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Tipp Besuch beim Winzer | Quinta da Ponte Pedrinha (Dão)

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Nun, es hat etwas gedauert, mit meinem Besuch beim Weingut. Erst ist meine E-Mail-Anfrage 2018 im Spam-Filter hängen geblieben, dann war die Weinmacherin Patrícia Osório Freire de Carvalho auf Reisen, als ich im Frühsommer 2019 in der Region war. Was lange währt, wird endlich gut. Diese Weisheit bewahrheitete sich einmal mehr, als es dann endlich im September 2019 geklappt hat. Die Weinlese auf den knapp 60 ha des Dão-Traditionsweingut war im vollen Gange.

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Im Zentrum der an den Hängen der Serra da Estrela gelegenen Quinta liegt das imposante Herrenhaus. Mächtige Granitmauern und Zypressen säumen den Weg dorthin. Patrícia hat einen Samstagvormittag vorgeschlagen, an dem sie sich trotz der Hektik der "Vindima" viel Zeit nahm für eine ausgiebige, von reichlich Leckereien begleitete Weinprobe: Wurst, Schinken, Petiscos, Peixinhos da Horta! Hmmm, wie lecker ist das denn? Adoro Peixinhos da Horta!

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Die Weinberge der Quinta da Ponte Pedrinha verteilen sich auf verschiedene Parzellen. Das Weingut befindet sich seit dem 18. Jahrhundert in Familienbesitz und gehört heute Maria de Lourdes Mendes Oliva Nunes Osório. Die Weinberge liegen auf unterschiedlichen Höhenlagen an den Hängen der Serra.

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Das altehrwürdige Herrenhaus lässt es erahnen: Hier geht es nicht um modische Trends und die schnelle Mark. Hier geht es um Tradition, es gilt ein Vermächtnis zu bewahren. 7 ha "Vinhas Velhas" stammen bereits aus Zeiten der Urgroßeltern. Alte Weinberge im Mischbesatz, die heute zwar eher geringe Erträge ergeben, dafür aber die Grundlage für wunderbar tiefgründige, vielschichtige Rot- und Weißweine sind. Die alten Rebanlagen sind über 50 Jahre alt. Weitere 30 ha ließ vor über 30 Jahren Dona Lourdes anpflanzen. Bei den Rebsorten, die auf den Parzellen des Weinguts wachsen handelt es sich ausschließlich um die Leitrebsorten der Region Dão: Touriga Nacional, Alfrocheiro, Tinta Roriz, Jaen (rot) sowie Encruzado und Malvasia Fina (weiß).

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Der Winzerin Patrícia geht es darum, dass die Ponte Pedrinha-Weine bestmöglich die charakteristischen Eigenarten der Rebsorten und der Region widerspiegeln. Deshalb baut sie die Weine bevorzugt im Edelstahltank aus, lediglich die "Reserva"-Linie kommt in Eiche, aber auch da eher in "Madeira" aus Zweit- oder Drittbelegung, damit die Tertiäraromen aus den Fässern nicht das Gebietstypische übertünchen. Tradition gepaart mit Moderene. Die Weine wirken alles andere als "angestaubt", eher frisch und jugendlich, mit einer Fokussierung auf Vielschichtigkeit. Zur Weine der "Prova" später mehr ...



Was für ein toller Vormittag in Begleitung der Winzerin. Einziger Wermutstropfen: Das "Schieeet-Wetter", das es mir partout nicht ermöglichte, ein paar schöne Fotos von der Umgebung, den Weinbergen und dem pittoresken Anwesen zu machen. Patricia war so lieb, mir mit einigen Fotos der laufenden Ernte auszuhelfen. Muito obrigado hierfür!

