AW: Heiler, Hexen und Hexer in Portugal - Aberglaube
Hallo Dirk,
mal eine zugegeben polemische Frage: Ist es zwingend, eine Sache zu verstehen, um darauf herumhacken zu dürfen, oder reicht es aus, die Sache einfach nicht zu mögen ...? Ich meine, wir reden nicht über "kritisieren", sondern über "herumhacken". Und ich finde den Vorgang als solchen absolut legitim, wenn man null Ahnung von etwas hat. Manchmal will man sich einfach von etwas absetzen - muss auch mal sein, ohne tiefgründige Auseinandersetzung.
Wirklich gute Fragen ... das mit der Christin verstehe ich nicht ganz ... Du meinst, auf unseren Christen hacken wir nicht so herum, wie auf den Esoterikern? Mag sein, hat aber auch viel damit zu tun, dass das Christentum vielen von uns eben qua Erziehung recht nahe ist. In jedem Fall ist es natürlich so, dass jede Religon jede andere per se erstmal als fehlgeleitet interpretieren muss. Da geht es um die eigene Legitimation.
Oh ja, Emotionen haben gründe, immer. Freilich hat auch die Emotion Gründe, sein Heil in einer Glaubenslehre zu suchen. Was das von Dir beobachtete Verhöhnen betrifft, habe ich jetzt gerade keine Antwort, habe aber das Gefühl, dass manche die christliche Kirche nicht viel anders sehen. Hier geht's halt um die Esoterik-Geschichte, in Threads wo es um die Kirche ging kamen aber schon ähnliche Kommentare.
mmhhh, also das mit der Esoterik und dem Mittelalter ist glaube ich ein Holzweg:
Ich bin ja sicher, dass es zwischen dem Rückgang von etablierter Religösität und dem Wachsen des esoterischen Sektors einen festen Zusammenhang gibt. Erstens misstraut man der Amtskirche auch durch diverse Skandale in den letzten Jahrzehnten und zweitens sind die Erklärungsmodelle auch nicht mehr hinreichend. Wir glauben zwar, dass wir alles verstehen, wie die Welt wirklich funktioniert begreift aber denke ich kaum einer. Komplexe wirtschaftliche, politische oder soziologische Zusammenhänge sind für uns nicht weniger geheimnisvoll, als es Blitz und Donner für die Urmenschen waren. Und ebenso wie nicht akzeptieren konnten, dass sie die Naturgewalten weder beherrschen noch voraussagen konnten, können wir es hinnehmen, dass wir trotz unserer Bildung weder erklären können, wie ein moderner Fernseher funktioniert, oder was die genauen Ursachen und Mechanismen der Wirtschaftskrise waren. Und weil uns das wurmt, schaffen wir uns Modelle, die die Welt leichter verstehbar machen. Und dafür sind esoterische und okkulte Ansätze nicht schlecht geeignet.
Was Portugal betrifft, um auch diesen Bogen zu bekommen, dachte ich eigentlich, dass wegen des doch tiefer als in Deutschland verankerten Katholizismus, die typisch esoterischen Tendenzen eher noch schwächer sind. Was es gibt, ist wohl in vielen Fällen von deutschen Auswanderern mitgebracht. Die Portugiesen die ich kenne, lächeln über sowas ...
Kai
Hallo Dirk,
Es ist offensichtlich, dass die Mehrheit der Beitragenden von dem Thema zu dem sie sich äussern nichts verstehen und auch nur sehr wenig kennen.
Dieses hindert sie jedoch nicht daran freudig auch auf den Menschen herumzuhacken, denen diese Seite des Lebens wichtig ist.
mal eine zugegeben polemische Frage: Ist es zwingend, eine Sache zu verstehen, um darauf herumhacken zu dürfen, oder reicht es aus, die Sache einfach nicht zu mögen ...? Ich meine, wir reden nicht über "kritisieren", sondern über "herumhacken". Und ich finde den Vorgang als solchen absolut legitim, wenn man null Ahnung von etwas hat. Manchmal will man sich einfach von etwas absetzen - muss auch mal sein, ohne tiefgründige Auseinandersetzung.
