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Ecopista do Vouga mit dem Rad

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Liebe Foris,

um die Erwartung nicht zu hoch zu schrauben, das wird jetzt kein Reisebericht im klassischen Sinn, sondern nur ein kurzer Bericht meiner Erfahrungen auf einer 2-tägigen Radtour (ohne E-). Europaweit und auch hier in Portugal gibt es verschiedene Bahntrassenwege, die durchs Landesinnere in Portugal gehen. Für unsere Tour hatten wir uns die Ecopista do Vouga ausgesucht, die in der Nähe von Paradela bzw. Sever do Vouga startet und in Viseu endet. Von dort aus sind es 75km und ca. 1000 Höhenmeter. Da Sever do Vouga mitten im Nirgendwo ist, haben wir beschlossen, in Aveiro zu starten. Am Anreisetag haben wir einen ausgiebigen Stadtbummel gemacht.
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Am nächsten Tag sind wir nach einem gemütlichen Frühstück gestartet. Das Gepäck für die Tour hatten wir z.T. am Rad, der Rest war im Rucksack. Geplant war, dass wir 4 Tage unterwegs sind, 2 Tage hin und 2 wieder retour.

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Wir hatten 2 GPS-Tracks für die gesamte Strecke, die sich auf dem Weg raus aus Aveiro unterschieden haben. Leider haben wir den kürzeren gewählt, da war dann schon nach 8km Ende Gelände. Wir sind im Dickicht steckengebliegen. Mit einem kleinen Umweg haben wir einen anderen Weg gewählt, aber auch der sollte sich schon kurz danach als Sackgasse erweisen.
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Also mussten wir wieder umkehren und mit einem großen Bogen auf den anderen Track ausgewichen. Der Weg aus der Stadt raus ist nicht sehr lohnend, das nächste Mal würden wir nicht wieder in der Stadt parken.
Aber schon bald wurden die Straßen kleiner und die Dörfer verschlafener, oft waren es eigentlich nur Streusiedlungen. Obwohl es noch nicht die eigentliche Ecopista do Vouga war, kamen wir durch sehr hübsche Landschaften, über beeidruckende Viadukte, durch alte Tunnels und an alten Bahnhöfen vorbei.

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Das Hotel Encosta dos Tuneis für die erste Nacht hatten wir vorgebucht, da in den kleinen Dörfern die Übernachtungsmöglichkeiten ja begrenzt sind. Die Unterkunft liegt kurz hinter dem eigentlichen Anfang der Ecopista do Vouga, bei km 5 oder so... Bei der Buchung hatte ich darauf geschaut, dass fußläufig ein Restaurant in der Nähe ist, da wir am Abend wenig Lust verspüren, nochmal 10 oder 15km mit dem Rad eine Kneipe zu suchen. Der nächste Ort Sever do Vouga, wo es mehrere Möglichkeiten gibt, wären einfach nochmal 200 Höhenmeter extra gewesen, auch das wollten wir nicht. Das Hotel ist toll, ein altes Gut, was liebe- und geschmackvoll restauriert wurde. Es besteht aus mehreren Gebäuden, das Gelände ist sehr weitläufig. Mit Pool und allem Drum und Dran. Unser Zimmer war 2-stöckig, unten WZ und Bad, oben Schlafzimmer und ein kleiner Balkon.

