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Dialekt oder normale portugiesische Aussprache

simone

Admirador
Teilnehmer
Hallo,
leider konnt ich noch keinen Portugiesisch Kurs besuchen (starten erst im Herbst) und daher habe ich eine kleine Frage zur Aussprache, Mir ist aufgefallen, dass bei vielen Wörtern der letzte Vokal überhaupt nicht ausgesprochen wird (besonders das o) und ich frage mich ob das der Dialekt von Lissabon ist oder generell so ist? Als Beispiel, der Name Bruno wird wie "Brun" oder Porto wie "Porto" oder Santo Amaro wie "Sant Amar" ausgesprochen...
 
AW: Dialekt oder normale portugiesische Aussprache

Hallo,
leider konnt ich noch keinen Portugiesisch Kurs besuchen (starten erst im Herbst) und daher habe ich eine kleine Frage zur Aussprache, Mir ist aufgefallen, dass bei vielen Wörtern der letzte Vokal überhaupt nicht ausgesprochen wird (besonders das o) und ich frage mich ob das der Dialekt von Lissabon ist oder generell so ist? Als Beispiel, der Name Bruno wird wie "Brun" oder Porto wie "Porto" oder Santo Amaro wie "Sant Amar" ausgesprochen...
Man muss manchmal schon genau hinhören, Simone, die Endvokale sind meist sehr schwach oder manchmal fast gar nicht zu hören.
Santo Amar klingt sicher oft wie Santamar.
Auf der Wiki-Seite

gibts unten Hörbeispiele.
Die Alfacinhas plappern eben auch wie ihnen der Schnabel gewachsen ist:


Da hilft nur hören, hören und wieder hören,
natürlich auch anfangen (nach)zureden. :)
 
AW: Dialekt oder normale portugiesische Aussprache

Hallo Simone,

echte Dialekte wie in Deutschland hat Portugal keine, ausser Mirandês und möglicherweise Açoriano; fällt also nicht ins Gewicht.

Ansonsten spricht jede Gegend ein wenig anders, bzw. manche betonen die Grundaussprachen besonders, andere weniger.

Eine der größten Schwierigkeiten beim Hörverständnis sind die Es und Os:

Die Es werden am Wortende (mehr oder weniger) abgeschliffen oder auch ganz verschluckt.
Genauso ergeht es allen anderen Es, sofern sie nicht in der betonten Silbe stehen.
Man hört als starken Vokal E in den folgenden Beispielen nur das fett Geschriebene, die anderen sind entweder ganz weg oder werden meistens nur als fast gutturales Geräusch betont:
telefone, eléctrico, estante, interessante, portuguesa.

Ähnlich tragisches Schicksal haben die Os, die in der betonten Silbe sie selbst sein dürfen, aber in den unbetonten Silben fast oder ganz wie ein U klingen:
Rossio wird zu Russiu, Portugal zu Purtugal, etc.

Dieses gilt für Portugal aber so gut wie nie für Brasilien.
Aber, wie gesagt, auch in Portugal gibt es diese Aussprache in verschieden starken Varianten.

Ein wichtiger Tip:
Die portugiesische Aussprache mag schwierig sein, folgt aber sehr klaren Regeln. Wenn man die Regeln der sílaba tónica, also der betonten Silbe, beherrscht, und somit die Regeln der Akzente, dann ist das schon der halbe Weg zur richtigen Aussprache und somit auch zum besseren Verständnis.

Viele Grüße,
Dirk
 
AW: Dialekt oder normale portugiesische Aussprache

Hi Simone,
das Silben-Verschlucken ist tatsächlich in Portugal, pardon Prrrtugl, sehr verbreitet.
Die Portugiesen mögen offenbar keine Vokale, sie bevorzugen Konsonanten, insbesondere Zischlaute.
Aber falls es Dich tröstet - in Lissabon geht es noch. An der Algarve fand ich es viel schlimmer.
Verschlucken kann man überall, nicht nur am Wortende. Ein paar Beispiele aus der Lissaboner Gegend:
Alcantara wird zu Alcantra.
Estoril wird zu Schtooril.
Und Belem klingt so ähnlich wie Bleij (nasal!)
Ein paar Snobs machen genau das Gegenteil - sie reden affektiert-extradeutlich und verlängern die Verben: beber klingt dann wie bebere (also wie das lateinische Originalwort!).

Höchste Zeit, dass sich Premierminister Sukratsch mal der Sache annimmt.

Grüße,
Gerhard
 
AW: Dialekt oder normale portugiesische Aussprache

Hallo Gerhard,

wenn ich dein Posting gleich zur Illustration des von mir eben erklärten benutzen darf:

Alcântara - Wo der Akzent ist wird betont und der Vokal stark und deutlich gesprochen, in diesem Fall ein nasales A. Die anderen As werden in Halsnähe veschluckt, was garnicht so seltsam ist wie es für Fremdsprachler klingen mag, denn wo sind auf Deutsch die unterstrichenen Es in diesen Wörtern? Genauso klingen auch die Es und As im Portugiesischen.

