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Tipp Besuch beim Winzer | Quinta da Furada (Douro)

zip

Super-Moderator
Teammitglied
QUINTA DA FURADA | ERVEDOSA DO DOURO

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[September 2021] Von dem Abzweig der, kurz vor Ervedosa de Douro, von der Nationalstraße N222 aus ins Hinterland führt, sind es eigentlich nur noch 7 - 8 Minuten zur Quinta da Furada, wo ich mit dem Weinmacher Duarte Alegre verabredet war. Biegt man mittendrin falsch ab, werden es schnell 20 Minuten oder mehr. Der Winzer hat es mit Humor genommen. Man ist jedenfalls mittendrin, in der terrassierten Hügellandschaft, die die UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt hat ...

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Duarte hat mit mir Mitte 2021 Kontakt aufgenommen und ich bin schnell auf seine "Vinhas Velhas", seine alten Rebstöcke, aufmerksam und neugierig geworden. Knorrige, rustikale Rebstöcke, die den Namen "Alt" auch wirklich verdienen, wie ich mich bei dem gemeinsamen Spaziergang durch seine Weinberge überzeugen konnte.

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Die Böden der Quinta, die seit sieben Generationen in Familienbesitz ist, bestehen überwiegend aus dem für das Dourotal typischen Schiefergestein und etwas Granit ist ebenfalls dabei. Auf einigen der sehr alten Parzellen stehen noch Reben auf wurzelechten Unterlagen (Pé Franco), andere Plots wurden neu angelegt, rekultiviert mit alten Sorten.

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Unser Spaziergang führte uns zu einem alten Hochstand, den Duartes Urgoßvater einst zum Verweilen und Lesen genutzt hat. Von dort wird man mit einem herrlichen Ausblick auf das Dourotal und Pinhão bzw. die Weinberge der Nachbarquinta belohnt.

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Ein Schwank: Duarte hat einmal Nachts Jäger erwischt, die auf dem Grundstück seines Weinguts verbotenerweise Wildschweine jagten. Seitdem habe er in der Gefriertruhe immer ausreichend Wild, schmunzelte der Winzer. Im Douro werden die Angelegenheiten untereinander geregelt, bleiben in der Region.

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Am Ende des Spaziergang lud mich Duarte noch zu einer Fahrt mit dem Jeep auf die andere Talseite ein. Nur von hier aus gelangt man aus schwindelerregender Höhe hinab zu der tiefste Stelle im Tal, wo die ältesten Reben stehen, aber auch urige Olivenbäume, von denen einige einige hundert Jahre alt sind. Nicht nur Wein produziert die Quinta da Furada, sondern ebenfalls Olivenöl, Honig, getrocknete Feigen, Mandeln und Oliven. Alle Produkte werden auch in Porto (Ribeira do Porto, Rua de São Francisco Nr. 28) im eigenen Geschäft namens "Loja Pata D'Urso" verkauft ...

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Nach einen kurzen, aber intensiven Regenschauer erstrahlte die Sonne wieder über dem Douro-Tal ...

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Teil 2 folgt demnächst (kann aber was dauern) ...
 
Hallo @zip, vielen Dank für diesen schönen Bericht und die tollen Bilder. Was ist damit gemeint?
LG Harald
Aus Zeitgründen die Kurzform: Während amerikanische Rebstöcke (Pé americano) samt Wurzelwerk es überleben, wenn die Reblaus an ihnen rumknabbert (sie können mit einem Sekret die Wunden wieder schließen) gehen europäische Rebstöcke (Pé franco) daran kaputt. Die aus Amerika eingeschleppte Reblaus-Plage war eine Katastrophe für den europäischen Kontinent und in Portugal blieb insbesondere das Douro-Gebiet (das ja bis dahin durch die Portwein-Produktion florierte) von den dramatischen wirtschaftlichen Folgen nicht verschont. Es gab für den überwiegenden Teil der Bevölkerung schlicht und einfach keine Arbeit mehr. Übrigens sind ganz viele der Nachbarn der Quinta da Furada zur Zeiten der Reblausplage vom Douro weggezogen und haben ihre Grundstücke verkauft. Duartes Urgroßvater hat damals einige der Nachbargrundstücke zugekauft und das Weingut auf die > 100 Hektar vergrößert, die die Quinta heute umfasst. Um der Reblaus in Europa Herr zu werden, pfropft man europäische Reben auf amerikanische Wurzelstöcke (sog. Unterlagen). Wurzelechte Reben sind also ungepfropfte Reben die in ihrer Gesamtheit aus einer Pflanze stammen.
 
Da lohnt das Warten aber auf jeden Fall. Danke für die tollen Einblicke.
Es geht noch nicht mit dem Quinta-Besuch weiter, aber aus gegebenen Anlass (will heißen: Hab mir gestern eine von Duartes Granaten aufgemacht) hier eine Tasting Note zum Furada Pata d'Urso Vinhas Antigas 2017 Tinto DOC Douro

