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meine ersten Erfahrungen

Ihr seid ja eine ganz liebe Gemeinschaft., Chapeu für Euch! Ich war gestern Abend noch aus...

Das Flüstern von Paris und die Nacht senkt sich

Als die Dämmerung in ein tiefes, sattes Blau umschlug, zog die Kühle des Tages endgültig in die Gassen ein. Das Glühen der Straßenlaternen tauchte die Bürgersteige in einen nassen, goldenen Schein. Ich fand meinen Weg zu einem Ort, an dem die Seele von Paris am freimütigsten schwingt: einem versteckten Jazzclub im Quartier Latin.
Ich stieg eine schmale, steinerne Treppe hinab, und mit jedem Schritt sank der Lärm der Stadt ab, ersetzt durch ein tiefes, warmes Murmeln. Die Luft im Keller war dick von den Aromen alten Holzes, rotem Wein und dem melancholischen Duft von altem Tabakrauch, der in den Samtvorhängen hing.
Drinnen herrschte eine intime Dunkelheit, durchbrochen nur vom schwachen Schein kleiner Tischlampen. Die Wände waren gesäumt von Schwarz-Weiß-Fotografien vergessener Musiker, vergangener Welten, und das Publikum saß dicht gedrängt an kleinen, runden Tischen. Ich fand Platz zwischen Fremden und bestellte ein Glas Rotwein, der so dunkel war wie die Schatten im Raum.
Und dann begann die Musik.
Das erste Stück rollte ein wie eine sanfte Welle. Das Saxophon klagte eine tiefe, raue Melodie, die direkt in die Brust traf – ein Klang, der von Liebe und Verlust, von Sehnsucht und Trost sprach, ein Klang einer Stimme gleichend. Die Töne waren eine Erzählung, die in einer Sprache gesprochen wurde, die jeder verstand, unabhängig von der Muttersprache, ein menschlicher Zustand vor dem Turmbau zu Babel, als alle Menschen noch eine gemeinsame Sprache hatten.
Die Musiker, der Bassist, dessen Finger über die dicken Saiten tanzten, der Schlagzeuger, der mit Besen über die Snare fegte, und der Pianist, dessen Akkorde Funken sprühten, schienen in einer stillen Zwiesprache untereinander zu sein, nur zu erahnen von den Zuhörern. Es war Improvisation in Reinkultur, die flüchtige Schönheit des Moments, das Einmalige, nicht wiederholbare unbekannte Gespräch der Instrumente.
Während der Wein im Glas wärmer wurde, sank die Musik in mich hinein. Hier, umgeben von Fremden in der Dunkelheit, schien die Stadt der Liebe einen neuen Sinn zu bekommen. Paris war in diesem Moment nicht die Stadt der großen Gesten am Eiffelturm, an Notre Dame, sondern die Stadt der verbundenen Herzen im rhythmischen Puls des Jazz, der Herzschlag der fast Fremden, vereint in diesem dunklen Club.
Die Musik nahm die Gedanken des Tages auf, die Zugfahrt, die Bilder der Landschaft, die Schichten Europas, das Fremde, fremd und doch vertraut, die Erhabenheit von Musik, der Geschmack des Weins von anderen Welten, von Aromen in meinem Gaumen, die flüchtigen Blicke und das gemeinsame Erleben und webte sie in einen einzigen, komplexen Teppich aus Gefühl. Es war ein perfekter, musikalischer Ausklang, der die Vorfreude auf das mildere Wetter des Morgens wie eine leise, beschwingte Note in die Nacht trug.
Als das Set endete und das Applaudieren die Stille brach, fühlte ich mich nicht mehr als bloßer Beobachter, ich waren Teil des geheimen, pulsierenden Herzens von Paris.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein unentdecktes? Talent! Schreibst Du regelmäßig?
Ein Riesenlob, es ist selten, dass (heutzutage) Menschen so brillant mit Worten umgehen können.
 
Danke...

@Farbenzeit ich habe kein wirkliches Interesse daran entdeckt zu werden, es ist mir egal, nicht wichtig:

Utukufu hupotea,
Kifo huita wote,
Penda hubaki tu.

in deutsch:
Ruhm schwindet,
der Tod ruft uns alle,
die Liebe bleibt allein.

Ja, es ist wichtig mit mir achtsam umzugehen und keiner anderen Seele, der Umwelt, den Tieren, den Pflanzen in dieser Welt zu schaden. Es ist wichtig mich und meine Fähigkeiten zu fördern, zufrieden und in guter Qualität zu leben (damit meine ich nicht die schönsten Partnerinnen, das tollste Auto, das meiste Geld zu besitzen, wie kann ich etwas besitzen, wenn ich nur "Gast" in dieser Welt bin und vermutlich nichts mitnehmen kann :-D ). Aber vor meiner Geburt war ich tot, nach meinem zukünftigen Sterben dergleichen.

Ich schreibe Tagebuch, mal ausführlicher, mal kürzer. Mein Reisebericht sind Auszüge daraus.

Ansonsten bin ich Liebhaber von Haiku. Ich versuche auch in meinen anderen Sprachen diese zu schreiben, siehe oben. Das ist ein Haiku in Suaheli.
 
Danke...

ich habe kein wirkliches Interesse daran entdeckt zu werden...

Ich schreibe Tagebuch, mal ausführlicher, mal kürzer. Mein Reisebericht sind Auszüge daraus.
Dann um so mehr Dank dafür, dass wir ein bisschen daran teilhaben dürfen.
Ansonsten bin ich Liebhaber von Haiku.
Da habe ich mich auch ein wenig dran versucht, eine schöne Aufgabe.
 
Es geht weiter, Sonntag und heute morgen...