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Gott sei Dank war ich so schlau, dass ich zum Abendessen einen Tisch reservieren wollte. Leider hatte das Gasthaus Betriebsferien! Die Wirtsleute im Hotel haben mir gesagt, es sei alles offen, kein Problem. Na toll.... Im Ort Paradela gab es nur eine kleine Bar, wo wir direkt vor unserer Ankunft im Hotel schon einen Tosta mixta gegessen haben. Dort wollten wir nicht wieder hin. Wir sind dann zu Fuß in das nächste Dort, aber auch dort gab es nur eine Bar, wo es leider auch nichts zu essen gab. Nachdem wir das Mädel angebettelt haben, hat sie uns auch einen Tosta mixta gemacht. Das ist genau das, was man nach einer langen Radtour möchte. :mad: Im Zimmer hatten wir noch Erdnüsse und vom Hotel einen großen Korb Heidelbeeren, so hatten wir wenigstens eine tolle Nachspeise. Schade, dass das Hotel kein Restaurant hat, es wäre sonst wirklich zu empfehlen. Eigentlich wollten wir am übernächsten Tag ja nochmal dort übernachten, diese Buchung habe ich aber storniert, da sich bis dahin die Verpflegungssituation nicht gebessert hätte.
An dem Tag sind wir 45km und 450 Höhenmeter gefahren.
 
Der 2. Tag sollte etwas länger werden, allerdings nicht so lange, wie er dann wurde. Der erste Wermutstropfen war schon, dass es erst ab 9 Uhr Frühstück gab! Das mag für Leute okay sein, die hauptsächlich am Pool liegen wollen, aber für aktive Gäste ist das eindeutig mindestens 1 Std. zu spät. Allerdings war das Frühstück sensationell, daher wollten wir auch nicht hetzen. Viele Produkte kommen direkt vom eigenen Hof, das Obst war wirklich gigantisch, es gab eine große tolle Käseauswahl, Wurst, Brot, alles was man so möchte. So sind wir erst um 10:30 Uhr weggekommen. :klatsch:
Der Anfang ist erst mal frustrierend. Wir waren ja nur auf der "richtigen" Ecopista, da gibt es alle Kilometer Schilder, die einem anzeigen, wie weit man schon gekommen ist bzw. wie weit es noch ist. Aber der Weg selber ist toll, man fährt wirklich so gut wie nie auf der Straße, höchstens mal in einem Ort ein kleines Stück. Der Untergrund wechselt zwischen Asfalt und gutem Schotter. Die erste größere Stadt ist Oliveira, die man passiert. Falls wir die Tour nochmal planen würden, würden wir hier übernachten. Allerdings wären das dann auch gleich über 60km und sicher 700hm. Viele der kleinen Bahnhöfe sind liebevoll renoviert oder restauriert, aber alle stehen leer, kein Mensch macht was damit. Das ist super schade, wir hätten uns auf der Strecke mal ein Café gewünscht für einen kurzen Stopp, aber Fehlanzeige. Erst in Oliveiro hat man bißchen Infrastruktur.
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Aber die Landschaften haben uns wieder völlig dafür entschädigt.
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Später kamen wir dann nach Sao Pedro do Sul. Da haben wir nicht schlecht gestaunt! Da steht mitten in der Pampa ein luxuriös anmutender Kurort mit großem schickem Hotel und allem Pipapo. Da wir leider spät dran waren und keine Lust auf was Süßes hatten, blieb uns wieder nur eine Bar mit Tosta mixta. Auf dem Rückweg aus dem Ort haben wir zwar gesehen, dass es auch noch Alternative gegeben hätte, aber wenn man hungrig ist, hat man auf dem Rad wenig Lust lange zu suchen.

