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Frage Wer wohnt nähe Coruche und hat Pferde?

wilroi

Amador
Teilnehmer
Stammgast
Hallo zusammen,
meine Frau und ich sind im August 2014 aus der schönsten Ecke Deutschlands zusammen mit unseren vier Pferden hierher nach Portugal, genauer gesagt in die Nähe von Branca, südlich von Coruche ausgewandert. Zusammen mit unseren Tieren bewohnen wir eine kleine Quinta mit ca. 3,5 ha. Die Stallungen und Koppeln waren teils schon vorhanden, teils wurde etwas umgebaut.
Mit der Zeit sind nun ein paar Fragen aufgetaucht, daher:
Gibt es jemanden, der in unserer Nähe wohnt, eventuell selbst Pferde hat und mit dem wir ein wenig über alle Themen rund um die Pferdehaltung plaudern können? z.B. Heuqualitäten, Preise für Heu, Entsorgung bzw. Verkauf von Pferdemist, Tierärzte, Reitplatzbau etc. Gerne auch über das Leben in Portugal im Allgemeinen....

Wir würden uns über Rückmeldungen oder entsprechende Tips sehr freuen!
 
Hallo,

hm, habe jetzt überlegt, ob ich Dir wirklich helfen kann... Nähe Coruche... nicht ganz... Pferde... auch nicht so 100% korrekt... aber vielleicht bringt es Dir trotzdem was. Also wir wohnen Nähe Alcobaça (ca. eine Autostunde weg von Euch) und wir haben 4 mit den etwas längeren Ohren - sprich Esel. Aber manche Dinge sind sich ja ähnlich.

Unsere haben einen Offenstall mit Freigang (Weide begrenzt - ist für Esel allerdings auch ein muss wegen der Hufrehe). Wir beziehen die kleineren Heuballen (ich glaub' so an die 20kg schwer, leicht stapelbar) und zumeist ist es so eine Heu/Strohmischung, manchmal mit Luzerne (die sind ganz besonders lecker). In unserer Nähe ist ein Landwirt, der uns die Ballen auf Zuruf liefert (immer so einen Anhänger voll = 150 Stück). Kostenpunkt mit Anlieferung: € 2,50/Ballen. Würde ich sie selbst abholen - am besten noch auf dem Feld, käme mich das um einiges billiger - habe dafür aber keine Kapazitäten. An der Heuqualität gibt es nix zu meckern. Keine Giftpflanzen drin, kein Müll drin, wohlriechend und nie schimmelig - höchstens zuweilen staubig. Den Mist - der hier ja im wahrsten Sinne des Wortes haufenweise anfällt - schenken wir Selbstabholern. Das sind zumeist Kleinbauern hier vor Ort, die dann mit dem Traktor nebst Hänger anfahren und auch selbst aufladen (groooosssse Erleichterung). Wir selbst lesen 1x täglich die Ställe ab und karren dies dann auf einen Haufen.

Meine Tierarztkontakte werden Dir auf die Entfernung nicht viel weiterhelfen, zum Reitplatzbau kann ich leider auch nichts beisteuern. Wir reiten nicht auf den Eseln, möchten sie aber demnächst einfahren (wird auch abenteuerlich werden...).

In Eurer Nähe gibt es aber einen Reiterhof/Zucht, die wir schon mehrmals besuchten: Vale Pau ( - der Besitzer der Anlage heisst Mário. Meiner Meinung nach ein sehr verständiger, kompetenter Mann. Die Stuten laufen dort frei, Hengste bzw. Wallache und Pferde, die dort eingestellt sind, werden in einer Koppel gehalten und täglich bewegt. Vielleicht kannst Du mal mit ihm Kontakt aufnehmen (zwecks Tierarzt, Hufschmied und anderen Fragen...). Portugiesisch ist allerdings notwendig - ich weiss nicht, ob er Englisch spricht.

Bei irgendwelchen Fragen kannst Du mich gerne kontaktieren. Vielleicht konnte ich Dir ja ein wenig weiterhelfen...

Viele Grüsse,
Simone
 
Hallo Simone,
vielen herzlichen Dank für Deine Tips. Damit hast Du uns schon mal ein Stück weiter geholfen.

Werden als erstes mal ein Schild raushängen, dass wir Pferdemist zu verschenken haben.
Derzeit verteilen wir ihn auf den bisher ungenutzten Flächen (meist Sandboden) und fahren dann einmal mit der Fräse drüber, um ein wenig organisches Material in die Oberfläche zu bekommen. Wir hoffen, mit der entsprechenden Saat dann auch mal eine schöne Grünfläche zu bekommen. Beim Nachbarn funktioniert das ganz gut.