Der Tag erwachte über Paris in einem sanften Grau, das die Stadt in die Farben alter Postkarten tauchte. Ein Nebelschleier, dünn wie Chiffon, hing noch über den Dächern, während ich meinen Spaziergang durch die Innenstadt begann. Die Luft war kühl und trug den Geruch von frisch gebackenem Brot und nassen Pflastersteinen.
Die Schritte hallten leise auf den Trottoirs, vorbei an hohen, honigfarbenen Haussmann-Fassaden, deren Balkone mit kunstvollen Schmiedeeisen-Geländern verziert waren. Die Stadt atmete langsam ein. Jeder Blickwinkel schien ein Gemälde zu sein, eine melancholische Dame mit einem Baguette unter dem Arm, ein alter Mann, der seine Markise herabließ, das metallische Klirren eines Fahrrads, das über die Bordsteine rumpelte.
Als ich dem Ufer der Seine folgten, trat er aus dem Morgendunst hervor: der Eiffelturm. Nicht nur ein Bauwerk, sondern eine Silhouette, die in den Himmel gestanzt war, ein riesiger, komplizierter Reifrock aus genietetem Eisen. Er stand da, fern und doch präsent, die monumentale Liebeserklärung eines Ingenieurs, die das Versprechen von Höhe und Weite in sich trug. Ich verharrte, um die feingliedrige Struktur zu bestaunen, die trotz ihrer Größe eine erstaunliche Eleganz bewahrt.
Weiter flussabwärts, wo die gotische Seele der Stadt am dichtesten ist, empfing mich die ehrfurchtgebietende Statur der Notre-Dame. Selbst in ihrem Wandel strahlte sie eine unerschütterliche Würde aus. Die hohen Strebepfeiler, die steinernen Wächter und die Rosettenfenster, die Geschichten aus Jahrhunderten flüsterten, machten sie zu einem Anker in der strömenden Zeit. Von außen betrachtet war sie mehr als eine Kathedrale; sie war das steinerne Herz der Stadt, ein Denkmal für die ewige Widerstandsfähigkeit der Schönheit.
Nachdem ich die kalte, steinerne Erhabenheit der Notre-Dame hinter mich gelassen hatte, zog es mich zu einer intimeren Form der Pariser Seele: den Bouquinisten. Entlang des Kais der Seine, wo das Wasser dunkel und geschmeidig dahinfloss, standen sie aufgereiht: die berühmten, kohlgrünen Holzkisten, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Dies war keine Bibliothek und kein moderner Buchladen, sondern eine fließende, offene Galerie des Gedankenguts. Ich öffnete ihre schweren Deckel und sie enthüllten mir einen Schatz aus Papier und Patina. Hier roch es nach Feuchtigkeit, altem Klebstoff und der gesammelten Geschichte vieler Leben.
Ich tauchte ein in die Stille der Suche. Meine Hände streichelten über abgenutzte Ledereinbände, vergilbte Seiten, die Geschichten von Generationen in sich trugen. Ich fand hier seltene Erstausgaben neben kitschigen Pariser Postkarten, verstaubte Kupferstiche, neben Comics aus den Siebzigern. Jeder Band war ein winziges, abgeschlossenes Universum, das darauf wartete, von einem neuen Besitzer adoptiert zu werden. Ich spürte eine fast philosophische Ruhe, die von diesen Ufern ausging. Die Seine rauschte sanft an den Mauern des Quai, während über mir der Verkehr lärmte. Doch hier, zwischen den grünen Kisten, herrschte eine fast andächtige Konzentration auf das gedruckte Wort. Es war, als ob diese Händler nicht einfach Bücher verkauften, sondern Erinnerungen und Möglichkeiten. Ein vergilbter Roman versprach eine Flucht, eine historische Zeitschrift bot einen Blick in eine vergangene Zeit, und eine verblassende Fotografie erzählte eine unvollendete Liebesgeschichte.
Schließlich zog ich einen kleinen Band mit Gedichten heraus. Die Seiten waren weich, der Einband abgenutzt. Es war ein Zufallsfund, eine spontane Verbindung. Als der Band meine Händen ergriff, fühlte es sich an, als hätte ich ein Stück der schreibenden, denkenden Seele von Paris selbst erworben, ein stiller Begleiter für die kühleren Stunden des Tages und das Versprechen, in der Stadt der Liebe die Worte für das Unaussprechliche zu finden. Der Kauf war nur ein kurzer, fast heimlicher Austausch von Münzen. Ich steckte das Buch in meine Tasche und trug damit ein neues Geheimnis weiter, bereit für die nächste Etappe meines Pariser Tages.
Der Vormittag bog in einen Mittag, und die Sonne kämpfte sich endlich durch die Wolkendecke, goss goldenes Licht über die Szenerie. Ich setzte mich an einem der kleinen, runden Tische eines Straßencafés, jener Bühne des Pariser Lebens, mit Blick auf das fließende Schauspiel der Passanten. Der Kellner, in seiner schwarzen Weste und weißen Schürze, nickte knapp, und bald stand eine Tasse Café vor mir, wärmte meine Hände. Ich zog meine Jacke enger und ich begann, die Menschen zu beobachten.
Männer und Frauen eilten vorbei oder flanierten behaglich. Die elegante Dame mit dem perfekt sitzenden Schal, der junge Künstler mit der Mappe unter dem Arm, das Liebespaar, dessen Hände wie zufällig zusammenfanden, der Geschäftsmann, der in seinem Telefon versunken war. Es war ein stilles Studium der menschlichen Natur, ein Blick in das geordnete Chaos der Großstadt.
Meine Gedanken wanderten unweigerlich zu Paris, der Stadt der Liebe. War es wirklich die Liebe, die diese Stadt prägte? Vielleicht war es nicht die romantische Liebe allein, die Hollywood verherrlichte. Vielleicht war Paris die Stadt, die einen lehrt, das Leben selbst zu lieben, das Liebe die Antwort auf alles ist, das einzig bleibende. Die Liebe zur Schönheit, die in jedem Detail steckt, in der Perfektion eines Croissants, im Licht, das durch eine Baumkrone fällt, in der Melodie der französischen Sprache, in der unerschütterlichen Eleganz, mit der man hier lebt. Die Liebe zur Freiheit, einfach dazusitzen, zu beobachten und zu sein. Ich schmeckte den bittersüßen Nachklang des Kaffees und wusste, Paris war ein Versprechen. Ein Versprechen, dass das Leben, selbst an einem kühlen Tag voller alter Steine, immer noch ein Kunstwerk sein konnte. Und morgen, mit der Wärme der Sonne, würde dieses Versprechen nur noch heller strahlen.
Als die Nacht die Stadt vollständig übernommen hatte, wich ihre Kühle nun einer sanften, erwartungsvollen Wärme, dem Vorboten des milden Wetters von morgen. Anstatt in die rauschenden Menschenmassen zu stürzen, suchte ich Zuflucht in der stillen, dunklen Eleganz einer Cave à Vin, einer dieser kleinen Weinhöhlen, die das Quartier Latin so reichlich bietet. Der Raum war niedrig, mit steinernen Mauern, die die Geräusche der Straße dämpften. Hier roch es nach Kork, Erde und fermentierter Traube. Das Licht war gedämpft, goldbraun, geworfen von kleinen Lampen über den Holztischen, an denen man sich eher flüsternd unterhielt. Ich nahm auf einem hohen Hocker Platz.
Meine Wahl fiel, bewusst oder unbewusst, auf einen Pomerol, die flüssige Seele der Rive Droite, die sanfte Antwort auf die Strenge des Médoc. Als das Glas vor mir stand, war es nicht einfach nur Wein, sondern eine Konzentration des französischen Savoir-vivre. Die Farbe, ein tiefes, fast undurchdringliches Granatrot, schien das Abendlicht selbst eingefangen zu haben. Der Duft stieg auf wie eine leise, aber dringliche Einladung.
Die erste Nase war ein Bukett von getrockneten Veilchen, das an einen Spaziergang durch einen Pariser Park im späten Herbst erinnerte. Darauf folgten die satten, dunklen Noten von reifer Pflaume und schwarzer Kirsche, unterlegt von einem Hauch Trüffel und feuchtem Waldboden, die Erde der Gironde, die dem Wein seine Tiefe schenkt. Es war ein Duft, der zur Melancholie neigte, aber Trost versprach. Der erste Schluck war die wahre Offenbarung. Dieser Pomerol sprach nicht von Macht oder Dominanz, nein, er flüsterte von Eleganz. Die Tannine waren samtig, nicht rau oder fordernd, sondern geschmeidig wie gegerbtes Leder oder die Textur eines alten Seidenschals. Er breitete sich am Gaumen aus mit einer wunderbaren Fülle, ohne je schwer zu wirken. Ich schmeckte die Zeit, die in ihm ruhte, die Geduld der Winzer und das Geheimnis des Terroirs.
Er war, in seiner perfekten Balance aus Frucht, Würze und dieser unnachahmlichen Weichheit, der ideale Begleiter für einen Abend der Muße. Er verlangte nicht nach einem opulenten Mahl, sondern nach einem ruhigen Gespräch, einem nachdenklichen Blick aus dem Fenster oder dem langsamen Genuss des Augenblicks. Ein Pomerol ist eben mehr als nur ein Bordeaux. Er ist die flüssige Poesie des Merlot, der Beweis, dass wahre Stärke in der Samtigkeit und Subtilität liegt. Ein Schluck davon, und man hatte das Gefühl, man säße nicht in einer Bar, sondern in einem der großen Salons, in denen einst die literarischen Epochen ihren Anfang nahmen. Mit dem ersten Schluck des Weines, kam die Ruhe. Es war die perfekte Gelegenheit, den Gedichtband vom Bouquinisten hervorzuholen. Während ich die Seiten öffneten und die Augen über die Verse huschten, verschmolzen die Worte mit dem tiefen, roten Ton des Weines.
Die Gedanken kreisten noch einmal um Paris. Es war nicht nur eine Stadt der Liebenden, sondern auch eine Stadt der stillen Abschiede. Jeder, der hierherkam, nahm ein Stück der Stadt mit und hinterließ einen Teil seiner selbst. Der Wein schien diese melancholische Wahrheit zu verstärken. Ich dachte an die morgige Weiterreise. Der Zug nach Spanien, eine neue Landschaft, eine andere Sonne, ein heißerer Rhythmus. Der Wein war die letzte, flüssige Umarmung Frankreichs, ein weicher Übergang. Er schmeckte nach dem Ende der französischen Eleganz und dem Beginn der südlichen Glut.
Als ich mein Glas leerte und das Buch schloss, wussten ich, das war der perfekte letzte Akt in der Stadt. Kein lautes Spektakel, sondern eine stille, tiefe Verbindung. Ich verließ die Cave à Vin mit einem Gefühl von gesättigter Stille, bereit, Paris im Herzen zu bewahren, während ich morgen in die Wärme des Südens reiste.

