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Lissabon: Ein neuer Anfang nach unvorhergesehenen Ereignissen




Unverhofft in Lissabon... Und in der LX Factory II.

Farben und Strukturen begeistern mich. Das kann im Prinzip auch bei Lebensmitteln der Fall sein, vor allem, wenn so liebevoll dekoriert:

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Aber umso faszinierter davon bin ich in Werkstätten und Läden, die mit "meinen" Objekten harmonieren. Ein kleines hölzernes Mehlsieb entdecke ich auf einem "Grabbeltischchen" und sofort sehe ich darin den runden Rahmen für eines meiner selbst entworfenen und gebauten Havenhuisjes. Zumal der Preis... Und das zu tragende Fliegengewicht (wer weiß, was dieser Tag noch bringt?) ist auch zu vernachlässigen. Nichts wie rein ins halbdunkle Lädchen.

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Der Inhaber ist ein wenig mit Farbe bekleckert und einsfixdrei sind wir im "Fachgespräch". "Magst du einen Kaffee?" Ach, wie schade, das geht nicht, trotz Nachfrage möchte Peter nicht hereinkommen und unnötig warten lassen möchte ich ihn nicht. Wäre ich allein gewesen, wären wir bestimmt aus den Fachsimpeleien nicht mehr herausgekommen.

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Am Ende darf ich in die Werkstatt und wir tauschen uns über Farben, Pinsel und andere Materialien und Werkzeuge aus. "Darf ich fotografieren, damit ich mich erinnern kann?" Der nette Portugiese strahlt und nickt. Und ich denke: "Was immer heute noch schreckliches kommt, diese Momente kann dir niemand mehr nehmen!"

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Ganz strahlend komme ich wohl wieder heraus, zugleich mit einem schlechten Gewissen, weil die Stimmung so auf dem Nullpunkt ist. Wenn ich nur etwas daran ändern könnte, aber wie? Die Sonne scheint, entspannte Menschen bummeln, was ist denn nur verkehrt?

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Interessante Objekte verlocken die Kamera, Läden auch (ich gehe in keinen mehr).

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Und dann stehe ich vor "meinem" Laden. Hier wird mit Kreidefarben gearbeitet und ich bin "hin und weg". Nur gut, dass die Werkstatt geschlossen ist. Trotzdem presse ich mein Gesicht an die Fenster, um alles ganz genau anzuschauen. Wenigstens das...

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Irgendwie gehen dort ständig Besucher an uns vorbei, es gibt also oben noch weitere Etagen? Ich frage jemanden. Er nickt. "Ja, oben ist viel mehr los als hier unten, da müsst ihr unbedingt hin! Da gibt's jede Menge Restaurants, Cafés, Läden, Werkstätten, Musik, etc." Tja. Das wird dann wohl nichts. Vielleicht komme ich ja irgendwann, irgendwie nochmal hierher? Und nächtige vorn im Dorm Hostel?

Ich ahne schon, dass es so vermutlich nie sein wird. Aber ein Mensch, der Freiheit braucht, um sich in einer Beziehung wohlzufühlen, kann doch nicht zum angeketteten Hofhund werden? Zum Belustigungsclown, zum Reiseführer? Wo und wie würde das enden?! Wenn du diese Rolle erst inne hast, dann bist du verloren...


Manchmal glauben wir, dass Menschen Lotteriezelte sind,
dass sie da sind, um unsere absurden Illusionen wahr werden zu lassen.

Carlos Ruiz Zafón



 

Unverhofft in Lissabon... Und in der LX Factory III.


Meine Suche im Reiseführer hatte "Flohmärkten" gegolten. Nun bin ich an einem Ort gelandet, der so vieles mehr ist. Ganz unverhofft. Bunt, voller Leben. Kunst. Handwerk. Ideen. Aufgeschlossenen Menschen. Flair. Fröhlichkeit. Wie bedrückt mich, dass diese Empfindung nur mich betrifft...

Aber man darf und kann dem Partner nichts aufzwingen. Doch ist es in Ordnung, wenn einer dem anderen kontinuierlich etwas zerstört? Irgendwie mit System? Auf dem Weg nach draußen sinne ich traurig darüber nach. Mir ist bewusst, woher ich das Gefühl kenne, nicht zu genügen. Und warum er so oft hohe Erwartungen hat, die sich gar nicht erfüllen können. Wenn beide so bleiben, wie ihre Kindheit sie geformt hat, ist ihre Beziehung zum Scheitern verurteilt. Es sei denn, mindestens ein Part korrigiert sein Verhalten. Aber wer wird das sein? Oder treffen beide sich irgendwann in der Mitte?

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Was mag da oben alles sein? Ich bemühe mich darüber nicht nachzudenken...

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Wow, hat irgendwie Ähnlickeit mit Monteiro, jedenfalls seiner Zeit.
Viele verschiedene Schubladen und Rahmen habe ich, diese Idee wird verinnerlicht!

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Auch eine schöne, kreative Idee, falls man mal z.B. Scherben von geliebten Sachen hat:

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Industrie-Style ist damals gerade mächtig angesagt, diese Art Lampen sind teuer:

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Hey, Überraschung: Die tolle Vintage-Kommode vom Beitragsanfang der LX -Factory zeigt ihr Geheimnis. Oben darauf kann man sitzen, speisen und schauen.

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Ein letzter Blick zurück, nun ist's belebter geworden...

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Das Eingangs-Übersichtsschild zeigt mir die Weitläufigkeit des Geländes:

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Und eine geöffnete Tür in der Häuserzeile danach, dass es immer irgendeinen Weg gibt.