Heu bekommen wir derzeit in Großballen aus der Nähe von Villafranca geliefert. Der Mann kommt mit Frontlader und Anhänger und lädt selbst ab. So ein Ballen wiegt ca. 300 kg und kostet 45 € - von der besseren Qualität. Ist aber eine ziemliche Schinderei, das Heu entsprechend in den Ställen zu verteilen und ich mag mir nicht vorstellen, wie die schlechtere Qualität aussieht... Das ist eher so ein Stroh/Heu-Mix, zwar ohne Abfälle aber mit viel Staub wie Du das schon beschrieben hast.

Unsere Pferde stehen ebenfalls im Offenstall mit Paddock und "Bolzplatz". Wenn es der Zustand der Koppeln erlaubt (je nach Wetter) kommen sie auch raus zum Grasen. Wir haben allerdings hier in der Gegend das große Problem, dass die Pferde auf dem weichen Sandboden die empfindliche Grasnarbe ziemlich schnell kaputt machen und es dauert ewig, bis das wieder nachwächst.

Zu Mario hatten wir schon mal Kontakt. Vielen Dank für den Tip. Wir werden ihn bezüglich der anderen Fragen kontaktieren. Er spricht übrigens astreines Englisch.

Wie ich gesehen habe, seid ihr in Alcobaca. Aus Nazaré kommt derzeit unser Hufschmied Martinho. Vielleicht kennt ihr ihn?

Nachmals Danke und viele Grüße
Willi
 
Hallo Willi,

ja die Bodenbeschaffenheit hier ist schon so ein Ding für sich. Die Fläche auf der sich unsere Langohren tummeln ist im Winter matschig und im Sommer steinhart – ich glaub‘ so ein Zwischending gibt es nicht. Und ja, ich kann mir in etwa vorstellen, wie schnell so ein Pferdehuf die Weidefläche runiert! Einmal kurz drübergetobt und man ist den Tränen nah... Esel sind da (Gott sei Dank) nicht so zerstörerisch (halt auch nicht so schwer...). Da hilft Dir über kurz oder lang wohl nur, die Weidefläche abzustecken und so eine Art 3-Felder-Wirtschaft zu betreiben... ideal ist das nicht. Meine ohnehin karge Weidefläche kann ich spätestens im Sommer dann auch vergessen. Was die Esel nicht liefern, schaffen dann die Ziegen... Leider haben wir nicht so viel Platz wie ich es gerne hätte – mal sehen, vielleicht ist es im Laufe der nächsten Jahre noch ausbaufähig (zumindest würde ich mir das wünschen...). Ohje, 300kg-Ballen sind ja nicht wirlich leicht zu händeln – bei uns wäre dies nicht durchführbar. Vielleicht hat Mario ja noch andere Kontakte, was das Heu angeht. Villafranca ist ja auch nicht wirklich um die Ecke... bestimmt geht das noch besser! Meinen Heulieferanten habe ich mittlerweie soweit, dass ich ihm in etwa sagen kann, was für eine Heuqualität ich gerne hätte (Luzernemix) – meistens klappt es ganz gut und im Grossen und Ganzen bin ich echt zufrieden damit. Vielleicht kriegst Du ja auch einen Bauern soweit, dass er für Dich eine seiner Wiesen nach Wunsch bepflanzt – alles eine Verhandlungssache!
Martinho kenne ich, ich dachte jedoch, dass er mehr aus der Gegend von Alcobaça kommt... hm, ich habe die Hufe erst einmal von ihm machen lassen – leider hat er mir bei einem Reheesel die Hufe so derart versaut (zu viel abgenommen), dass der arme Kerl wochenlang nicht gescheit laufen konnte. Seitdem habe ich ihn nicht mehr kommen lassen. Momentan macht es ein Tierarzt mit, der sich auf Esel spezialisiert hat, da der Eselhuf auch einen anderen Winkel haben sollte... Dieser Tierarzt wohnt jedoch ewig weit weg von uns und ist daher auch nicht die Ideallösung. Ich suche also noch nach der eierlegenden Wollmilchsau... für Pferde gibt es hier ziemlich gute Fachleute, für Esel allerdings suchst Du Dich dumm und dappisch! Ich habe mittlerweile schon soviel Fachliteratur gelesen, dass ich schon dazu neige, unsere Tierärztin zu korrigieren (peinlich peinlich – ich muss da echt aufpassen, dass das nicht dumm rüberkommt).

