AW: Krank im Urlaub - Wie funktioniert das portugiesische Gesundheitssystem?
Sorry Leute,
aber nun haltet mal bitte den Ball flach.
Ich kenne beide Systeme, das deutsche und auch das portugiesische.
Ich persönlich fühle mich im portugiesischen System besser aufgehoben.
Es dauert manchmal etwas, aber es ist dann doch efektiver.
Jaaaaaa, man wird über mich herfallen..
Na denn los..
Grüße
Feirense
Das portugiesische
Gesundheitssystem ist definitiv nicht besser als das deutsche, das ich in Erinnerung habe. In Deutschland konnte ich zu jedem Arzt gehen, hier kann ich nur zu den Ärzten/Kliniken gehen, mit denen meine Versicherung einen Vertrag hat (oder ich muß die Behandlungskosten aus eigener Tasche vorstrecken und bekomme danach einen geringeren Prozentsatz erstattet*). Wenn du nicht gerade in Lissabon oder Porto lebst, schränkt dieses System deine "freie Arztwahl" gewaltig ein.
Ich brauchte letztens einen Sportarzt/Orthopäden: Im Umkreis von 30 km war keiner aufzutreiben (übrigens immer dasselbe: die Ärzte, die man braucht, sind nie an den Tagen im Dienst, wenn man sie braucht), so daß ich dann zur Notaufnahme in eine 30 km entfernte Klinik geschickt wurde, mit der meine Versicherung einen Vertrag hat. Dort habe ich einen ganzen Tag verloren, ohne daß sie herausbekommen hätten, was mein Problem war und wie sie es beheben könnten. Für mich als Freiberufler ist ein verlorener Arbeitstag verlorenes Geld! Ich hatte aber dann Glück im Pech: Eine der Krankenschwestern war mit einem Orthopäden verheiratet, der im benachbarten öffentlichen Krankenhaus praktizierte, und sie besorgte mir außer der Reihe einen Termin bei ihm: der hat das Problem dann in zehn Minuten erkannt und gelöst.
Es mag sein, daß du persönlich Glück mit deinen Ärzten hattest, aber das System selbst ist in Portugal absolut für den Arsch! Das belegen auch EU-Studien zu dem Thema.
(* Als meine Frau unsere Tochter bekam, ging sie zur Entbindung natürlich in ein Krankenhaus in Lissabon, mit dem unsere KV einen Vertrag hatte. Dumm war nur: der Anästhesist des Teams hatte keinen solchen Vertrag. Und das sagte uns natürlich keiner. Das erfuhren wir erst, als uns dann aus heiterem Himmel die vierstellige Rechnung präsentiert wurde.)