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Fake-News und warum man sagen muss, dass Kotze Kotze ist

ganz andere Probleme hat, als Menschen mit türkischem Migrationshintergrund, die etwa in Berlin-Kreuzberg oder Hamburg-Steilshoop leben. Ich will das jetzt auch nicht als "Luxusproblem" abtun, aber die Wucht der Erklärung finde ich schon ungewöhnlich ...
Kai
Özil ist in Gelsenkirchen aufgewachsen und das zu einer Zeit, als dort die Arbeitsplätze in der Kohle- und Schwerindustrie abgebaut wurden. Er wird dort keine einfache Jugend erlebt haben. Ablehnung und Diskriminierung bis zum Rassismus erlebte er dort wohl jeden Tag.

Sein Start in die Fußballkarriere war auch nicht einfach. Schalke erkannte seine Spielerqualität nicht und sein Vertrag wurde nicht verlängert. Er wechselte nach Bochum und zeigte hier zum ersten mal seine Stärke als offensiver Mittelfeldspieler. Bochum benötigte die Transfergebühr und gab ihn an Real Madrid ab. Dort erlebte er eine schwierige Zeit, und wechselte danach überraschend zum FC Arsenal und ist dort einer der beliebtesten Spieler.

Sein Werdegang zeigt die immer noch anhaltende Diskriminierung von Deutschen mit muslimischem Hintergrund. Selbst in den Gymnasien haben sie einen schweren Stand und dies wird dort oft nicht durch die Mitschüler, sondern durch die Lehrkräfte und Eltern der Mitschüler verursacht. In der Schulzeit meiner beiden Kinder durfte ich dies miterleben und habe mich dort oft genug dagegen gewehrt. Wenn ich immer höre und lese, das wir unter Fachkräftemangel leiden, verstehe ich nicht, weshalb nicht das Potential dieser lernwilligen Jugend genutzt und gefördert wird. Eher werden ihnen Steine in den Weg gelegt und damit eine Integration in unsere Gesellschaft erschwert. Migrieren ist Schwachsinn, da man nicht die Herkunft leugnen kann und gerade die Türken starke familäre Bindungen haben.

Weshalb lässt man sie nicht friedlich und mit ihrem Brauchtum in unserer Gesellschaft leben? Könnten wir uns nicht eher etwas anpassen?

 
. Selbst in den Gymnasien haben sie einen schweren Stand und dies wird dort oft nicht durch die Mitschüler, sondern durch die Lehrkräfte und Eltern der Mitschüler verursacht.
Ich weiß nicht, ich kenne viele, darunter auch Lehrer aus Berlin, die da andere Erfahrungen gemacht haben. Deutsche mit muslimischem Hintergrund generell als Benachteiligte und Underdogs zu sehen, wird etwa in Berlin der Realität nicht gerecht. Natürlich gibt es Benachteiligungen, aber es gibt auch die großen Teile etwa der türkischen Community, die nicht nur voll integriert sondern auch nicht benachteiligt sind. Es geht hier nicht darum, generell Rassismus zu bestreiten. Ein schönes Beispiel für rassistische Selektion etwa war das Vorgehen der Polizei in Köln und anderen deutschen Städten Silvester 2016/17. Nur damals wurde das, im Angesicht der Vorfälle ein Jahr zuvor, von weiten Teilen der Zivilgesellschaft als maßvoll gefeiert. Es war aber nichts als klarer und blanker Staats-Rassismus.

Wenn man sich sowas anschaut, und nur darum geht es mir, dann ist Özil meines Erachtens, trotz seiner Geschichte, nicht das beste Beispiel. Zumal eben in seiner Suada gegen den DFB usw. auch ein strategisches Kalkül liegen mag.
Könnten wir uns nicht eher etwas anpassen?
Tja, woran denn? Ich schrieb etwas von "deutschen" Werten und sehe da eben Demokratie und Pluralismus, die Gleichberechtigung von Mann und Frau, die Trennung von Kirche und Staat und einiges mehr, was ich durchaus dem modernen Deutschland zurechne. Dazu gehören auch soziale Errungenschaften, kulturelle und solche der Bildung usw. Das sind Werte, die bei uns trotz vieler Versäumnisse ja durchaus hochgehalten werden - jedenfalls sehe ich das moderne Deutschland in dieser Tradition, auch wenn vieles ganz und gar nicht erreicht ist. Es lohnt sich aber danach zu streben.