Fütterst Du Deinen Pferden Kraft- bzw./oder Mineralfutter? Wenn ja, welches? Auch da bin ich noch immer auf der Suche... derzeit bekommt jeder einmal täglich eine Handvoll Hafer- und Sonnenblumenkernemix – ungequetscht. Die ganzen Futtermischungen sind mir suspekt – zu viel Melasse, Konservierungsmittel, die teilweise in Deutschland verboten sind etc. etc. Das kann doch nicht gesund sein! Wie in aller Welt geht Ihr damit um? Und wenn ich dann wieder mit meinen Erklärungen anfange, dass dies und jenes wegen der Rehegefahr nicht ok ist, werde ich nur gross angeschaut... arghhh, da merkt man mit aller Wucht, dass so ein Esel gerade mal überhaupt keinen Stellungswert hat...

Genug gejämmert – freue mich über Deine Antwort.

Viele Grüsse,
Simone
 
Hallo Simone,
gerne beantworte ich zuerst mal Deine Fragen. Unsere Pferde bekommen grundsätzlich mal diesen Heu/Strohmix über den wir oben schon gesprochen haben, und zwar so viel sie wollen. Wir haben lange experimentiert, wie wir das am besten füttern, ohne dass zuviel zertrampelt, bepisst oder sonstwas wird. In den Ställen hier waren Futterraufen auf ca. 2 m Höhe montiert. Da müssen die Pferde den Hals lang machen und sich strecken um hin zu kommen. Ausserdem ist das mühsam zum Befüllen. Wir haben es dann mit Heunetzen versucht, die wir etwa erhöht aufgehängt hatten. Problem hierbei ist, dass die Pferde mit den Vorderbeinen gerne drin hängenbleiben, wenn sie danach "graben" oder sich die Hufeisen runterziehen, wenn sie in den Maschen hängenbleiben. Heunetze stopfen ist ebenfalls sehr zeit- und arbeitsaufwändig. Letztlich haben wir große Futterkisten gebaut mit 85 cm Kantenlänge. Die sind unten offen, durch ein grobmaschiges Gitter fällt der Dreck raus, die Pferde haben den Kopf zum Fressen unten und können auch nichts rauswerfen. Klappt bis jetzt ganz gut.
Zusätzlich gibt es nur reinen ungequetschten Hafer (da ist viel Zink drin), Salzleckstein ist wichtig, ab und zu Karotten wenn sie günstig zu bekommen sind mit etwas Öl drüber. Viele füttern hier diesen Müsli-Mix "Raci Tejo" heißt das, glaube ich. Da sind aber wohl die von die angesprochenen Konservierungsmittel drin. Ist auch nicht m.E. nicht nötig. Pferd frisst Heu und Hafer. Fertig! Und sie sehen wirklich gesund aus. Kannst sie ja mal anschauen kommen, wenn Du hier in der Gegend bist. Rehe vom fetten Gras bekommen die hier bestimmt nicht ;)
Noch was zum Thema Hufschmied. Sowieso immer ein sehr schwieriges Thema, einen Guten zu finden. Wir hatten erst einen auf Empfehlung einer Bekannten hier aus dem Nachbarort. Der hat einen unserer Hengst dermaßen vernagelt, dass er an beiden Vorderhufen insgesamt 5! Hufabszesse hatte. Sowas haben wir noch nie erlebt. Das Tier litt Höllenqualen und war kurz davor aufzugeben. Wir haben dann glücklicherweise eine sehr gute Tierärztin gefunden, die wiederum Martinho zu uns mitgebracht hat. Der hat unseren Hengst 4 Wochen lang behandelt bis er wieder einigermaßen laufen konnte. Seitdem beschlägt er unsere Pferde. Nie wieder ein Problem gehabt.

Die Weideflächen haben wir, wie von Dir empfohlen, sowieso schon durch Elektrozäune getrennt. Wir haben insgesamt 8 Koppeln mit je ca. 1000 qm. Die werden abwechselnd beweidet, ansonsten bewässern wir, wenn nötig und säen teilweise mit Speedmix nach. Ist nicht gerade billig aber so haben die Hottis wenigstens ab und zu frisches Grün zwischen den Zähnen.

Wenn Du noch mehr oder genaueres wissen willst - nur zu!

Schönen Abend und viele Grüße
Willi

P.S. Ist schön zu wissen, dass wir hier nicht alleine sind...
 
