Unverhofft in Lissabon... Und in der LX Factory II.
Farben und Strukturen begeistern mich. Das kann im Prinzip auch bei Lebensmitteln der Fall sein, vor allem, wenn so liebevoll dekoriert:
Aber umso faszinierter davon bin ich in Werkstätten und Läden, die mit "meinen" Objekten harmonieren. Ein kleines hölzernes Mehlsieb entdecke ich auf einem "Grabbeltischchen" und sofort sehe ich darin den runden Rahmen für eines meiner selbst entworfenen und gebauten Havenhuisjes. Zumal der Preis... Und das zu tragende Fliegengewicht (wer weiß, was dieser Tag noch bringt?) ist auch zu vernachlässigen. Nichts wie rein ins halbdunkle Lädchen.
Der Inhaber ist ein wenig mit Farbe bekleckert und einsfixdrei sind wir im "Fachgespräch". "Magst du einen Kaffee?" Ach, wie schade, das geht nicht, trotz Nachfrage möchte Peter nicht hereinkommen und unnötig warten lassen möchte ich ihn nicht. Wäre ich allein gewesen, wären wir bestimmt aus den Fachsimpeleien nicht mehr herausgekommen.
Am Ende darf ich in die Werkstatt und wir tauschen uns über Farben, Pinsel und andere Materialien und Werkzeuge aus. "Darf ich fotografieren, damit ich mich erinnern kann?" Der nette Portugiese strahlt und nickt. Und ich denke: "Was immer heute noch schreckliches kommt, diese Momente kann dir niemand mehr nehmen!"
Ganz strahlend komme ich wohl wieder heraus, zugleich mit einem schlechten Gewissen, weil die Stimmung so auf dem Nullpunkt ist. Wenn ich nur etwas daran ändern könnte, aber wie? Die Sonne scheint, entspannte Menschen bummeln, was ist denn nur verkehrt?
Interessante Objekte verlocken die Kamera, Läden auch (ich gehe in keinen mehr).
Und dann stehe ich vor "meinem" Laden. Hier wird mit Kreidefarben gearbeitet und ich bin "hin und weg". Nur gut, dass die Werkstatt geschlossen ist. Trotzdem presse ich mein Gesicht an die Fenster, um alles ganz genau anzuschauen. Wenigstens das...
Irgendwie gehen dort ständig Besucher an uns vorbei, es gibt also oben noch weitere Etagen? Ich frage jemanden. Er nickt. "Ja, oben ist viel mehr los als hier unten, da müsst ihr unbedingt hin! Da gibt's jede Menge Restaurants, Cafés, Läden, Werkstätten, Musik, etc." Tja. Das wird dann wohl nichts. Vielleicht komme ich ja irgendwann, irgendwie nochmal hierher? Und nächtige vorn im Dorm Hostel?
Ich ahne schon, dass es so vermutlich nie sein wird. Aber ein Mensch, der Freiheit braucht, um sich in einer Beziehung wohlzufühlen, kann doch nicht zum angeketteten Hofhund werden? Zum Belustigungsclown, zum Reiseführer? Wo und wie würde das enden?! Wenn du diese Rolle erst inne hast, dann bist du verloren...
Manchmal glauben wir, dass Menschen Lotteriezelte sind,
dass sie da sind, um unsere absurden Illusionen wahr werden zu lassen.
Carlos Ruiz Zafón
dass sie da sind, um unsere absurden Illusionen wahr werden zu lassen.
Carlos Ruiz Zafón