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Aber an anderer Stelle, dass manches einfach verriegelt und verrammelt ist:

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Während wir laufen, denke ich schweigsam darüber nach. Nun gilt es den Fährhafen zu finden, von dort soll es zur zweiten Überraschung des Tages gehen. Nachdem Punkt eins eindeutig als gescheitert angesehen werden muss (jedenfalls aus der Sicht der männlichen Seite), soll Punkt zwei der Hit werden. Peter ist Modellbauer, besitzt mehrere alte Schiffsmodelle und findet die VASA gut. Okay, sie ist es nun nicht, die auf der anderen Seite des Tejos liegt, aber immerhin ein auch schönes Museumsschiff!

Wie wir zum Fährhafen kommen habe ich mir skizziert (was auch sonst, ich überlassse wenig dem Zufall, das würde mich irritieren). Alles lässt sich leicht finden, da bin ich erleichtert, aber wer kann das vorher wissen?! Auch nicht, was sich im Hafenbereich noch alles so finden, ähh fotografieren lässt. Graffitikünstler sind in Aktion, Poller zeigen lustige Motive. Schiffe schieben sich ins Bild, Menschen, Tiere, Hafengebäude. Mein Herz hüpft (ganz leise). Denn ich höre mir vorwurfsvolle Zurechtweisungen an.

Man könnte auch miteinander schweigen. Oder resümieren. Oder gespannt sein auf das, was noch kommt. Oder... Ach, ich weiß nicht... Irgendwas anderes jedenfalls...

Der Wind greift mild in die Harfensaiten der Brücke. Zuerst höre ich es gar nicht (wie auch, wenn man lautstark zugetextet wird). Aber dann scheint das Geräusch in mir zu sein. Als würde ich vibrieren, mein Herz sich dem fremden Rhythmus angepasst haben. Fasziniert schaue ich auf das metallene Meisterwerk in der Ferne. Es scheint mit dem Wind zu singen, mich zu rufen, zu locken, mir etwas zu versprechen. Unbekanntes ergreift Besitz von mir, lockt mich auf einen Weg, schenkt mir ein wahres Abenteuer.

"Folge meinem Ruf", singen die Stahlseile der roten Riesenharfe, "du wirst alles auf einmal finden, was du gesucht hast. Du wirst uns näher kommen, als du je dachtest!" Aber wie könnte das denn eintreten?


Ich weiß, dass Sie auf mich warten werden,
und ich weiß, dass ich Sie unter den Menschen erkennen werde,
da ich Sie auch dann erkennen würde,
wenn tausend Jahre vergangen wären.
Ich weiß es schon lange.

Carlos Ruiz Zafón




 



Unverhofft in Lissabon... Und im Hafenbereich.



Es war trotz allem für mich ein schöner Vormittag in der LX Factory. Und ich versuche mir die Erinnerungen daran zu bewahren, die freundlichen Gesichter vor mir zu sehen und die Gespräche zu rekapitulieren. Welchen ganz persönlichen Schatz habe ich dort für mich entdecken dürfen und noch lange möchte ich von ihm zehren...

Nun suche ich nach dem Hafenbereich und dem Fähr-Terminal, um auf die andere Seite des Tejo überzusetzen. Der Museumssegler wird bestimmt eine große Überraschung werden, da habe ich ein echtes As im Ärmel, von dem der Große nichts ahnt! Die "Fragata" ist das letzte portugiesische Segelschiff der legendären Indienroute, wurde im neunzehnten Jahrhundert gebaut, vor einigen Jahren restauriert und ist heute zu besichtigen.

Auch für mich verbinden sich dort Holz und Meer, besser kann es für uns beide gar nicht sein! Theoretisch. Die Christusstatue "Christo Rei" wäre wohl eher nur für mich interessant und ein ganzes Stück weit zu laufen. Das wird sich wohl kaum ergeben. Und das "Almada Naval Museum" ist sonntags leider geschlossen. Dieses Museum präsentiert tausende von maritimen Objekten und eine große Menge an Informationen über die Bedeutung des Schiffsbaus in Almada. Es versucht das Verständnis für diese besondere Kunst der Portugiesen und die Erinnerung daran zu bewahren.

Wäre sicher sehr informativ gewesen, aber man kann nicht alles haben! Außerdem wurde uns (mir) schon die Factory geschenkt, viel mehr kann man nicht verlangen. Auch theoretisch. Sehr sogar.

Die Hafenanlagen am Tejo unterwegs zum Fährbereich erweisen sich aber als unverhofft ergiebig:

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Hmh, da sind die Hochhäuser auf der gegenüberliegenden Seite des Tejo zu sehen, die noch eine eher unerfreuliche Rolle spielen werden:

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Die Sprayer hingegen sind absolut cool, sehr nett und bereitwillig auskunftsfreudig:

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Sie sind dort im Auftrag der Stadt tätig und dürfen nach eigenem Gusto gestalten:

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Graffiti, ein Streitthema und Geschmackssache, schon klar, aber das ist doch gut:

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Am Tejo zu sein ist für mich schon Freude genug:

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Die ganze Zeit über, wärend wir laufen, gibt es Diskussionen. Nein, es ist wohl eher ein Monolog. Der nicht enden will. Ich höre alles das, was ich ohnehin schon erkannt hatte. Es ist die Bestätigung meiner Gedanken und Gefühle. Irgendwie ist da ein Schmerz, den ich tief in meinem Herzen verletzt spüre. Aber zugleich vernehme ich aus der Ferne das Lied der Brücke. Wenn ich mich umschaue, dann kann ich sie sehen. Wenn wir zurückfahren werde ich an ihr vorbeikommen und ihr aus dem Fenster der Bahn zuwinken.

