• Gäste können im PortugalForum zunächst keine Beiträge verfassen und auch nicht auf Beiträge antworten. Das klappt nur, wenn man registriert ist. Das ist ganz leicht, geht schnell und tut nicht weh: Registrieren. Und dann verschwindet auch dieser Hinweis ...

Tipp Besuch beim Winzer | Quinta do Olival da Murta (Lisboa)

zip

Super-Moderator
Teammitglied
image.jpg


Serra Oca, onde se diz que se ouve o mar.

image.jpg


Sowohl die Weißweine der Quinta do Olival da Murta, der Serra Oca Branco und der Serra Oca Moscatel Graúdo, als auch der sortenreine Castelão haben mich im Sommer 2020 derart begeistert, dass ich mich im September dann riesig gefreut habe, dass es erstens geklappt hat mit dem Trip nach Portugal und zweitens dann auch (trotz laufender Vindima) sich ein Besuchstermin beim Weingut unkompliziert arrangieren ließ. Kaum angekommen empfing mich die sympathische Joana herzlich und es ging zuerst in die rund um Quinta gelegenen Weinberge. Die letzten Tage der Lese waren in vollem Gange ...

image.jpg


Die Quinta do Olival da Murta, einst von dem Urgroßvater gekauft, wird heute von fünf Geschwistern / Cousinen geleitet. Sie führen die Tradition fort, obwohl alle fünf keine gelernten Landwirte/Winzer sind. Joana beispielsweise ist studierte Archäologin. Mit Herzblut dem biologischen, nachhaltigen Weinbau verschrieben, werden auf dem weitläufigen Weingut mit rund 20 ha Weinbergen neben den eigenen Weinen auch Trauben zum Verkauf an andere regional ansässige Bio-Winzer (COZ, Ermegeira, Domínio Vicari usw.) erzeugt. Zur Zeit des spanischen Urgroßvaters Vivas waren es einmal 100 ha Weinberge und so steht die Verkleinerung auch sinnbildlich für den Wandel in der Region von Quantität zur Qualität.

image.jpg


Es werden überwiegend rote Rebsorten angepflanzt, die Trauben werden per Hand gelesen. Zu 3/4 sind die Weinberge mit den Rebsorten Aragonez (Tempranillo), Castelão und Touriga Nacional bestockt. Der weiße Rest: Fernão Pires, Arinto, Moscatel Graudo. Joana lud mich zu einem Spaziergang ein, hoch auf die Hügel auf denen die Kräuter für die "Herbal Infusions" (Kräutertees) angebaut werden, die die Quinta ebenfalls im Portfolio hat. Oben vom Hügel bietet sich ein schöner Ausblick auf die sanften Hügel der Serra de Montejunto im Hintergrund und einen Überblick über das beeindruckend große Weingut, das nicht nur die Hausherren bewirtschaften. In den Wirtschaftsgebäuden geht es wie in einer großen (Wein-)Community zu ...

image.jpg


Das Anwesen ist so groß, es gibt Platz für Untermieter. Die Weinmacher António Marques da Cruz und Tiago Teles haben in einem der Gebäude die Adega für ihr gemeinsames Projekt Os Eternautas COZs eingerichtet. COZ, ihr wisst schon, dass sind die frischen, eleganten Weine von den Hängen der Serra de Montejunto. Die verschiedenen Produzenten ergänzen sich, tauschen sich aus und profitieren so von dem gemeinsamen Miteinander auf dem Anwesen der Quinta do Olival da Murta.

image.jpg


Tiagos und Antónios Rotweine reifen in Eiche, die Weißweine in Betontanks aus Italien. Der jüngste im Bunde, Francisco, hat Tiago per WhatsApp angefunkt, und so wurde bei der anschließenden Weinprobe der Serra Oca-Weine auch ein weißer, spritziger COZ Pop entploppt und mitverköstigt. Ganz herzlichen Dank für die tolle Geste.

image.jpg


Was die Quinta noch zu bieten hat? Noch mehr abgefahrene Untermieter: Zum Beispiel Luke, der mit seinen drei wilden Töchtern ab 2021 Naturweine und Apfel-Cider auf den Markt bringt:

image.jpg


Zurück in der Adega waren Francisco und Önologe Rodrigo noch fleißig zugange, bevor es denn ans Eingemachte (zur Weinprobe) ging ...

image.jpg


image.jpg


Die"Prova" direkt in der Adega, inmitten der Barriques und Joana servierte einen würzigen Queijo aus der Region dazu und eine Tortilla española, was auch wieder stimmig ist, wenn man sich die spanischen Urgroßeltern ins Gedächtnis ruft, die einst das Weingut gründeten ...

image.jpg


image.jpg


Serra Oca Moscatel Graúdo 2019
Uaauuuhh! Dafür bin ich gekommen. Wieder einmal schlanke 12 % Vol. Im offenen Tank vergoren, vier Tage Schalenkontakt. Die Muskatellernase plus einer geradlinigen Mineralität / Salzigkeit! Für mich bereits trinkreif, aber um dem hohen Anspruch der Winzer zu genügen, muss der "Branco" noch ein paar Monate in der Flasche nachreifen. Give it to me Baby, aha aha ...

