AW: Fátima
Wow, eine regelrechte Diskussion über Religion, cool
Ich kann religiöse Leute durchaus verstehen, wenn ich ihnen leid tue. Für viele Gläubige - aber nich alle - ist ja die Religion ein Weg, sich über andere zu stellen, sich überlegen zu fühlen, sich auf der Seite der Guten und Auserwählten zu wähnen, sich der vermeintlichen Unterstützung der Götter zu erfreuen (was mich immer erstaunt bei Leuten, die Schicksalsschläge erfahren; aber dazu verbiegt man einfach jede Logik, um krampfhaft irgendeinen Sinn in Unheil hineinzuinterpretieren, z. B. dass der Unfalltod der Tochter ein Test für die Eltern sei ...), etc.
Aber wie jemand richig sagte, wenn man schlicht nicht denkt, dass es irgendwelche Götter gibt und man deren Hilfe oder was auch immer bekommt, dann wird nichts dies ändern. Bei wem sich dies bei einem Schicksalsschlag ändert, der war zuvor kein intellektueller Atheist, sondern jemand, der seine religiösen Gefühle aus welchem Grund auch immer lediglich leugnete oder vernachlässigte.
Bei mir würde der Tod eines meiner Kinder nichts ändern, einfach nur meine Ansicht der Welt bestätigen, wonach sie eine kalte, gnaden- und gottlose Überlebensmaschinerie ist. Unsere Sinnesorgane und Gehirne ermöglichen es den meisten von uns, die Welt durch eine Art rosa Brille zu sehen, weshalb wir nicht wie Depressionspatienten an Suizid denken.
Das Epikur-Zitat finde ich ganz gut, auch wenn ich es nicht ganz teile, denn der Tod ist sehr wohl auch während des Lebens präsent, nicht nur der scherzliche Verlust Dritter, sondern auch der eigene, als Erkenntnis einer unabänderlichen Tatsache in der Zukunft. Ich bin zwar erst Mitte 40, aber ich denke durchaus öfter an mein Leben und den Tod. Immer öfter frage ich mich, was ich mit dem Rest meines Lebens anfangen soll. Wie bei einem Fußballspiel befinde ich mich in der zweiten Hälfte und der Schlusspfiff rückt immer näher. Was ich bis dahin nicht geschafft habe, werde ich nie mehr schaffen. Aber es tröstet durchaus zu wissen, dass man nicht mehr traurig sein und nichts mehr vermissen oder bereuen wird, sobald man gestorben ist. Natürlich sind die Hinterbliebenen traurig (Erbe gibt es bei mir ja keines zu holen
), aber das bekommt man ja auch nicht mehr mit.
Bezüglich Fátima, mir wäre es zu anstengend. Mir genügt es, im Kopfhörer meine Lieblingsmusik zu hören, um das Gehirn mit Endorphinen zu überschwämmen und die rosa Brille zu putzen