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Tipp Besuch beim Winzer | Quinta da Serradinha (Leiria)

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Die Quinta da Serradinha liegt eine gute Autostunde nördlich von Lissabon am Rande von Leiria. Somit gehören die Weine des Weinguts zum DOC Encostas d’Aire, dem größten der 9 DOCs innerhalb der Weinregion Lisboa. Das Weingut mit rund 6 ha Rebfläche setzt auf die Rebsorten Castelão, Baga, Touriga Nacional, Alfrocheiro und Tinta Miúda (rot) sowie Arinto, Fernão Pires und Encruzado (weiß) und zählt zu den Pionieren in der organischen Bewirtschaftung von Weingärten (seit 1978 um genau zu sein und ist seit 95 zertifiziert, ununterbrochen).

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2,5 ha der Weinberge sind fast 70 Jahre alt, der übrige Rest wurde vor über 25 Jahren neu bestockt. Auch hier gilt wieder das Prinzip, dass entlang der Rebstockreihe gemäht wird, damit die Rebstöcke gut belüftet werden. Zwischen den Reihen aber stehen die Gräser und Wildblumen, schützen die Sohle und bieten reichlich Lebensraum für Insekten.

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Mehr in Kürze ...
:blush: Uups, weiter geht´s ...


Nach dem Spaziergang durch den Weinberg ging es mit António in den Keller. Er ist jetzt die 5. Generation der Familie Marques da Cruz als Weinmacher. Weinbereitung bestehe zu 10 Monaten im Jahr aus der Arbeit im Weinberg und zwei Monate im Keller, schmunzelte der Winzer. Dort lässt ihn der Vater seit vielen Jahren freie Hand, sein eigenes Ding machen! Des Vaters Liebe zu Weißweinen aus der am Dão so prominenten Rebsorte Encruzado ist es zu verdanken, dass auf der Quinta da Serradinha Flächen mit Encruzado bestockt sind. Die Eleganz der Encruzado gepaart mit der Frische einer Arinto ergibt einen spannenden Branco, der mich sofort neugierig auf die außergewöhnlichen Serradinha-Weine gemacht hat.

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Auch sonst ist vieles un- und außergewöhnlich an Antónios Kellerarbeit. Tongefäße ("Amphoras"), die Gärung in großen Holzfässern, den "Balseiros", die Lagerung in den mittelgroßen Holzfässern ("Tonéis"). Faßlagerung von 12 bis 36 Monate vor der Flaschenabfüllung.

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Das Prinzip in diesem auf das notwendigste reduzierten Weinkeller heißt: Low-Intervention. Weniger ist mehr. Lasst die Weine für sich und ihr Terroir sprechen. Alles, bloß keine glattpolierten Allerweltsweine. Etwas besonders erschaffen, ruhig mit Ecken und Kanten, dass dafür aber in Erinnerung bleibt. Natürlich gehören da auch die Weißen mit Schalenkontakt dazu (Curtimenta).

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Wir probierten uns durch ein Dutzend Barrel-Samples ...

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Am Ende war ich mir nicht mehr sicher, was mich mehr beeindruckt hat: Die stoffigen, vielschichtigen Roten z.B. aus der Rebsorte Baga oder Tinta Miuda, oder die eleganten Weißen, frisch und funky, z.B. aus der Fernão Pires oder von alten Weinbergen, den "Vinhas Velhas". Vielen Dank an António, den ich in seiner ruhigen, gelassenen Art als sympatischen Winzer mit einer Leidenschaft für Weine abseits ausgetrampelter Pfade kennengelernt habe.

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In der portugiesischen "Querdenker-Weinszene" kann man António Marques da Cruz nicht ohne seinen Freund Tiago Teles denken, mit dem gemeinsam als "Cozinheiros" die COZ-Serie herausbringt. Der Coz´s Vp – Vital 2017 wurde von der Weinfachzeitschrift "Revista de Vinhos" unter die TOP 10 VINHOS PORTUGUESES-Weine des Jahres 2018 gewählt.

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COZs, das sind die Weinmacher Tiago Teles und Antonio Marques-da Cruz. Was als spannende Kollaboration nahe am Atlantik, auf der Quinta dos Cozinheiros (Figueira da Foz) begann, setzt sich in der Region "Lisboa" fort. Die beiden pachteten einen Weinberg nördlich von Lissabon in der Nähe der Serra de Montejunto.