Der nächste Morgen erwachte, wie es das Wetter vorhergesagt hatte: In sanfter, warmer Milde. Die Luft war leicht, und ein sonniges Versprechen lag über den Dächern. Paris hatte sein graues Chiffon abgelegt und präsentierte sich in den klaren Farben eines neuen Tages.
Ich wählte noch einmal ein Straßencafé, diesmal nicht zum Beobachten, sondern zum tiefen Einatmen. An meinem kleinen Tisch, der nun nicht mehr von der Kälte bedroht war, stand mein klassisches Abschiedsfrühstück: ein perfekt gebuttertes Croissant, dessen Blätterteig bei der kleinsten Berührung zerbröselte, und eine Schale starker, heißer Café. Die Sonne wärmte sanft meine Hände und das Porzellan. Es war ein Morgen der Reflexion. Die Gedanken an die vergangenen Tage, das Zwiegespräch der Instrumente, der stählerne Eiffelturm, die steinernen Wächter von Notre-Dame, die literarische Jagd bei den Bouquinisten und die samtene Seele der Weinbar zogen wie eine Montage an mir vorüber. Es war die Erkenntnis, dass Paris seine wahre Schönheit in der Melange aus Monumentalität und Intimität enthält. Zwischen dem Schluck Kaffee und dem letzten Bissen des Croissants begann ich die Gedanken auf die bevorstehende Weiterfahrt nach Spanien zu richten. Der Zug wartete, das Gleis in den Süden. Der Wechsel der Sprache, der Küche, des Lichts, die Verschiebung von der nordischen Eleganz zur mediterranen Glut. Der Abschied war nicht von Traurigkeit gezeichnet, sondern von einer stillen Dankbarkeit. Paris, die Stadt der Liebe, hatte mir nicht nur romantische Fantasien geschenkt, sondern die Liebe zum Augenblick, die Liebe zum detailreichen, lebendigen Leben. Ich stellte die leere Kaffeetasse beiseite. Ein letzter, tiefer Blick auf die vorbeiziehenden Passanten, das Geräusch des Verkehrs, das feine, unaufhörliche Summen der Stadt. Dann stand eine leichte Aufregung in der Luft, der Klang der spanischen Sprache in der Vorstellung.
Mit dem leisen Knistern der Zugtickets in Ihrer Tasche und dem warmen Gefühl der Sonne auf der Haut, erhoben Sie sich. Der Abschied war nur ein Au Revoir, denn ein Teil von mir blieb in der Jazzbar, andere Teile in der grünen Kiste eines Bouquinisten, im gedämpften Licht einer Weinbar.
Der Weg zum Bahnhof war nun nicht nur ein Weg, sondern eine Brücke: von der Eleganz von Gestern zum Abenteuer von Morgen.
 
Und weiter ging es gestern nach Barcelona...

