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Portugal und Brasilien

euzinho

Lusitano
Teilnehmer
Stammgast
Dieses Thema ist als allgemeiner Thread zu Brasilien und dessen Rolle im heutigen Portugal, aber natürlich auch umgekehrt, gedacht.

Dieser Tage ist Brasilien ja vor allem wegen der extremen Dürre in den Medien. Wenn es kein kleines Wunder gibt, werden fünf der zehn größten Ballungsräume - allen voran SP, Rio und BH - binnen Monaten auf dem Trockenen sitzen. Da in Brasilien Strom zu 80 % auf Wasserkraft basiert, würde dies das ganze Land gleich doppelt treffen. Wenn man sich überlegt, welch enormes wirtschaftliches Gewicht allein diese drei Städte haben, könnte Brasilien in naher Zukunft einen enormen Rückschlag erleiden, vielleicht sogar zu einem riesigen Armenhaus Lateinamerikas werden.

Welche Auswirkungen würde so ein Rückfall auf Portugal haben? Es leben ja sehr viele Portugiesen in Brasilien, aber ähnlich wie bei der aktuellen Ölkrise in Angola könnten nicht wenige wohl wieder heimkehren müssen.

Könnte Portugal gar helfen, falls die Wasserkrise langfristig sein sollte? Z. B. Wasser mit großen Tankern von den regenreichen Azoren nach Brasilien befördern?
 
Scheinbar wurde jetzt in SP ein Straf- und Bonussystem eingeführt. Wer zu viel Wasser verbraucht, muss einen höheren Preis pro Liter bezahlen, z. T. den doppelten Preis. Wer Wasser spart, bekommt einen Bonus.

Lustig, obwohl dort Hochsommer ist, hoffen die meisten Leute, dass es viel regnet :) Und in der Tat regnet es jetzt fast jeden Tag, aber die Dürre ist so enorm, dass sich das kaum bemerkbar macht. Das mit Abstand größte Reservoir ist nur noch zu 5,2 % gefüllt, ein Anstieg um nur 0,1 % während der letzten Tage.
 
Ja, in São Paulo gibt's dieses Straf-/Bonussystem und man überlegt auch eine Strafe für Auto- und Bürgersteigwaschen einzuführen (falls das mit Leitungswasser gemacht wird).

Du hast die Lage ziemlich genau beschrieben, obwohl ich eher Wasser aus dem Amazonasgebiet als aus den Azoren holen würde: es gibt noch sehr viel wasser in Brasilien, bloss nicht an den richtigen Stellen.

Der Stand der Reservoiren ist zum grossen Teil Folge mangelhafter Planung: die Reservoiren fallen schon seit Jahren und man hätte viel früher Verbrauchseinschränkungen einführen und Altenativquellen suchen sollen. In Brasilien merkt man nur jetzt das Wasser doch ausgehen kann...

Und der Sommer ist zwar die Regensaision hier: wir haben seit November viel weniger Regen als durchschnittlich gehabt, und das macht das ganze Bild recht schlimm.

Beth & Heinz Klein
 
Hallo Euzinho,
das ist ja echt erschreckend!
Ich glaube mit Tankern kommt man gar nicht hinterher bei über 20 Mio Einwohner in São Paulo....

Iris
 
Ja, sind zudem ja auch mehr Städte als nur SP, insgesamt sind wohl ca. 40 bis 50 Mio. Brasilianer direkt betroffen.


Scheinbar sind selbst die offiziellen Daten noch geschönt, weshalb viele die Notlage noch nicht so ganz begreifen:

 
Kennt jemand die brasilianische Serie Império, die seit einiger Zeit auf SIC läuft? Großteils hervorragende Schauspieler. Lustigerweise spielt auch ein Portugiese mit, Paulo Rocha. Den kenne ich noch von älteren portugiesischen Soaps und von einer neueren brasilianischen vor Império. Erstaunlicherweise spricht er in Império jetzt brasilianisches Portugiesisch. Können Portugiesen einfach so umschalten oder müssen sie das lange üben? Ich könnte jedenfalls kein schweizerisches Deutsch sprechen. Als Schauspieler muss man sich ja noch dazu auf die Rolle konzentrieren, da sollte die Aussprache schon automatisch stimmen, ohne darüber nachzudenken.
 