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Obwohl es schon mitten am Nachmittag war hatten wir immer noch fast 30km vor uns mit etlichen Höhenmetern. Das zog sich dann auch und es wurde auch ziemlich warm. Trotzdem haben wir immer wieder innegehalten und die Landschaft genossen. Irgendwann haben wir dann auch unser Ziel Viseu gesehen. Für Radler ist Viseu eine etwas gemeine Stadt, sie hat die Form wie ein Sektflaschenboden. Von allen Seiten geht es erst mal bergab in den Talgrund und das Zentrum selber ist dann wieder etwas erhöht auf einem Hügel. Die Ecopista endet ziemlich abrupt, d.h. die Wegweiser und Markierungen hören einfach auf und zwar ein ganzes Stück außerhalb des Zentrums. Um dorthin zu gelangen mussten wir dann tatsächlich jemanden fragen. Da wir kein Hotel vorgebucht hatten, da wir nicht wussten, ob wir tatsächlich bis zum Ende fahren wollen, mussten wir noch ein Hotel suchen. Daraus haben wir dann keine Doktorarbeit mehr gemacht und sind ins erstbeste halbwegs brauchbar aussehende Hotel im Zentrum. Inzwischen war es schon 18:30 Uhr und wir hatten 77km und über 1000 Höhenmeter in dein Beinen, wir hatten fertig. Also schnell die Räder aufgeräumt, unter die Dusche und ab in ein Restaurant. Irgendwie sollten wir auf dieser Tour durchweg Pech haben. Wir sind zu einem Italiener, sah ganz nett aus, es war noch warm genug um einen Platz auf der Terrasse zu suchen. Wir wollten gern ein Gedeck haben, das allerdings nicht kam und beide haben wir etwas völlig anderes bekommen, als wir bestellt hatten. Da der Laden nicht ganz billig war, ging das falsche Essen natürlich zurück.

Da wir ziemlich müde waren und die Verpflegungssituation eher suboptimal, haben wir beschlossen, die Tour nicht wieder zurück zu fahren. Ich hab mir dann noch ein Ticket für den Redebus am nächsten Vormittag gekauft, die Strecke kostet für Ü65 nur 3,95 EUR! Wenn man Münchener Preise für die Öffis gewöhnt ist, dann kann einem das schon ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Ein wenig deprimieren ist, dass der Bus für die Strecke, für die wir 2 Tage gebraucht haben, grad mal 1 Std. unterwegs ist. Unser Auto war nur einen 10-minütigen Fußmarsch vom Bahnhof entfernt geparkt, sodass ich schon mittags wieder in Viseu war und Mann und Räder einladen konnte.

Fazit zur Tour: Im Prinzip jederzeit wieder, die Macher haben sich mit dem Weg selber echt Mühe gegeben, die Ausschilderung könnte nicht besser sein. Allerdings hat kein Mensch anscheinend einen Gedanken an die Infrastruktur verschwendet. Wie komme ich vom Endpunkt wieder zum Startpunkt? Wo kann man unterwegs einkehren oder übernachten? Irgendwie braucht es für diese Touren mehr Recherche als man das von den Themen- bzw. Fernradwegen in Mitteleuropa gewöhnt ist. In Viseu könnte man auch noch die Ecopista do Dao anhängen, aber auch die endet im Nirwana. Dort könnte man zwar übernachten, aber es gibt auch nichts zu essen. Für Leute, die keine Bikepacker sind und alles dabei haben, schwierig... Wir fahren zwar gern Rad, aber dazu gehört dann eben abends gescheit essen zu gehen und sich bedienen zu lassen. Trotzdem war das ein tolles Erlebnis! Vielleicht hilft unsere Erfahrung ja dem einen oder anderen, der auch Lust auf so eine Radtour hat.
 
Toller Bericht. Hab ich auch oft auf Radtouren- zwar woanders, erlebt und irgendwie befriedigend, dass auch in der Jetztzeit mit aller Digitalisierung und WWW-Pipapo es doch ein großes Abenteuer sein kann. Danke dafür!
 
Das mit dem Abenteuer ist relativ. Klar kann man alles durchplanen, aber irgendwie würde das den Reiz der Spontanität nehmen. Bis vor wenigen Jahren sind wir Mehrtagestouren in den Alpen gefahren, da lernt man, flexibel zu sein. Wenn es gewittert, muss man schauen, dass man vom Berg kommt, egal wie die ursprünglichen Pläne waren. In solchen Situationen haben mir immer die leid getan, die eine geführte Tour gebucht haben, denn die müssen weiter zu nächsten Unterkunft, ob sie wollen oder nicht. Da mach ich mir lieber selber die Mühe der Planung.
 
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