PALÁCIO ANADIA | Nun bin ich bekannt dafür ein Faible für portugiesische Herrenhäuser, prunkvolle Paläste und barocke Gartenanlagen zu haben (von denen es mehr als reichlich in Portugal gibt). Der Mix aus üppiger Architektur, Jahrhunderte alte Geschichten sowie die Ruhe und Gelassenheit ausstrahlenden Anwesen, quasi als Kontrapunkt zu unserer schnelllebigen Zeit, übt eine gewisse Faszination auf mich aus. Beim
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und den Conde de Anadia-Weinen gilt es für mich also, in Kenntnis dieser Vorliebe, mich bewusst unvoreingenommen auf die Weine zu fokussieren ...Die Weinberge des Palasts nehmen eine Fläche von rund 10 ha ein, sie schmiegen sich unmittelbar an das "Casa Senhorial" an und werden von den Wäldern des Anwesens eingefasst. Trotz der unmittelbaren Nähe zum Stadtzentrum Mangualdes wirkt das Anwesen wie ein isoliertes Refugium, quasi eine Zeitkapsel. Es sind, typisch für die Region, Granitböden (mit ein bisschen Schiefer) auf den die Reben Touriga Nacional (50%), Alfrocheiro (40%) und Jaen (10%) sowie 2 ha weißer Trauben stehen. Der Barockpalast der Grafen von Anadia lebt heute vom Weintourismus bzw. kulturhistorisch interessierten Besuchern.
Nach Voranmeldung bin ich eine große Gruppe älteren Franzosen "eingemeindet" worden, die sich jedoch mehrheitlich mehr für die kulturhistorischen als für die önologischen Aspekte interessierten. Mir was es recht: Konnte ich doch ungestört in den Rebanlagen rumstromern und mich zeitgleich am Buchsbaum-Formgehölz erfreuen.
Der Blick auf das Serra da Estrela-Gebirge, das das Weingut bzw. die Region zusammen mit weiteren Gebirgsketten schützend einfasst. Die Höhenlage der Weinberge, die große Temperatur-Amplitude zwischen Tag und Nacht sorgen für die unverwechselbare, regionaltypische Frische der Weine.
Nach dem Rundgang durch die Gärten und Rebanlagen ging es dann zur Verköstigung der Weine in die Adega! Übrigens, die Führung begleitete nicht Douro-Winzer Luís Leocádio, der bis dato für die Weinbereitung zuständig war, aber mittlerweile bei den eigenen Projekten (Titan Of Douro u.a.) so stark eingebunden ist, dass er sein Engagement für Anadia beendet hat.
Interimsweise sprang LuÍs Buddy João de Gouveia Osório von Portugal Wine Firm (seinem eigenem spannendem Projekt) ein, um uns die Reinterpretation des Dão in Form eines Blanc de Noir aus der Touriga Nacional näher zu bringen. Ich war natürlich hocherfreut, über diese (unverhoffte) Überraschung, bot sich doch die Gelegenheit, mit einem der vielversprechenden "Newcomer-Weinmacher" der Region intensiv und leidenschaftlich über die Weine der Region Dão zu fachsimpeln. Großartig, unverhofft kommt oft!
Ein Tasting-Room mit Charme: Für den mit Azulejos gekachelten Boden bin ich gerne auf die Knie gegangen, was bei den französischen Senioren um mich rum für eine Mischung aus Erstaunen und Belustigung sorgte ...
Danke an João (und das Anadia-Team) für den gelungen Nachmittag, die Gastfreundschaft, den unverhofft intensiven Austausch mit Tiefgang und viel Emotionen! Wir sehen uns in 2022, sem duvida!