Estoril - Alle Wörter, die auf Deutsch und Englisch mit ST oder SP anfangen, bekommen auf Portugiesisch ein E davorgesetzt, das aber nur anklingt und nicht voll ausgesprochen wird, denn die betonte Silbe ist die letzte und damit werden die anderen stiefmütterlich behandelt. Das O im Wort ist ebenso unbetont, wird damit zum U.

Belém - Die betonte Silbe ist die letzte, sichtbar am Akzent, daher wird das este E zum stimmlosen wie schon oben am deutschen Beispiel erklärt.

beber - Ebenso, aufgrund des Rs ist die letzte Silbe betont, daher wie oben. Sehr populär und auch bei Zigeunern üblich ist das E am Wortende, das auch wie ein I klingen kann; allerdings sollte sich das kein Portugiesischlerner angewöhnen, denn es ist erstens falsch und klingt auch gehörig nach Unterschicht.

Sócrates - Der Akzent ist auf der betonten und daher auch als O gesprochenen Silbe, der Rest siehe oben.

Es ist ein Jammer, dass niemand die Akzente und die mit ihnen verbundenen Regeln für die betonte Silbe ernst nimmt, denn sie sind eine enorme Hilfe.

Viele Grüße,
Dirk
 
AW: Dialekt oder normale portugiesische Aussprache

Es ist ein Jammer, dass niemand die Akzente und die mit ihnen verbundenen Regeln für die betonte Silbe ernst nimmt, denn sie sind eine enorme Hilfe.

Viele Grüße,
Dirk

Wie kommst du denn darauf, dass niemand sie ernst nimmt?
 
AW: Dialekt oder normale portugiesische Aussprache

Ich muss zugeben, dass ich die Akzent-Regeln bis heute nicht richtig kapiert habe, obwohl ich in Deutschland einen guten Lehrer hatte, der alles immer sehr geduldig erklärt hat.

@Dirk:
Ich kann und will natürlich Deine fachmännischen Erklärungen nicht anzweifeln, bin aber erstaunt über Deine Auskunft zum Thema "Verben-Verlängerung".
Ich wohne ja bekanntlich über einem Cafe, und bekomme ständig das ganze pralle Leben mitsamt seiner alltäglichen Dramen live und in Farbe mit.
Mein Eindruck war bislang, dass Sätze wie "Quere bebere alguma coisa" i.d.R. dann fallen, wenn gelangweilte Frauen mit ihren verzogenen Kindern reden. Hatte da eher den Eindruck von Neureichen oder Möchtegern-Intellektuellen, aber nicht von Zigeunern oder Prolls.
Und erstaunlicherweise habe ich an der Algarve, wo ja bekanntlich die Dummen hausen, dieses "andare/pagare/bebere"-Phänomen so gut wie nicht mitbekommen.
Muss ich mit meinen Ohren zur Inspektion oder wie hängt das alles zusammen?
Hat sonst noch jemand Beobachtungen diesbezüglich gemacht?

Ate log,
Gerhard
 
AW: Dialekt oder normale portugiesische Aussprache

Wie kommst du denn darauf, dass niemand sie ernst nimmt?

Hallo Bia,

die Goldwaage lasse ich jetzt mal zu Hause, denn meine Postings sind keine Texte für eine Exegese; folglich habe ich niemand auch nicht im mathematischen Sinne des 0% benutzt, sondern der Ausspruch war ein wenig ironisch und auch emotional gefärbt gemeint.

Was ich meinte, trocken und unemotional ist: Aus meiner Erfahrung als Lehrer weiss ich dass nur eine kleine Minderheit der Schüler oder auch schon sprechenden Nicht-Muttersprachler des Portugiesischen den Akzenten die Bedeutung beimisst, die sie verdienen. Verdienen sage ich im Sinne der Hilfestellung, so dass diese weitverbreitete Unwissenheit zum Thema Akzente ein Verzicht auf Hilfe und Logik in der Sprache ist.

Viele Grüße,
Dirk
 
AW: Dialekt oder normale portugiesische Aussprache

Mein Eindruck war bislang, dass Sätze wie "Quere bebere alguma coisa" i.d.R. dann fallen, wenn gelangweilte Frauen mit ihren verzogenen Kindern reden. Hatte da eher den Eindruck von Neureichen oder Möchtegern-Intellektuellen, aber nicht von Zigeunern oder Prolls.

Hallo Gerhard,

das ist der Nachteil wenn man über Sprache spricht ohne sie zu hören.
Du hast vollkommen Recht mit dem was du sagst, ebenso wie ich auch.
Denn wir denken an zwei unterschiedliche Dinge.
Es gibt nämlich zwei Arten der "Verbverlängerung", die anders klingen, aber in der Umschrift gleich aussehen.
Allerdings kann ich das in Worten nicht beschreiben.
Die Art zu sprechen, die du beschreibst wird von den "Tias" beherrscht, die andere, die ich meinte, ist vor allem bei Zigeunern und zum Beispiel in der Alfama und ähnlichen Vierteln zu Hause.
Aber auch wenn es sich gleich schriftlich umschreiben lässt, so klingen sie doch ganz anders wenn man sie hört.

Viele Grüße,
Dirk
 
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