Es gab viel zu entdecken auf der ProWein 2024, hier ein kleines Potpourri der Weine, die ich probieren durfte.
Fabío Fernandes brachte mir das "
Alfrocheiro-Experiment" der
Herdade do Menir näher: Ist die Verwendung der Rebsorte im Alentejo eh bereits eher ungewöhnlich, toppt die leichte Machart dies noch einmal. Ich kannte den Wein bereits als Tank Sample, nun, auf Flasche gezogen hielt die lediglich in Stahl ausgebaute Variante was sie einst versprach. Der selbe Wein nur in gebrauchter Eiche zeigt das gleiche Profil, nur ein Ticken ausbalancierter.
Luís Mourão präsentierte seine Version von Alentejo-Weinen, die in einer micro scale-Auflage (um die 3000 Flaschen) nachhaltig in Évora angebaut werden. Sehr leicht zugänglich ein rebsortenreiner
Moreto, breitschultrig aber nicht schwerfällig der Alicante Bouschet, mit einer ungewöhnlichen salzigen Note der
Aragonez. Sehr lecker, das alles, auch der in der Tonamphore ausgebaute weiße
Antão Vaz. Ich denke, da werde ich zukünftig ein Auge drauf haben.
Etwas unter dem Radar fliegt die in Zentral-Portugal gelegene Region Beira Interior. Zu unrecht wie
Pedro Carvalho vom Traditionsweingut
Quinta dos Termos mit seinen jungen Jahrgängen mühelos unter Beweis stellen konnte.
Alte Reben oder rebsortenreiner
Alfrocheiro, mit einem delikat-würzigen
Rufete oder sei es mit einem eleganten, weißen
Fonte Cal. Ganz feine Tropfen, mit einem sensationellen Preis-/Spaß-Verhältnis.
Auch bei
Luís Louro und
Inês Capão von der
Adega Monte Branco hatte ich (für den Alentejo) wieder überraschend frische und leichtfüßige Weine im Glas. Nicht nur die sortenreine Linie, auch die Reservas und die LOUca/LouCA-Weine (die nur in besonders guten Jahren in die Flasche kommen) zeigen sich modern und stilistisch auf der Höhe der Zeit.
Luís führte mich im Anschluss zu seinem (neuen) Nachbarn:
Aliestre aus
Estremoz. Deutsche, die im Alentejo Weine in Top-Qualität erzeugen? Da fallen einen natürlich die Lindemanns als Pioniere in der Region ein. Aber spannend, dass die jungen Produzenten rund um
Carsten Kullik vom Start an direkt mit einer so hohen Qualität einsteigen. Vom Entry Level-Wein bis zur Top Notch-Granate: Es waren keine Ausreißer dabei, Qualitativ wirklich auf extrem hohem Niveau (mit Luís Louro bereitet natürlich ein Top-Enologo die Weine). Hut ab und weiter so. Da bleibe ich gerne am Ball ...
Jepp, Bubbles können die Portugiesen! Extrem "trinkig" und gastronomisch, der Brut Nature-Prickler von
Adega Belém, aus einem rebsortenreinen "
Trincadeira"-Grundwein versektet, mit dem mich
Catarina Moureira begeistern konnte. Ebenfalls Brut Nature der
Ninfa Espumante von
João Barbosa. Beeindruckenden Komplexität! Großartig!
Nachdem ich an dem Tag bereits einen "
Rufete" aus dem Beira Interior hatte, konnte mich auch die Dão-Variante der Rebsorte mitnehmen (die der Produzent,
Marcelo Villela de Araújo von
Textura unter dem Synonym "
Tinta Pinheira" labelt).
Amphoren-Weine aus der eher bodenständigen Weinbauregion Tejo? Immer wieder für Überraschungen gut, und schön zu sehen, wie sich die Region im Wandel befindet. Vielversprechend und dabei preislich immer noch im überschaubarem Rahmen, was mich
Nuno Falcão Rodrigues von
Casal da Coelheira verköstigen ließ.
Nun, Top-Amphoren-Weine vom Tejo kann auch
Maria Vincente von der
ODE Winery, ihr
Alicante Bouschet tritt den Beweis locker an. Aber auch die Rebsorte
Touriga Nacional beherrscht die Önologin perfekt, die Top-Bewertungen in der letzten VINUM sprechen für sich. Die
Touriga Nacional einmal anders? Der "
Unica" zeigt, dass es auch mit karbonischer Gärung geht! Und noch ein echtes Highlight, der weiße Blend "
Enóloga" bei dem es mich gefreut hat, dass die portugiesischen Trauben als Verschnittpartner ausgewählt wurden. Super delikat, elegant und trotz der 12 Monate im Barrique bei aller Komplexität mit einer säurebetonten Frische. Der macht mal so richtig Spaß!
Castelão aus dem Alentejo? Bei
Antonío Maçanita brilliert die Rebsorte. Seine Schwester
Joana Maçanita demonstriert mit gemischten Sätzen vom Douro aus (wirklich, wirklich, wirklich alten) alten Weinbergen (Vinhas Velhas) warum die Region zurecht zum Weltkulturerbe gehört. So viele Top-Weine an einem Tag, man könnte sich daran gewöhnen!