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© Ponte Pedrinha

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© Ponte Pedrinha

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© Ponte Pedrinha

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© Ponte Pedrinha


 
das sieht ja wirklich traumhaft aus, mal ganz abgesehen vom Essen und den Weinen. Und ein toller Artikel!
Peixinhos da Horta...was muss ich mir denn unter Gartenfischchen vorstellen? *neugierig guck*
 
Ich hatte ja auf eine persönlichere als die Google-Erklärung gehofft und sie damit auch bekommen ;).
Und wo ich das jetzt so lese, hab ich es, glaub ich, sogar auch mal auf irgendeiner Speisetafel gesehen...
 
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Hier die Variante von José Avillez, geht mit allen moeglichen Gemuesesorten:
(Achtung PDF)

Sehr lecker!
 
Also, Sivi und ich hatten es damals eine Nummer kleiner: Es war dann "nur" Chefe José Júlio Vintém, der uns im Tomba Lobos mit diesem schmackhaften Gruß aus dem Gemüsegarten verzückte. Damals mein erstes mal übrigens, wie ich 2012 hier im Forum bereits gestanden habe: Ein Artikel über Essen in Portugal.
Vorweg hatten wir lecker-schmackhafte Peixinhos da Horta als Appetizer. Zum Hauptgang hatten wir wunderbar zartes Javali (Wildschein), eingelegt, vorgeschmurgelt und, noch einmal in Form gebracht, im Ofen fertig gegart ...
Peixinhos da Horta (eigentlich ein "arme-Leute-Gericht") war es jedenfalls, das das Eis zwischen Patrícia und mir gebrochen hat. Unter all den leckeren "Petiscos" lagen da auch die in Tempura-Teig ausgebackenen Gartenbohnen, zu denen ich zuerst griff. Patricia fragte mich: Kennst du das? Worauf ich antworte: :klatsch: "Claro, adoro Peixinhos da Horta". Sie lachte und gestand mir, dass das eine Lieblings-Leckerei aus ihrer Kindheit sei. Von da an war für sie klar, dass ich kein oberflächlicher Schreiberling bin, der "Portugal am Mittelmeer verortet" (oder so) und für mich war klar, dass mir, "Adel hin oder her", eine sehr "geerdete Person" gegenüberstand. Der Rest des Vormittags war ein Wohlfühl-Event mit einer Weinprobe, bei der unbefangen "auf Augenhöhe" viel gefachsimpelt wurde ...
 
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Quinta da Ponte Pedrinha Branco 2017 - Der "Einsteiger-Weiße" aus den Rebsorten Encruzado und Malvasia-Fina. Stammt von einer 8 km von der Quinta entfernten, in großer Höhe gelegenen Parzelle. Die Höhenlage erklärt die Frische und Spritzigkeit. Apfel- und Birnenaromen prägen den Wein, der gerade einmal unverschämt günstige 5,50 EUR/Flasche in Portugal kostet.
 
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Quinta da Ponte Pedrinha Vinhas Velhas 2017 Branco - Field Blend. Alte Reben. 4 Jahre lang hat die Winzerin diesen Wein nicht produziert, weil sie mit der Qualität nicht zufrieden war. Der 2017er ist dafür zu einem eleganten Spitzen-Branco gereift. Bei etwas höheren Temperaturen fermentiert, für mehr Körper, nur INOX, kein Holz. Das ergibt einem frischen, vielschichtigen Weißwein mit Zitrus-, Orangen- und dezenten Eukalyptusnoten. Seidige Textur, sehr präsent im Finish. Es wurde lediglich eine kleine Auflage von 3000 Flaschen abgefüllt. 13,5 % Vol. 16,00 EUR/Flasche.

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Quinta da Ponte Pedrinha Tinto 2016 Dão - Zu jeweils zu 25 % besteht die Einsteigerlinie unter den Ponte Pedrinha-Tintos aus den gebietstypischen Rebsorten Touriga Nacional, Alfrocheiro, Tinta Roriz und Jaen. Sehr leicht zugänglich. Repräsentiert das Gebiet aufs Beste. Fruchtiges Bukett. Johannes- und Himbeeren am Gaumen, etwas Pflaume. Feine Tannine und eine schöne Frische. Das Allerbeste habe ich mir für den Schluss aufgespart: Nur 5,70 EUR/Portugal. Ein Rotwein mit Finesse, der dem Gaumen schmeichelt und das Portemonnaie schont. Ein umwerfend gutes Preis-/Spaß-Verhältnis.