Der Gare de Lyon, dieses majestätische Denkmal der Weltausstellung von 1900, empfing mich mit seiner prunkvollen Fassade und dem hoch aufragenden Uhrturm. Die Zeit, so spürte ich, wurde hier in einem anderen, feierlicheren Rhythmus gemessen. Unter der gusseisernen, wie eine Kathedrale wirkende Dachkonstruktion der Halle herrschte ein geschäftiges, aber merkwürdig geordnetes Chaos. Das gedämpfte Licht des Tages brach sich in den hochglanzpolierten Fliesen, auf denen die Eile der Reisenden widerhallte. Ich sah eilige Geschäftsleute, deren Anzüge beinahe mit dem Grau des Tages verschmolzen, junge Rucksacktouristen, die ihre Freiheit in sich trugen, und Familien, die Abschied nahmen, ihre Umarmungen wirkten wie kleine, stille Dramen.
Mein Blick fiel unweigerlich auf das Restaurant "Le Train Bleu", dessen opulenter Jugendstilprunk hinter den Bogenfenstern golden funkelte, eine Insel des zeitlosen Überflusses inmitten der Hektik. Es roch nach altem Stein, frisch gebrühtem Kaffee und einer Spur feiner, französischer Parfüms.
Am Gleis, wo der TGV bereitstand, war die Atmosphäre von gespannter Erwartung erfüllt. Die doppelstöckige, silberne Schlange aus Stahl wirkte elegant und kraftvoll zugleich. Die Anzeige bestätigte mein Ziel: Barcelona, Via Figueres.
Ich stieg ein und nahm auf dem Oberdeck Platz. Die Welt gehörte mir. Das Gefühl, über den Köpfen der Wartenden zu thronen, verlieh der Abreise eine besondere Erhabenheit.
Pünktlich glitten wir mit einem fast lautlosen Ruck los. Die Hektik des Bahnhofs zog sich zurück, wurde zu einem verschwommenen Gemälde. Zuerst die nüchternen Mauern der Pariser Vororte, die Graffiti-bedeckten Lärmschutzwände, dann ein kurzes, dunkles Rauschen, als der Zug in den Hochgeschwindigkeitsmodus schaltete.
Die ersten Stunden waren ein schneller Tanz mit der grünen, sanft gewellten Agrarlandschaft Zentralfrankreichs. Die Geschwindigkeit war so immens, dass die Felder und Baumgruppen zu kaleidoskopartigen Mustern verschmolzen. Die Welt draußen wurde zu einem Gemälde, das an impressionistische Gemälde mich erinnerte. Grauer Himmel drückte auf weite, braun-grüne Äcker, die von kerzengeraden Pappelreihen gesäumt wurden. Einzelne, steinerne Bauernhäuser huschten vorbei, als wären sie nur Gedankenblitze. Ich fühlte mich wie in einem Zeitraffer.
Als wir an Städten wie Valence und Nîmes vorbeizischten, bemerkte ich die subtile Veränderung der Landschaft. Sie wurde mediterraner. Die ersten knorrigen Olivenbäume und schlanken Zypressen tauchten auf. Die Farben wurden satter: ein tiefes Ocker der Erde, ein dunkleres, dichteres Grün. Die Sonne versuchte, den grauen Schleier zu durchbrechen, und tauchte die Szenerie für kurze Momente in ein weiches, goldgelbes Licht, eine Vorahnung des Südens.
Zwischen Sète und Narbonne erlebte ich den Höhepunkt, den ich vom Oberdeck aus besonders gut sehen konnte: das Mittelmeer. Für einen kostbaren Moment öffnete sich das Fenster zu dieser tiefdunklen, unendlichen Wasserfläche, deren Wellen unter dem trüben Himmel fast bleiern wirkten. Die Gischt schäumte gegen die Küstensteine, und die Weinberge des Languedoc-Roussillon reichten beinahe bis ans Ufer heran. Ich spürte die Nähe des Südens, die Verheißung des Lichtes.
Die Dämmerung begann, als der Zug bei Perpignan tiefer ins Hinterland fuhr und sich auf den Weg zu den Pyrenäen machte. Die Berge waren massiv, ihre grauen Flanken verschwanden im Dunst. Die Fahrt durch den Tunnel unter den Pyrenäen war eine mystische Passage – ein Moment der Dunkelheit, der die französische in die spanische Welt trennte.
Als wir aus dem Tunnel kamen, war es bereits tiefer Abend. Die letzte Etappe, durch Figueres und Girona, war eine Fahrt durch die dunkelste katalanische Nacht. Durch das Fenster sah ich nur noch die huschenden Lichter kleiner Dörfer, das rote Aufblitzen von Windrädern auf Bergkuppen und die spiegelnden Lichter von Autobahnen. Die Geschwindigkeit war nun ein gleichmäßiges Rauschen, das mich in eine entspannte Trance versetzte.
Der Zug kommt mit einem kaum spürbaren, tiefen Seufzen in Barcelona zum Stehen. Die Klimaanlage verstummt, und augenblicklich dringt die warme, nächtliche Luft Kataloniens in den Wagen. Der Bahnhof Barcelona Sants ist keine Kathedrale wie der Gare de Lyon, sondern ein funktionales, weitläufiges Labyrinth, dessen Gleisanlagen unter der Erde liegen. Ich war angekommen. Der Schleier des Pariser Wetters hatte sich gelüftet, und obwohl es Nacht war, empfing mich Barcelona mit dem warmen, pulsierenden Glanz seiner katalanischen Lichter. Eine neue Stadt, ein neues Gefühl, wartete. Unter mir ist das Gleis nicht mehr die kühle Stahlkonstruktion des Nordens, sondern fester, spanischer Boden. Als ich die schmalen Stufen des Oberdecks hinabsteige und durch die Zugtür trete, empfängt mich eine andere Welt. Es ist keine laute, schreiende Betriebsamkeit, sondern ein tiefes, vibrierendes Grundrauschen der südlichen Nacht. Die Luft ist mild, beinahe zärtlich, und trägt sofort Gerüche mit sich, die in Paris fehlten: eine Spur von salziger Meeresbrise, vielleicht der Duft von späten Jasminblüten und das fettige, verlockende Aroma von frisch frittiertem Essen aus den Bahnhofs-Tapasbars.
Die Bahnsteige sind hell beleuchtet, aber das Licht wirkt wärmer als in Frankreich, leicht gelblich. Die Lautsprecherstimme, die die Ankunft auf Katalanisch und Spanisch verkündet, klingt melodiös und sanft. Ich sehe Gesichter, die weicher, offener wirken als jene, die ich in Paris zurückließ. Reisende umarmen sich mit einer ungezwungenen Herzlichkeit, und das Rollen der Koffer vermischt sich mit dem leisen, beschwingten Gemurmel der Wiedersehensfreude.
Ich folge dem Strom der müden, aber aufgeregten Reisenden. Dort steht sie, die letzte Hürde, die mich von der Freiheit Barcelonas trennt. Ein unspektakulärer, aber unumgänglicher Gepäck-Scanner. Ich hieve meinen Rucksack auf das schwarze Band. Der Moment ist kurz, klinisch. Ein gelangweilt wirkender Mitarbeiter des Bahn-Sicherheitspersonals nickt mir mit einer beiläufigen Handbewegung zu. Der dunkle Tunnel des Scanners schluckt mein Gepäck, beleuchtet von einem unsichtbaren, kalten Licht. Für diesen kurzen Augenblick fühlt es sich an, als würde die Maschine meine Reise, meine Gedanken und meine Absichten durchleuchten. Die Sekunden dehnen sich. Ein leises, elektronisches Surren begleitet den Prozess. Dann, mit einem unspektakulären Klack, taucht mein Rucksack auf der anderen Seite wieder auf. Ich bin entlassen. Ich habe die Schwelle überschritten. Ich bin nicht mehr nur ein Passagier auf der Durchreise, ich bin in Barcelona. Ich steige die Rolltreppe hinauf in die Haupthalle. Der Raum öffnet sich, dominiert von Informationsschaltern, Reisebüros und der hellen, ununterbrochenen Beleuchtung. Aber meine Augen sind auf den Ausgang gerichtet. Ich trete ins Freie und spüre, wie die Mittelmeernacht mich umarmt. Der Himmel über mir ist klar, dunkel, und irgendwo hinter den Dächern höre ich das schwache Echo von Verkehr und urbaner Musik. Der Schweiß und die Anspannung der Reise weichen einem Gefühl der Ankunft.
Ich atme tief ein. Es riecht nach Salz und Freiheit.
 
Dankeschön! Bahnfahren ist wirklich gut. Viel besser als fliegen.

Heute habe ich einen Tag in Barcelona verbracht und morgen geht es weiter. Da ich mich hier nicht über den Tag äußern werde, habe ich beschlossen, Euch an meinem Tagebuch teilnehmen zu lassen, wie ich schreibe und was ich dabei empfinde.