Aber wir fahren nicht zurück. Und vermutlich wusste sie es schon längst vor mir...


Ich lächelte für mich.
Selbst die schlimmsten Erfahrungen sind eine Erleichterung,
wenn es nur eine Bestätigung für etwas ist,
das Sie bereits gewusst haben, ohne es wissen zu wollen.

Carlos Ruiz Zafón



 
@Metamorphose Tolle Berichte, aber im Portugalforum einen Spanier - Zafon - zu zitieren, geht gar nicht.;) Das ist wie in Portugal jemanden mit Buenos Dias zu begrüßen...

Obwohl ich Zafon sehr schätze und seinen Romanspuren schon durch Barcelona gefolgt bin...
 



Unverhofft in Lissabon... Und im Hafenbereich II.
Ich fang mal offtopic an: Den Tag hab' ich in meinem Emder Haus verbracht, mit den zweimeterfünfzig hohen und einen Meter breiten, doppeltverglasten Fenstern mit Flügel. Oh Mann, was sind diese Teile schwer und irgendwie muss man sie aufrichten... Eines ist nun eingebaut und die Verkleidungs- und Putzarbeiten haben begonnen. Zum Abschluss habe ich zwei Etagen höher gewühlt, im lange verwaisten Computerkram (das Haus hat - wie viele niederländische Kaufmannshäuser - fünf Etagen, da kann man schon mal im falschen Zimmer suchen), aber hatte tatsächlich Erfolg: Die Speicherkarten mit den Fotos von Porto wurden gefunden, es wird also "Unverhofft in Porto..." geben). Ende OT.

In Lissabon streben wir durch den Hafenbereich dem Fähr-Terminal entgegen. Mist aber auch, immer habe ich meine Augen überall und die Kamera sowieso gerade in der Hand und wenn dann eine Mischung aus Metall, Rost und Graffiti auftaucht, muss ich einfach auf den Auslöser drücken, zumal mich das für Momente von der problematischen, ziemlich einseitigen Unterhaltung ablenkt...

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Welch' schöne Liebeserklärung.. Haach.. Hat noch nie ein Mann für mich gemacht ;)...

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Ist das nicht ein Superwetter? Möchte man da nicht in Lissabon bummeln? Manche Menschen schon...

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Als Asperger konzentriere ich mich immer dann auf gegenständliches (Häuser, Pflanzen, Landschaften, Skulpturen, Wolken, Schiffe etc.), wenn ich gerade zu spüren bekomme, wie jemand rücksichtslos auf meinen Gefühlen herumtrampelt und jegliche Grenzen überschreitet. Das kann aber nicht der Sinn einer gemeinsamen Reise sein. Weil eben gar keine Gemeinsamkeit da ist. Ich + Ich ergeben nun einmal zwei. Und nicht eins...


Menschen sterben an gebrochenen Herzen.
Sie bekommen Herzinfarkte.
Und es ist das Herz, das am meisten wehtut,
wenn etwas schief geht und auseinander fällt.


aus: "Die Bücherdiebin"
- Markus Zusak -


 



Unverhofft in Lissabon... Und nun in Cacilhas.


(Offtopic: Wieder ein langer Tag in Emden. Immer noch beim ersten Fenster. Das einer Reparatur des Blockrahmens bedarf und innen einer Rigipsverkleidung. Alles ist mühsam und zieht sich hin, allein die hölzerne Fensterbank, mit dem hoffentlich richtigen Winkel versehen. An den Wallanlagen befindet sich eine Wohneinrichtung für Senioren, deren Bewohner sich ab frühem Nachmittag auf den Weg zur Stadt machen. Teils mit Rollator, teils ohne, auf jeden Fall aber sehr unterhaltungsfreudig. "Oh, haben sie gerade das Haus gekauft?" "Nein, es gehört mir seit dreiunddreißig Jahren!" "Aber jetzt ziehen sie da ein?" Hiiilfe!
Es ist seltsam dort zu sein. Und zugleich ein "nach-Hause-kommen". Die Stufen knarren immer noch an den unveränderten Stellen. Türen öffnen sich wie von selbst (ist der uralte Holzboden schief)? Das Haus scheint zu lächeln, als ich im Fensterbereich die längst überflüssigen Tapeten entferne (extra noch aufgebracht, weil der NDR mal bei mir filmte). Vierhundertsiebenundfünfzig Jahre sind ein Tag...


Fährfahrt nach Cacilhas. Funktioniert wie? Aha. Die Fähre ist am Nachmittag voller Menschen mit vielen Hautfarben. Meistens weiblich. Müde und erschöpft wirken sie auf mich. Abgearbeitet. Leer. Schweigsam. Trotzdem meistens in Gruppen unterwegs. Ich weiß, dass mich (uns) auf der anderen Tejo-Seite eine ganz andere Welt erwartet. Keine Hochglanzbilderwelt. Nichts herausgeputztes. Touristenaufgehübschtes. Aber was tatsächlich auf uns zukommt, das stand in keinem Reiseführer...