Serra Oca Castelão 2019
Brandneu, superfruchtig. Die volle Frucht präsentiert das junge Biest. Trinkfluss ohne Ende. Noch etwas unausgewogen, braucht noch etwas Flaschenreife.

Serra Oca Tinto 2014
Ein kraftvoller Tinto aus den Rebsorten Aragonez, Touriga Nacional und Castelão ...

Serra Oca Tinto 2015
Wie zuvor, aber "maskuliner", die Tannine deutlich präsenter ...

Serra Oca Tinto 2017
Lediglich als "Tank Sample" im Glas. Super Jahrgang, sehr vielversprechend, aber noch zu unausgewogen, die Winzer geben dem Rotwein aus diesem exzellenten Jahrgang noch ein bis zwei Jahre zum Nachreifen und "zur Ruhe kommen" bevor der Tinto vermarktet wird.

image.jpg


image.jpg


Ganz links: Weinmacher Emanuel Frutuoso, den ich letztes Jahr auf dem Weingut von Rodrigo Felipe (Quinta de Paços | Humus) kennen gelernt habe. Neuigkeiten: Seinen genialen Branco "Flui" macht er noch in der Adega der Quinta de Paços. Seinen zweiten Wein, den "Safado", vinifiziert er bereits in seiner eigenen Adega. Ganz rechts: Rodrigo Martins, der Önologe der Quinta do Olival da Murta, unterstützt als Consultant weitere Produzenten in der Region (unter anderem die Quinta Várzea da Pedra, wie ich von Tomás weiß) und macht mit seine eigenen, authentischen Weine. Eine echt starke Truppe, die jungen Weinmacher aus der Region Lisboa, es gibt unglaublich viel Austausch, Querverbindungen und gegenseitige Unterstützung. Für mich ist das zur Zeit ohne Zweifel die dynamischste Weinbauregion Portugals! #oestepower

image.jpg


Danke, super Team, super sympathetisch, super authentisch: Die Geschwister José, Joana und Francisco. Das gilt natürlich auch für Rodrigo und die Schmusebacke "Sol". Muito obrigado, für die Geduld und die Gastfreundschaft!


 
Super schöner Bericht mit ganz tollen Bildern!
Ah, und das waren die hübschen Etiketten...
Vielen Dank dafür.
Und ein Laternenbild ist auch mit dabei!
Herbstimpressionen vom Feinsten.
 
  • Like
Reaktionen: zip
Ah, und das waren die hübschen Etiketten...
Hübsche Etiketten UND leckalecka Inhalt!

Beim Serra Oca Moscatel Graúdo 2019, der voraussichtlich im Frühjahr 2021 auf den Markt kommt, habe ich mir vorsichtshalber eine Flasche für eine "neutrale" Nachverköstigung mitgenommen. Warum das ganze? Natürlich beeinflussen die "positiven Vibes" rund um die Weinverköstigung auf der Quinta die ad hoc-Beurteilung der einzelnen Weine. Urlaub, Sonne, saunette ambitionierte Weinmacher, die sich um einen kümmern, lokale Leckerlis zum Wein, entspannte Atmosphäre. Dazu kam beim Moscatel Graúdo 2019 noch die Empfehlung von Tomás , dem Winzer von der Quinta Varzea da Pedra (mit dem ich mich im Vorfeld über den bevorstehenden Besuch ausgetauscht hatte), ich müsse den Moscatel Graúdo 2019 unbedingt probieren, der wäre dermaßen lecker! So "geimpft" und mit "positiven Emotionen aufgeladen" kann dann "beim zweiten Mal" beim Wein der Glorienschein etwas weniger stark erstrahlen ...