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Quinta da Ponte Pedrinha Touriga Nacional 2015 - Monocasta, von einer steilen Parzelle mit 30° Neigung. Eine echte Attacke von roten Früchten in der Nase. Sehr präsent, die Tannine, dabei aber rund und ausgewogen. Ein "Touriga", der die Typizität der Rebsorte bestens zur Geltung bringt. Handgelesen. Temperaturkontrollierte Gärung. Der Wein erfährt auf der Maische eine verlängerte Mazeration, was die runden Tannine erklärt und Tiefe verleiht. Ausbau im Edelstahltank. 13,5 % Vol. knapp unter 9 EUR kostet dieser Top-Tropfen, dem die Revista de Vinhos stolze 17,5 Punkte verliehen hat.
 
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Quinta da Ponte Pedrinha Tinto 2014 Reserva - Nur die Weine der Reserva-Linie werden in Eiche ausgebaut. Beim roten 2014er sind es gebrauchte, französische Barriques. Rebsorten: Touriga Nacional, Alfrocheriro, Tinta Roriz und ein ganz kleines bisschen "Vinhas Velhas". Himbeere, Kirsche, Veilchen und etwas Tabak vom Holz. Kostet knapp 15 EUR in Portugal.

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Vielleicht nicht ganz so passend zu dieser Tageszeit
Stimmt, morgens nach dem Zähneputzen kann man drüber schreiben, aber nicht davon naschen ... ;)

So, zur vorerst letzten Tasting Note: Quinta da Ponte Pedrinha Vinhas Velhas 2015 - Field Blend von rund 50 Jahren Weinbergen. Weniger Frucht als z.B. der junge Touriga Nacional, dafür aber mehr "Geruch wie Waldspaziergang nach einem Regenschauer" in der Nase. Ausgewogene Säure, polierte Tannine, extrem elegant. 14 % Vol. Vinho - Grandes Escolhas vergibt 17 Punkte für den "unoaked" Tinto. 17 EUR in Portugal. Spitzentropfen!

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Quinta da Ponte Pedrinha Reserva 2011 Tinto DOC Dão - Feinkörnige, runde Tannine. Earl Grey (Bergamotte), Beerenaromen. Der Reserva wird in kleinen Eichenfässern ausgebaut, ich tippe auf Zweitbelegung, denn da drängeln sich keine Tertiäraromen in den Vordergrund, ganz dezent Tabak. Sehr elegant, dieser Cuvée aus den Rebsorten Touriga Nacional, Alfrocheiro, Tinta Roriz und von Trauben aus einem der alten Weinberge (> 35 Jahre und im Mischbesatz bepflanzt). 14 % Vol. Kostet in Portugal 14,40 EUR/Flasche. Lecker, lang im Nachgeschmack, absolut trinkreif, aber auch mit Alterungspotential.

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Segunda Volta! Hölle, das Zeug wird bei jeder Nachverköstigung besser, cremig-schmelziger. Leichte, frische Finesse!

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04/2020 folgerichtig 17,5 Punkte in der Revista de Vinhos.

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Quinta da Ponte Pedrinha Vinhas Velhas 2015 Tinto - Der "Abräumer". Beerennoten in der Nase. Schöne Würzigkeit. Klare, gerade Linie. Das Geheimnis besteht im Weglassen. Hier stört kein Holz was das Terroir und die alten Reben dem Rotwein mitgeben. 14 %Vol. Hat ziemlich abgeräumt: 18,50 Punkte von der Revista de Vinhos, 17 Punkte von der Revista Grandes Escolhas und jüngst vor ein paar Tagen 90 Punkte von Robert Parker´s Wine Advocate. Parabéns, Patrícia! Der Wein kostet in Portugal 18,50 EUR und in Deutschland 19,90 EUR/Flasche.
 
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