Der Große hatte in der LX irgendein Gebäck gekauft. Knochentrocken. Natürlich kein Getränk dazu. Weil er nur selten was trinkt. Da hab' ich also mal wieder Pech gehabt. Mir klebt die Pappe auf dem Schiff praktisch am Gaumen. Und anderes liegt mir auf der Seele. Mindestens genauso staubtrocken. Inmitten der bunten Menschenmischung hingegen fühle ich mich wohl. Wir sind ein Teil davon und ich empfinde mich endlich mal nicht als Reisende. Bald besichtigen wir das Museumsschiff, ein Café soll es dort geben, der Nachmittag ist gerettet!

Oder auch nicht...

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Adeus Lissabon, ich werde dich nicht wiedersehen und ahne es nicht...

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Ein letzter Blick am Terminal...

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Die Vögel jedenfalls sind zutraulich...

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Auch die Möwen furchtlos...

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Und die Tauben tarnen sich mit Glamourfarben:

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Das eigentliche Highlight (Museumsschiff) wird verschmäht. Da bin ich echt sprachlos. Und nun? Immer redet er davon und jetzt gerade besteht kein Interesse? Irgendwie, so ganz langsam, aber mit ansteigender Innentemperatur (oder sollte ich eher "-temperament" sagen), reicht es sogar mir... Nö, ausgerechnet bei der allerersten Gelegenheit, auf der absoluten Schattenseite, wo kein Schwein, äh Tourist (geschweige denn Einheimischer) sitzt, soll ich jetzt Platz nehmen? Nein!

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Ich hab' nun, genau in diesem Moment, endgültig genug von dem ganzen unnötigen Stress, Theater oder Budenzauber (obwohl ich beides später so richtig bekomme). Diese Urlaubswoche hatte ich mir ganz anders vorgestellt! "Ach, wie denn?" fragt da ein Rauschen nach.

Anders eben. Spannend. Abenteuerlich. Stöbernd. Entdeckend. Mit Begegnungen. Ungewöhnlichem. Unerwartetem. Eben ein Tag, von dem man später sagen wird: "Hey, der war es. Das war toll. Da hatte ich Spaß. War so richtig begeistert." Das kann doch so schwer nicht sein?!

"Nö", singt die Brücke, "hatten wir nicht eine Verabredung? Nun lauf' doch endlich los!"


"Und bewahr' dir deine Träume. Du kannst nie wissen, wann du sie brauchst."
"Immer!"

Carlos Ruiz Zafón





 
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Unverhofft in Lissabon... Cacilhas und Almada.


Das Traditionssschiff war also für den zu Beschenkenden kein Thema, das Museum ist am Sonntag geschlossen, ich ersticke gleich vor Durst nach dem trockenen Gebäck, ins Café wo kein einziger Gast sitzt (vermutlich weil im Schatten) will ich nicht hin. Es ergibt sich also die logische Frage: "Was machen wir nun mit dem Rest des Tages?" Jedenfalls beschäftigt mich das Problem, als vom Partner ernannte Reiseleiterin. Wo sind wir überhaupt? Aha, in Almada. Und Cacilhas ist der Fährhafen dazu. Grob gesagt: Wir befinden uns in einer eigenen Stadt, die nicht zu Lissabon gehört und auf der gegenüberliegenden Tejo-Seite liegt.

Schnell im Reiseführer nachlesen! Okay. Ich erfahre, dass es in Lisboa zehn als Slums bezeichnete Bereiche gibt. Und Teile der Gemeinde Almada zu den "schwierigen und sensiblen" Gebieten gehören. Tja, wo befinden sich diese und woran erkennt man sie? Muss man das als älterer Reisender erlebt haben?

Dazu kann ich mir anlesen, dass dies auch Folgen der Nelkenrevolution waren, da mit der Diktatur auch die Kolonialherrschaft endete und Portugal über Nacht zum Einwanderungsland wurde. Ich erinnere mich plötzlich an Fernsehberichte: Es kamen Kriegsflüchtlinge aus Mosambik, Guinea Bissau, vor allem aus Angola und dazu Menschen von den Kapverden. Am Ende verlangte mehr als eine Million Menschen Einlass als "Rückkehrer ins Mutterland", eine ganze Menge Strandgut fünfhundertjähriger Kolonialzeit, die oft auch in Elendsvierteln Lissabons endete. Wessen Traum von Europa sich nicht erfüllte, der musste und muss sich bis heute mit prekären Arbeitsstellen und Wohnverhältnissen abfinden.

Wir versuchen einfach mal von der Hauptstraße abzubiegen und erkennen ziemlich schnell, dass dort vieles "anders" ist, als man es sonst in Portugal gewohnt ist. Müllcontainer sind mehr als übervoll, Matratzen liegen daneben, halbverbrannte Sofas stehen herum und merkwürdig ausschauende Menschen auch. Ich stecke die Kamera weg und wir gehen langsam, aber aufmerksam, den Weg zurück. Das ist keine gute Erfahrung und auch ein Stück weit einschüchternd. Allerdings bin ich niemand, der sofort aufgibt. Es gibt immer eine Lösung, man muss sie nur finden!

Wie schrieb mir mal jemand dazu: "Gegenüber am anderen Flussufer sah ich zuerst nur einen Fähranleger, verfallene Hafengebäude, einen verrosteten Verladekran und ein hässliches Hochhaus." Vielleicht ist aber gerade das interessant?

Die in Lisboa abfotografierte Übersichtskarte zeigte mir (uns):


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Man könnte dem empfohlenen roten Weg folgen (der von unten nach oben je nach Sichtweise vor oder hinter der hohen Felsklippe verläuft). Dann käme man mehr oder weniger am Ortsrand entlang zur "Christo Rei" Statue. Danach ginge es von dort den Weg wieder zurück zur Fähre. Wer auf Jakobswegen läuft kennt den Wahlspruch: "Never go back!" Logisch. Der Weg ist weit genug, man findet immer irgendetwas, wenn man Vertrauen hat. Und das habe ich auf den tausenden von Kilometern durch Spanien gelernt.