Natürlich beinhaltet das auch, dass man das "Brauchtum" anderer akzeptiert, ich etwa bin daran aber völlig desinteressiert. Es ist mir absolut egal, was jemand in seinen vier Wänden macht, wenn es um die Öffentlichkeit geht, möchte ich aber definitiv, dass "unsere" Regeln gelten. Sprich: Es gibt keinen Druck wegen irgendwelcher Kleidungsvorschriften und Mädchen können ebenso "oben ohne" herumlaufen wie Jungs. Ich möchte nicht, dass unsere Öffentlichkeit von muslimischem Brauchtum bestimmt wird und möchte mich deshalb auch nicht daran anpassen. Ich finde es gut, dass wir in manch bitterem Kampf bestimmte bürgerliche Freiheiten errungen haben und will nicht, dass diese zurückgedrängt werden. Wenn jemand Schweinefleisch essen will, soll er das tun. Mir wäre nur wichtig, dass das Fleisch aus artgerechter Haltung stammt und antibiotikafrei ist ... und dass der Hof vielleicht eine Bio-Kommune ist. ;)

Kai
 
und Mädchen können ebenso "oben ohne" herumlaufen
Das würde ich auch gut finden :-D

Spaß beiseite, an den Sylvestervorfall dachte ich auch, da habe ich mich auch erst empört, aber unter anderem Kai hat aufgezeigt, das es eben nicht so war, wie die Polizei es erst dargestellt hatte.

Das er das Statement auf Englisch raus gegeben hat, wird ja oft kritisiert. Auch so ein latenter Rassismus, denn was wird in Multinationalen Gesellschaften nicht auf Englisch rausgegeben?
Ich habe in Firmen gearbeitet, da war das nur so.
Und kommt jetzt nicht damit, es war aber der Austritt aus der DEUTSCHEN NATIONALMANNSCHAFT. So what?
Er hat 70 Mio Follower, aus Deutschland wahrscheinlich nur 4, die Eltern und Oma und Opa. Logo, das dies auf Englsich erfolgt, zumal er in England wohnt und quasi nur Englisch den ganzen Tag hört.
Und ein wenig Seitenhieb wird auch dabei gewesen sein. Und ein Test, wie die deutsche Gesellschaft darauf reagiert. Und die ist glatt durchgefallen.
Passend zu falschen Empörung haben nämlich da manche Journalisten falsch übersetzt und meinten, er würde immer wieder dieses Foto machen.
Ich kann auch verstehen, warum er nix dazu sagte. Ganz abgesehen davon, das er wohl sehr schüchtern ist.
Egal was er sagt oder macht, von einer Seite gabs immer auf die Mütze.
Er entschied sich, für Deutschland zu spielen, in Berlin von den türkischen Fans, die zum Teil auch deutsche Ausweise hatten, gnadenlos ausgepfiffen worden.
Macht er ein Foto mit Erdo, schreien die deutschen Fans.
Was also soll er sagen außer, Fi... euch, ich machs euch doch eh nicht recht.

Anpassen?
Ich denke nicht, das sich jemand anpassen muss, sondern alle sollten endlich einmal Toleranz lernen.
Ich muss Kai zustimmen, ich sehe das auch so im öffentlichen Leben. Keine Vorschriften usw.
Aber wenn jemand damit rumläuft, auch tolerant sein, und ihn lassen.
Womöglich gibt es sich ja, wie bei Teenagern mit lila Haaren oder was sie immer als kleine Auflehnung gegen die Gesellschaft tragen.
Allerdings eben auch klar nein sagen, wenn von Seiten Muslimen was gefordert wird, das eben zu weit geht.
Ist ein schmaller Grad, aber wichtig für beide Seiten.