Ich glaube es ist einfacher für Portugiesen brasilianisches Portugiesisch zu sprechen als umgekehrt.
Als wir in Brasilien waren, war es für meinen Mann einfacher "Brasilianisch" zu sprechen, da viele Brasilianer sein Portugiesisch sonst nicht verstanden hätten!

Iris
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn ich weiter so viele Globo-Novelas gucke, werde ich auch bald so sprechen :fies:

Haben die Brasilianer gemerkt, dass dein Mann das Brasilianische nur nachahmt oder war es überzeugend?
Nette Webcam von Rio, nur der Ton fehlt leider.


War noch nie in Rio, aber ich habe auf dieser Cam zufällig bemerkt, dass die drei linken Fahrspuren bis um 10 Uhr Ortszeit (Im Winter Mittag in Portugal) auch nach oben führen wie die drei rechten. Dann wird die Richtung umgedreht, vermutlich weil der Berufsverkehr vorbei ist.
Habe ich in noch keiner anderen Stadt gesehen. Lustige Idee :) Frage mich aber, ob das logistisch schwierig ist, z. B. wegen der Ampeln und dem Abbiegen.
 
Hallo Euzinho,
dann musst Du mal nach Hannover kommen. Da ist das zu Messezeiten ganz normal. Die Ampelanlagen etc. sind schon daruaf vorbereitet. Morgens sind die Mehrzahl der Fahrspuren auf dem Messeschnellweg von Hannover in Richtung Messe geschaltet und Abends von der Messe weg....

Ich glaube das merken die Brasilianer sofort...schon wegen der komischen "portugiesischen" Wörter und ausdrücke....

Die lachen sich kaputt über "deitar no lixo", "fato de banho", "cueca" "camisola", "bicha" "puto"etc :-D

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Hab sogar mal kurze Zeit in Hannover gelebt, Döhren hieß der Stadtteil. War aber schon vor Jahrzehnten ^^

Was das Vokabular betrifft, so habe ich den Eindruck, dass bei diesen Vergleichen oft übertrieben wird. Da suchen sie sich ein paar Wörter heraus, die zwar unterschiedlich sind, aber in Wirklichkeit keineswegs so typisch sind. Hier in Portugal sagt ja auch jeder fila, nicht bicha.
Ich habe ja europäisches Portugiesisch gelernt, dennoch kam es noch nie zu Rückfragen oder Missverständnissen, wenn ich mich mit Bekannten in São Paulo unterhalten habe.
Allerdings ist die Lage nicht symmetrisch, da die Portugiesen ja ständig mit brasilianischem Portugiesisch konfrontiert werden, nicht aber umgekehrt. Habe hier jetzt schön öfter fui (für tschüs) gehört, bacana und oi sowieso, nur inte habe ich hier noch nicht gehört, cadê auch nicht, glaube ich.


Beim Spanischen ist es oft umgekehrt. Da gibt es Leute, die so tun als wären die beiden Sprachen fast identisch. Dazu wählen sie in Wörterbüchern zwar existierende, (fast) identische Wörter, übersehen aber, dass sie häufig nicht gebräuchlich sind im Portugiesischen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Scheinbar wurde jetzt in SP ein Straf- und Bonussystem eingeführt. Wer zu viel Wasser verbraucht, muss einen höheren Preis pro Liter bezahlen, z. T. den doppelten Preis. Wer Wasser spart, bekommt einen Bonus.