Das kleine Männchen auf der Karte läuft zurück zum Hafen. Aber über ihm, da ist doch ein "Cais" und wo ein Kai, da auch ein Weg, so schlussfolgere ich. Nur: der endet am "Museu Narval". Allerdings heisst das nichts. "Es geht immer irgendwie weiter." Auch alte Caminoweisheit!

Also los und es fängt schon mal interessant mit einem "lost place" an:


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Oh, nette Angler, die winken und erzählfreudig sind:

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Freundliche Radfahrer halten auch an. Was ist denn hier los?

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Lost places, Graffiti und Klippe, was will die Fotografin mehr?

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Alles verlorene und verlassene Arbeitsplätze in ehemaligen Fabriken, so erfahre ich später.

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Auch wenn man sich umdreht entdeckt man noch etwas...

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Peter ist nicht mal mittelmäßig begeistert...

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Ich entdecke das kleine Restaurant "Ponto Final" noch ein Stück weit weg, von dem hab' ich gelesen, bis dorthin gehen wir auf jeden Fall, heißt es doch übersetzt so viel wie "Ende"...

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Irgendwie gefällt es mir ungemein, seit wir am Wasser sind. Alles ist so ganz anders, als in Lissabon. So unaufgeregt. Normal. Plötzlich befinden wir uns unter Portugiesen in ihrem Alltag und das tut mir gut. Lost places dazu, Graffiti in Massen, Angler, Kräne, Räderwerke, Rost, Farben. Wow! Was kommt denn da noch alles?!


Und es sollte mir einmal mehr beweisen,
dass eine Gelegenheit geradewegs zu einer anderen führt,
genauso wie ein Risiko ein weiteres nach sich zieht,
ein Leben ein anderes und ein Tod den nächsten.

Markus Zusak
aus: "Die Bücherdiebin"



 
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Unverhofft in Lissabon... Cacilhas und Almada II

Lissabon gilt inzwischen als "heimliche Hauptstadt der Graffitis" las ich irgendwo. Wer an ihnen Interesse hat, findet beginnend in Cacilhas eine regelrechte Freiluftgalerie vor. Was auch so von der Stadt geduldet und zum Teil sogar unterstützt wird. Zu traurig das Schicksal dieses früher mehr als belebten Bereiches mit Handelsunternehmen, Lagerhallen und Fischereibetrieben, deren Fabrikhallen noch gut erkennbar sind.

Welcher rege Betrieb mit vielen Arbeitskräften mag hier einst geherrscht haben?! Sicher lebten sie in der Nähe, und weitere kamen mit den Fähren von Lisboa herüber. Es waren vermutlich keine gut bezahlten Arbeiten und deren Bedingungen im Bereich der Fischverarbeitung vor mehreren Jahrzehnten vermag man sich auch kaum auszudenken. Man war sicher froh diesen Teil der Industrie auf die andere Seite des Tejos verbannt zu haben. Irgendwie lassen die Farben alles bunt erscheinen und doch schwebt ein trauriger Hauch von Vergänglichkeit über allem, der sich mir auf's Herz legt, wie es immer ist, wenn wir an eine Zeit voller Lebendigkeit erinnert werden, die nie mehr zurückkehren wird...

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Die Steinstufen verleiten mich zu erkunden, was da oben sein mag....

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Der Gang ist nicht besonders breit, aber der Blick durch's Tor zurück zum Tejo genial...

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Oben befindet sich eine schmale Tür und ich ahne, dass dort ein Mensch leben könnte, oder auch mehrere. Leise gehe ich wieder hinunter, Eindringling möchte ich nicht sein, es war schon unüberlegt genug...

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Das schwarzweiße Bild des Jungen mit dem Fez erinnert mich an Marrakesch und auch an Tunis, und ich lächle im Gedanken an die damaligen schönen Erkundungen...

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Welche Farbharmonie der Azulejos mit dem Fenster, was sich wohl hinter den Flügeln verbirgt?

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Viele Botschaften gilt es zu lesen, zu entziffern, zu verstehen. Manche sind fröhlich, andere poetisch, wieder andere bedrückend. Ein Querschnitt durch die Welt und ihre Menschen, die so ihren Gedanken und Gefühlen Ausdruck verleihen können. Alles hat einen seltsamen Reiz, und lebt von seiner grotesken Schönheit. Wenn man einen offenen Blick dafür hat...

Der Große ist wie immer irgendwo vor mir, aber an diesem Ort stört es mich nicht. Man wird sich wohl kaum verlaufen, wenn man immer wieder zum Tejo zurückkehrt. Als wir aufeinandertreffen hat er mir aufgeregt einiges zu erzählen: "Ich bin auch so eine Treppe hoch und da war oben eine Tür, da hat ein Hund gebellt, es muss ein ganz großer gewesen sein. Da bin ich aber schnell weg! Und da hinten, da darf man nicht nahe ran, da fotografieren sie Frauen!" Mir fällt nichts Blöderes ein, als erstaunt nachzufragen: "Nackte?" Irgendwie hatte ich bei der Schilderung so ein Bild vor Augen...