Ich möchte noch anmerken, das der Hinweis auf Berliner Lehrer nicht falsch ist. Auch unter Türken oder Deutschen mit türkischen Wurzeln gibt es Rassisten.
Womöglich nicht zu knapp.
 
Das er das Statement auf Englisch raus gegeben hat, wird ja oft kritisiert. Auch so ein latenter Rassismus, denn was wird in Multinationalen Gesellschaften nicht auf Englisch rausgegeben?
Ich habe in Firmen gearbeitet, da war das nur so.
Und kommt jetzt nicht damit, es war aber der Austritt aus der DEUTSCHEN NATIONALMANNSCHAFT. So what?
Er hat 70 Mio Follower, aus Deutschland wahrscheinlich nur 4, die Eltern und Oma und Opa. Logo, das dies auf Englsich erfolgt, zumal er in England wohnt und quasi nur Englisch den ganzen Tag hört.
Und ein wenig Seitenhieb wird auch dabei gewesen sein. Und ein Test, wie die deutsche Gesellschaft darauf reagiert. Und die ist glatt durchgefallen.
Passend zu falschen Empörung haben nämlich da manche Journalisten falsch übersetzt und meinten, er würde immer wieder dieses Foto machen.

Was ist denn an der Kritik, dass sein Statement nur in englischer Sprache herausgegeben wurde, "latenter Rassismus"? Geht's nicht eine Nummer kleiner? Wenn man nicht falsch verstanden werden will, sollte man sich vielleicht klarer ausdrücken und vor allem in der Sprache der Leute, die man mit seiner Kritik angeblich erreichen will. So wirkt das Ganze eher wie eine PR-Aktion für seine internationalen Facebook-/Twitter-Follower.

Ich finde es auch lustig, einerseits zu schreiben, dass in seiner Brust zwei Herzen schlagen - ein deutsches und ein türkisches - und sich ellenlang über seine türkische Befindlichkeit auszulassen, sich aber dann zu beschweren, dass er als Deutsch-Türke bezeichnet wird.

Auch der Verweis darauf, dass Klose und Podolski von den Leuten, die Özil kritisierten, nicht als Deutsch-Polen bezeichnet würden, ist schlicht Unsinn. Denn auch um die gab es in gewissen Kreisen immer wieder ähnliche Diskussionen*. Und wenn sie sich für einen Fototermin mit Jarosław Kaczyński hergegeben hätten, dann wären sie dafür ganz sicher genauso abgewatscht worden.

(* NB: Wenn Portugal ein Spiel wegen Fehlern von Quaresma oder Nani verlor, habe ich hier auch reichlich viele Leute gehört, die sie dann plötzlich abfällig als den Zigeuner oder den Afrikaner bezeichneten. Das Problem ist keineswegs ein exklusiv deutsches. Trevor Noah hat das schön verdeutlicht, als er verkündete, dieses Jahr hätte Afrika erstmals die WM gewonnen. Das kam in Frankreich nicht besonders gut an, weil offenbar die feine Ironie nicht verstanden wurde.)
 
Das kam in Frankreich nicht besonders gut an, weil offenbar die feine Ironie nicht verstanden wurde.
ich dachte, weil sie verstanden wurde ... ;)
Das er das Statement auf Englisch raus gegeben hat, wird ja oft kritisiert. Auch so ein latenter Rassismus, denn was wird in Multinationalen Gesellschaften nicht auf Englisch rausgegeben?
Ich habe in Firmen gearbeitet, da war das nur so.
und ich finde es gelinde gesagt problematisch, dass in Firmen in Deutschland großflächig Englisch gesprochen wird. Frag mal einen Betriebsrat, was der davon hält, wenn es wichtige Dokumente plötzlich aus der Konzernzentrale in den USA nur noch auf Englisch gibt. Viele Menschen bei uns können definitiv nicht ausreichend Englisch, und ich empfinde es als ein Unding, dass das so einfach vorausgesetzt wird. Wir sind in Deutschland, und jeder hier hat ein (Arbeitnehmer-)Recht, dass er über so wichtige und existenzielle Dinge auf Deutsch kommunizieren kann. Das hat mit Rassismus nichts zu tun.