Der leise Klack der Zimmertür hallt noch nach, als ich mich zum kleinen Schreibtisch hinüberlehne. Barcelona hat mich heute in sein Leben gezogen, so voller Eindrücke, daß der Kopf mir zu klein erscheint, mit soviel Inhalt. Die Sonne war zwar untergegangen, doch die Energie der Stadt schwingt noch in den Wänden nach. Vorsichtig ziehe ich mein Tagebuch aus dem Rucksack. Ein kleines, in Stoff gebundenes Büchlein aus Japan mit einem zarten, fast verblaßten Blümchenmuster, mit cremefarbenen Seiten, handgearbeitet, einmalig und den einmaligen Momenten angemessen, die darin niedergeschrieben wurden. Unauffällig, doch voller Geheimnisse. Normalerweise teile ich meine Reiseerlebnisse hier mit euch, wie eine Postkarte in die weite Welt. Heute aber ist es anders. Zu intim, zu wahr, zu nahe an meiner Person. Das gehört nicht in die Öffentlichkeit, sondern in diese schützende Hülle aus Papier und Stoff. Ich greife nach dem Kolbenfüller. So alt wie meine Person, ein Geschenk von einer lieben Seele, das mich seit jeher begleitet. Der Korpus, wie eine Zigarre. Früher war er hochglänzend, nun von einer satten, warmen Patina überzogen, Spuren von unzähligen Berührungen, überwiegend zärtlich. So viele, das ich mich nicht mehr an jede einzelne erinnern kann. Er zeigt Narben des Alltags, feine Kratzer, die wie ein Netzwerk von Fäden die Tiefe des Materials nur ahnen lassen. Sie sind entstanden durch Reibung in Jackentaschen, Aktentaschen…eine feingliedrige Geographie des Gebrauchs. An den Griffstellen, wo die Finger über Jahre hinweg das Material berührt haben, zeigt der Kunststoff eine leichte, organisch anmutende Glätte. Er fühlt sich eingelebt an, nicht hart, nicht neu, sondern geschmeidig und vertraut. Dieser Kunststoff ist nicht abgenutzt im Sinne von verschlissen, sondern zeigt seinen Charakter. Er zeigt die Würde des Dienstes, die Ehrung der Kontinuität. Es ist der Stoff, der die Beständigkeit der Hand und die Flüchtigkeit geschriebener Gedanke überdauert.
Das Fenster zur Seele meines Füllhalters, profan Tintenschauglas von modernen Menschen benannt, ist ein kleines Fenster im Bauch des Füllers. Es hat keinen makellosen Blick mehr. Dafür sind die Jahre des Schreibens zu tief in seine Materie gekrochen, wie eine alte Kirchenfensterscheibe ist es leicht getrübt. Durchzogen von feinem, dunklen Schleiern ausgetrockneter Tinte, die Sedimente meiner Gedanken, die ich in all den Jahren dem Füller anvertraut habe. Durch dieses Glas sehe ich nicht nur den aktuellen Füllstand, ich sehe die Farbe meines Lebens. Jetzt gerade schimmert es in diesem tiefen, malachitähnelnden Ton, der so beruhigend ist. Es ist nicht nur Tinte, es ist der flüssige Speicher meiner Erinnerung. Ich prüfe es nicht, um sicher zu gehen, daß genug Tinte da ist. Ich prüfe es, um mich zu vergewissern, daß mein Tag, meine Gedanken noch Farbe haben. Solange diese dunkle, lebendige Flüssigkeit dort tanzt, weiß ich, daß ich weiterschreiben kann.
An den Gewindegängen des Schaftes und an den Rändern der Kappe meines Füllers finde ich getrocknete Tintenspuren. Es sind nicht Schmutzflecken, das möchte ich betonen. Sie sind eher wie die feinen Linien in der Handfläche eines alten Mannes, die unentrinnbaren Narben eines erfüllten Lebens. Jede dieser fast unsichtbaren Ablagerungen ist eine Patina der Erfahrung. Sie sind der Beweis dafür, daß dieser Füller nicht im Schrank lag, sondern auf Tischen, in Taschen und zwischen Fingern, die geliebt, gelitten und gelebt haben. Sie machen Ihn, mein Stück einzigartig und unverwechselbar. Diese Spuren sind meine handschriftliche Biographie, ein Beweis des Lebens mit mir, ein Beweis unserer langjährigen Freundschaft.
Die Goldfeder glänzt im dünnen Lampenschein, ein warmes, verläßliches Stück Metall, das sich auf vielen Seiten mit meinen Lebensspuren verewigt hat. Die Tinte zeigt ein tiefes, sattes Grün. Neigt man den Stift, fängt sie das Licht ein und schimmert, als wäre sie mehr als Farbe, eine zerriebene Essenz von Stein, Malachit irgendwie, ein Stoff nicht von dieser Welt, ein königliches Grün für einen Tag voller königlicher Momente. Die Feder ist von den langen Jahren des Gebrauchs eingeschrieben. Sie gleitet über das Papier, fast schon fliegt sie mit meinen Gedanken und bringt doch noch immer einen flüssigen Strich zu Papier. Keine Spur des Verfalls ist an ihr zu sehen. So ähnelt sie dem, der sie führen darf.
Ich öffne das Buch auf einer neuen Seite. Die Feder senkt sich, schwebt kurz über das Papier, dann setzt die Feder die ersten Worte an. Die dunkle, glänzende Spur des Grüns zieht sich sacht übers Blatt, während ich Barcelona, die Stadt und das, was heute geschah, für immer in der Stille dieses kleinen Raumes verewige.
 
Ich sitze gerade im Zug und lese mein gestriges Laborat, welches mich etwas unzufrieden zurück läßt. Ich kann es besser, denke ich. Ich werde ab sofort mehr in Romanform schreiben. Wenn ich meinen Seelenbruder und Freund heute treffe, dann kann ich nur persönlicher schreiben. Die Namen werde ich aber verändern und mir sein placet einholen.
 
Ich sitze gerade im Zug und lese mein gestriges Laborat, welches mich etwas unzufrieden zurück läßt. Ich kann es besser, denke ich. Ich werde ab sofort mehr in Romanform schreiben. Wenn ich meinen Seelenbruder und Freund heute treffe, dann kann ich nur persönlicher schreiben. Die Namen werde ich aber verändern und mir sein placet einholen.
Mach Dir mal keinen Stress deswegen. Wir freuen uns über die Beiträge, aber auch Du selbst solltest damit zufrieden sein.
 
Dankeschön. Weiter geht's. Eine große Überraschung hat mich in Bilbão erwartet.