Es stellt sich alles als total harmlos heraus. Modefotografen haben diese interessante Location für ihre Models ausgesucht, die sicher kommende Kollektionen präsentieren. Mein Sohn war Fotograf und ich kenne daher den ganzen "Budenzauber" mit den Mädels und Installationen ein wenig (huch, da hab' ich ihn ja schon, wie erwünscht)... Schade, dass man nichts ablichten darf!

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Mein Sohn hätte sich an diesem Ort wohlgefühlt, er wäre, ähnlich wie ich, mit der Kamera herumgeklettert, wäre offen auf alle Menschen zugegangen, hätte seinen jungenhaften Charme versprüht und überall gleich dazu gehört. Aber so wird es nie mehr sein. Und sieben Jahre können manchmal wie ein Tag sein..


Zu dem Zeitpunkt, zu dem die Vernunft das Geschehene versteht,
sind die Wunden im Herzen bereits zu tief.

Calos Ruiz Zafón
- Der Schatten des Windes -

 
Ach, grade erst wieder zurück, macht mich das schon wieder gespannt auf den nächsten Besuch.
Wir sind nicht übergesetzt diesmal, fanden es aber auch immer lohnenswert.
Diese Stadt ist echt ein overload an Eindrücken und Motiven...
 
ich war vor 4 Jahren auch in Almada drüben und hab gleiche Bilder wie Du gesehen und auch die Eindrücke, obdachlose Zigeuner hinter der Kaimauer, im zerfallenen Fabrikgebäude und ein Hund, hinter einer Holztüre, den sah ich gleich und dachte mir, der kann nicht mehr raus, ist hinter dieser Tür gefangen, seine Schnauze schaute unter der Tür hervor; ich gab ihm von meinem Wasser und sagte meinem Sohn, dass dort eine Hund eingesperrt ist, wir standen eine Weile da und dann hörte ich von vorne schon einen Mann rufen, auf portugiesisch, Hund, pitbull und so auf die Art wir sollen gehen, dass war ein Obdachloser, echt traurig, das ganze.....
 



Unverhofft in Lissabon... Cacilhas und Almada III


Irgendwie passt das Graffiti zum Moment. "TIME"... Sie läuft uns nun ein bischen davon, war es doch ein langer Tag. Der in Cacilhas nur eine letzte Abrundung erfahren sollte, bevor es per Fähre wieder in Richtung "Cais do Sodre" zurück und von dort aus mit der Bahn heim gen Belém gehen sollte. Wir wollten ganz in Ruhe im Häuschen unser Abendbrot vertilgen und den kommenden, letzten Urlaubstag besprechen.

Doch nun hat sich alles ganz anders entwickelt. Peter tippt mehrfach vorwurfsvoll auf seine Armbanduhr. Ich trage keine, seit ich nicht mehr berufstätig bin. "Dem Glücklichen schlägt keine Stunde", ist mir seitdem zum Motto geworden. "Wie spät ist es denn?" Ein strafender Blick - mit ernster Stimme kombiniert - verkündet mir: "Es ist schon Abend, geht auf 18 Uhr zu, wir müssen jetzt aber mal zurück!"

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"Zurück" ist eine Vokabel die ich (wie bereits erklärt), gar nicht kenne(n will). Und nur im Notfall akzeptieren würde. Der Spass fängt doch aber gerade erst an, das Restaurant kann man schon gut sehen, die Frage lautet: "Was kommt denn danach?"

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Erst einmal bewundere ich diese "gesicherte" Fensteröffnung. Waren das mal Fensterläden? Türen? Was spielt sich dahinter ab? Lebt auch dort jemand?

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Die Brücke scheint näher zu kommen, aber das Objektiv täuscht das Auge. Es geht noch über Kilometer weiter. Wenn man den Mut hat weiterzugehen, als alles zu Ende zu sein scheint. Und es keinen wirklichen Weg mehr gibt. Nur jenen, den man sich selbst irgendwie bahnt. Aber das kann man dann entscheiden, wenn man dort angelangt ist. Denke ich...

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Im "PONTO FINAL" geht es lebendig zu, da bin ich schon gespannt. Trinken wir endlich etwas?

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Der Blick zurück zeigt mir noch einmal Lissabon, das mir heute weiss und wirklich als "Stadt des Lichtes" erscheint. Wir waren wohl auf der falschen Seite, um es so zu sehen?

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Es ist mir im Restaurant dann doch zu voll und an der Kaimauer möchte ich auch nicht unbedingt sitzen, na gut, fotografiere ich die netten Schilder mit Lebensweisheiten:

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"Nur mal schauen, was direkt danach kommt!" Aber da sind wir dann schon eine Bucht weiter...

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Strand! Ich bin begeistert. Seepocken, Muscheln, Fluss-Steine. Letztere müssen mit!

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Die Brücke kann man jetzt besser sehen. Sie, die eine Schwester der "Golden Gate" in San Francisco ist und von derselben Firma wie jene errichtet wurde, ist mir nun näher als je zuvor. Durch die Kamera kann ich mir Einzelheiten heranzoomen und die Autos erkennen, die darüber fahren. Menschen hingegen sehe ich keine, offenbar ist sie nur für Autos und Lastkraftwagen gedacht. Hatte ich ganz im Hinterkopf gedacht, man könnte irgendwie darüber laufen, oder sich am Gitter entlang hangeln? "Blöde Idee", sage ich halblaut.

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Außerdem müssen wir wohl tatsächlich langsam umdrehen. Der Himmel verändert schon seit geraumer Zeit seine Farben und zeigt den Abend an, aus dem im November rasch die beginnende Nacht wird. Fähren fahren von hier aus keine und in den Ruinen übernachten möchte sicher niemand... Also?