Kai
 
Also ich hab die feine Ironie von Trevor Noah erst beim dritten Mal verstanden. Ich fragte mich, wieso Afrika. Erst beim dritten lesen irgendwo ging mir auf, das es eine Anspielung auf die Wurzeln der Spieler ist. So ticke eben ich, ich seh da Menschen.

Was an dem Vorwurf, wieso auf Englisch, rassistisch ist?
Das zeigen 100% genau eure Antworten darauf.
Das schöne ist, das er der Deutsche in seiner Arroganz es nicht mal kapiert.
Es ist nämlich seine Sache, wie und in welcher Sprache er sowas raus gibt. Und wenn es serbo-kroatisch wäre.
Dann bekommen es vielleicht weniger Leute mit. Aber das ist immer noch seine Sache.
Offenbar fühlt er sich in London pudelwohl. Wahrscheinlich auch, weil es so eine weltoffene Stadt ist. Da sind so viele Nationen vertreten, das er als "Deutsch-Türke" untergeht.
Dort wird er, vermute ich, viel weniger Rassismus erleben, als bisher in seinem Leben und sich eben deswegen dort heimisch fühlen.
Siehe sein zu London.

Für mich zeigt sich eben die Kleingeistigkeit der deutschen Gesellschaft in der Empörung, das dieses Statement in Englisch war.
Und ja, gerade rechtsgerichtete Anpöbler zogen sich auch genau daran hoch, nach dem Motto, der will mir als Deutschem was sagen, dann gefälligst auch auf Deutsch.
Man beachte auch die Unterstellungen, weil auf Englisch hat er sich schon vom Deutschsein losgesagt.
Wenn man sein Homestory Video sieht, sieht man zwar viel türkische Einrichtung, aber wer genau hinhört, merkt, das er mit seinem Hund Deutsch spricht.

So, nun die Frage an euch, wie wir wohl mein Haus hier in Portugal eingerichtet sein?
Eher Deutsch. Wieso denn nicht portugiesisch?

Sicher sagt ein Betriebsrat, das es doof ist, wenn betriebsinterne Dokumente auf Englisch sind. Aber was sagt es auch über die deutsche Schulbildung aus, wenn die Menschen in Deutschland da nicht mehr mitkommen?
 
Was an dem Vorwurf, wieso auf Englisch, rassistisch ist?
Das zeigen 100% genau eure Antworten darauf.
Das schöne ist, das er der Deutsche in seiner Arroganz es nicht mal kapiert. Es ist nämlich seine Sache, wie und in welcher Sprache er sowas raus gibt. Und wenn es serbo-kroatisch wäre.
Hər hansı bir xarici dildə cavab verərsən və məndən soruşsanız, siz irqçi olursunuz?
 
Respekt, Aserbaidschanisch.
Gabs da auch nicht einen Skandal wärend der WM.
 
Es ist nämlich seine Sache, wie und in welcher Sprache er sowas raus gibt. Und wenn es serbo-kroatisch wäre.
Dann bekommen es vielleicht weniger Leute mit. Aber das ist immer noch seine Sache.
Naja ... wenn ich mal kommunikationstheoretisch an die Sache herangehen will, dann gibt es da mehrere Ebenen - irgendwie. Wenn mir egal ist, ob meine Adressaten etwas verstehen oder richtig verstehen, dann kann ich in einer Sprache kommunizieren, die sie nicht verstehen, oder die nicht ihre Muttersprache ist. Die Frage wäre, warum mir das anscheinend nicht wichtig ist? Oder: Was will ich damit sagen? Es macht faktenlogisch keinen Sinn, wenn es um gelingende Kommunikation geht, nicht den optimalen Weg zu wählen, sondern den, den man "will". Es ist kein Rassismus das zu bemerken und dann darüber zu spekulieren, warum er diesen Weg wählt.

