Erst einmal einen Gedanken zum "Verallgemeinern". Aus meiner Sicht darf man das und muss das sogar. Verallgemeinern ist eine Methode, neue Erkenntnisse zu gewinnen. Die Standardantworten "ich aber nicht" oder "es gibt auch Leute, die sind nicht so" sind nicht nur trivial, sondern widersprechen dieser Methode.
Im Osten verdient man weniger als im Westen ist eine zulässige und auch notwendige Verallgemeinerung. Und sie stimmt sogar.
Ossis arbeiten schlechter als Wessis ist ebenfalls eine zulässige Verallgemeinerung. Ob das stimmt, ist eine andere Frage.
@Chap hat die Erfahrung gemacht, dass es keine Unterschiede gibt. Bei
@solvana waren die Ossis schlechter ausgebildet. Beides kann sein oder es wurde falsch beobachtet. Ich kann dazu nichts sagen, da ich weder die eine noch die andere Beobachtung gemacht habe.
Und nun zu
@bunny 's "Kundgebungen", die ich für falsch halte.
Wir leben heute alle in einer sozialen Marktwirtschaft. Zumindest in der Theorie versucht der Staat einen Spagat zwischen möglichst viel Freiheit (privat und unternehmerisch) und sozialer Gerechtigkeit. Bis 1989 war unser Land geteilt. Im Osten, der DDR, herrschte eine Diktatur. Es gab keine freie Marktwirtschaft, keine freien Wahlen, keine Meinungsfreiheit, keine Möglichkeit sich selbst zu verwirklichen. Dafür gab es Nachbarn, vermeidliche Freunde oder einfach nur Spitzel an der Kasse, die Gesinnungsdossiers erstellten und der Stasi berichteten. Mit gravierenden Folgen für die Betroffenen und deren Familien.
All das Elend in der DDR war nur möglich, weil man den Staat über sich bestimmen ließ, genauer gesagt bestimmen lassen musste. 1989 wurde das Regime hinweggefegt und die Menschen waren plötzlich frei. Es gab enorme Verwerfungen. Gebrauchtwagenhändler, Versicherungsmakler, Spekulanten, Treuhand. Das ganze Heer "cleverer" Wessi-Geschäftsleute stürzte sich auf die Ossis, die sich ahnungslos ohne Kapitalismus-Erfahrung abzocken ließen. Parallel wurden vom Westen Unsummen in Infrastruktur und andere Hilfen für den Osten investiert und transferiert. Westdeutschland hat viel Wohlstand eingebüßt, um den Osten hochzuziehen. Das war auch Bürgerpflicht!
Und man erinnere sich. Es war keine Annexion mit Scheinreferenden. Die DDR-Bürger wollten, dass der Westen kommt. Sie wollten soziale Marktwirtschaft, sie wollten Konsum. Und die Wessis wollten ebenfalls ein vereintes Deutschland.
In diesem vereinten Deutschland gibt es keinen Erich Honecker, der per Beschluss seinen LPGs vorgibt, was sie wo zu produzieren haben und wie sie Mitarbeitende bezahlen müssen. Das war aber schon immer klar. Heute regeln das Markt, Gewerkschaften und Unternehmen. Der Staat greift nur ein, wenn zu große Verwerfungen entstehen. Die Schwerpunkte, eher auf den Markt setzen oder stärker staatlich zu steuern, bestimmen wir alle über Wahlen.
Dafür ist die Politik verantwortlich, nicht ich! Die sollen für gleiche Löhne und bezahlbare Wohnräume sorgen! Ganz unabhängig vom Ort oder Bundesland! Für die gleiche
Arbeit!...
Genau das ist grottenfalsch. Der "Staat" ist dafür nicht verantwortlich. Er versucht im Rahmen seiner Möglichkeiten (Grundgesetz/Verfassung bspw., schon einmal gehört?) dieses
Ideal zu erreichen und hat übrigens seit 1989 einen hervorragenden
Job gemacht. Andere Länder beneiden Deutschland für seine Wirtschaftskraft und bewundern Deutschland, wie es diese Herkulesaufgabe gelöst hat.
Wo in der Welt hat ein Staat seine ganze Fläche nivelliert? Nimm einmal Portugal. Der Land/Stadt/Süden/Norden Unterschied ist viel größer, auch ohne Ossis. Alles Gleichmachen funktioniert eben nicht. Menschen sind verschieden, Landschaften sind verschieden, Gesellschaften sind verschieden usw. Gleichmachen ist, wenn man nachdenkt, auch gar nicht gewünscht. Unsere Länder stehen schon immer im Wettbewerb und setzen eigene Akzente. Jeder ist gefordert, den besten Weg zu suchen. Erfolgsrezepte werden kopiert und so bleibt ganz Deutschland auf Sicht wettbewerbsfähig.
Was Du schreibst, ist entweder billigster Populismus oder einfach nicht durchdacht. In beiden Fällen: "dont't blame me"! Fass Dir an die eigene Nase und mache es zukünftig besser.
Populisten prollen einfache "Wahrheiten" in die Welt. Forderungen oder Aussagen, die gut klingen, aber unrealistisch sind. Natürlich will jeder hier weltweit gerechte Löhne, Gleichberechtigung, Gesundheit und Frieden für alle. Nur, wie geht das? So jedenfalls nicht: "Die sollen für gleiche Löhne und bezahlbare Wohnräume sorgen!" Geht es noch platter, noch populistischer? Wie zuvor erwähnt, "dont't blame me". Du schreibst, ich antworte.
Und
@Duisburger, ich jedenfalls verstehe schon lange, dass Du Dich aus sämtlichen kontroversen Themen heraushältst. Das ist vollkommen okay und das ist mir schon sehr lange klar. Man kann trefflich alles weich spülen, bis es so kuschelig wird, dass man wohlig einschläft und in rosaroten Farben träumt. Das mag nun bissig klingen, ist aber gar nicht abwertend oder negativ gemeint (von Vielfalt lebt unsere Gesellschaft und auch ein Forum). Das zu können, ist eine Eigenschaft oder vielleicht sogar eine Tugend, die der liebe Gott jedenfalls mir nicht vergönnt hat.
Wer allerdings, wie ich auch, nicht jede dumme Äußerung kommentarlos übergehen kann, ist nicht unbedingt ein Masochist und liebt es heiße Herdplatten anzufassen. Er steht auch nicht unbedingt in einem verbalen Boxring und haut dem Gegenüber gerne auf die Fresse. Vielleicht ist es nur ein Mensch mit Ecken und Kanten, einer klaren Meinung, einem festen Standpunkt, der sagt, was er denkt.
Wir sind hier OT und ich finde, die Unterhaltung hier verläuft bisher mehr als zivilisiert.
Soweit mein Wort zum Sonntag.
PS: noch etwas OT im OT.
@zip ich fahre gleich mal nach Barreiro rüber zur Markthalle und kehre beim Vinus Rarus ein. Ich hoffe, der hat offen. Wir haben hier die schönsten Tage im Jahr. Glasklare Atlantik-Luft, Sonne pur, mild und nicht zu warm. Genau richtig, um sich im T-Shirt mit der einen Hälfte in die Sonne zu setzen und die andere Hälfte zusammen mit einem Glas Weißwein im Schatten zu positionieren.
Solltest Du das zufällig vor 14:00 WEZ lesen und hast noch einen anderen Barreiro-Tipp, dann nur her damit.