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Blog Urbane Landwirtschaft – Wie die Portugiesen Krise überlebten

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Urbane Landwirtschaft - Bild von Rui Filipe Gutschmidt


Die Krise hat Portugals Bevölkerung in eine Misere gerissen. Von der Mittelschicht abwärts findet man die großen Verlierer der Krise und die ärmsten der Armen hat es am schlimmsten getroffen. Doch wissen die älteren Portugiesen noch, was Hunger ist und wie in den Zeiten der Diktatur nutzen sie daher jedes Fleckchen Erde, um Kartoffeln und Gemüse zu pflanzen.

Von Rui Filipe Gutschmidt

Die Menschen müssen sich anpassen, wie sie es immer schon getan haben. Der Portugiese hat eine Mentalität, eine Kultur und eine Erziehung der Improvisation. Im 2. Weltkrieg soll Diktator Salazar gesagt haben: „…rupft die Blumen raus und pflanzt Kartoffeln und Kohl…“! Das Land war zwar neutral, lieferte aber an den historischen Bündnispartner – Großbritannien – und an das ideologische Vorbild – Deutschland – Getreide, Fischkonserven, Wein, Olivenöl und sogar Wolfram und so weiter. Die Nahrungsmittel wurden rationalisiert, damit die Großgrundbesitzer viel Geld verdienen konnten. Dennoch hatte es auch eine humanitäre Seite (die Herr Schäuble wohl vergessen hat) und der Nebeneffekt war eine Gesellschaft, die bis heute mit Notsituationen umgehen kann.

Hinzu kommt ein starker Zusammenhalt in Familien, Nachbarschaft (mehr im ländlichen Bereich) und eine gute Dosis christlicher Nächstenliebe. All das ist Teil der Erziehung der Portugiesen, ihrer Essenz. Aber auch die Gastfreundschaft ist ein fester Bestandteil der Portugiesen, besonders derer „einfacher Herkunft“. Es sind vor allem diese Menschen, die das wenige das sie haben, noch teilen. Es gibt auch Menschen die Land haben, aber aus verschiedenen Gründen nichts damit anfangen können. Die Jugend ist ausgewandert, arbeitet in den Städten und die Landflucht hat das Inland entvölkert und vorwiegend Alte und Kranke zurückgelassen.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wer auf dem Land aufgewachsen ist hat immer den Drang in der Erde zu buddeln, ....

So isses. Und es ist gut so! Wer noch weiß wie mal Kartoffeln anpflanzt und einem Hasen das Fell über die Ohren zieht, verhungert nicht so schnell.
Ab und zu die Hände tief in die Erde stecken ist das beste Psychopharmazeutikum überhaupt...:-D
 
So isses. Und es ist gut so!
Titel und Tendenz des Artikels sind mal wieder ein typisch deutsches Hineininterpretieren: ›Ach, die armen Portugiesen, um nicht zu verhungern, müssen sie schon Gemüse auf der Verkehrsinsel anbauen.‹
Dabei hat das alles mit Finanzkrise, Sparmaßnahmen usw. überhaupt nichts zu tun. Das war schon vorher so.
Der Couve galega in jedem freien Winkel, und bis weit in die Stadt hinein auch hier und da mal ein paar Hühner oder Weinreben für den Vinho caseiro: in Porto z.B. gehört das einfach dazu, es ist Teil der Bodenständigkeit, die zu den großen Qualitäten dieser Stadt gehört. Das ist kein Symptom der Krise, sondern im Gegenteil ein Zeichen, dass auch die Stadtbevölkerung noch viel mehr Bezug zu den Lebensgrundlagen hat als in nördlichen Industrieländern.
Ich hoffe, es hält sich!
 
Das ist kein Symptom der Krise, sondern im Gegenteil ein Zeichen, dass auch die Stadtbevölkerung noch viel mehr Bezug zu den Lebensgrundlagen hat als in nördlichen Industrieländern.
Vielleicht ist es auch einfach beides? Man weiß sich eben zu helfen wenns hilft.
 
Claro: desenrascar-se. Aber der Couve war trotzdem schon lange vor der Krise da.
(Und der portugiesische Autor heißt etwas verdächtig "Gutschmidt" ;).)
 