Wenn es ihm offensichtlich wichtig(er) ist, dass seine weltweiten Fans das "verstehen", als dass die genannten Adressaten optimal angesprochen werden - dann geht es vielleicht um eine andere Botschaft. Womöglich geht es eben um die Marke "Mesut Özil" und das entsprechende Narrativ, wie man heute neudeutsch sagt. Das kann er natürlich machen, wie er will, aber man kann eben dann mit einigem Recht fragen, ob der erklärte Sinn der Erklärung auch der "wirkliche" war?

Ich sehe nicht nur darin wie schon gesagt ein Kalkül, was er auch machen kann, wie er möchte. Aber die "andere Seite", also die genannten Adressaten werden dann eben ein Stück weit auch benutzt und manipuliert. Auch das ist moralisch gesehen alles ok, seine Sache usw. Aber wenn man den Vorgang analysiert, dann kann man dort mit Fug und Recht mit der Kritik ansetzen, denn eine Scheinkommunikation, die nicht aufs Gelingen ausgerichtet ist, ist natürlich problematisch.

Der Rassismus-Vorwurf ist nicht nur ein paar Nummern zu groß, sondern einfach verfehlt, wenn man sich diese Fragen stellt.
Aber was sagt es auch über die deutsche Schulbildung aus, wenn die Menschen in Deutschland da nicht mehr mitkommen?
Es sind häufig Menschen mit Migrationshintergrund, etwa aus der Türkei, die da nicht mitkommen und solche die eben keinen so hohen Bildungsstand haben - das denke ich mir jetzt nicht aus, ist Realität. Im Übrigen: Ich kann ganz leidlich Englisch, wenn es aber um (arbeits-)rechtliche Fragen geht, habe ich auch lieber deutsche Dokumente.

Ich habe wirklich kein Problem damit und finde es nicht nationalistisch, wenn in Deutschland deutsch gesprochen wird.

Kai
 
Nein, kein Problem, wenn in Deutschland Deutsch gesprochen wird. Aber Özil lebt in England, wie wir ja durch Hr. Maas daraufhin gewissen wurden.
Und ja, ganz sicher wollte er auch seine weltweiten Fans ansprechen und es ging im wahrscheinlich am allerwertesten vorbei, das es kein Deutsch war.
Möglich, das es Kalkülwar, ich finde es aber spannend, was da reingedoktort wird von Seiten Dir und den Medienexperten.
Es war immerhin Englisch, nicht Aserbaidschanisch wie von Jota.
Englisch ist anerkannte Weltsprache, wenn auch nicht die meist genutzte.

Also Du meinst, seine türkischen Fanboys können es nicht lesen und das wäre übel?
Ich meine, für die hat er es nicht schreiben lassen.
Die richtigen Adressaten hat er ja erreicht. Und ein paar wenige mehr auch.

Und entgegen der Meinung des DFB-Migrationsbeauftragten Cacau, dessen Meinung ja nun nicht verwunderlich ist, haben ganz viele Menschen in Deutschland eben doch den empirischen Beleg dafür, das der ist.

Mein Sohn ist dunkler pigmentiert. Ich weiß ganz genau, was diese Menschen da anprangern. Ohhh, so ein schönes Schokomännchen...zum reinbeißen.
Oder dieses ungefragte durch die Haare wuscheln, weil er so süß ist.
Ich hab beim lesen so manches wieder erkennt.

