Danke, Dom, dass Du dieses Thema mal mit dieser, deiner Deutlichkeit ansprichst.
Durch meine
Touren quer durch Europa lerne ich viele „Aussteiger“ kennen, und leider auch viele, bei denen „der Traum vom Aussteigen (aus D.)“ entweder zum Alptraum, oder aber zu demselben Dilemma führte, das sie schon in ihrer Heimat hatten. "Es könnte alles so schön sein, wenn ..."

Ich glaube einfach, das liegt an der völlig unrealistischen Vorstellung, dass man woanders (in welchem Land auch immer) ein neues Leben aufbauen, im Prinzip aber genauso weiterleben könnte, wie man es von Zuhause gewohnt ist, nur "viel relaxter, chilliger, mit südländischem Flair" ...
Ich habe in Portugal Menschen kennengelernt, die das anders angegangen sind. Sie realisierten und realisieren immer noch, unter den akzeptierten und respektieren Bedingungen, die Portugal eben bietet oder nicht, ihr Leben von „Freiheit“ und „Unabhängigkeit“.
Sie suchten nicht lange, nach einem Ort in Portugal, wo „alles passt“, wie man es von D. gewohnt ist, sondern nahmen das an, was sie eben dort fortfanden. Um es dann in sehr geduldiger, sehr mühsamer, und sehr langer, zeitaufwendiger
Arbeit selbst so aus- und aufzubauen, dass sie ganz real autark sein können.
Die Frage, ob „besser wie …“ stellt sich da nicht. Sondern nur die Frage „wie bekomme ich es selbst hin, dass es zu mir passt“. Eben mit den teils doch sehr rudimentären Voraussetzungen, im Gegensatz zu D.
Ich denke, es wäre jetzt nicht richtig von mir, zu schreiben „ich ziehe meinen Hut vor ihnen“, weil das als Abwertung anderer verstanden werden könnte, die so was nicht fertigbringen, diese Flexibilität und Anpassungsfähigkeit nicht haben.
Wenn ich also – weil ich genauso bin (hoffe ich mal) – meinen großen Respekt und meine Hochachtung ausdrücke, dann deswegen, weil diese Menschen – für mich! – ganz besondere Menschen sind, die etwas haben, das ich nur sehr selten „wirklich“ bei „Auswanderern“ angetroffen habe.
Ein wichtiger Punkt, den Du ansprichst: „Ein Orts- und Tapetenwechsel kann dabei hilfreich sein“!
Ich würde jedem, der so etwas vorhat, erst einmal empfehlen, ein paar Monate, möglichst mehrmals zu allen Jahreszeiten an verschiedenen Orten im ausgesuchten Land zu wohnen und zu leben.
Ich glaube, dann würde sich das innere Verhältnis zum Heimatland wieder „ausrichten“, und man hat viel größere Chancen, wirklich zu finden, was zu einem selbst passt.
Meiner Meinung nach, sollten die ganze verklärte Romantik und „traumhafte Vorstellung“ bei solchen Gedanken und Plänen äußerst sekundäre Bedeutung haben.
Deshalb mein Credo: Wenn der Alltag einem einholt (und das tut er überall, egal in welchem Land), dann zeigt sich erst, ob man den Herausforderungen vor Ort so gewachsen ist, dass man damit „glücklich und zufrieden“ leben kann.