image.jpg


Was bleibt vom Moscatel Graúdo 2019, all das "Lametta" ausgeblendet? Die Probe aufs Exempel bringt die "nackte Wahrheit": Ganz klar: Das typische Muskatbouquet, nach der Action in der Nase folgt am Gaumen eine ungewöhnliche Mischung aus jungem Pfirsich und grüner Paprika, dazu Kräuter. Knochentrocken, geradlinig am Gaumen, straffer Trinkzug, mineralisch-salzig! Mit einem Satz: Runtergebrochen auf den "nackigen Wein" schmecke ich einen großartigen Muskateller, der sich dadurch abhebt, dass er nicht nur durch seine Muskataromen und durch florales Chichi für die Terrasse taugt, sondern dass da wieder ein feingliedriger, aber kraftvoller Speisenbegeleiter daherkommt, der 2021, ich lehne mich da jetzt bereits mächtig weit aus dem Fenster, sich unter den 10 besten Brancos Portugals wiederfinden wird! Großes Kino!
 
Was die Quinta noch zu bieten hat? Noch mehr abgefahrene Untermieter: Zum Beispiel Luke, der mit seinen drei wilden Töchtern ab 2021 Naturweine und Apfel-Cider auf den Markt bringt:

image.jpg


Schöner, feinperliger Apfelcidre. 6 % ABV. Bretonischen Cidre trinkt man aus der Tasse, ich habe mich beim portugiesischen Cider für ein Weinglas entschieden. Und für ähnliche Temperaturen wie beim Branco - wobei der Hard Cider mir am besten bei 12 - 14°C geschmeckt hat, weil dort die Aromenvielfalt am besten rüberkam. Das haben Lukes Töchter gut hinbekommen. Und Joanas Artwork ist vom feinsten! Ich freue mich auf die Naturweine, die da 2021 kommen werden ...

image.jpg
 
Ich freue mich auf die Naturweine, die da 2021 kommen werden ...

Daughters Of Madness: Alma | Ava | Paloma | Freddie

image.jpg


Joana Vivas hat mir während meines Besuchs auf der Quinta do Olival da Murta von dem Charme des Familienprojekts und von den drei quirligen Töchtern erzählt. Endlich, ich habe mich riesig auf die Naturweine von DOM (Daughters Of Madness) gefreut und wurde nicht enttäuscht! Aber eins nach dem anderen ...

image.jpg


Mir gefällt die Bandbreite, die die vier DOM-Weine abdecken. Paloma (Tinto) und Freddie (Rosé Pet Nat) mit ihrer Fruchtigkeit = großartige Terrassenweine, unkompliziert, leicht gekühlt perfekt für den Sommer. Der Paloma ist ein 100% sortenreiner Syrah mit 45 Tage Maischestandzeit, danach 9 Monate in Edelstahl. Johannisbeeren, Waldfrüchte! Leichte 12 % VOL, wie übrigens die anderen drei Weine auch. Freddie, ein Pet-Nat sortenrein aus der Tinta Roriz mit leichtem Fizz, einem frisch-fruchtigen Bouquet und mächtig viel Erdbeeren / Kirschen am Gaumen.

image.jpg


Alma (der Orange) und Ava (Rosé) mit einer grandiosen Vielschichtigkeit. Die beiden haben mich echt begeistert. Ava, der Rosé ist ein sortenreiner Touriga Nacional, der neben der floralen Stilistik der Rebsorte eine schöne Würzigkeit und ordentlich mineralischen Drive mitbringt. Der Ausbau erfolgte für 9 Monate in mit Bienenwachs versiegelten Tonamphoren. Fantastisch!

image.jpg


Alma, ein Weißwein zu 100 % aus der Fernão Pires, 40 Tage auf der Maische vergoren, danach für 9 Monate in der "Talha", einer portugiesischen Tonamphore, ausgebaut. Dank Schalenkontakt flüssiger Bernstein und ein komplexes Aromenspiel am Gaumen: Nüsse, getrocknetes Obst, Kräuter und etwas Honig. Das ganze gepuffert von der feinen Frische, die die straffe Säure der Rebsorte mitbringt. Die Fernão Pires sorgt auch für die Zitrusaromen, die sich in der Nase zeigen. Luke, der Weinmacher, hat es auf den Punkt gebracht: Der Wein präsentiert ein jugendliches Aroma bei einem gleichzeitig sehr reifen Geschmack!

image.jpg


Ich hatte das Winzerpaar bereits angefunkt, bevor der neue Jahrgang auf den Markt kam und dann rechtzeitig geordert. Die gute Nachricht: Alle Weine kosten in Portugal 12 EUR/Flasche, haben also ein spitzen Preis-/Spaß im Glas-Verhältnis. Das macht Spaß! :hurra.gif:

image.jpg



 
Die graphische Aufmachung ist mal wieder außergewöhnlich herausragend.
Ich habe das Kompliment an Joana Schomer weitergeleitet. :) Das Artwork der Etiketten ist wirklich gelungen. Ich finde das ganze Paket stimmig: Design, Webauftritt, Social-Media-Kanäle und der Wein natürlich (bedenkt man, dass es der erste Jahrgang der beiden ist). Tolles Konzept halt, wie Farbenzeit richtig festgestellt hat.