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Reaktionen: HJV
In dem Text werden ein paar richtige Beobachtungen aufgebläht zu ideologischem Unfug.
»Wer auf dem Land aufgewachsen ist hat immer den Drang in der Erde zu buddeln«
Wer auf dem Land lebt, hat vor allem mal das Bedürfnis, von der Scholle wegzukommen und in einer Stadt zu leben, wo er nicht mehr buddeln muss. (@maisumapatria »Ab und zu die Hände tief in die Erde stecken ist das beste Psychopharmazeutikum überhaupt« - schöne Formulierung, aber diese Therapie wirkt eben nur da, wo man nicht mehr zwanghaft und aus Lebensnot an Mutter Erde gebunden ist.)

Und wo so ein reaktionärer Schwachsinn zu lesen ist:
In diesem Sinne ist es klar, dass bei den Portugiesen die Landwirtschaft – neben der Fischerei natürlich – in der DNA verankert ist.
wird dann natürlich prompt im nächsten Artikel gegen »Finanzparasiten« gewettert. Das verkettet sich alles so automatisch zum, höflich gesagt, »anti-modernen Weltbild«, dass jede Kritik garantiert ins Leere läuft.
Das ist kein Symptom der Krise, sondern im Gegenteil ein Zeichen, dass auch die Stadtbevölkerung noch viel mehr Bezug zu den Lebensgrundlagen hat als in nördlichen Industrieländern.
Ich hoffe, es hält sich!
Wird es nicht, würde ich sagen, weil dieser andauernde »Bezug zu den Lebensgrundlagen« daher kommt, dass die Landflucht in markanten Dimensionen nicht nur später eingesetzt hat, als z.B. in Deutschland, sondern auch länger angedauert hat. In Lissabon gibt es einfach noch mehr Ex-Bauern als in Paris. (Aragon hat »Le Paysan de Paris« 1926 geschrieben, in den Romanen von Lobo Antunes strandet die Landbevölkerung bis mindestens in die 70er Jahre in Lissabon.)
 
(@maisumapatria »Ab und zu die Hände tief in die Erde stecken ist das beste Psychopharmazeutikum überhaupt« - schöne Formulierung, aber diese Therapie wirkt eben nur da, wo man nicht mehr zwanghaft und aus Lebensnot an Mutter Erde gebunden ist.)
Ich denke eher es ist so, daß man diese "Erdung" noch mehr braucht wenn man zum "Städter" geworden ist um eben die reale Bindung an Mutter Erde zu erfahren. Was sind wir denn ohne sie?
Was gibt es schöneres als ein Gemüse, einen Salat zu essen den man selber gepflanzt, gehegt und dann geerntet hat.....
Ich brauche diese Erdung. Andere nicht. Es gibt auch durchaus Menschen, die dieses leben auf dem Acker lieben, auch wenns hart ist.
 
In dem Text werden ein paar richtige Beobachtungen aufgebläht zu ideologischem Unfug.

hi
ya, vom stil her moechte mann fast meinen da bestehen verwandtschaftliche verhaeltnisse zum ( ) der in diesem forum ja auch schon mit allerlei verqueren beobachtungen aufgefallen ist.

Wer auf dem Land lebt, hat vor allem mal das Bedürfnis, von der Scholle wegzukommen und in einer Stadt zu leben, wo er nicht mehr buddeln muss.

vieram da terra para lisboa com uma mala de cartolina para enriquecer- das trifft auf fast alle zu bei denen vor ihrer abreise in die hauptstadt nur pure armut festzustellen war; einige dieser 'zugewanderten alfacinhas' wurden in lissabon oder cascais dann als pato bravo zum millionaer und heute kauft man problemlos das selbsterzeugte im bioladen fuer €12.75 das kilo (kirschen)

Ich denke eher es ist so, daß man diese "Erdung" noch mehr braucht wenn man zum "Städter" geworden ist um eben die reale Bindung an Mutter Erde zu erfahren.

tschuldige bitte, aber bei durchschnittlich zwei jobs und oftmals >60h die woche die es in der stadt z.zt. fuers ueberleben braucht klingt das jetzt doch schon ein wenig pathetisch; beim bricolagem-aki gibt es wohl deswegen diese mittelgrossen schlichten blumentoepfe mit nix drin ausser erde fuer €15 das stueck ;-)

wenn zeit und musse vorliegen und geld eine eher untergeordnete rolle spielt dann lassen sich mit einem stueckchen garten ausser den vitalen bohnen von der stange und leckeren mohrrueben sicher auch der gesundheit sehr zutraegliche gefuehlswelten erzeugen, wenn.

greezz
henry
 
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