Toll ist, das man als Kind ja ach so süß ist mit dunkler Hautfarbe. Aber ist man erwachsen, ist man nicht mehr süß, dann ist man der Ausländer, der Angst verbreitet.
DAS ist der Stand HEUTE in Deutschland.
Der war vor 5-10 Jahren noch etwas besser. Aber leider haben Seehofer und AfD sowas wieder salonfähig gemacht. Und genau DAS ist es, was mich so aufregt und ärgert.
Endlich, endlich können sie ihre hinterm Berg gehalteten Vorurteile offen aussprechen.
Das machen leider sehr viele Deutsche derzeit.

Ich kann verstehen, das die Flüchtlinge in der Masse ein Problem darstellen. Das dies Ängste auslöst und Wut, wegen der Kosten.
Aber diese Massen kommen nicht mehr an, da wird nur ein Bedrohungspotential in den Medien aufgebaut. Wahre Wurzeln, aber nicht reale Gefahr.
Da stehen ja keine Millionen an den Grenzen und wollen rein wie in Melilla.
Aber man muss aktiv werden, Lösungen finden.
 
Englisch ist anerkannte Weltsprache, wenn auch nicht die meist genutzte.
und?
Also Du meinst, seine türkischen Fanboys können es nicht lesen und das wäre übel?
nein, habe ich das geschrieben? Die Adressaten waren ja "eigentlich" der DFB und allgemein "die Deutschen". Oder habe ich da was übersehen? Warum schreibe ich dann auf Englisch? Das macht doch eigentlich keinen Vorteil, wenn ich will, dass man mich richtig versteht.
Ich meine, für die hat er es nicht schreiben lassen.
Die richtigen Adressaten hat er ja erreicht. Und ein paar wenige mehr auch.
mit, wie Du selber ja kritisch anführst, Missverständnissen der Übersetzung wegen.
haben ganz viele Menschen in Deutschland eben doch den empirischen Beleg dafür, das der ist.
ich habe das auch nie bestritten. Es gibt Racial Profiling allüberall in Deutschland, keine Frage. Es ist aber erstens komplexer, als Özil es sagt, zweitens ist gerade die türkische Community teils sehr etabliert und fest im Sattel, sodass man da nicht den Problemfokus hat. Der liegt meines Erachtens woanders, Türken sind (im Durchschnitt) in Deutschland angekommen wie Spanier oder Italiener, die früher schließlich auch Spaghettifresser genannt wurden. Özil ist einfach ein schlechtes Beispiel, und seine Vorwürfe dienen (auch) seiner Marke als "Deutsch-Türke", die er selber immer wieder inszeniert. Ich meine, es gibt genug prominente Deutsche mit türkischem Migrationshintergrund, die sich eben gerade nicht mit Erdogan treffen würden. Özil beklagt, dass er der "Türke" ist, wenn es "den Deutschen" passt, aber er inszeniert sich eben auch immer mehr als ein Türke. Dafür hat er seine Gründe, aber er legt diese nicht offen, sondern greift zum Klischeevorwurf. Wie gesagt: Ich bezweifele nicht, dass Rassismus passiert, im Gegenteil. Ich bezweifele nur, dass Özil das in seinem Lebensalltag so tangiert, wie etwa viele andere Menschen mit diesem Hintergrund.

Ich und vermutlich viele haben es schon erlebt, wie schnell man von vermutlich türkischen Jugendlichen als "Faschist" tituliert werden kann, wenn man in Bus oder U-Bahn zu lange hinschaut. Es ist dieses Narrativ, dieses Re-Framing, das Özil jetzt auch verwendet hat. Ich behaupte, das hat zumindest eine Rolle gespielt. Die türkische Regierung hat ja auch gleich von den Faschisten in Deutschland gesprochen, was an Absurdität wirklich nicht zu überbieten ist.
Das dies Ängste auslöst und Wut, wegen der Kosten.
dabei ist auch das irrational, denn die Flüchtlinge haben bislang für Deutschland jede Menge Wirtschaftswachstum gebracht.
Da stehen ja keine Millionen an den Grenzen und wollen rein wie in Melilla.
wo stehen da Millionen?