Ach, und die Töchter natürlich ... :bussi::bussi::bussi::cool::cool::cool:

DOM_03e.jpg
 
Não basta assim. Ich denke, es sind die Weine, Weinmacher und Weingüter über die ich schreibe, die "verführen". Wenn mich ein Wein, Weinmacher, Weingut "mitnimmt", versuche ich die positiven Vibes so lebendig wie möglich zu transportieren. Nada mais!

Olival da Murta, diese große "Wein-WG", löst bei mir diese "positiven Emotionen" aus ...

Um diese Inhalte anzuzeigen, benötigen wir die Zustimmung zum Setzen von Drittanbieter-Cookies.
Für weitere Informationen besuchen Sie die Seite Verwendung von Cookies.
 
Und das schaffst Du ja auch immer grandios!

Obrigado. Wobei Luke ein wahrer Meister darin ist, die Auslöser der positiven Emotionen einzufangen und in kurzen Videoschnipseln zu komprimieren ...

Um diese Inhalte anzuzeigen, benötigen wir die Zustimmung zum Setzen von Drittanbieter-Cookies.
Für weitere Informationen besuchen Sie die Seite Verwendung von Cookies.
 
Sol :liebe:, der Hund der Quinta do Olival da Murta, ist echt die Granate, wenn es darum geht "festinhas" zu ergattern! Hier mit der Weinbloggerin Madalena Vidigal (swipe right) ...

Um diese Inhalte anzuzeigen, benötigen wir die Zustimmung zum Setzen von Drittanbieter-Cookies.
Für weitere Informationen besuchen Sie die Seite Verwendung von Cookies.
 
Der jüngste im Bunde, Francisco, hat Tiago per WhatsApp angefunkt, und so wurde bei der anschließenden Weinprobe der Serra Oca-Weine auch ein weißer, spritziger COZ Pop entploppt und mitverköstigt. Ganz herzlichen Dank für die tolle Geste.

image.jpg


POP COZs de Montexuntos Branco 2019 (Macerado)
Schwierige Geburt mit Happy End. Ich konnte den rebsortenreinen (100%-Vital) Branco mit Skin Contact ja bereits bei meinem Besuch der Quinta do Olival da Murta probieren. Ich habe den Wein gestern aufgemacht, etwas Luft gegönnt und bei 11-12°C probiert. Brrrr. Das zweite Glas bei 15 °C war schon deutlich gefälliger. Dennoch habe ich den Wein wieder zurückgestellt. Heute am zweiten Tag bei 16°C zeigt sich der Orange-Wein smooth, lebendig, komplex aber zugänglich mit Grip und einer schönen Säure. António Marques da Cruz und Tiago Teles mit einem besonderen Wein, der fordert aber belohnt, wenn man sich auf das Gaumen-Abenteuer einlässt. Kostet 15 EUR in Portugal und 20 EUR in Deutschland.

image.jpg
 
Habe es ähnlich bei meinem geliebten erlebt. Nicht ganz so warm und man muss auch keinen ganzen Tag warten, aber mein erster Kontakt war ebenfalls denkwürdig und hat mich etwas nervös gemacht, weil ich gleich auf gut Glück ne ganze Kiste bestellt hatte :) Wurde auch ein Happy End und eine neue Kiste bestelle ich die Tage.
 
Doch, da widerspreche ich. Das ist was für Dich @Farbenzeit. Stell Dir vor, eines Abends steht im Sturm und Schneegestöber ein hässlicher Gnom vor Deinem windschiefen Holzhäuschen und verlangt Einlass. Du bietest ihm natürlich Dein Bettchen an, aber tust die ganze Nacht kein Auge zu, weil Du Dich fürchtest und eben nicht auf hässliche Gnome stehst. Am nächsten Morgen liegt dann jedoch ein hübscher, edler Prinz neben Dir, setzt Dich hinter sich auf seinen weißen Schimmel, reitet mit Dir in sein Schloss, ....

... so, ich geh jetzt in mein Bettchen und lese meinen Zwergen wie jeden Abend noch ein Märchen vor :)
 
Zurück
Oben