Der Vormittag in Barcelona-Sants ist ein Wirbelwind aus Sonnenlicht und eiligen Schritten. Ich stehe auf dem Bahnsteig, die letzten Ausläufer der mediterranen Wärme noch auf meiner Haut, bereit für eine Reise quer durch das Rückgrat Spaniens. Um kurz nach elf besteige ich den Zug, der mich auf dem ersten Abschnitt in Richtung Westen tragen soll.
Es ist ein Hochgeschwindigkeitszug, ein metallisch-weißer Iryo, dessen stromlinienförmige Schnauze fast elegant über die Gleise zu gleiten scheint. Im Inneren herrscht die schlichte, moderne Ästhetik des schnellen Reisens, bequeme, schmale Sitze in einer 2+2-Anordnung, gedämpftes Licht und ein leises, elektrisches Summen. Ich finde meinen Platz am Fenster und sehe zu, wie die bunten, lauten Vororte Barcelonas schnell zu flachen, olivgrünen Hängen werden.
Die erste Hälfte der Reise ist eine Fahrt durch das Herz Aragoniens, eine Lektion in Geologie und Erdgeschichte. Draußen zieht die Landschaft vorbei, zunächst noch geprägt von der milden, leicht bewölkten Wärme Kataloniens. Die Luft ist klar und trocken. Doch je weiter wir nach Westen eilen, desto ockerfarbener und karger wird die Erde. Riesige, zerklüftete Plateaus, die in der Vormittagssonne fast glühen, wechseln sich ab mit akkurat bewirtschafteten Feldern, die wie Flickenteppiche in Braun- und Gelbtönen wirken. Der Zug fegt über die Ebenen, die Berge der Pyrenäen im fernen Norden nur noch als blaßblauer Schatten. Nach fast zwei Stunden Fahrt verlangsamt sich der Zug und rollt in den monumentalen, stählernen Bahnhof von Zaragoza-Delicias ein.
Der Umstieg ist der Wendepunkt meiner Reise, der Moment, an dem ich die mediterrane Seele endgültig hinter mir lasse. Delicias ist ein gigantischer, lichtdurchfluteter Raum aus Glas und Beton, wo die Geschwindigkeit der Züge auf die gemächlichere Gangart des Nordens trifft. Ich muß nur das Gleis wechseln, ein kurzes Manöver mit meinem Gepäck.
Mein nächster Zug wirkt im Vergleich zum eleganten Renner gedrungener und robuster. Seine äußere Lackierung ist ein schlichtes Weiß und Lila. Dies ist der Zug, der mich nach Bilbão bringen wird, und seine Erscheinung atmet mehr Solidität als pure Geschwindigkeit aus.
Pünktlich setzt er sich in Bewegung. Mit jedem Kilometer Richtung Norden verändert sich die Landschaft dramatisch. Die trockenen Hochebenen weichen einem immer dichteren Grün. Ich sehe, wie der Himmel sich von einem klaren, hellen Blau zu einem grausilbernen, wolkenverhangenen Schleier wandelt. Die Felder werden saftiger, die vereinzelten Dörfer scheinen aus dunklerem Stein gebaut. Wir durchqueren die zerklüfteten Hänge des Baskenlandes, wo der Regen nicht nur eine Möglichkeit, sondern eine stetige Präsenz ist, die die Erde in ein sattes Smaragdgrün taucht. Flüsse schlängeln sich tief in bewaldeten Tälern.
Als der Zug schließlich in Bilbão-Abando einläuft, roch ich sofort die feuchtere, kühlere Luft des Nordens, vermischt mit einem Hauch von Salz und Industrie. Es ist Nachmittag, die Sonne kämpft gegen dicke Wolken an. Ich atme tief ein, steige aus dem Stahlgefährt und betrete die baskische Welt. Die Reise ist beendet, die Verwandlung perfekt. Ich bin von der hitzigen Eleganz des Mittelmeers in die rauhe, grüne Schönheit des Atlantiks gereist, ohne jemals das Land verlassen zu haben.
Als ich aussteige, schlägt mir die feuchte, kühle Atlantikluft Bilbaos entgegen. Ich schiebe mich durch die Menge in der prunkvollen, mit Glas überdachten Halle, deren riesige Buntglasdecke das gedämpfte Licht des späten Nachmittags in geometrische Muster zerlegt. Dort, inmitten der Hektik von Koffern und Wiedersehensfreude, werde ich erwartet.
Mein Freund ist mir sehr vertraut. Wir kennen uns wie Zwillingsbrüder. Kein Geheimnis steht zwischen uns. Er ist Anfang Fünfzig, sein Gesicht erzählt von einem halben Jahrhundert Kampf und Verbundenheit mit der Nordsee. Seine braunen Haare, an den Schläfen schon grau meliert, sind von unzähligen Sommern unter der arktischen Sonne fast strohblond ausgebleicht. Sie fallen ihm nun etwas ungekämmt über die Stirn. Doch es ist sein Gesicht, das die eigentliche Geschichte erzählte. Es ist das Gesicht eines Mannes von Islands Nordküste, wettergegerbt, tief gefurcht und unprätentiös. Die Haut ist von Wind und Salznebel ledrig geworden, ein dichtes Netz feiner Falten umspielt die äußeren Winkel seiner Augen, jene tiefen, scharfen Linien, die man nur bekommt, wenn man sein Leben lang gegen das gleißende Licht des Meeres anstarrt. Diese Falten sind kein Zeichen des Alters, sondern Landkarten der Erfahrung, jede einzelne ein dokumentierter Sturm, ein erfolgreicher Tag in der frostigen Morgendämmerung. Seine Augen sind von einem kühlen, stahlblauen Ton, der an das eisige Polarmeer erinnert. Sie sind wach, forschend und strahlen eine unerschütterliche Ruhe aus, die gelernt haben, die Launen des Ozeans zu lesen. Sie blicken nicht nur, sie analysieren die Welt.
Sein Mund ist von einer festen, oft schweigenden Entschlossenheit gezeichnet, doch wenn er spricht, bricht sich in den Furchen seiner Wangen ein ehrliches, warmes Lächeln bahn, das die Kälte seiner Augen für einen Moment vertreibt. Er ist die pure Verkörperung der nordischen Härte. Er ist ein Mann, dessen Aussehen wie sein Schiff ist, robust, auf das Wesentliche reduziert und bereit, sich jedem Wetter zu stellen. Er sieht aus, als würde er lieber einen Knoten knüpfen als ein überflüssiges Wort verlieren.

