AW: IWF: Portugal soll noch mehr sparen [quelle: Perspektive Portugal]
Tja, wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.
stimmt, finde ich ja auch.
der muß sich eben über "ignorant" nicht wundern.
Tue ich nicht. Wenn man aber da mitpolemisiert und sich dann über die Polemik beschwert, darf ich mich wundern, oder? Wenn hier jemand von "albernen Fragen" und "rhetorischen Kampfdrohnen" schreibt, dann ankündigt sich zurückzuziehen und dennoch weitermacht, dann muss ich nicht die Füße stillhalten.
Da gibt sich eins dem anderen. Vermute aber ddu glaubst tatsächlich solche Ausdrücke dir gegenüber seien unberechtigt.
Nein, wieso? Sicher sind sie berechtigt, wenn man ein wenig polemisiert; das gehört dann schon dazu. Ich wundere mich lediglich darüber, dass der eine oder andere gerne austeilt aber weniger gerne einsteckt. Ich finde sowas wie "rhetorische Kampfdrohne" eher witzig, aber sehe natürlich auch die emotionale Komponente daran.
Oder was auch immer…Ein Argument vermisse ich da ebenfalls und um sich gegenseitig zu beschimpfen ist die Zeit nun wirklich zu schade.
Du vermisst da ein Argument? Ich auch, da ist keins, soll aber auch gar keins sein. Ist halt ein wenig Polemik, ein kleiner verbaler Schlagabtausch, etwas ganz und gar harmloses im Grunde. Passiert in so einem Forum schonmal, wobei ich wirklich allergrößten Wert darauf lege, dass es nicht gegen die Person geht - gegen die Äußerungen schon. Und wenn ich etwas als "Humbug" empfinde, steht es ja wohl jedem frei, das völlig anders zu sehen.
Aber: Was denkst Du, wie kommen Sätze an wie etwa der: "Da frage ich mich auch wie gut du das portugiesische Land eigentlich kennst…der Adorno-Satz macht sich chic und hat so eine hübsche Drehung, keine Frage, aber richtig ist er halt nicht."
Oder wenn man etwas als "so ganz offensichtlich unzureichend" bezeichnet (in einem anderen Thread), aber jeden Beleg dafür schuldig bleibt.
Ich finde das auch ganz schön apodiktisch, ehrlich gesagt.
So sitzen wir also alle in unseren Glashäusern und überlegen, was wir bloß mit den Steinen anfangen ...
Und wer an die Mitschuld der Banker an der aktuellen Wirtschaftskrise glaubt, ist genauso durchgeknallt wie die Freaks, die an Chemtrails glauben. denn wir sind ja alle nur Opfer des "Systems", quasi so wie der Kriminelle nur Opfer einer verkorksten Kindheit ist, wenn er die alte Frau niederknüppelt und ihr die Handtasche entreisst.
Ich muss hier wieder erwähnen, dass ich das so nie geschrieben habe. Wenn Du also so sehr auf Sachlichkeit bedacht bist, und Dich über meine Zweifel am Verständnis beschwerst, dann wollen wir es jetzt mal genau nehmen. Ich habe immer betont, dass es mir darum geht, nicht eine bestimmte Gruppe zu dämonisieren. Wir leben im Kapital - auch das schrieb ich schon, ohne dass Du auf dieses Argument eingegangen bist - in Klassenverhältnissen. Marx hat von Hegel gelernt, dass der Knecht keiner wäre ohne den Herrn und umgekehrt. Es geht um gesellschaftliche Strukturen und nicht um bestimmte Gruppen oder Personen, die man als "Schuldige" ausmacht. Es ist ein notwendig falsches Bewusstein (die Definition von [WIKIPEDIA]Ideologie[/WIKIPEDIA]) zu glauben, dass sich das Kapital positiv oder negativ personifizieren ließe. Individuen sind weitgehend irrelevant, es zählen nur Mehrwert und Akkumulation. Dass ich einerseits hier von Kapital und Produktionsmitteln lese und dann das hohe Lied vom "guten Landarbeiter" angestimmt wird, wundert mich und ich halte es für eine letztlich reaktionäre Wendung. Das Proletariat, auch das ländliche, war und ist - jetzt vor allem in der 3. Welt - schamlos und skrupellos ausgepresst und unterdrückt. Jeder von uns profitiert, alleine schon wenn wir einen Schritt vor die Tür setzen, vom Joch der chinesischen Wanderarbeiter, wir sind verstrickt, und je eher wir das erkennen und nicht so tun, als könnten wir in einer nicht von Tauschlogik beherrschten Parallelwelt glücklich leben, desto besser. Und über die moralische Verfassung des Individuums muss das nichts aussagen. Wer "Bio" kauft und "fair trade" macht sicher nichts falsch - außerhalb des Kapitals bewegt er sich aber dennoch nicht.