Ein dunkelvioletter Wolkenschleier breitete sich aus
und gab den Lichtstrahlen die Farbe dürren Laubes.


Carlos Ruiz Zafón



 



Unverhofft in Lissabon... Almada

Die Gasse führt uns hinter die Klippe. Da wollte ich überhaupt nicht hin! Ich muss also weitergehen, um zu schauen wohin es dort geht, versteht sich von selbst, oder? Auf jeden Fall ist der Elevador deutlich zu erkennen, damit könnte man sicher hoch in die Stadt Almada fahren und gemütlich zurückbummeln zum Fährhafen. Könnte...

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Erst einmal um die Ecke gucken. Oh, neue Fotoobjekte präsentieren sich und ein wenig Kai gibt es ja noch. Allerdings mit größeren Leerstellen zwischen den einst tragenen Metallstreben. Aufpassen ist angesagt, sonst landet man um einiges tiefer im Tejo. Was ich nun gar nicht brauchen könnte um diese späte Uhrzeit, an einem frischen Novemberabend, der zudem unser vorletzter in Lissabon sein sollte...

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Es ist nun schmal geworden und man muss achten wohin, oder besser "worauf" man tritt, es könnte zu rostig sein. Ein Blick zurück muss trotzdem sein...

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Um die Ecke kommend erschrecke ich mich gewaltig. Stehe ich doch vor meinen eigenen Abbild! Hat doch ein Künstler unverhofft einen Spiegel dort aufgestellt. Immer noch aufgewühlt betrachte ich mich für ein paar Momente. Was sehe ich dort? Wen erkenne ich da? Was möchte ich lieber nicht entdecken? Ich trete etwas zurück und fotografiere. Ohne Spiegelbild. Denke aber noch lange darüber nach, bis heute. Als ich später einen Song von ZAZ höre, bzw. das Video dazu anschaue, steht dort ein Spiegel im Mittelpunkt. Und mein Augen-Blick von Almada ist sofort wieder da!


"Was wird kommen, was wird kommen?
Wie weit ich gehen werde, weiß ich nicht.
Ohne daran zu denken, ohne an das Morgen zu denken..."

ZAZ Qué vendrá

Also, wenn das nicht zum damaligen Moment passt?!



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Portugiesisches Leben am Sonntagabend, sicher macht man noch Besuche, oder geht aus zum Essen...

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Und schon ist es vorbei mit Gassen und Sträßchen, wir sind wieder allein am Fluss und mit längst verlassenen Gebäuden. Aber die Farben, Metall und Rost ziehen meinen Blick sofort magisch an...

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Gut, dass ich Caminoerfahrungen habe und immer auf's Ziel in weiter Ferne schaue..
Ein kleines Hafenbecken sucht meine Aufmerksamkeit, das ich sonst nie entdeckt hätte! Boote, Fluss, Kran und Brücke sind schon fast zuviel als Geschenk...


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Der verrostende Poller ist auch cool, und die kaum mehr befahrene Brücke singt melodisch ihr Lied mit den Wellen. Ich höre ihr zu, fühle mich sicher und geborgen.

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Kann das wirklich wahr sein? Ein bezauberndes, herzliches Fischerpaar sucht unvermittelt ein Gespräch. Wo wir denn herkommen, ob wir Portugal mögen, wie uns Lissabon und Fluss gefallen? Finden wir Almada auch schön? Passen wir gut auf, wo doch überall so viele Lücken sind? Wohin wollen wir denn um diese Zeit, wo es doch gleich dunkel wird und der Elevador sonntags nicht fährt?

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Natürlich fragen sie alles nacheinander und was ich nicht verstehe wird mit Händen und Füßen unter lautem Lachen erklärt. Wollte ich nicht außer "Budenzauber" auch "Theater"? Jetzt habe ich es, mit vier prustenden Laiendarstellern. Den Kaffee lehnen wir freundlich ab, bewundern aber noch das Gemüse- oder Salatbeet plus Nagetierfalle. Dies ist das Portugal welches ich suche. Sind die Menschen, die noch nicht genervt von Fremden sind, sondern Interesse an ihnen haben, wie wir umgekehrt auch.

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Ob sie in der Fabrikhalle wohnen, frage ich noch. Ja. Allein zu zweit. Sie passen darauf auf und müssen keine Miete zahlen. Andere kleine Fischerhäuschen seien manchmal belebt, aber nur im Sommer, sonst seien sie in diesem Bereich nur für sich. Ob sie nicht manchmal Angst haben? Nein, sie sind ja zu Hause und können fischen und den Lebensunterhalt verdienen. Alles sei gut! Nur wenn einer von ihnen beiden einmal sterben würde, dann würde es wohl schwierig... Ich nicke, denn das kenne ich gut.

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Wenn ich sterbe, wird alles was mir gehört, dir gehören.
Außer meinen Träumen.


Carlos Ruiz Zafón




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Die Brücke kann man jetzt besser sehen. Sie, die eine Schwester der "Golden Gate" in San Francisco ist und von derselben Firma wie jene errichtet wurde, ist mir nun näher als je zuvor.
Stimmt übrigens nicht ganz, die Firma hat die Bay Bridge in San Francisco gebaut, nicht die Golden Gate Bridge.