Lustig, obwohl dort Hochsommer ist, hoffen die meisten Leute, dass es viel regnet :) Und in der Tat regnet es jetzt fast jeden Tag, aber die Dürre ist so enorm, dass sich das kaum bemerkbar macht. Das mit Abstand größte Reservoir ist nur noch zu 5,2 % gefüllt, ein Anstieg um nur 0,1 % während der letzten Tage.
In Brasilien gibt es nicht nur kein Wasser.
Als Folge der Wasserknappheit gibt auch keine bzw. nicht genügend elektrische Energie.
Gut, man kann sich privat mit Dieselgeneratoren behelfen.
Aber wie bevorrate ich eine große Wassermenge in der entsprechenden Qualität.
Das Bonussystem für den Verbrauch von kWh gibt es schon ewig.
Obwohl man es eigentlich als negativen Bonus bezeichnen müsste, wer mehr verbraucht zahlt mehr.
Vertrieblicher Unsinn, aber dem Mangel geschuldet.:klatsch:
Die nicht mehr vorhandene Versorgungsicherheit trifft aber nicht nur Otto Normalbrasileiro, sondern vor allen Dingen die Industrie.
Hier insbesondere namhafte Autobauer, die nun ihre Produktion in andere südamerikanische Länder verlagern oder gar ihre Werke in Brasilien ganz schließen.
Das erhöht natürlich die Anzahl der Arbeitslosen ganz immens.
Eine weitere Folge davon ist das Ausufern der bereits vorhanden hemmungslosen Kriminalität.
Die Sicherheitslage wird immer prekärer.
Die Versorgung mit Dingen des täglichen Bedarf nähert sich venezuelanischen Verhältnissen.
Alle wirklich für die Infrastruktur wichtigen Dinge ( Kraftwerke, Autobahnen, Wasser – u. Energieversorgungsnetze etc ) wurden während der Militärdiktatur geplant und gebaut.
Danach kam nix mehr, ein Schelm wer Böses dabei denkt.

Schöne Grüße aus Lissabon

Rolf Brügge
 
An sich gäbe es schon genug Wasser, meinte neulich ein Experte, aber die Infrastruktur ist halt in der Tat veraltet. Diese Städte wachsen ja seit Jahrzehnten sehr stark. Ca. 1/3 des Wassers geht zudem wegen Lecks verloren.
Irgendwo stand, dass die Landwirtschaft allein ca. 70% des Wassers verschlingt.




Themenwechsel: Eben läuft der Karneval von Funchal im TV. Unglaublich, wie brasilianisiert der ist, wirkt wie ein kleines Abbild von Rio. So gerne ich Brasilien mag, das wirkt schon ein bisschen albern.
 
Scheinbar erholen sich die Wasservorräte ganz langsam. Cantareira in SP von 5,1 auf 7,8% binnen ca. einer Woche. Aber natürlich verbrauchen sie nach wie vor Wasser, das eigentlich tabu ("morto") ist.
In Rio hat es gestern wohl auch ziemlich geschüttet, das ist noch gar nicht in die Statistik eingeflossen.
 
Von der aktuellen Wasserkrise sind fast ein Drittel der brasilianischen Bevölkerung betroffen.
Insbesondere die Staaten São Paulo und Rio fürchten schon seit Wochen um ihre Wasserversorgung.
In einigen anderen Regionen ist es aber auch schon kritisch. Freunde erzähllen mir von tageweisen Wassersperren.
Die Politik versucht zu beschwichtigt und lässt die eigentlich Ursachen der Krise außen vor.
Eine kurzfristige Lösung hat sie natürlich nicht, denn Regen machen kann sie auch nicht.

Die brasilianische Gesellschaft hat sich über einen langen Zeitraum in eine Großstadt-Gesellschaft entwickelt, so dass immer mehr Menschen in den von der „neuen Dürre“ betroffenen Gebieten leben. (Der Nordosten ist schon "immer" trocken).
Migration, industrielle Entwicklung und intensive Landwirtschaft haben den regionalen Wasserverbrauch in die Höhe getrieben.
Dazu kommen der Verlust von Waldgebieten (Mata Atlântica), steigende Bodenversiegelung, schlechte Bewirtschaftung von Oberflächengewässer und Grundwasser, ein marodes Wassernetz und seit langem fehlende Investitionen in dieses usw.