Kai
 
Der alte Poltergeist Lewis Black hat das übrigens schon 2011 in der Daily Show getan, als er Trumps Präsidentschaft voraussagte.



Sehr schön war auch neulich das BBC-Interview von Emily Maitlis mit Sean Spicer.

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Seltsam. Ich habe das Gefühl, das Fake News nur seit Trump ein Problem sind. Vorher hatte ich dieses Wort nie gehört.

Was ist es denn wenn Merkel lügt? Fake News ode alternative Fakten? Das letzte Mal, dass Merkel gelogen hat war als sie sagte, dass es eine Einigung über die Rücknahme der Flüchtlinge geben würde.
 
naja, eine Empörung ist es in jedem Fall ja ... halt nur die "Falsche". Aber das ist ja das Problem, dass wir zwischen "richtiger" und "falscher" Empörung leider unterscheiden müssen, weil zwar die Ursache für die Empörung irgendwie verständlich und nachvollziehbar ist, aber die Schlussfolgerungen dann nicht mehr. Es ist ja Tatsache, dass es in den Zeitungen viel Müll gibt und vermutlich auch gelogen wird, aber das Problem ist ein anderes und wesentlich komplexer. Es ist eben ein Geflecht aus Interessen, Abhängigkeiten, individuellen Faktoren, Verständnisproblemen usw., die etwa zu einer fehlerhaften Berichterstattung führen. Die "Volksseele" macht daraus auf beiden Seiten dann gerne mal das Problem eines Schuldigen, eines "bösen Schreiberlings", der dafür allein verantwortlich sein soll, weil er eben ein "Verräter" sein soll. Diese Mechanismen, sowohl etwa bei der Presse wie auch bei ihren Kritikern müsste man erkennen und benennen, um zu verstehen, was da geschieht. Leider sind wir davon meilenweit entfernt.

Es bringt aber meines Erachtens nichts, immer nur über "die anderen" zu lamentieren und deren "falsche" Empörung. Es gibt sie, sie ist da und man kann auch Gründe benennen.

Klar ist das bedenklich. Aber erstens trägt er dazu ja auch bei und zweitens muss er als Person, die in der Öffentlichkeit steht, mit sowas auch rechnen. Ich will da jetzt keine "Mimosenhaltung" unterstellen, aber man darf sich natürlich schon fragen, inwieweit die jetzige Eskalation, das Foto mit Erdogan und auch die Stummheit danach mit seinen sicher professionellen Beratern abgestimmt war. Es war unterm Strich auch von Özil nicht die allerbeste Krisenkommunikation, wobei mir die Strategie nicht ganz klar ist. Aber: Die Erklärung war auf Englisch verfasst, was beispielsweise bedeutet, dass ihm der nicht-deutsche "Markt" wichtiger ist. Es gibt noch so einige andere Dinge, wo man ein Kalkül vermuten darf, mir kommt das alles auch wenigstens teilweise wie eine Inszenierung vor.

Ich finde es jedenfalls durchaus richtig darauf hinzuweisen, dass Erfolg oder Misserfolg von Integration in Deutschland sich nicht an einem Multimillionär misst, der die meiste Zeit des Jahres nicht in Deutschland lebt und ganz andere Probleme hat, als Menschen mit türkischem Migrationshintergrund, die etwa in Berlin-Kreuzberg oder Hamburg-Steilshoop leben. Ich will das jetzt auch nicht als "Luxusproblem" abtun, aber die Wucht der Erklärung finde ich schon ungewöhnlich ...
Kai
Hmmm, richtige oder falsche Empoerung kann es meiner Meinung nach nicht geben, denn es kommt auf den jeweiligen Standpunkt an. Ich habe heute nur wenig Zeit, daher eine kurze Antwort:

Klar gibt es eine Empoerung, welche so formuliert wird, dass man sie als denkender Mensch nicht mehr ernst nehmen kann. Da mag dann die Ursache sogar berechtigt sein ( oder nicht): allein der Ausdruck der Empoerung vernichtet dessen Berechtigung fuer den Empoerten. Ich diskutiere nicht mehr mit Leuten, denen ein gewisses Mass an Respekt und Anstand auch in der Formulierung fehlt. Dazu ist mir meine Lebenszeit zu wertvoll:-)