Aufgrund der gleichen Farben und der größeren globalen Bekanntheit wird die Ponte wohl öfter mit der Golden Gate verglichen. Wenn man die Bay Bridge betrachtet, ist die (noch) größere Ähnlichkeit (X-Streben, Doppel-Deck) aber schnell ersichtlich:

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@wpau

Du hast es sehr gut formuliert: "Ein Lied, das in die heutige Zeit passt, wo man zur Zeit nicht weiß, was uns die Zukunft bringt und ob wir noch eine haben." Ich kann mich deinen Worten nur anschließen, denn ich sehe es auch so!
Was gestern noch wichtig war, das spielt heute keine Rolle mehr, oder eine ganz andere. Niemand kann mit Sicherheit sagen, wie die Zukunft der Welt aussieht und was letztlich alles aus den Umbrüchen der jetzigen Zeit entstehen wird.
Strömungen in die eine oder andere Richtung hat es immer schon gegeben. Und sich einer Entwicklung wirklich sicher sein, konnte man auch nie. Wo Menschen sind wird gestorben. Es wird aber trotzdem gehofft und gelebt. Wenn sich allerdings so vieles wie in den letzten Jahren verändert, fällt es schwer weiterzuleben wie zuvor. So selbstverständlich wie vorher ist vieles eben nicht mehr. Wir denken Krieg und Frieden ganz neu, Gesundheit, Krankheit und Tod auch. Arbeitsplätze hängen plötzlich in der Luft, Lieferketten brechen zusammen, kriegerische Auseinandersetzungen lehren uns das Leben und unsere Werte ganz neu zu schätzen. Und damit meine ich nicht die materiellen.
Vielleicht wird es vielen Menschen erst jetzt deutlich, dass wir alle zwar in unterschiedlichen Ländern und auf verschiedenen Kontinenten leben mögen. Aber nur auf einer einzigen Erde, die unser aller Heimat ist. Was an einer Stelle zerstört wird, hat Auswirkungen an vielen anderen.
Nur gemeinsam können wir etwas erreichen. Durch ein Miteinander und kein Gegeneinander. Ich lebe aber nicht mit Illusionen. Menschen denken und handeln nun einmal menschlich. Mit allen Stärken, aber auch Schwächen. Werden wir uns wirklich irgendwann einig(er) werden?
Vielleicht lieben wir deswegen Portugal so sehr. Weil wir hoffen (glauben) wollen, dass es dort (noch) anders ist. Menschlicher, freundlicher, warmherziger. Vielleicht ist auch das eine Illusion. Aber eine, die die Welt nicht schlechter macht, sondern ein ganz klein wenig bunter und liebenswerter...

@ Farbenzeit

Seit ich die Lissabonfotos nun sozusagen "zwangsläufig" betrachte, denke ich dabei oft an dich und was du aus den Situationen gemacht hättest, lächel...
Nur gut, dass man keine Rollfilme mit Negativen mehr braucht, was hätte man da an Material mitschleppen und hernach für die Entwicklung bezahlen müssen...
Und in einem Forum seine Erinnerungen zu teilen wie hier, wäre auch nicht möglich gewesen, das wäre doch schade...
 
Nur gut, dass man keine Rollfilme mit Negativen mehr braucht, was hätte man da an Material mitschleppen und hernach für die Entwicklung bezahlen müssen...
Und in einem Forum seine Erinnerungen zu teilen wie hier, wäre auch nicht möglich gewesen, das wäre doch schade...
DAS denke ich auch ganz oft...
wie man im Urlaub schon hat entwickeln lassen, wie enttäuscht man war, wenn das "eine" nix geworden ist. Wie ich ausgelacht wurde, als ich digital mit einer 256 mb Karte anfing und alle fragten, was ich um Himmels Willen denn alles fotografieren will.
Und dann war das Ding schwuppdiwupp voll und ich mußte mir für 80,- Euro! vor Ort eine neue kaufen...
 


Unverhofft in Lissabon... Almada II

Die Warnung die "gefährlichen Häuser" besser nicht zu durchlaufen hilft uns zu diesem Moment nicht weiter. Wir müssten dann zurück und das Abenteuer hätte ein abruptes Ende gefunden. Das geht schon mal gar nicht. Wer wird denn aufgeben, wenn er noch ein lohnendes Ziel vor Augen hat? Und aus der Ferne handelt es sich um verlassene Gebäude, wie zuvor auch. Mal schauen, was danach kommt, denn so langsam entwickelt sich ein Plan in mir.

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Das sind wohl die Fischerhäuser, die in Herbst und Winter leerstehen:

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Umrahmt von alten Fabrikgebäuden und Lagerhäusern:

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Wie auch da hinten, es sieht nicht abschreckend aus, jedenfalls für mich:

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Diese Art Stilleben mag ich besonders, aber wie kommt man die Klippe rauf?

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Der Blick geht zurück, ich tu's nicht:

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Sind das Farben, ich bin hellauf begeistert von der Kombination:

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Und dem Fenster auch:

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Die Fabrikhallenrückseite ist auch interessant, doch vorwärts geht's:

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Das Unheil rückt näher und dabei bleibt es nicht. Der Held entwickelt sich zum Gegenteil: "Da geh' ich nicht rein, es wird dunkel und ich hab' keine Taschenlampe bei mir, wer konnte denn auch sowas ahnen?!"

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Er hat keine Taschenlampe bei sich? Wer hätte denn das auch verlangt? Oder 'nen Werkzeugkasten, Kochtopf oder anderes überflüssiges Zeug?
Wir sind doch auf Entdeckertour, wo bliebe denn dann das Abenteuer?!

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Sie war die Prinzessin ihres eigenes Märchens...


Carlos Ruiz Zafón



 
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