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Pata d'Urso Vinhas Antigas 2017 Tinto DOC Douro -
Was für ein Knaller, dieser Tinto aus alten autochthonen Rebsorten: Rotfruchtig, würzig, im Granittank mit den Füßen gepresst, unglaublich rund und ausgewogen dank zweijährigem Ausbau in kleinen Eichefässern. Das Holz zeigt sich dezent eingebunden, niemals im Vordergrund, so dass der Rotwein delikat und komplex den Gaumen runterläuft. Fantastisch. 2017 war ein heißes Jahr am Douro, die Lese fand bereits Ende August statt, damit eine frischen Säure den harmonischen Gesamteindruck unterstützt! Überhaupt, hier ist nichts (wie leider oft am Douro) "überextrahiert", zu konzentriert. Im Gegenteil: Die leichte Nieepoort-Schule gepaart mit einem unglaublich guten Rebmaterial! Großes Kino, ganz großes Kino, leider war die Flasche zu schnell "allealle", und wie so oft: Leider geil, leider teuer (65 EUR/Flasche, bei einer kleinen Auflage von 2400 Flaschen). Man könnt sich dran gewöhnen ... ;)

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Griiiinnnnnssss! Nett, wenn Zip, der olle "Wein-Onkel" des PortugalForum deutlich früher mit seinen Jubelarien am Start war als die portugiesische Weinfachpresse ... ;):-D

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Mit Punkten habe ich es ja nicht so, aber den fetten 18er der Revista de Vinhos unterschreibe ich! :):cool:
 
Teil 2 folgt demnächst (kann aber was dauern) ...

Besser spät als nie! :-D

Und dann ab in die Adega. Alles klein, verschachtelt, sehr traditionell. Natürlich auch mit den regionaltypischen Granitlagars. Interessant, wie weit das Mitspracherecht der regionalen Weinbaukommission reicht: Der Winzer musste auf Geheiß der Kommission die Wände rund um die Granitbecken "aus hygienischen Gründen" verputzen lassen. Duarte hätte lieber den rustikalen Charme der groben Mauerwerkswände erhalten.

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Tank Samples vom jungen Pink Port und alles querbeet an Weinen und Ports durfte ich probieren ...

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Junges, neues Holz: Fässer für die Erstbelegung ...

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... und zwei ganz alte Portfässer mit einem allerfeinsten Stöffchen vom Großvater. Eine unglaubliche Aromenvielfalt am Gaumen: Dörrobst, nussig, Feige, Gewürze - alles in einer komplexen Vielschichtigkeit und Komplexität, wie sie nur gereifte Ports zu transportieren vermögen. Ganz großes Gaumenkino! Wie lange der Port in den beiden Fässern gereift ist, ist nicht bekannt/verschriftlicht. Duarte schätzt auf rund 80 Jahre und hätte den Port, der zum Zeitpunkt meines Besuchs noch nicht in Flaschen abgefüllt war, gerne als "Very Old Family Port" vermarktet. Pustekuchen, die mächtige Kommission war streng und so darf sich der göttliche Tropfen nur "Family Port" nennen (dem garantieren Orgasmus am Gaumen kann es egal sein).

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Eine wunderbare Quinta mit ganz viel önotouristischem Potenzial. Ein anekdotenreicher Besuch. Douro-Anekdoten, die ich an dieser Stelle aus verständlichen Gründen (damit niemand - und schon gar nicht die lokalen Polizeibeamten - Schwierigkeiten bekommt) gar nicht alle wiedergeben kann. Danke, Duarte, hat Spaß gemacht!

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Du bist schon ein echters Glückspilschwein. Toll!
 
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... und zwei ganz alte Portfässer mit einem allerfeinsten Stöffchen vom Großvater. Eine unglaubliche Aromenvielfalt am Gaumen: Dörrobst, nussig, Feige, Gewürze - alles in einer komplexen Vielschichtigkeit und Komplexität, wie sie nur gereifte Ports zu transportieren vermögen. Ganz großes Gaumenkino! Wie lange der Port in den beiden Fässern gereift ist, ist nicht bekannt/verschriftlicht. Duarte schätzt auf rund 80 Jahre und hätte den Port, der zum Zeitpunkt meines Besuchs noch nicht in Flaschen abgefüllt war, gerne als "Very Old Family Port" vermarktet. Pustekuchen, die mächtige Kommission war streng und so darf sich der göttliche Tropfen nur "Family Port" nennen (dem garantieren Orgasmus am Gaumen kann es egal sein).

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Quinta Furada Family Tawny Port - Mahagonifarben im Glas mit kupferfarbenen Rändern.

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Vielschichtig in der Nase und am Gaumen, gewürzlastig, balsamisch! Karamell, aber stets mit dieser säuregepufferten Frische, gereifte Früchte und mit kräftigen Nussaromen (Haselnuss, Mandel) die als Gegenspieler zur dezenten Süße dem Port zu einer perfekt ausbalancierten Finesse verhelfen. Wow, Wahnsinn, was da alles auf dem Gaumen abgeht!

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Der Quinta da Furada (very old darf er sich ja nicht nennen) Tawny Family Port überzeugt mit Komplexität bei einem "ewig anhaltenden" Nachklang. Wunderbares Gesöff! Es freut mich, dass die altehrwürdige Revista de Vinho in der Ausgabe Juli 2023 dem Port die Auszeichnung "Altamente Recomendado" (sehr empfehlenswert) und ganz fette 94 von 100 Punkte verliehen hat. Mit Punkten habe ich es ja nicht so sehr, aber wenn einem die Engel auf die Zunge pinkeln, dann schmeckt man das sehr wohl! 90 EUR/Flasche kostet das göttliche Zeug in Portugal. Wahnsinn, du kannst deine Nase nach einer halben Stunde in das leergetrunkene Siza Vieira-Portglas halten, und wirst immer noch zu 100 % abgeholt! Ein Traum ...

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