Hier, an den Bekämpfungen der Ursachen wäre anzusetzen, mit mehr oder weniger langfristig zu erwartenden Erfolgen.
Mammutaufgaben, die viel Geld kosten und sich politisch nur schwer vermarkten lassen.
Man lässt stattdessen Tanklaster mit Wasser rollen.

Den Klimawandel als Ursache zu zitieren (dessen Beitrag lässt sich nicht ohne weiteres beziffern) kommt langsam auch in Mode, um von selbst verschuldeten Missständen abzulenken. Dies verhindert weitere Abholzungen allerdings kaum.
 
...
Ich habe ja europäisches Portugiesisch gelernt, dennoch kam es noch nie zu Rückfragen oder Missverständnissen, wenn ich mich mit Bekannten in São Paulo unterhalten habe...
I.d.R. wird das so sein. Die meisten Varianten des Brasilianischen werden sotaques genannt und sind mehr oder weniger gut verständlich.
Anders im Hinterland, oder unter inländischen Migrantengruppen. Wenn man bspw. auf den Dialeto caipira oder Dialeto Gaúcho trifft, hat man schon schlechtere Karten.
Uai, que lasqueira catiça! (So ein Mist).
Grüßle
Bernhard
 
Es hängt auch von der Bildung ab. Wie hier ja auch, die Gebildeten leben vor allem in den größeren Städten, wo man meist Hochportugiesisch spricht. Die einfachen Leute im tiefsten Alentejo hingegen habe ich oft kaum verstanden.

Lustig finde ich einige Aspekte der Grammatik einfacherer Leute, z. B. tu + Verb in der 3. Person, klingt total behindert :D
Von der aktuellen Wasserkrise sind fast ein Drittel der brasilianischen Bevölkerung betroffen.
Insbesondere die Staaten São Paulo und Rio fürchten schon seit Wochen um ihre Wasserversorgung.
In einigen anderen Regionen ist es aber auch schon kritisch. Freunde erzähllen mir von tageweisen Wassersperren.
Die Politik versucht zu beschwichtigt und lässt die eigentlich Ursachen der Krise außen vor.
Eine kurzfristige Lösung hat sie natürlich nicht, denn Regen machen kann sie auch nicht.

Die brasilianische Gesellschaft hat sich über einen langen Zeitraum in eine Großstadt-Gesellschaft entwickelt, so dass immer mehr Menschen in den von der „neuen Dürre“ betroffenen Gebieten leben. (Der Nordosten ist schon "immer" trocken).
Migration, industrielle Entwicklung und intensive Landwirtschaft haben den regionalen Wasserverbrauch in die Höhe getrieben.
Dazu kommen der Verlust von Waldgebieten (Mata Atlântica), steigende Bodenversiegelung, schlechte Bewirtschaftung von Oberflächengewässer und Grundwasser, ein marodes Wassernetz und seit langem fehlende Investitionen in dieses usw.

Hier, an den Bekämpfungen der Ursachen wäre anzusetzen, mit mehr oder weniger langfristig zu erwartenden Erfolgen.
Mammutaufgaben, die viel Geld kosten und sich politisch nur schwer vermarkten lassen.
Man lässt stattdessen Tanklaster mit Wasser rollen.

Den Klimawandel als Ursache zu zitieren (dessen Beitrag lässt sich nicht ohne weiteres beziffern) kommt langsam auch in Mode, um von selbst verschuldeten Missständen abzulenken. Dies verhindert weitere Abholzungen allerdings kaum.
Im Grunde halt wie Portugal ein typisches Latino-Land mit entsprechenden Problemen und Vorzügen.

Die Regierung bestreitet ja sogar den Zusammenhang zwischen Waldrodung, Klimawandel und Wasserproblemen. Die Agrarlobby is mächtig.

Schade, dass die Brasilianer wieder Dilma gewählt haben, in solchen Ländern braucht es öfter einen Regierungswechsel, weil es sich alle so schnell bequem machen.
 
Irgendwie haben die Brasilianer zur Zeit einfach kein Glück mit dem Wasser :cool:

 
also in Brasilien hört ich oft "Tschau" - in Portugal wir diese Verabschiedung nur im Norden verwendet? Korrekt?
 
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