zu zahlen.
Was ist hier genau der Unterschied? 20% Flat Tax würde doch bedeuten, dass ich 20% Steuern auf mein Einkommen zahlen, also 20% Einkommensteuer. Oder stehe ich auf dem Schlauch? Und warum redest du von "höchstens 20%", es wäre doch genau 20% und nicht höchstens 20%, oder?

Da es Dich eh nach Portugal zieht, ist es extrem ratsam diese Gedanken einfach mal in der Praxis auszutesten.
Na ja, einfach mal umziehen und dann schauen, ob es in der Praxis auch wirklich funktioniert, will ich auch nicht. Wenn ich am Ende beim normalen portugiesischen Steuertarif lande, würde das ganze für mich sehr unattraktiv machen.

Eine Frage hätte ich noch zu den Sozialversicherungsabgaben (Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Krankenversicherung/Pflegeversicherung), die in diesem Fall sehr wahrscheinlich auch in Portugal zu entrichten wären. Gibt es dazu irgendwo einen Rechner, wo ich mein Einkommen eingeben und ungefähr bestimmen kann, wie hoch die Abgaben wären?
 
Ja, man zahlt in der Regel eine 20 % Flat Tax, also genau 20 % Einkommensteuer. Wenn man gut bis sehr gut verdient ist das schon mal gar nicht schlecht. Wenn man in Deutschland "nur" 35.500 EUR verdient, zahlt man bereits 20 % Einkommensteuer (zzgl. noch Soli und evtl. Kirchensteuer).

Bestimmte Einkünfte ausländischer (also nichtportugiesischer) Herkunft können von der Einkommensteuer sogar komplett befreit sein (z.B. Mieteinkünfte, Dividenden).

Von diesem Grundsatz gibt es natürlich einige Ausnahmen. Verreinnahmt man z.B. DIvidenden deutscher Herkunft wird man nicht darum herumkommen zumindest noch 10 % bis 15 % Steuern an Deutschland zu zahlen. Was aber im Ergebnis immer noch besser ist, da die deutsche Kapitalertragsteuer satte 25 % beträgt. Vereinnahmt man aber z.B. Dividenden britischer Herkunft, zahlt man gar keine Kapitalertragsteuer.

Die Regelungen hierzu finden sich in den jeweiligen DBA zwischen den Ländern. Gerade wenn man Einkommen verschiedener Arten und aus verschiedenen Ländern vereinnahmt, ist es wichtig sich diese Regelungen genau anzusehen.

Zu den Sozialversicherungsabgaben... es gibt sicherlich im Netz einen Rechner auf einer portugiesischen Seite. Wenn ich mal was finde, werde ich das gerne posten.

Die Sozialabgabenlast für einen in Portugal ansässigen Arbeitnehmer beträgt 34,75 % seines Bruttoengelts. Hiervon trägt der Arbeitnehmer 11 % und der Arbeitgeber 23,75 %.

In Deutschland beträgt die Sozialabgabenlast für einen Arbeitnehmer 39,65 % seines Bruttoentgelts. Diese Abgabenlast wird je hälftig von Arbeitgeber und Arbeitnehmer getragen.

Wir können uns auch gerne weiter per PN austauschen.

Viele Grüße
Robert
 
Ja, man zahlt in der Regel eine 20 % Flat Tax, also genau 20 % Einkommensteuer. Wenn man gut bis sehr gut verdient ist das schon mal gar nicht schlecht. Wenn man in Deutschland "nur" 35.500 EUR verdient, zahlt man bereits 20 % Einkommensteuer (zzgl. noch Soli und evtl. Kirchensteuer).
Bei einem Bruttojahreseinkommen von 35.500 zahlt in Deutschland ein Single 14% ESt. inkl. Soli und ein Ehepaar 5% ESt. Soli fällt nicht an.
Die Sozialabgaben betragen 20% vom Bruttogehalt. Der AG zahl etwa den gleichen Betrag.

Quelle:

Für Durschnittsverdiener - und das o.g. Gehalt ist recht genau das deutsche Durchschnittsgehalt - ist D ein Niedrigsteuerland. In D sind nur die Sozialabgaben sehr hoch.
 
Das stimmt nicht.

bei einem Bruttojahreseinkommen von 35.500 EUR zahlt ein Single bereits 20 % Einkommensteuer.

Als Quelle hier der offizielle Rechner des Bundesministeriums der Finanzen:



Die gesamte Sozialabgabenlast beträgt 39,75 %. Dass der Arbeitnehmer davon formaljuristisch "nur" knapp 20 % und der Arbeitgeber die restlichen knapp 20 % tragen muss, ist reine Augenwischerei.
 
