Den Blüten nach könnte es hinkommen. Ich, als Homo Urbanus, weiß es aber (leider) nicht genau. Es waren drei Pflanzen am blühen. Weiß, gelb und violett. Der Winzer erzählte mir das die drei Arten normalerweise eine etwas versetzte Blühfolge hätten, dieses Jahr aber irgendwie alle fast gleichzeitig in die Pötte gekommen wären.
Nach dem ausführlichen Spaziergang durch die prächtigen Weingärten, bei denen ich viel über die
Arbeit im Weinberg erfahren konnte, gab es dann einen ebenso tiefen Einblick in die
Arbeit im Weinkeller. João ließ mich so ziemlich alles als Tank- oder Cask-Sample durchprobieren, was er derzeit im Keller hat ...
All die Ausgangsweine für den kommenden Rufia-Jahrgang schmeckten mir sortenrein aus den Lagertanks bereits richtig lecker. Alle Weine weisen überwiegend einen sehr geringen Alkoholgehalt. Fast alle waren im Prinzip bereits trinkreif und werden vor der kommenden Lese final zum Cuvée verschnitten und abgefüllt. Viele Weine bekommen erst vor der Flaschenabfüllung eine sehr geringe Menge von z.B. 30mg/Liter Schwefel zugesetzt um die Weine in der Flasche zu stabilisieren. Joãos Faustregel: So wenig wie eben möglich.
Curtimenta, das ist in Portugal die gängige Bezeichnung für "Skin contact"-Vinhos ("Rufia-Orange"). Köstlich! Falls ihr euch über die ungewöhnlichen Fässer wundert, in denen die Reservas lagern: Kastanie. Kastanienfässer geben so gut wie keine "Holzaromen" an den Wein ab. Am Ende unserer ausgiebigen Probe spülte der Weinmacher alle Zapfhähne gründlich mit Wasser ab/aus. Hygiene ist das A und O für gute Qualität.
Rufia Rosado 2018 - Der Hauptgrund für meines Besuch. Joãos Rosé, ungefiltert, aus den Rebsorten
Rufete und
Touriga Nacional. Schönes Spiel aus Frische, Frucht und Säure. Erdbeere, Gewürze. Bei 8 - 10°C großer Sommerspaß im Glas! Auf der Feinhefe ausgebaut und dann direkt aus dem Edelstahltank abgezogen. 12 % Vol.
Terras de Tavares Dão DOC Reserva 2007 - Der neue Jahrgang unter den Reservas, der jetzt in den Markt kommt. Ein gereifter, vielschichtiger Tinto. Ein Exemplar, das die charakterstarken Dão-Weine bestens repräsentiert. Dunkelviolett im Glas. Beerenaromen, Frucht, Eukalyptus, Earl Grey und butterweiche Tannine. 2007: Ein wirklich guter Jahrgang, wie bereits der Jaen 2007 bewies. Ich hatte zum Rotwein
Queijo Cabre Curado und
Fatias de Porco Preto genascht. Lecker!
Rufia 2016 Tinto - Klasse "Trinkfluss" bei diesem filigranen Rotwein mit gerade einmal 11 % Vol. Der Blend aus den Rebsorten
Rufete, Jaen und
Touriga Nacional liefert die volle Fruchtbreitseite, viel Beeren und spürbare Tannine. Alles rund und ausbalanciert. Ungeschönt. Unfiltriert und mit ganz wenig Schwefel. Ein echtes Genuss-Erlebnis für unter 10 EUR!