Hat keiner eine tiefgläubige, christliche Verwandte die sich ebenso abkanzeln lassen würde? Wäre das genauso lustig oder doch etwas weniger? Warum spricht man nicht im selben Ton von ihr? Was bedeutet Aberglaube? Ist Nicht-mein-Glaube ein Aberglaube? Oder überhaupt jeder Glaube? Welches sind die Kriterien und wer stellt sie auf?
Wirklich gute Fragen ... das mit der Christin verstehe ich nicht ganz ... Du meinst, auf unseren Christen hacken wir nicht so herum, wie auf den Esoterikern? Mag sein, hat aber auch viel damit zu tun, dass das Christentum vielen von uns eben qua Erziehung recht nahe ist. In jedem Fall ist es natürlich so, dass jede Religon jede andere per se erstmal als fehlgeleitet interpretieren muss. Da geht es um die eigene Legitimation.
Wie ist diese Freude am Verhöhnen zu interpretieren? Als Arroganz, Gedankenlosigkeit, Infantilität, defensiver Angriff, scharfzüngige Weisheit?
Ich frage das ganz ehrlich und möchte nicht als aggressiv interpretiert werden! Emotionen haben Gründe.
Oh ja, Emotionen haben gründe, immer. Freilich hat auch die Emotion Gründe, sein Heil in einer Glaubenslehre zu suchen. Was das von Dir beobachtete Verhöhnen betrifft, habe ich jetzt gerade keine Antwort, habe aber das Gefühl, dass manche die christliche Kirche nicht viel anders sehen. Hier geht's halt um die Esoterik-Geschichte, in Threads wo es um die Kirche ging kamen aber schon ähnliche Kommentare.
Ganz genau dasselbe gilt für Portugal ebenso wie für Deutschland, die europäische Hochburg der Esoterik, seriöse und irre, beides, und das nicht erst heute sondern schon seit dem Mittelalter.
mmhhh, also das mit der Esoterik und dem Mittelalter ist glaube ich ein Holzweg:
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. Esoterik in dem Sinne wie wir das verstehen ist ein neuzeitliches Produkt, im Mittelalter hatten wir die Mystik, die ich aber ungern mit der Esoterik in einen Topf werfen würde. Und zwar deshalb, weil die Mystik soweit ich das sehe immer in einem klaren Verhältnis zur offiziellen Religion steht und in der Mystik in der Religion verdrängte Aspekte ausgedrückt werden. Esoterik ist schon noch was anderes ...Ich bin ja sicher, dass es zwischen dem Rückgang von etablierter Religösität und dem Wachsen des esoterischen Sektors einen festen Zusammenhang gibt. Erstens misstraut man der Amtskirche auch durch diverse Skandale in den letzten Jahrzehnten und zweitens sind die Erklärungsmodelle auch nicht mehr hinreichend. Wir glauben zwar, dass wir alles verstehen, wie die Welt wirklich funktioniert begreift aber denke ich kaum einer. Komplexe wirtschaftliche, politische oder soziologische Zusammenhänge sind für uns nicht weniger geheimnisvoll, als es Blitz und Donner für die Urmenschen waren. Und ebenso wie nicht akzeptieren konnten, dass sie die Naturgewalten weder beherrschen noch voraussagen konnten, können wir es hinnehmen, dass wir trotz unserer Bildung weder erklären können, wie ein moderner Fernseher funktioniert, oder was die genauen Ursachen und Mechanismen der Wirtschaftskrise waren. Und weil uns das wurmt, schaffen wir uns Modelle, die die Welt leichter verstehbar machen. Und dafür sind esoterische und okkulte Ansätze nicht schlecht geeignet.
Was Portugal betrifft, um auch diesen Bogen zu bekommen, dachte ich eigentlich, dass wegen des doch tiefer als in Deutschland verankerten Katholizismus, die typisch esoterischen Tendenzen eher noch schwächer sind. Was es gibt, ist wohl in vielen Fällen von deutschen Auswanderern mitgebracht. Die Portugiesen die ich kenne, lächeln über sowas ...
Kai