Ich kann mir noch vorstellen, dass Pferdehaltung, je weiter Richtung Süden, nicht wirklich einfach ist. 45 Euro für einen Rundballen Heugemix finde ich noch happig. Wir produzieren pro Jahr etwa 700 Rundballen Heu, direkt ab Land 25 Euro, geliefert im Umkreis von ein paar Km. 35 Euro. Einer der Gründe, warum ich den grünen Norden Portugals so schätze, hier gibt es Gras teilweise im Überfluss:







Wieso verschenkt ihr euren Mist? Ein altes Sprichwort sagt: Mist ist Gold. Vor allem in diesem kargen Land, wo noch jeder seinen Garten hat. Der portugiesische Staat subventioniert schon seit einiger Zeit Projekte, wie beispielsweise Tee-Plantagen oder Kräuter und Pflanzen für die Pharmaindustrie, alles auf Bio-Basis, sprich dies alles muss mit natürlichen Mittel gedüngt werden. Mir reissen sie den Mist aus den Händen, ich kann den wirklich vergolden. Oder aber, ich tausche ihn gegen Landnutzung ein, darum kann ich auch soviel Heu produzieren.

Wieso verbessert ihr nicht euren Boden mit dem Mist (gut, für Esel passt der Boden wohl hervorragend)? Das habe ich anfangs hier auch getan. Oben drüber ist mittlerweile ein guter Mutterboden, gräbt man 20 Zentimeter, ist da auch Sand.

Wer mal einen guten, auf pferdespezialisierten Tierarzt benötigt, darf sich ruhig melden. Ich habe einen ganz tollen Tierarzt, noch jung, spricht perfekt englisch und verfügt über sehr neue Gerätschaften. Allerdings aus dem Norden, Braga, aber er ist auch im Süden unterwegs.

Willi, wie viel Wasser hast du zum Bewässern zur Verfügung?
 
Hallo zusammen,
ich nehme mal an, Manuel oder Eveline schreibt mir...
schön, von Euch zu hören und vielen Dank für Eure Gedanken.
Zur Wasserfrage: wir haben hier Wasser ohne Ende. Eine Tiefbohrung, 4 Brunnen, jede Menge Pumpen (die natürlich Strom kosten) und die komplette Quinta ist unterirdisch verrohrt, also Wasser überall - aber von 100 ha können wir nur träumen....

Zum Thema Mist: Ich habe zwar ein wenig Ahnung von Landwirtschaft aber das meiste Wissen nur aus Büchern. Leider haben wir noch niemanden gefunden, der uns hier vor Ort konkret weiterhelfen kann. Was wir bisher machen:
Im Moment verteilen wir den Pferdemist con cama, sprich Stroh oder Heu, auf den kargen Sandflächen um mehr organisches Material in die oberen Schichten zu bekommen, das bleibt dann eine Zeit lang liegen, anschließend fahren wir mit dem Traktor/Fräse drüber und arbeiten so alles in den Boden ein. Das sieht jetzt auch schon ganz toll aus. Leider ist der Boden nach dieser Prozedur mit der Fräse viel zu "weich". So suche ich schon seit längerem eine schwere Walze um den Boden zu verdichten, sonst sinken mir die Pferde buchstäblich im Sand ein und nachher sieht es aus wie Mondlandschaft. Als Saatgut verwenden wir Speedmix.
Ich wäre für Tips und Hinweise jeglicher Art wirklich sehr dankbar. Ist Walze erforderlich (sieche immer noch nach einer Gebrauchten) Mist erst ablagern oder gleich ausbringen? Wie lange ablagern? Während der Regentage raus oder davor oder danach?

Der grüne Norden Portugals gefällt uns auch sehr gut, hat viel mit Bayern gemeinsam (Berge und grüne Wiesen) wo wir ursprünglich herkommen, aber wir sind nun mal hier im Zentrum und müssen (leider) mit den Gegebenheiten hier fertig werden.
Eure Homepage kenne ich schon sehr lange und sie gefällt mir sehr gut. Hab schon sehr viele tolle Infos bei Euch gefunden.
Übrigens: Wir haben hier einen 7-jährigen Luso-Hengst aus der Zucht von Vasconcellos: Domino FLV, ein Traumpferd! Sagt Euch das was?

Schönen Abend und viele Grüße
Willi
 
Hallo liebe Pferdeleute, ich komme auch bald nach Portugal....züchte hier Welshponys, und möchte es dort weiterhin tun; bin für Kontakte immer offen :)
lg. aus dem kalten Germany
Silvia
 
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