Nochmal: Ich bin nicht der Ansicht, die Du mir unterstellen willst, dass es keinen Unterschied zwischen Aktivität und Passivität gibt. Und ich finde auch, dass der Kriminelle die Verantwortung für seine Taten trägt. Vor allem finde ich, das die Gesellschaft da einen Schutz verdient. Aus diversen Gründen aber kann ich nicht so tun, als geht mich die Geschichte seiner Kriminalität nichts an oder wäre irrelevant. Wir beide wissen, dass niemand von Geburt an ein Handtaschenräuber ist. Es mag vielleicht gewisse Dispositionen geben, wer weiß das schon, aber den Rest macht eben nunmal die Gesellschaft, und die wirkliche Antwort auf Kriminalität kann auch nur eine soziale sein. Alles andere ist Herumdoktern am Symptom.
Na ja, ganz so dramatisch sieht es die Naturwissenschaft glücklicherweise nicht, im aktuellen Spektrum der Wissenschaft aus 2/2013 (sorry, gibt nicht umsonst, kostet) steht ein ausführlicher Artikel über die Weissagungen des "Club of Rome" drin und das Versagen seines zugrundeliegenden Computermodells. Der Autor kommt zu einer etwas positiveren Schlussfolgerung als deine, ohne die Problematik zu leugnen und hält das Alles durchaus für beherrschbar (aber der hat sicher auch nichts verstanden) und ich meine den Naturwissenschaftlern und ihren Theorien eher trauen zu können als den Untergangspropheten mit ihren unumstösslichen Wahrheiten.
Was ist denn meine Schlussfolgerung? Ich sehe eben keinen diffusen "Nebel", sondern bin wie viele der Ansicht, dass die marktwirtschaftlich und kapitalistisch organisierten Systeme an Grenzen stoßen. Das sieht man jeden Tag überall. Kein westliches Industrieland ist jemals in der Lage, seine Schulden zu begleichen. Geht eines Tages warum auch immer das Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit etwa von Frankreich, Italien oder England verloren, dauert es nur ein paar Wochen, bis uns einiges um die Ohren fliegt, auch in Deutschland. Oder mal sehen, wie sich der ja unaufhaltsame Anstieg der Meere wirklich auswirkt. Passieren wird etwas, das ist sicher. Oder das zur Neige gehende Öl. Statt beherzt in regenerative Energien zu investieren, stecken Regierende und Regierte den Kopf in den Sand und freuen sich über den ja so billigen Atomstrom. Dass die Kernkraftwerke mit hunderten von Milliarden heruntersubventioniert wurden und werden, will niemand wissen.
Das könnte man alles fortsetzen, inklusive der Tatsache, dass im nahöstlichen Pulverfass demnächst vermutlich mehr Atomwaffen sein werden und Al-Quaida ja auch noch da ist.
Was den "Club of Rome" betrifft, habe ich einen der ersten Berichte als ich glaube Elfjähiger zumindest in der Hand gehalten und auch gefragt, was drinsteht, weil meine Mutter das Buch hatte. Ganz ernsthaft: Ist es heute noch spannend, ausgerechnet die zu widerlegen?
Ich bin mir nicht ganz sicher, was man meint, wenn man sagt, alles sei "beherrschbar". Ich finde, gerade die letzten zehn, fünfzehn Jahre zeigen, dass nichts mehr beherrschbar ist, und wir uns von Problem zu Problem hangeln, ohne auch nur für eine einzige entscheidende Menschheitsfrage eine zukunftsfähige Lösung zu kennen.
- die Energiefrage ist völlig offen
- die Welternährung wird immer kritischer
- die Folgen der Erderwärmung sind nicht absehbar aber das Eis schmilzt
- die Finanzpolitik ist ein reines Flickwerk
- die Schere zwischen arm und reich geht global weiter auf
Ich halte das, meinetwegen ganz unnaturwissenschaftlich, für weitgehend nicht beherrschbar und sehe vor allem, dass die Nationen, die "wir" bislang so trefflich ausgebeutet haben, da möglicherweise nicht mehr lange mitspielen. Und das wird dann wirklich spannend.
Kai