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Vital. O tesouro que nasce na Serra de Montejunto

Strohgelb im Glas, klar. Zwitschrige Säure mit einem laaaangen Finish. Geiles Teil. Frischer-Sommer Wein im eleganten Zwirn. Crispy. Furztrocken und mineralisch als würde man an einem Stück Feldspat lutschen, dabei viel Frucht (Pfirsich, Grapefruit, Limette) und ein bisschen Honig von den 10 Monaten in gebrauchter Eiche. Hammer-Rebsorte, die in der Region wirklich wahre Kunststücke vollführt und geradezu nach gehobener Gastronomie schreit. Der COZs Vp Vital 2017 kostet um die 15 EUR in Portugal.

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Der Winzer Antonio Marques-da Cruz hat mir in seiner ruhigen und bescheidenen Art nichts davon gesagt, dass der Wein von der renommierten Weinfachzeitschrift Revista de Vinhos unter die 10 besten portugiesischen Weine 2018 gewählt wurde. Macht nix, so konnte ich nun aus meinen unbeeinflusst geschriebenen, enthusiastischen Tasting Notes zitieren. Naja, hätte ich´s gewußt, ich hätte vermutlich eine Nummer feiner "gepairt" als ausgerechnet "Alheira"-Wurst. Egal, geschmeckt hat´s lecker ...

 
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Quinta da Serradinha Baga 2013 | 100 % Baga! Die "widerspenstige" Rebsorte aus dem Gebiet Bairrada zeigt im 2013er Jahrgang von António Marques da Cruz erstaunlich sanfte Tannine, die Gaumen und Zahnfleisch lediglich dezent belegen.

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In der Nase flüchtige Beerenaromen, dunkelrot im Glas. Elegant und (immer noch) mit einer jugendlichen Frische. Zertifizierter, organischer Anbau. Angenehm leichte 12 % Vol. Klasse gemacht und zeigt das Lagerpotenzial der Rebsorte.

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Ich hab jetzt zwei. Allerdings sehr spezielle. :eek:

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Ob man die überhaupt noch trinken kann...???
Und, viel wichtiger, wie krieg ich die auf, ohne die Käfer zu zerstören...
 
:hurra.gif: Wie geil ist das denn? Nen "Poupa" von 99! Wo haste denn die Schätzchen her? Ob die trinkbar sind? Probieren geht über studieren! Das kann alles sein: Zaubertrank oder Essig.

Hat man dir die Geschichte erzählt, wie der Wein zu seinen Namen kam? Biologischer Weinbau. Keine Chemie. Bereits in sehr frühen Jahren gab es Probleme mit einer Raupenart. Das Mittel dagegen? Der Senior installierte Brutkästen auf dem Gelände der Quinta und siedelte "Poupas" (Wiedehopfe) aus, deren Laib- und Magenspeise genau jene Raupenart ist. Erfolgreiche Schädlingsbekämpfung ohne Chemie! :cool:
 
Jaaa...die Geschichte ist: ich wollte UNBEDINGT so einen Marienkäfer- Wein. (persönlicher Bezug :-D)
Mal abgesehen von der Qualität des Getränks und Deinen tollen Beschreibungen.
Klar, hätte ich auch was Aktuelles...aaaber:
bei meinen portugiesischen Lieferanten gab's nicht das Richtige...bei den deutschen Importeuren auch nicht.
Und dann bin ich auf ein unscheinbares Lädle gestoßen, aber eben nur mit historischem Material.
Da ich ja experimentierfreudig bin, hab ich bestellt.
Ja, und nun steht er da...

ps: mein Ex- Chef hat hier im Tal mit ein paar Kumpels immer "Alt-Wein"- Proben veranstaltet.
Was die Keller so an Antiquitäten hergaben.
Das muss sehr spannend gewesen sein.

...und siedelte "Poupas" (Wiedehopfe) aus, deren Laib- und Magenspeise genau jene Raupenart ist. Erfolgreiche Schädlingsbekämpfung ohne Chemie! :cool:
Ja, daher das Bildchen!
 
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