Die Erscheinung an seiner Seite kommt unerwartet. Sie strahlt eine tiefe, fast unwirkliche Ruhe aus. Es ist eine buddhistische Nonne. Ihre Erscheinung ist von einer eleganten Schlichtheit. Sie trägt eine dunkle Robe, eine Kesa, braun, die kaum eine Kontur des Körpers verrät. Es ist nicht aus einem Stück gefertigt, sondern eine zusammengesetzte Textur, eine Landkarte aus unzähligen Quadraten und Rechtecken unterschiedlicher Brauntöne. Kein Stoff ist neu, kein Flicken gleicht dem anderen. Einige sind verblichen von der Sonne. Andere zeigen die dunkle, reiche Tiefe der Jahre. Sie sind durch Nähte verbunden, die nicht darauf aus sind, unsichtbar zu sein, sondern als ehrlichste Linien des Lebens. Ich sehe es nicht als Kleidungsstück, sondern als eine Collage der Vergänglichkeit. Es ist, als hätte sie die Essenz des Weges mit Nadel und Faden festgehalten. Jede Phase erzählt von Notwendigkeit und Bescheidenheit. Der Stoff ist braun und ungeschönt, er flüstert keine Verführung oder Eitelkeit. Es ist das Gegenteil von allem, was die Welt für wertvoll hält. Dieses Gewand ist eine stille Predigt. Es ist eine Aussage gegen die Verschwendung, gegen die Perfektion, die nie existiert. Es ist die Würde, die man in der Gebrauchtheit und in der vollkommenen Unvollkommenheit findet. Es ist, als würde es sie nicht nur bedecken, sondern definieren. Sie trägt nicht nur ein Gewand, sie ist das Gewand, ein Muster aus vielen zerbrochenen Stücken, die zusammen eine unzerbrechliche Einheit bilden. Es erinnert mich daran, daß auch unsere eigenen Erfahrungen aus unzähligen flüchtigen Augenblicken besteht und daß die wahre Schönheit erst entsteht, wenn wir aufhören, die Nähte verstecken zu wollen, die uns zusammenhalten. Es ist ein geflicktes Versprechen, die Welt so anzunehmen, wie sie ist, Stückwerk, unvollständig und zutiefst heilig. Ihr Kopf ist vollkommen kahl und glänzt leicht im Hallenlicht, was ihre feinen, wachen Züge noch betont. Die Augen sind klar und hell, grünschimmernd mit grauen Sprengeln. Ihr Blick ist friedvoll, aber durchdringend, ganz anders als der hektische Blick der umstehenden Reisenden. Ihre Hände hält sie in einer Geste leichter Sammlung vor dem Bauch. Sie ist die Inkarnation der Stille an diesem lauten Ort.
„Willkommen", sagt mein Freund, sein warmes, vertrautes Grinsen auf den Lippen. Ich umarmte ihn, nicke der Nonne zu und spürte sofort eine sanfte Verbeugung als Antwort. Ihr Name Adana, er hat ihn genannt, klingt wie ein leises Murmeln in einer Fremdsprache. Es ist eine surreal schöne Begrüßung.
Wir verlassen den Bahnhof und steigen in ein Taxi. Kaum haben wir uns auf den Rücksitzen eingerichtet, die Nonne neben mir aufrecht und unbewegt, mein Freund vorne im Gespräch mit dem Fahrer, beginnt die Fahrt durch die Stadt. Bilbão präsentiert sich rauh, aber aufregend. Alte Industriegebäude säumen den Fluß, dessen Wasser unter dem grausilbernen Himmel glänzt. Die Temperaturen sind merklich kühler als in Barcelona, und die Luft ist vom Duft des Meeres und der Feuchtigkeit gesättigt. Das Taxi fährt vorbei an moderner Architektur, dem schimmernden Titan des Guggenheim-Museums, und durch enge Straßen, die sich langsam dem Hafengebiet öffnen. Mein Blick ist gefesselt von der urbanen Landschaft, doch aus dem Augenwinkel nehme ich die Nonne wahr, die während der ganzen Fahrt kein Wort spricht, aber deren pure, ruhige Präsenz den engen Raum des Taxis in einen kleinen Ort der Kontemplation verwandelt.
Schließlich erreichen wir den Yachthafen. Das Taxi hält, wir steigen aus. Mein Freund deutet auf einen Liegeplatz. Ich bin sofort von ihrer Erscheinung überwältigt. Sie liegt mächtig im Wasser, der Rumpf aus unlackiertem Aluminium schimmert stumpf im Licht. Es ist keine elegante, schlanke GFK-Yacht, sondern ein Schiff, dessen Erscheinung absolute Robustheit und Zweckmäßigkeit ausstrahlt. Der beinahe senkrechte Steven und die breite Kimm signalisieren Stärke. Sie wirkt bereit für die Arktis oder die Tropen, bereit zur Fahrt selbst in unbekannte Gefilde. Meine Augen suchen nach der Besonderheit dem Hubkiel. Als ich zum Rumpf hinunterblicke, sehe ich, daß sie in der angehobenen Position mit relativ geringem Tiefgang liegt, ein Versprechen auf flache Ankerplätze und das Trockenfallen im Watt. „Da ist sie", flüstert mein Freund. Wir nähern uns. Ich spüre das kalte, harte Metall, als ich die Reling ergreife und über die Gangway trete. Der erste Schritt an Deck ist ein Übergang. Das Deck ist klar, aufgeräumt und hochseetauglich. Ich atme tief durch.
Als ich mich umdrehe, steht die Nonne am Ende der Gangway, ihre dunkle Robe hebt sich stark vom hellen Aluminium ab. Sie nickt mir noch einmal mit dem friedlichen Lächeln zu.
"Dein neues Zuhause", denke ich, als ich die solide, schwere Tür des Decksalons öffne und den ersten Blick in das Innere werfe. Die Reise hat nicht in Bilbao geendet, sie beginnt gerade erst hier, an Bord. Mein neues Transportmittel aus stumpfem Aluminium, liegt wie ein stählernes Versprechen von Distanz und Abenteuer. An Bord, im aufgeräumten, aber noch kalten Salon, herrscht eine ungewöhnliche Stille, die von der Anwesenheit der Nonne ausgeht. Die Frage, die in der feuchten Luft hängt, ist einfach. Warum ist eine buddhistische Nonne in dem Flickenkleid Buddhas auf einem hochseetüchtigen Segler, der nach Lissabon aufbricht?
Ich habe sie mit einer Mischung aus Neugier und Verwirrung angesehen, als mein Freund die Erklärung liefert. Er, mein Vertrauter und langjähriger Freund, scheint selbst ganz in seinem Element zu sein in diesem surrealen Arrangement von Zen und Segelstahl. „Es ist ein Segen", beginnt er, während er die Segelgarderobe prüft, „eine Fügung des Karmas, wenn du so willst."
Die Nonne, die auf einer der Salonsitzbänke mit unbewegter Haltung sitzt, hob leise die Hände. Ihr kahl rasierter Kopf leuchtet leicht im spärlichen Kabinenlicht.
Die Geschichte ist erstaunlich einfach und doch von der Art, die nur das Leben schreiben kann. Schwester Ananda lebt und meditiert in einem ruhigen buddhistischen Zentrum in der Nähe von Lissabon. Sie hatte vor Kurzem die beschwerliche Reise nach Nordspanien unternommen, um ihre betagten Eltern zu besuchen, die in einer kleinen Stadt im Baskenland leben und deren Kräfte schwanden. Es war eine notwendige Unterbrechung ihres Gelübdes der Stille, eine letzte Geste der töchterlichen Liebe.
„Der Aufenthalt war eine Prüfung", flüsterte mein Freund. „Die Rückreise mit dem Zug oder gar dem Flugzeug hätte viele, viele Stunden gedauert, mit Umstiegen und dem Geschrei der Welt."
Genau in dieser Zeit des Aufbruchs hat mein Freund von ihr gehört. Die Route nach Lissabon ist fast direkt, entlang der kantabrischen und portugiesischen Küste, eine Reise, die mit gutem Wind in wenigen Tagen zu bewältigen ist. Es ist die reinste, direkteste und, was am wichtigsten ist, die ruhigste Art der Rückkehr in ihr Kloster.
„Ich habe ihr die Situation erklärt", fährt mein Freund fort, „und sie stimmte zu. Eine Seereise ist eine Meditation für sich, eine lange Lektion in Loslassen und Vertrauen in die Elemente. Sie wird im Bug wohnen, in der Stille der Bewegung."
Schwester Ananda nickt. Ihre Augen funkeln kurz auf. „Das Meer lehrt Sanftmut", sagt sie aus Englisch mit einer Stimme, die kaum lauter war als das leichte Schlagen der Fallen am Mast. Es sind die einzigen Worte, die ich von ihr in der Kabine höre.
Und so wird es entschieden. Das Aluminiumschiff, gebaut für die Stürme des Nordens, wird auf dieser Überfahrt zum Klostertaxi werden. Der Kurs ist gesetzt. Vom feuchten Grau Bilbãos, vorbei an den rauhen Klippen Galiziens, bis zu den grünen, mystischen Hügeln von Sintra bei Lissabon.
Wir werden ein Stück des Weges gemeinsam zurücklegen: ein stählernes Boot, ein rastloser Seemann und pragmatischer Freund und eine Nonne, deren Stille die rauhe See besänftigen sollte. Ihre Anwesenheit ist keine Last, sondern ein Anker der Ruhe auf unserer Fahrt. Die Logistik des Glaubens hat einen unwahrscheinlichen Platz an Bord des Schiffes gefunden.
 