Bei mir errechnet Deine Quelle auch nur 14%

Ach so, er berechnet die ESt. auf Basis des zu versteuernden Einkommens. DAS ist aber natürlich NICHT das Bruttoeinkommen.
 
OK, das heißt also ich würde als Arbeitnehmer 20% Flat Tax auf mein Einkommen zahlen (die paar Besonderheiten bei den Zinsen und Dividenden lasse ich jetzt außen vor), sowie 11% Sozialbgaben, richtig? Das hört sich erst mal ganz gut an. Wären in den Sozialabgaben auch die Krankenkassenprämien inklusive oder müsste ich sie noch zusätzlich zahlen? Gibt es sonst noch weitere Abgaben, die anfallen würden?

An welche portugiesische Behörde könnte ich mich wenden um vorab eine Bestätigung zu bekommen, dass ich mich für das NHR-Programm qualifizieren würde und nur eine 20% Flat Tax auf die Einkünfte von meinem deutschen Arbeitgeber zahlen müsste? Es wäre mir schon wichtig es "offiziell" bestätigt zu bekommen, denn mein Fall ist kein klassischer NHR-Fall und wurde in dieser Form (deutscher Arbeitgeber mit keiner Niederlassung in Portugal) möglicherweise noch von niemandem in der Praxis durchgezogen.
 
Bei mir errechnet Deine Quelle auch nur 14%

Ach so, er berechnet die ESt. auf Basis des zu versteuernden Einkommens. DAS ist aber natürlich NICHT das Bruttoeinkommen.
Das zu versteuernde Einkommen ist das Bruttoeinkommen minus Werbungskosten. Bei Single Arbeitnehmern ohne außergewöhnliche Belastungen pder Aufwendungen oft nur die 1.000 EUR Pauschale.
OK, das heißt also ich würde als Arbeitnehmer 20% Flat Tax auf mein Einkommen zahlen (die paar Besonderheiten bei den Zinsen und Dividenden lasse ich jetzt außen vor), sowie 11% Sozialbgaben, richtig? Das hört sich erst mal ganz gut an. Wären in den Sozialabgaben auch die Krankenkassenprämien inklusive oder müsste ich sie noch zusätzlich zahlen? Gibt es sonst noch weitere Abgaben, die anfallen würden?

An welche portugiesische Behörde könnte ich mich wenden um vorab eine Bestätigung zu bekommen, dass ich mich für das NHR-Programm qualifizieren würde und nur eine 20% Flat Tax auf die Einkünfte von meinem deutschen Arbeitgeber zahlen müsste? Es wäre mir schon wichtig es "offiziell" bestätigt zu bekommen, denn mein Fall ist kein klassischer NHR-Fall und wurde in dieser Form (deutscher Arbeitgeber mit keiner Niederlassung in Portugal) möglicherweise noch von niemandem in der Praxis durchgezogen.
Genau.

Die Krankenkassenbeiträge sind auch inklusive. Sonstige weitere Abgaben bedeutender Art sind mir in Portugal nicht bekannt. Vielleicht können aber hier die erfahreneren Hasen, die schon länger in Portugal leben, etwas zu sagen.

Um vielleicht vorab schon eine Einschätzung Deiner Lage zu bekommen, kannst Du Dich an das portugiesische Finanzamt wenden:



Kann Dir per PN auch gerne die direkte email-Adresse einer Sachbearbeiterin dort schicken, wenn Du willst
Bezieht sich der Steuersatz von 20 % auf das gesamte Bruttoeinkommen oder gibt es vorher noch Abzüge wie Grundfreibetrag, Pauschale für Werbungskosten etc.?

:)
Einen Grundfreibtrag wie in Deutschland (derzeit 9.400 EUR) gibt es in Portugal nicht.

Trotzdem gibt es auch in Portugal abzugsfähige Beträge. Diese sollten auch im Falle des NHR zum Zuge kommen.

Hier kannst mal nachschauen auf einem Beitrag von PWC:



Deductions, personal allowances, tax benefits
 
@Pinni , ich habe ihr Chat gesehen, dass sie nach Portugal ziehen wollen mit HomeOffice für deutschen Arbeitgeber. Haben sie es umsetzen können? Wir haben das auch vor... leider meint die Personalabteilung, dass es rechtlich nicht umsetzbar ist- mein direkter Chef steht hinter mir und will es unterstützen- ich suche jetzt nach einer Lösung (also die Arbeit für HR) daher meine Anfrage hier.
Es wäre sehr hilfreich wenn sie mir helfen können - falls sie eine Lösung gefunden haben wie der Arbeitgeber die Versteuerung (ohne Betriebsstätte in Portugal) gelöst hat?


Im Voraus, Vielen Dank.
 
