Danke
@lotteluna, ja das war die eigentliche Frage.
Was bewegt mich dazu und warum Portugal:
Ich komme gebürtig aus Dunkeldeutschland. D.h. für mich ist schon immer ein Leben hier mit einer Systemtreue, blinden Gehorsam und Stigmatisierung verbunden, welche nicht meinem Naturell entspricht. Ich bin hier geboren, fühle mich aber seit jeher fehl am Platz. Ein Gefühl von Zuhause konnten mir immer nur Menschen vermitteln, die mir ähnlicher sind, als die gestresste, einer effektiven Zeitausbeute hinterherjagenden deutschen Arbeiterameise. (Ich bitte darum, dass es niemand persönlich nimmt, denn ich lebe genauso in diesem System und bin eine Ameise, nur weiß ich das auch.)
Und ich bin selbst ein absoluter Workaholic mit freiwillig bis zu 60+Stunden pro Woche.
Also ich wollte schon immer nur weg hier. Weg von der überzogenen Bürokratie, weg vom Einheitsbrei und der grauen Eintönigkeit. Mich zieht es schon immer ans Wasser und Berge dürfen nicht zu weit weg sein.
Mein Mann hat ein paar Jahre mit seiner Exfrau in den Staaten gelebt und sich inzwischen davon erholt.
Wir wollen Wurzeln schlagen, wo es uns gut tut.
Wir sprechen seit 2016 ganz häufig über das
auswandern und wie es für uns realisierbar ist. Die Wahl wird bei uns beiden stark durch die Nähe zum Wasser beeinflusst.
London und die Möglichkeit sich ein Narrowboot zum Wohnen umzubauen war eine Option, die mit vielen politischen Entscheidungen in GB aber keine mehr ist.
Mein Mann möchte eher gut an die Infrastruktur angebunden sein, ich eher etwas abseits leben. Für mich spielt es eine große Rolle eine kleine "Eigenversorgung" als Option zu haben und autark zu sein. Außerdem kann ich dem nächtlichen Trubel seit langem nichts mehr abgewinnen.
Durch die Liebe bin ich letztes Jahr nach Lisboa gekommen und habe mich total in diese Stadt (mitsamt Trubel), vor allem aber in das Umland verliebt, in die Menschen. Es war wie ein Ankommen, hier fühle ich mich wohl, zu Hause. Es ist, als würde ein Puzzle fertiggestellt werden. Aus der Liebe zu einem Mann wurde die Liebe zu Portugal und seinen Menschen. Der Mann ist inzwischen "nur" ein Freund, was aber auch besser so ist.
Wichtig ist es mir/uns, genug Zeit zu haben, damit alles auf sicheren Füßen steht und uns die portugiesische Bürokratie nicht umwirft (ist ja noch spannender als in Deutschland).
Wie ihr bestimmt schon bemerkt habt, haben wir uns viele Gedanken darüber gemacht, wie nachhaltig und autark wir leben wollen. Grundsätzlich ist das ein Konzept, dass ich mir auch vorstellen kann, gemeinsam auf einem Resthof mit Gleichgesinnten.
Ein bisschen Verträumtheit gehört dazu, denke ich, dennoch sind uns die Hürden, die wir zu meistern haben sehr bewusst. Ich würde im Idealfall gerne weiterhin in meinem Sektor arbeiten, ggf. als selbstständiger Händler dann. Mein Mann kann sich seinen
Job auch digital vorstellen. In vielen Bereichen scheint Portugal moderner zu sein als Deutschland und dafür in anderen sehr viel entspannter.