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Was sagt man da? Mast-und Schotbruch, oder? Gute Reise und freundliche Winde!

genau, Danke!

Und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel!

auch das sagt man, sei bedankt


Wir sind gestern bis kurz hinter Santander gekommen und heute geht es westwärts, soweit das Wasser uns bis abends tragen wird. Hier der Bericht vom gestrigen Tag.

Der Tag bricht über Bilbao an, nicht mit strahlendem Sonnenschein, sondern mit einem satten, graugrünen Licht. Der leichte Wind zieht aus Nordwest, ein Geschenk für unsere erste Etappe gen Westen. Die Segel riechen nach Abenteuer und leichtem Stock. Heute geht es los, mindestens eine Woche Zeit für die Reise nach Lissabon, gemütlich.
Hrafn, mein isländischer Fels in der Brandung, bindet die letzten Festmacher los. Er sieht nicht auf die rauhe See hinaus, sondern lächelt nur sein ruhiges Lächeln. „Gute Winde, mein Freund. Aber der Atlantik wird uns prüfen.“
Schwester Adana, in ihrer braunen Kleidung, steht am Bug, eine kleine, aber unerschütterliche Silhouette. Nach dem Auslaufen zündet sie in einer Schale ein Stück Sandelholz an, nur für den Duft, „zum Ehren des Ozeans, der keine Flamme duldet“, wie sie sagt. Dann verschwindet sie mit ihrem Zafu in der Eignerkabine, wo die Schiffsbewegung am wenigsten zu spüren ist.
Wir setzen das Großsegel und die Fock. Unser Aluminium-Katamaran ohne zweites Schiff, wie ich sie liebevoll nenne, liegt stabil im Wasser. Die Wellen der Biskaya sind kurz und kabbelig, aber das dicke Aluminium des Rumpfes murmelt nur leise bei jedem Aufprall, nur ein dumpfes, beruhigendes Wummern. Der Himmel ist, wie vom Wetterdienst geweissagt, wechselnd bewölkt. Der Wind zwingt uns früh zu reffen. Die Gischt klatscht gegen den massiven Aluminiumrumpf.
Ich steuere, spüre das Leben im Ruder und atme den salzigen Wind tief ein. Das Meer ist heute ein riesiges, sich ständig wandelndes Blau, das sich bis zum Horizont ausdehnt, ohne Unterbrechung. Ich sehe, wie die Welle unter dem Bug bricht, ein ständiges, rhythmisch zischendes Geräusch, das unser einziges Gespräch ist. Das Boot neigt sich mit Kraft in den Wind, und ich spüre das Zittern des Rumpfes unter meinen Füßen. Wir sind nur ein kleiner, silberner Fleck in dieser unermesslichen Bewegung, aber ich habe das Gefühl, hier draußen wirklich zu existieren, fernab von allem, was zählt.
Seit Stunden hängt die Küste wie ein schmaler, graublauer Schatten an Backbord. Ich kneife die Augen zusammen, versuche, die Konturen zu entziffern, aber alles ist weichgezeichnet. Die Berge sind nur ein undeutliches Relief, ein Versprechen von Land, von Felsen und Bäumen, die fest stehen. Ich rieche nichts außer Salz und Meer, aber ich weiß, dass hinter diesem blassen Schleier Dörfer und Menschen warten. Es ist eine seltsame Dualität. Ich genieße die Freiheit des Ozeans, doch meine Augen suchen unaufhörlich diesen dunklen Strich, diesen fernen, unwirklichen Rand der Welt, der unser Ankerplatz sein wird.
Am Abend erreichen wir eine kleine, geschützte Bucht westlich von Santander. Dank des Hubkiels, den wir hochfahren, gleiten wir fast bis an einen sandigen Strand. Die Welt wird still. Hrafn wirft einen Anker aus und betrachtet die umliegenden Felsen. „Ein starker Ort. Hier kann man dem Meer zuhören.“ Er gießt einen Schluck Brennivín als kleine Opfergabe ins Wasser, ein heidnisches Ritual im christlichen Spanien.
Adana sitzt im Salon, eine kleine Kerze flackert neben ihr. Sie beginnt die liebende Güte in die Nacht zu schicken, das Metta Sutta, an die Fische, die Wellen, an uns drei ungleichen Seelen.


Heute geht es weiter westwärts, Winde sind als gut vom Wetterdienst angekündigt worden.
 
und weiter geht es... an der Costa verde entlang... und eine Begegnung der besonderen Art


Wir haben gut Strecke gemacht, die spanische "Costa Verde" von Asturien zieht vorbei. Das Wetter hat sich beruhigt, heute ist es wechselnd bewölkt, aber der Wind ist stetig. Fast perfekte Segelbedingungen bei Halbwind und Raumwind.
Plötzlich, als die Sonne einen Moment durch die Wolken bricht, höre ich Adanas aufgeregten, aber gedämpften Ruf. „Schau! Sie kommen, um uns zu begrüßen.“
Eine Schule von Delfinen taucht aus den Wellen. Sie tanzen um den Bug, ihre Körper blitzend im Spritzwasser, grausilberne Körper, voller urtümlicher Kraft, Geschwindigkeit und Flexibilität. Es wirkt wie ein Rausch von Bewegung und Anmut. Wir alle stehen still und sehen zu.
Hrafn lacht. „Das sind die Hafmeyjar und Hafmenn , die Meerfrauen und Meermänner des Nordmeers. Ein gutes Omen, Freund. Sie segnen unser Schiff.“
Adana faltet ihre Hände vor der Brust, der Delfintanz ist ihre neue Meditation. Ihre Augen strahlen. Sie nimmt es nicht als Spektakel, sondern als Bestätigung der Verbundenheit, die sie stets sucht. Sie sitzt auf dem Kajütdach und singt leise ein buddhistisches Lied, dessen Melodie über das Wasser trägt.
Nachmittags fahren wir den Kiel hoch und suchen einen Ankerplatz in der Nähe von Cudillero. Diese kleine, in die Klippen geduckte asturische Stadt wirkt wie ein Postkartenmotiv von See aus. Wir setzen das Dingi aus. Ein Spaziergang an Land, um frisches Wasser zu holen und die Beine zu vertreten.
Adana sammelt auf dem steinigen Strand sorgfältig Treibholz und Muscheln, sieht in jedem Stück die „vergängliche Schönheit“ der Natur. Hrafn hingegen inspiziert die Klippen, seine Hände fühlen den Granit. „Hartes Land“, sagt er anerkennend. „Gute Verteidigung gegen den Ozean.“ Er erzählt mir eine Saga von den alten Meeresriesen, die einst diese Felsen geformt haben sollen, seine Augen brennen dabei mit einem altertümlichen Feuer.
 
Sicher kennt dein skipper orcas.pt ...
Hier die 'angriffe' seit 1.1.2025

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Danke Riko,

Wer kennt die nicht! Wir haben die Hoffnung das das Gürkchen verschont bleibt. Immerhin ist es ein Spezialbau für Hochsee und flache Gewässer. Da vertrau ich meinem Freund, da er damit auch seinen Lebensunterhalt bestreitet. Er fährt seit seiner Jugend zur zur See.

Die nächsten Tage werde ich wieder mal was hier schreiben.
 
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