Ein Statement in englischer Sprache von jemanden, der weltweit 70 Mio Follower hat und in England arbeitet, halte ich im Jahr 2018 fuer so normal und wenig spektakulaer wie der beruehmte Sack Reis in China....:-D

Natuerlich lebt Oezil auf sehr hohem Niveau, trotzdem ist er dadurch nicht vor Rassismus geschuetzt. Ich glaube das ist aber das eigentliche Thema. Auch ein Obama wurde und wird immer von semi-intelligenten Menschen wegen seiner Hautfarbe angefeindet. Obama ist sehr klug und seine Ausserungen entsprechend auch, Oezil oder seine Berater haben kein gute Kommunikation hinbekommen. Trotzdem bleibt Rassismus Rassismus. Was, welches ich ausdruecklich sagen moechte, nichts mit der berechtigten Kritik am Spieler gemein hat!!! Die darf ja sein, keine Frage.

Muss los, Urlaubsstress ruft.....:flucht::flucht::flucht:

Gruss Dirk
 
Hallo Dirk,
ich habe die Empörungen ja auch extra in Anführungszeichen gesetzt, um eben die Schwierigkeit deutlich zu machen, die da liegt. Man hat schon das Gefühl, dass es ja nicht falsche Bedürfnisse nach Sicherheit und Identität gibt, die aber mit höchst problematischen Lösungen bedient werden
Ich diskutiere nicht mehr mit Leuten, denen ein gewisses Mass an Respekt und Anstand auch in der Formulierung fehlt. Dazu ist mir meine Lebenszeit zu wertvoll
klar, aber es gibt viele Situationen, da ist das ja keine Option zumal dann, wenn es sich eben um politische Entscheidungsprozesse handelt. Dort regiert im wahrsten Sinne des Wortes dann eben auch bald die Empörung, wie in den USA, denn Trump ist ja auch dauerempört.
Natuerlich lebt Oezil auf sehr hohem Niveau, trotzdem ist er dadurch nicht vor Rassismus geschuetzt. Ich glaube das ist aber das eigentliche Thema.
nein, ist er nicht, und man soll da auch nicht relativieren. Um den Alltagsrassismus in Deutschland zu verstehen, ist Özil meines Erachtens weniger gut geeignet, da ihm bestimmte Dinge einfach nicht so passieren. Er steckt vermutlich nicht in einem Polizeikessel zu Silvester und ist Opfer von racial profiling. Es gibt viele Beispiele für Rassismus in Deutschland, die alle unbeachtet blieben und bleiben oder sogar kleingeredet und gerechtfertigt werden.
Trotzdem bleibt Rassismus Rassismus.
absolut
Kai
Sascha Lobo hat nochmal, diesmal deutlich polemischer, nachgelegt: Sprachkritik: Deutsch-Rechts/Rechts-Deutsch - SPIEGEL ONLINE - Netzwelt

Ein Zitat aus diesem Wörterbuch:
"Political Correctness
Merkel der Sprache. Political Correctness ist für Rechte eine Denkfigur, die jedem erlaubt, sich im Alltag in die Opferpose zu werfen: "Mir wird der Mund verboten!". Gegen Political Correctness zu sein, heißt für Rechte, dass sie menschenfeindliche Sprache benutzen wollen, ohne dass ihnen widersprochen werden soll. Rechte nehmen Widerspruch als "Unterdrückung" oder sogar "Verbot" wahr, weil sie die bloße Existenz der Andersartigkeit als Bedrohung begreifen möchten: die Garantie, für immer Opfer zu sein. Der Kampfruf "Political Correctness!" taugt auch als Schutzbeschwörung gegen jedes Nachdenken über Diskriminierung."

Kai
 
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