Hallo, ich spiele mit dem Gedanken nach Portugal auszuwandern aber weiterhin für meinen deutschen Arbeitgeber aus dem Home-Office in Portugal zu arbeiten. Der Arbeitgeber hat prinzipiell nichts dagegen (ich arbeite in den letzten Monaten eh zu 100% aus dem Home-Office und es spricht nichts dagegen, wenn es weiterhin so bleibt), hat aber keine Ahnung, was das steuerlich und sozialversicherungstechnisch bedeuten würde.

Hat jemand Infos wie diese Situation steuerlich und sozialversicherungstechnisch behandelt wird? Ich habe mir das DBA DE-PT angeschaut und auf dem ersten Blick sieht es für mich so aus, dass ich in diesem Fall nur dort besteuert werden kann, wo ich die Arbeit ausführe (Artikel 15 Absatz 1). Also nur in Portugal. Kann das jemand bestätigen? Und wenn ja, würde ich nach dem normalen Tarif in Portugal besteuert werden oder kämen irgendwelche Vergünstigungen in Frage, z.B. als Residente não Habitual?


Hallo, da Dein Beitrag über ein Jahr her ist und ich mit dem gleichen Thema mich auseinander setzen möchte würde ich mich sehr freuen, wenn Du kurz Deine Erfahrung teilen würdest :) das wäre echt klasse! Vielen Dank und Grüße
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo zusammen, würde mich auch interessieren wie so eure vorhaben gelaufen sind und welche Lösungen gefunden wurden.
Mein Chef steht voll hinter mir aber meine HR Abteilung hat es Abgelehnt.
Angeblich weil die Gefahr besteht das ich eine Betriebstätte gründe und das unternehmen dann in Portugal steuerpflichtig wird. seit über 1 Jahr habe ich dafür gekämpft das die HR Abteilung grünes licht gibt, heute habe ich die Nachricht erhalten ( Wir lehnen ihren Antrag ab)
Ich Frage mich kann man das noch Europa nennen, das DBA zwischen DE und PT ist von 1980 oder 82 und für Remote Working definitiv nicht ausgelegt.

Ich freue mich über eure Erfahrungsberichte zu lesen.

Liebe Grüße und Herzlichen Dank
 
Seit wann hat eine HR-Abteilung irgend etwas zu entscheiden ? :klatsch:
Ich denke, Dein "Chef" ist ein Chefchen und Heuchler und versteckt sich hinter jener Abteilung.
 
Seit wann hat eine HR-Abteilung irgend etwas zu entscheiden ? :klatsch:
Ich denke, Dein "Chef" ist ein Chefchen und Heuchler und versteckt sich hinter jener Abteilung.

Na ja --- Chef wird ja auch immer anders definiert. Wenn der Chef der Abteilungsleiter ist dann interessiert HR nicht was der sagt. Bei mir könnte meine "HR" (ok, das ist eh meine +1 und das Steuerberater-Büro) mich eher mal :-D

Hans
 
Hallo @Ferreira
Wenn ich mich recht erinnere, hatten wir mehrere Fällen, die genauso wie Deiner gelagert waren und alle genauso entschieden wurden. Man könnte daraus ableiten, dass es triftige Gründe und vor allem keine Vorlage für die einfache und rechtssichere Abwicklung gibt.
Bevor Du also leichtfertig mit Deinem Chef brichst, würde ich weiter recherchieren. Wenn Du andere Arbeitnehmer findest, die das erfolgreich umgesetzt haben, ist ja vermutlich auch Eure HR zu überzeugen indem Du die passenden Informationen bereitstellst. Hier im Forum würden sich auch ein paar Abnehmer finden.
 
Den Weg über die Zweigniederlassung kenne ich nur von einer Freundin, bei welcher der österreichische Arbeitgeber das mitgemacht hat. Lag aber vornehmlich daran, dass der Chef dort tatsächlich Chef war und dem HR einfach gesagt hat: "Macht mal!" und das Wie war ihm egal. Hinterher hat man dann resümiert, dass es doch ein ziemlich aufwendiger Akt war...

Man muss ja bedenken, was so eine Niederlassung bedeutet. Du musst faktisch vor Ort ein Unternehmen anmelden, das kostet Geld. Dann braucht es je nach Tätigkeit möglicherweise für die von nur einem (!) Mitarbeiter erzeugten lokalen Umsätze eine separate Buchhaltung, separate Versteuerung, Lohn- und SV-Nachweise, das alles nach portugiesischem Recht. Ergo auch wieder internes oder externes Personal, das sich damit auskennt.

Verständlich in meinen Augen, wenn ein Arbeitgeber sagt: für eine Person machen wir diesen Aufwand nicht.
 
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